Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann pflegt nach Ansicht vieler Parteifreunde ein zu freundschaftliches Verhältnis zur Autoindustrie. Das erklärte Ziel der Grünen, den Verbrennungsmotor ab 2030 in Deutschland auslaufen zu lassen, hatte er kürzlich als „Schwachsinn“ bezeichnet. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung äußerte sich Kretschmann nun zurückhaltender zur Verkehrspolitik seiner Partei.
Die Forderung der Grünen nach einem Verbrenner-Aus in knapp 13 Jahren bezeichnete Kretschmann als „Weckruf“. Eine feste Quote für Elektroautos, wie sie der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz vorgeschlagen hat, hält er aber nicht für zielführend. Kretschmann betonte: „Wir leben schließlich in einer Marktwirtschaft.“ Stattdessen komme es vor allem auf die Grenzwerte an. Fahrverbote müssten verhindert werden, entsprechende radikale Maßnahmen schloss der Ministerpräsident in einer „Restform“ ab 2020 allerdings nicht aus.
Die Krise um manipulierte und in vielen Fällen deutlich zu hohe Abgaswerte zeige laut Kretschmann nicht nur das Versagen der Autoindustrie, sondern auch der Politik im Bund sowie der EU. „Jetzt säßen den Politikern die Gerichte im Nacken, gleichzeitig sollten sie die Grenzwerte ohne Fahrverbote einhalten. Das grenze an die Quadratur des Kreises“, so die FAZ. Für ein effektives Mittel hält der baden-württembergische Ministerpräsident die Blaue Plakette, die der Bund bislang ablehnt.
Die Autohersteller hätten „uns das Problem eingebrockt. Sie sollten sich auch an der Fehlerkorrektur beteiligen“, so Kretschmann. Insgesamt „hyperventiliere“ die Debatte über die Zukunft des Dieselmotors seiner Meinung aber etwas. Musterklagen gegen die Automobilindustrie etwa sehe der Grünen-Politiker kritisch.
McGybrush meint
Ist das ein Maulwurf? Er kann ja gerne Politik machen und seine Meinung äussern aber er ist aus meiner Sicht in der falschen Partei oder ein Maulwurf.
Währe ja so als ob die Afd ein Staatlich geförderten Linienflug für einreisewillige Flüchtlinge einfordern würde.
kritGeist meint
Sehr gut analysiert, anscheinend hat ihm die CSDU schon ein Platz bei eigener Partei gesichert, falls die Grünen abgewählt werden oder er wird der zukünftige Umweltminister. Die Autolobby stellt schon mal einen neuen Dienstwagen vor seine Haustür & sichert einen Sitz im Vorstand.
Fritz! meint
Also eigentlich wäre ein Grüner als Umweltminister ja die perfekte Wahl.
Mit einer Ausnahme…
Aber als Finanzminister wäre er OK, damit könnte ich leben.
Kritiker meint
Herr Kretschmann finde ich amüsant.
Zitat:
„Jetzt säßen den Politikern die Gerichte im Nacken, gleichzeitig sollten sie die Grenzwerte ohne Fahrverbote einhalten. Das grenze an die Quadratur des Kreises“.
Wo er recht hat, hat er recht.
Einerseits sollen die Diesel ja weiterentwickelt werden und die Grenzwerte endlich real einhalten. Dies ist durchaus (für Neuwagen) möglich, aber das kostet Leistung, Geld und macht zusätzlich die Dieselautos lauter. Man muss ordentlich Harnstoff dazu tanken etc.
Siehe hier: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/volkswagen-us-generalstaatsanwaelte-schiessen-verbal-gegen-vw-a-1103842-5.html
Wenn man dann halt alternativ einen Benziner nimmt, hat man das Problem des hohen Verbrauchs (hohe CO2 Werte) und deutlich geringeren Drehmomentes.
So oder so kann man also wenn man die vorgegebenen Schadstoff Grenzen einhält davon ausgehen, dass man ein paar Tausender drauflegen muss, ein sehr lautes (Diesel) Fahrzeug hat, weniger Leistung und dabei noch mehr Verbrauch + zusätzlich fleißig Harnstoff tanken, oder alternativ einen Benziner, der nochmal mehr verbraucht.
Oder das alles nicht und dann die Grenzwerte um ein vielfaches überschreiten.
Euro 4 und Euro 5 schaffen die Grenzwerte so oder so nicht, da kommt man um ein Fahrverbot wohl mittelfristig nicht herum.
Es ist also tatsächlich ein Dilemma oder wie Hr.Kretschmann sagt „die Quadratur des Kreises“.
Von daher würde ich mal behaupten, dass man für die Zukunft wohl eher nicht auf diese toten Pferde setzen sollte, sondern lieber das Geld in bessere Akkutechnik und effizientere Antriebseinheiten investieren sollte, Stichwort Elektromobilität ;-)
Bei dem rein elektrischen Fahrzeug sind die (positiven) Entwicklungsschritte ja doch sehr beachtlich. Wenn man den ersten Leaf mit dem aktuellen vergleicht, haben wir da über 60 % Zuwachs in der Akkukapazität und bei anderen Anbietern sind die Sprünge genauso groß in nur wenigen Jahren.
Bei den Verbrennermotoren aus den oben genannten Gründen stelle ich von Jahr zu Jahr nur Rückschritte fest.
Fritz! meint
Hätten die deutschen Autohersteller 1997 nicht gepennt und es wie Toyota gemacht, hätten sie heute zumindest saubere, die Grenzwerte auch auf der Straße einhaltende Benziner mit E-Unterstützung. Das CO2 Ziel wäre bereits jetzt erfüllt, Toyota hat damit als einziger Hersteller kein Problem. Aber nein, sie haben den deutschen Hybrid 1998 gleich wieder eingestammpft (Audi Duo, falls es einen interessiert).
Ernesto 2 meint
Warum halten die Automobilhersteller nicht einfach die Grenzwerte ein, und gut ists?
Jeder Schweinestall muss Grenzwerte einhalten und kriegt eine fette Strafe aufgebrummt und Millionen von Autos dürfen dem Gesetz Straflos NICHT entsprechen? Das ist ja ein Aufruf zum Rechtsbruch. Auch die neue Verordnung die 100%ges übersteigen des Grenzwertes im Realbetrieb erlaubt, ist das. Das ist ja als dürfe man in einer 50-Zone mit 100 durchbrettern ohne eine Strafe fürchten zu müssen. Da hört für mich der Spaß auf. Sollen die Politiker doch offen sagen, Eure Gesundheit liebe Wähler ist uns egal, hauptsächlich die Kasse der Autoindustrie brummt. So kann man CDU-CSU-SPD-FDP-Grüne ja auf keinen Fall mehr wählen. Die sind doch durch Spendengelder der Industrie alle bestochen worden. Auch Herr Kretschmann.
ulli0501 meint
Die Autohersteller halten die Grenzwerte auf dem Prüfstand ein. In den kommenden Jahren wird das aber auf Realbetrieb umgestellt.
Bedauerlicherweise trägt das Bundesverkehrsministerium was die letzten 4 Jahre aus meiner Sicht KEINEN Verkehrsminister hatte eine Mitschuld, da man hätte viele Sachen anstupsen können.
Warum sollte die Gesundheit der Wähler für die Politiker eine Rolle spielen ? Das jetzt Bewegung ins Spiel kommt sehe ich nur an der E-Quote in China und der Druck von Tesla sonst würde das Spiel ewig so weitergehen.
Auch wenn ich einer der Nichtwähler bin und Herrn Kretzschmann mal als CDU Grünen einstufe sehe ich die Grünen noch als die Partei welche Klimasachen am Herzen liegen. Den anderen ist die Gesundheit in der Tat nicht wichtig nur Ihre Eigene.
kritGeist meint
Nichtwählen ist immer eine schlechtere Wahl, damit zementieren Sie mit, dass die bisherigen Großlobbisten so weiter machen, wollen Sie das wirklich, dann wären Sie quasi auch ein Kretscham! ;-) Dem Restlichen würde ich zustimmen :-)
UliK meint
Das ist echt ein Treppenwitz der Geschichte. Ein „Grüner“ sorgt sich um die Autoindustrie. Petra Kelly dreht sich im Grabe um.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
@ Ecomento:
Kleiner Rechtschreibfehler – 2 Abschnitt, 1 Satz.
Herr Kretzschmann sagt heute das und morgen das wie es gerade passt. Sorry aber 2021 geht er hoffentlich in Rente.
kritGeist meint
Besser früher, genug Lobbisten haben wir schon, versteckte Lobbisten brauchen wir noch weniger!