Olaf Schabirosky, Geschäftsführer beim deutschen Logistikdienstleister Hermes für den Bereich Projects und Services, hat sich in einem Interview ausführlich zu Elektro-Transportern und der Lage seiner Branche geäußert. Die Logistik stehe „vor einer Zäsur – aber die Umstellung erfolgt nicht von heute auf morgen“, sagte Schabirosky der Autogazette.
Bei Hermes spielt Elektromobilität künftig eine zentrale Rolle: „Bis zum Jahr 2025 wollen wir mindestens 40 Prozent unserer Flotte elektrisch betreiben“, erklärte Schabirosky. Innerhalb von sieben Jahren soll das Unternehmen unter seiner Führung 80 Großstädte emissionsfrei beliefern. Neben Elektro-Transportern sind dazu auch der Ausbau des Hermes Paketshop-Netzwerkes, der Aufbau von Micro-Depots sowie Zustellroboter und Lastenfahrräder vorgesehen.
Über die Kosten der geplanten Umweltoffensive schweigt sich Hermes aus, „Aber es ist klar, dass wir gerade in der Anfangsphase hohe Investitionen aufzuwenden haben“, so Schabirosky – etwa für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für elektrische Zustellfahrzeuge. „Das ist eine Herausforderung, wobei wir dabei auf die Unterstützung seitens Politik und Kommunen setzen.“
Langfristig will Hermes seine Stromer-Flotte ohne Mehrkosten im Vergleich zu herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen betreiben. „So versprechen wir uns langfristig Vorteile z.B. durch den Wegfall der Spritkosten und geringere Wartungskosten“, erläuterte Schabirosky.
„Es steht mir nicht zu, die Automobilbranche zu kritisieren.“
Hermes setzt als erstes Unternehmen umfangreich Elektro-Transporter von Mercedes-Benz ein. Schabirosky wäre zwar „sicher nicht unglücklich gewesen, wenn bereits früher E-Fahrzeuge zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen im Markt angeboten worden wären“, er betonte jedoch: „Es steht mir nicht zu, die Automobilbranche zu kritisieren.“ Die von Daimler derzeit gebotene Reichweite von 100 Kilometern hält Schabirosky für die Auslieferung im urbanen Raum „als Tagestourdistanz ausreichend“.
Auf die bereits in hohen Stückzahlen vom Band rollenden Lasten-Stromer der Deutsche-Post-Tochter StreetScooter will Hermes vorerst nicht setzen. „Für uns ist der StreetScooter mit Blick auf den von uns angestrebten flächendeckenden Einsatz derzeit nicht das richtige Modell. Er entspricht in vielerlei Hinsicht nicht unseren Anforderungen“, so Schabirosky. Maßgeblicher Grund sei die „deutlich zu geringe“ Ladekapazität der aktuellen StreetScooter-Modellpalette.
laffylu meint
„… Maßgeblicher Grund sei die „deutlich zu geringe“ Ladekapazität der aktuellen StreetScooter-Modellpalette.“ Was meint er nur damit 4, 8 und 20 m3 Ladevolumen ist passend für die Post. Warum nicht auch für Hermes?
Christoph meint
Hermes soweiso nicht. Die lassen doch, wie viele andere Paket-Dienstleister, alle von Subunternehmern fahren. Dass die bei den kleinen Margen schnell auf E-Autos umsteigen, ist wohl eher nicht zu erwarten. Die fahren mitunter richtig alte Mühlen.
Fritz! meint
Bei mir sind und waren immer mal wieder Hermes-Fahrer, die mit ihrem Privat-Wagen die Auslieferungen machen. Ist dann lustig, einen komplett vollgestopften Golf zu sehen.
Solche Fahrer/Subunternehmer bleiben dabei natürlich außen vor…
jomei meint
…und an meinem Ort noch getoppt mit einem uralten Ducato-Stinker mit bulgarischem Kennezeichen – Hermes-Logos auf die Seitenwände gepeppt und fröhlich weiter durch die Lande gestunken.
Daniel meint
„Es steht mir nicht zu, die Automobilbranche zu kritisieren.“
Doch es steht ihnen zu und sie sollten es tun! Der Kunde ist König und sie sind nicht der Autoindustrie verpflichtet sondern ihren Kunden.
Thomas Wagner meint
Angesichts des Diesel-Urteils von gestern, müssen sie wohl einen Zahn zulegen.
Ein Pilotprojekt reicht da nicht mehr aus, um die Anforderungen an saubere Logistik zu erfüllen. Jetzt müssen wirklich im großen Stil Diesel-Stinker gegen Elektrotransporter getauscht werden.
Lewellyn meint
Hermes testet ja gerade für MB die e-Transporter, da werden sie nicht drauf rumhacken.
Und er hat recht, das geht nicht von heute auf morgen. Hätten wir aber gestern angefangen, wäre es heute schon weit gediehen mit der Elektromobilität und morgen würde es gehen.
So müssen wir auf übermorgen warten.
Nik meint
Genauer gesagt die Politik hat es gestern verschlafen, wo China und andere Staaten schon aufs Elektropedal getreten haben. Da wurden diese noch belächelt. Heute machen Politik und Autohersteller lange Gesichter und schieben sich gegenseitig die Schuld zu, zu wenig unternommen zu haben. Das kommt davon wenn Wirtschaftstreibende, sowie Politik, nicht mehr in der Lage sind, sich einen Weitblick zu erschaffen. Der Wohlstand hat sie alle längst überholt.