Das Diesel-Problem ist eines der umstrittensten Themen dieser Wochen. Der Chef der deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch geht davon aus, dass nahezu alle Hersteller von Diesel-Fahrzeugen bei der Abgasreinigung getrickst haben. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, RadioWelt am Morgen) sagte Resch, dass es „kein VW-Skandal“ mehr sei, sondern „die gesamte Diesel-Industrie“ betreffe. „Die haben um Geld zu sparen schlechte Abgasreinigungstechnik verbaut, die die Wirksamkeit nur auf Situationen wie im Prüflabor beschränkt.“
Resch erwartet, dass Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in einigen deutschen Innenstädten schon bald eingeführt werden: „Die Fahrverbote werden kommen. Die Einhaltung der Stickstoffdioxid-Grenzwerte ist einfach wichtiger, als die Mobilität der schmutzigen Diesel-Fahrzeuge“, sagte er.
Der neue Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Kurt Gribl (CSU), hat bereits angekündigt, dass die bayerische Staatsregierung gemeinsam mit dem Bayerischen Städtetag ein Konzept ausarbeiten will, um für ein eventuell kommendes Diesel-Fahrverbot in bayerischen Städten gerüstet zu sein. Gribl sagte ebenfalls im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, RadioWelt am Abend), dass man sich darauf verständigt habe, „dass unter Einbeziehung des Bayerischen Städtetages die bayerische Staatsregierung ein Konzept ausarbeitet, wie ein mögliches Instrument aussehen könnte für den Fall, dass wir zum Handeln gezwungen würden.“
Fahrverbote nur letzte Option
Gribl betonte allerdings auch, dass alle Teilnehmer des „Dieselgipfels“ in der bayerischen Staatskanzlei gegen ein Fahrverbot gewesen seien. Er sagte, „dass nach Möglichkeit keiner der Beteiligten ein Fahrverbot verhängen will als Instrument“. Alle seien „daran interessiert, das abzuwenden“. Er könne aber nicht versprechen, dass es kein Fahrverbot geben wird und forderte in diesem Zusammenhang die Unterstützung der Autoindustrie, um betroffene Diesel-Motoren schnellstmöglich umrüsten zu können.
Auch Baden-Württemberg setze nun zunächst darauf, ältere Diesel-Pkw nachzurüsten. Die Grenzwerte für Stickoxid und Feinstaub könnten sich dadurch womöglich einhalten lassen. Die baden-württembergische Regierung musste sich einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge nach einer Intervention des Bundesverkehrsministeriums von ihrem im Luftreinhalteplan formulierten Modell mit Fahrverboten verabschieden. Dieses sei rechtswidrig, weil dadurch eine neue Umweltzone in Stuttgart geschaffen würde. Baden-Württemberg sei gezwungen, sich an die Anordnung des Bundesministeriums zu halten.
Das Stuttgarter Verkehrsministerium habe mitgeteilt, dass die Voraussetzung für einen Verzicht auf Fahrverbote sei eine adäquate Nachrüstung sei. Andernfalls müsse man neu überlegen. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wolle sich alle Optionen offen halten. „Vom Tisch“ seien „Fahrverbote zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht“. Aber man suche nach Möglichkeiten, solche Verbote zu vermeiden.
Klarheit nach Autogipfel Anfang August?
Das Bundesverkehrsministerium bemühte sich der SZ zufolge, sich aus der Debatte herauszuhalten. Man habe von Anfang an gesagt, dass generelle Fahrverbote „der falsche politische Ansatz“ seien, erklärte eine Sprecherin der Zeitung. Alternative Antriebe bei Fahrzeugen, die sich ständig in den Städten bewegten, etwa Müllautos, Stadtbusse oder Taxis, seien wirkungsvoller. Es bringe hingegen wenig, auch Autos die Einfahrt in Städte zu verbieten, die nur „ein oder zwei Mal“ hineinfahren wollten. Grundsätzlich halte man „temporäre Fahrverbote“ aber weiterhin für möglich. Modalitäten der Diesel-Nachrüstung und weiterer Maßnahmen sollen auf einem Autogipfel Anfang August festgelegt werden.
Jensen meint
Wichtig bei der ganzen Diskussion bleibt, dass man nicht vergisst, dass das Schadstoffthema seitens der EU nun schon gut 10 Jahre auf dem Tisch ist.
Das sollte selbst bei den langsamsten Verwaltung- und Entwicklungsmühlen genug Zeit sein, um eine Bringschuld gegenüber der Allgemeinheit endlich zu leisten.
Natürlich will die Politik Fahrverbote mit aller Macht verhindern bzw. verzögern.
Das wird sie auch weiterhin versuchen. Deswegen ist es um so wichtiger, dass die Justiz dafür sorgt, dass Fahrverbote kommen, denn nur so wird sich überhaupt etwas bewegen lassen. Es wird ohnehin genug schmutzige Ausnahmen geben.Und ebenso gilt es, sich dem anderen großen Verbrennerthema anzunehmen: Den Heizungen ! In einer Welt, in einem Land der Dichter und Denker, den tollsten Ingenieure, wird die Allgemeinheit mit allen schadender und ebenso schadhafter Technik. umgeben. Ist die Allgemeinheit darüber aufgeklärt, welche Leistungswerte in der Ausnutzung der Energie bspw. ein PKW-Verbrennungsmotor hat ??? Was würde der Bundesbürger wohl sagen, wenn von seinem Stundenlohn unmittelbar vor seinen Augen 80% in den Reisswolf gesteckt würden ? Er würde sich sicher darüber aufregen, er würde sich idealerweise dagegen wehren. In Bezug auf den Verbrennermotor würde er aber in jedem Falle feststellen, dass das nicht wirklich clever, nicht wirklich fortschrittlich, nicht wirklich Stand der technischen Entwicklung
(in einer angeblich so hochentwickelten Nation) sein kann, bei welcher Anwendung auch immer, den allergrößten Anteil des Energieeinsatzes einfach zu verlieren.
…und eigentlich hat doch gerade der deutsche Michel nix zu verlieren …
senrim meint
Die Fahrverbote sind falsch und treffen die Falschen, denn insgeheim freuen sich die Hersteller darüber. Selbst wenn man uns alle zwingen sollte (was ich nicht für realistisch halte) einen neuen „sauberen“ Diesel zu kaufen wird das vielleicht die Investitionen der Hersteller retten aber nicht die Technologie denn das wird nicht in Berlin, Stuttgart oder München entschieden.
Meiner Meinung nach sollte die Automobilindustrie ihre Energie nicht mehr in eine veraltete Technologie stecken sondern sich schneller in Richtung Elektromobilität bewegen.
Mir ist durchaus bewusst dass dies viele schmerzhafte Einschnitte bringt aber diese sind unvermeidbar. Das betrifft auch uns Steuerzahler die zum großen Teil von dieser Industrie leben.
Für mich selbst gibt es als Kaufoption den Verbrenner (inklusive PHEV) nicht mehr .
Der jetzige soll solange laufen wie es geht und danach kommt ein gebrauchtes Elektroauto!
JoSa meint
Ahh-Ja
Fahrverbote sind also falsch.
Es ist also besser, wenn Leute, die sie nicht persönlich kennen, an dem Dreck sterben.
Ist so als wenn in China ein Sack Rais umfällt.
JoSa meint
Ich hätte da noch eine prima Idee…
Wenn es zu einem Fahrverbot kommt, lassen sie sich doch den Nutzungsausfall von ihrem Fahrzeughersteller bezahlen. :)
senrim meint
Bitte nicht falsch verstehen mir ist die Gesundheit der Leute nicht egal, und ich hätte auch lieber weniger als mehr Verbrenner auf den Straßen und in den Stätden.
Mir geht es nur darum dass ich nicht verstehe weshalb Fahrzeuge die noch vor kurzem eine Zulassung erhalten haben plötzlich nicht mehr fahren dürfen. Das ist Enteignung!
Viel sinnvoller wäre folgendes:
1. Den ÖNV sammt Taxis auf Elektromobilität umstellen
2. Den gesammten Fuhrpark vom Lieferverkehr und Komunen auf Elektromobilität setzen (keine PHEV)
3. Ladeinfrastruktur fordern und fördern (Gesetze+Mittel)
In diesem Fall würde sich das Ganze von selbs erledigen aber leider ohne VW & Co. den die haben noch nichts anzubieten, und das ist wieder eine anderes Problem.
Fritz! meint
Das mit den LKW ist ein gerne gebrachter und trotzdem falscher Vorschlag. Auf der Straße erfüllen bereits ALLE aktuellen LKW und Busse die Euro 4, 5 und 6 Norm tatsächlich, da es dort nämlich keine Laborwerte gibt. Die werden IMMER auf der Straße gemessen. Ein z.B. aktueller Audi A8 ist Faktor 14 mal so dreckig wie ein 7,5 Tonner.
Also erstmal bei den größten Dreckfinken (den Diesel-PKW) anfangen, danach dann die Taxen (machen nur einen kleinen einstelligen Prozent-Anteil der Fahrten in der Stadt aus) und dann gerne den Lieferverkehr mit dem ÖPNV zusammen auf E-Antrieb umstellen.
Gunarr meint
Ich weiß nicht, ob man sich wirklich so an den Nachrüst-Strohhalm klammern sollte. Das bindet Ressourcen, die für die Umstellung auf Elektromobilität gebraucht werden, ganz unabhängig davon, wer bezahlt. Ein ordentliches Park&Ride-System wäre billiger und effektiver.