Straßenlaternen zu Ladestationen umzurüsten gilt als kostengünstige und elegante Lösung für den Ausbau der Elektroauto-Ladeinfrastruktur – doch nicht jede Laterne eignet sich als Strom-Tankstelle. Die SPD hatte im Stadtparlament in Darmstadt gefordert, die Straßenbeleuchtung der Stadt als Stromquelle für Batterie-Autos zu nutzen. Verkehrsexperten der grün-schwarzen Koalition wiesen die Anregung zurück. „Technisch unmöglich, lautete ihr Argument unter Berufung auf Angaben des Versorgers Entega“, berichtet Echo Online. Unmöglich dürfte die Umrüstung zwar nicht sein, dafür aber je nach Stadt und Laternentechnik mitunter sehr aufwändig.
Es komme darauf an, „die richtige Frage zu stellen“, betonte Knut Hechtfischer, Gründer und Geschäftsführer des deutschen Anbieters von Ladelösungen Ubitricity. Das Unternehmen vertreibt unter anderem ein selbst entwickeltes Ladekabel mit mobilem Stromzähler, mit dessen Hilfe bereits mehrere Hundert Ladestellen in London, Oxford und Berlin eingerichtet wurden.
In London und Berlin gestalte sich die Umrüstung von Straßenlaternen zu Ladestationen nicht sonderlich kompliziert, so Hechtfischer – dort sei jede einzelne Straßenlaterne mit einem eigenen Kabel an das Stromnetz angeschlossen. Laternen in anderen Städten seien gruppenweise mit der Hauptleitung verbunden, für das Laden eines Elektroautos reiche der Strom der einzelnen Straßenleuchten daher nicht aus. Dies sei auch in Darmstadt der Fall.
„Je stärker der Kabelquerschnitt, desto besser“, erklärte Hechtfischer. „Die interessante Frage ist, für welche Anwendungsfälle es sich trotzdem lohnt.“ Darüber zu diskutieren, ob Laternen „uneingeschränkt geeignet“ oder „völlig ungeeignet“ seien, hält er für nicht zielführend. Es gehe schließlich „nicht darum, alle Lichtmasten gleichzeitig als Ladestationen herzurichten“. In Darmstadt könnte die Stromleistung von Laternen, die nicht zu weit von der Hauptleitung entfernt stehen, demnach durchaus zum Laden eines Elektroautos über Nacht ausreichen.
Von den etwa 15.000 Laternen in Darmstadt werden laut Hechtfischer jedes Jahr altersbedingt „einige Hundert“ ausgetauscht – neue Masten könnten dabei mit integrierter Elektroauto-Lademöglichkeit versehen werden. Das Netz würde auf diesem Weg Stück für Stück mit dem ohnehin noch geringen Stromer-Bestand der Stadt mitwachsen. Die Machbarkeit der Lösung will Hechtfischer im Rahmen des staatlichen „Sofortprogramms Saubere Luft“ prüfen und damit vom Bund finanzieren lassen.
strauss meint
entscheidender als wo der Strom in das Auto kommt ist, woher dieser kommt. Wenn E Autos oekologischer sein sollen muss alternativ erzeugter Strom verwendet werden. Wer nur aus der Steckdose bezieht und glaubt Braunkohle- und Atomstrom komme ja von ihm weit weg und das Auto würde ja keinen Dreck ausstossen, ist ein Kindskopf.
E.OFF meint
Diese Diskussion müssen wir aktuell aber nicht führen. Jedes Jahr werden bei der Erzeugung von erneuerbaren Strom neue Rekorde gebrochen weil immer mehr zugebaut werden, der Anteil der erneuerbaren am Strommix steigt stärker wie die eAutos die gerade zugelassen werden verbrauchen können.
Es gibt auch plausible Studien das eAutos, auch dann noch sauberer sind, selbst wenn der Strom aus Kohle stammen würde wie Verbrenner. Da werden die Lokalen Emissionen dann auch gerne Ausgeblendet die Verbrenner direkt in der Stadt mehr erzeugen wie eAutos, denn Kohlekraftwerke stehen selten in der Stadt und haben wenn dann einen besseren Filter.
Wenn wir ab morgen nur noch eAutos zugelassen würden, brauchen wir locker 13 Jahre bis unser gesamter PKW bestand (ca. 42 Mio.> Zulassungen 2017 3,4 Mio.) umgerüstet wäre! Wo werden wir dann bei den Erneuerbaren liegen? 2016 > 29% 2017 > 33% Braunkohle ging um 3% zurück , angenommen wenn wir jedes Jahr 3% mehr erneuerbare hätten, dann wären das in 15 Jahren 72% !
Wenn man ein wenig die Zahlen kennt sind solche Panikmache und Leuteverdummung der Verbrenner Lobby schnell Schall und Rauch…
NurMalSo meint
Naja man muss aber auch fairerweise dazusagen, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahre nicht mehr so schnell und stark vorangehen wird wie in den letzten Jahren. Auch wenn der Markt es hergeben würde.
Aber di Politik hat hier klare „Ausbaukorridore“ vorgegeben, welche den Zubau entschieden drosseln. Windkraftanlagen können nicht mehr überall gebaut werden wo sie zulässig wären und sich ein Investor findet. Nein, es dürfen noch gewisse Kapazitäten pro Jahr zugebaut werden und nur die, die den Strom am günstigen erzeugen können, bekommen den Zuschlag.
Dass das Schwachsinn ist, darüber brauchen wir uns wohl nicht streiten.
volsor meint
Es geht ja nicht nur um die Öffentlich Ausgeschriebenen Anlagen , der Private Bereich wächst deutlich stärker.!
PharmaJoe meint
Blablabla, immer dieselbe Leier.
Es gibt seriöse Studien, dass auch mit Mix-Strom schon ein Gewinn erreicht wird. Der Strommix verschlechtert also nicht die CO2-Bilanz des einmal existierenden Autos, lediglich die km-Leistung bis zur positiven Gesamtbilanz variiert mit dem CO2-Anteil des geladenen Stroms.
Und die lokalen Emissionen, die in den Städten jetzt Probleme machen, sind um Größenordnungen geringer.
Weiterhin kann ich alles außer CO2 im Großkraftwerk viel besser aus dem Abgas waschen als im Auto, ich habe die einmalige Chance, bei unverändertem Fahrzeug dessen Emissionen durch „grüner“ hergestellten Strom immer sauberer zu machen – beim Verbrenner unmöglich.
Insofern ist das Problem der möglichst praktischen Lademöglichkeit durchaus jetzt zu lösen und nicht erst, wenn der Strom ganz sauber ist.
atamani meint
@PharmaJoe
„ich habe die einmalige Chance, bei unverändertem Fahrzeug dessen Emissionen durch „grüner“ hergestellten Strom immer sauberer zu machen – beim Verbrenner unmöglich.“
Es ist nicht unmöglich. Synthetisch erzeugter Kraftstoff verbessert die CO2 Bilanz UND die Abgasemissionen !
Fritz! meint
Kostet aber auch nur das dreifache und braucht aktuell mehr Energie, als ein komplettes E-Auto. Ist also ökologisch und ökonomisch totaler Unsinn. Und, viel schlimmer, die Verbrennungsmotoren mit ihren 15% Wirkungsgrad bleiben erhalten, ich muß weiter Wartung, Zündkerzen, Auspüffe, Ölwechsel und den ganzen anderen Dreck machen, den ich garnicht will.
atamani meint
@ Fritz!
Das war eine Antwort auf die Aussage:
„ich habe die einmalige Chance, bei unverändertem Fahrzeug dessen Emissionen durch „grüner“ hergestellten Strom immer sauberer zu machen – beim Verbrenner unmöglich.“
UND DAS IST FALSCH !!!
Ob das Ökonomisch Sinn macht, ist die Frage…aber welche Rolle spielt schon Ökonomie beim Umweltschutz…dann hätte man nie Erneuerbare Energien fördern dürfen. PV Strom wird mit teilweise 40 Cent gefördert, obwohl er dann an der Börse verschenkt wird…
Und was bedeutet mehr Energie als ein E Auto? Der Stromerzeugungsprozess ist doch ebenso total verschieden…
Und ja, der Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors ändert sich nicht…er bleibt schlecht.
Der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung ist ja ebenfalls bescheiden…bei PV ist man im Optimum bei 25%, im Durchschnitt bei ca 10%…
Zitat
„ich muß weiter Wartung, Zündkerzen, Auspüffe, Ölwechsel und den ganzen anderen Dreck machen, den ich garnicht will“
Müssen Sie nicht, macht die Werkstatt…es gibt Autos mit Wechselintervall 30000km oder zwei Jahre…das kann auch ein E Auto nicht besser, denn auch da muss mal gewartet werden…es ist lediglich weniger Aufwand…aber dafür kostet ein E Auto ja auch noch deutlich mehr…
Und der größte VORTEIL von Synthetischen Kraftstoffen ist ja: Man verändert SOFORT das Abgas auch von BESTANDSFAHRZEUGEN…und eine Erneuerung wird Jahre dauern…das Durschnittsalter von PKW in Dtld. liegt bei ca 10 Jahren…d.h es werden auch 2030 noch Millionen Verbrenner PKW rumfahren…man könnte z.B den Synthetischen Kraftstoff schwerpunktmässig in Großstädten anbieten, z.B bei Taxis, Öffentlichen und Fuhrparks, und würde das Abgasverhalten SOFORT verbessern…die Kosten dazu wären gering, mit bestehenden Fahrzeugen machbar, greift SOFORT großflächig…nur an wirklichen,einfachen Problemlösungen hat doch keiner Interesse…
Stattdessen verschenken wir Strom, und zahlen teilweise noch dafür, dass den unnützen und teuren Überschuß Strom aus EE uns jemand abnimmt…
Ja es werden sogar Tauchsieder installiert, die Wasser erhitzen…das muß man sich mal vorstellen…es wird Strom durch Öl, Gas und Kohle erzeugt, indem Wasser erhitzt wird, daraus Strom gemacht wird, dieser Verteilt wird, das Alles mit massiven Wirkungsgradverlusten und daraus macht man dann wieder: WARMES WASSER…das ist Wirtschaften wie im dunkelsten Sozialismus…und das Ende kennen wir…
Jörg meint
Wer glaubt, nur weil er einen Grünstrom-Vertrag hat und auf der Einkaufsseite mehr Grün eingekauft wird, dass nun just aus seiner Steckdose auch Grünstrom kommt, ist ein Kindskopf.
PharmaJoe meint
Nein, deshalb wird ja auch bei echtem Grünstrom ein kleiner Anteil des Geldes für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien verwendet. Und natürlich ist es bei gegebenem Erzeugungsmix egal, was man für einen Tarif hat, denn alle ziehen aus dem großen Stromsee. Wenn ich Grünstrom habe, haben die Strommix-Kunden halt etwas geringeren Grünanteil.
Andererseits müssen die Grünanbieter entsprechende Kapazitäten nachweisen und wenn mehr Kunden Grünstrom kaufen als produziert wird, muss ausgebaut werden. Insofern ist es sinnvoll, Grünstrom zu kaufen.
Im Moment lädt das Auto draußen übrigens mit fast nur Abregelstrom wegen der 60%-Regelung. Ist also komplett grün und kostenlos, da andernfalls abgeregelt würde (Batterie im Haus ist fast voll).
Jörg meint
Ich bezog mich auf @strauss. ihm scheinen die mechanismen nicht ganz so klar zu sein.
Uwe meint
Grünstrom kann in virtuelle Kraftwerke am Wohnort eingespeist werden (z.B. Im Sommer bei Überproduktion) und im Winter wieder kostenlos zurück geholt werden.
siehe E3/DC oder Sonnen
Uwe meint
Wären genug Verbraucher (E-Mobilität) da, müssten die Windräder nicht abgeschaltet werden (wegen Überproduktion),
PV-Anlagen produzieren Strom zu garantierten hohen Preisen bis etwa 2024, bevor die Degression langsam greift, ohne dass der verwendet wird. Dafür werden andere Kraftwerke abgeschaltet.
– der Stromexport zu Dumpingpreisen (Rekordhoch 2017) könnte zu besseren Preisen (Inlandskonkurrenz) mehr zum Staatshaushalt beitragen,
– der Anteil der EE würde schlagartig steigen
-die EEG-Abgaben könnten abgeschafft werden, der Strompreis für alle würde halbiert
Geht endlich Euren Kommunalpolitikeren auf die Eisen:
Die sollen handeln, Stadtwerke auf EE umstellen. Dort wird massiv geschlafen.
Es gibt bisher nur ein paar Inseln in Deutschland und Österreich mit voll Energie-autarken Städten/Gemeinden. Das ist längst machbare Realität. Es braucht keine Stromtrassen, die Steuergelder verschwenden und Landschaften zerstören. Die sollen nur Abhängigkeiten erzeugen.
Leonardo meint
Bei uns in der Gegend ist zwischen Straßenlaterne und Straße im Normalfall ein Gehsteig und dort wo kein Gehsteig ist, ist meist auch keine Straßenbeleuchtung notwendig.
Wie stellt man sich das mit den Ladekabeln als Stolperfalle vor.
Ich bin deswegen eh der Meinung daß eine KFZ Zulassung nur mit Stellplatznachweis möglich sein darf.
Ich kaufe mir auch keine Kuh und stell sie auf einer fremden Wiese ab.
E-Tom meint
Die Stolperfallen kann man mit einem schwenkbaren „Galgen“ lösen, das Kabel kommt dann von oben.
PharmaJoe meint
Auch denkbar wäre ein Anheben der Gehwegplatten und einlegen eines Kabels, um 1m neben der Laterne – direkt an der Bordsteinkante – einen kleinen, 1,20m hohen Stahlmast hinzusetzen, an dem geladen werden kann. Wenn der Mast sowieso getauscht wird, wie im Artikel beschrieben, ist das auch kein großer Mehraufwand.
Erich meint
Nach dem umrüsten der Laternen auf sparsame LED-Technik in den letzten Jahren sollte doch Leitungskapazität für das Laden frei geworden sein.
Die alten Quecksilber-Gasentladungslampen waren im Gegensatz zu den LED’s extreme Stromfresser, deswegen tauscht man sie ja aus.
Ich denke, wenn die Querschnitte dafür ausreichend waren, dann sollten sie nun mit den LED’s zum schnarchladen auch taugen.
Fritz! meint
Nee, leider nicht. Die waren schon immer recht stromsparend, die alten Quecksilberdampflampen. Deswegen hatten die ja auch so eine grottige Lichtfarbe, weil alles mit weißem Licht viel mehr Strom brauchte. LED sind noch ein wenig sparsamer, das stimmt. Aber nicht gravierend weniger.
Priusfahrer meint
Der Landkreis in dem ich wohne, stellt gerade um, auf autonome Beleuchtung.
d.h.: Solargeladene und mit Bewegungssensoren ausgestattete Beleuchtungs-
masten, die miteinander vernetzt sind. Wird eine Beleuchtung aktiviert, schalten
sich die in Bewegungsrichtung folgenden ich glaube 4 Beleuchtungen ein.
Wurde aus dem „Topf“ für Stadterneuerung und Modernisierung aus Berlin
gefördert – wie auf einem Plakat zu lesen ist.
Jörg meint
Wenn ich mich recht entsinne, dann sind es in Berlin 16 Ladepunkte (?)
Die „mehreren Hundert“ sind dann wohl in UK.