Bernhard Mattes, der neue Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), hat sich im Vorfeld des Genfer Autosalon ausführlich zur Lage der Autoindustrie und den Plänen der deutschen Hersteller für die Elektromobilität geäußert. „Wir gehen mit großer Zuversicht nach Genf. Die deutschen Hersteller werden auf dem 88. Genfer Autosalon zahlreiche neue, faszinierende Modelle zeigen“, so Mattes.
Dass deutsche Hersteller Elektromobilität verschlafen haben, könne er nicht bestätigen. Die Branche setze seit Jahren auf eine „Fächerstrategie“, die alle Antriebsarten umfasse. Ein Schwerpunkt liege dabei auf der Elektromobilität, deutsche Anbieter würden hierfür in den nächsten drei Jahren 40 Milliarden Euro investieren. „Das Angebot an E-Modellen wird bis zum Jahr 2020 auf über 100 verdreifacht. Unsere Position in diesem Bereich wird immer stärker“, betonte Mattes.
Deutsche Autobauer „mit hoher Drehzahl unterwegs“
Der VDA-Chef verwies darauf, dass die deutschen Hersteller ihren Marktanteil bei Elektro-Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa 2017 auf 53 Prozent gesteigert haben, in Deutschland von 59 auf 66 Prozent. Auch im Elektromobilitäts-Leitmarkt Norwegen – dort sind vier von zehn Pkw-Neuzulassungen E-Autos – seien die deutschen Hersteller mit einem Anteil von 54 Prozent Marktführer. „Der Erfolg unserer Unternehmen zeigt sich unter anderem daran, dass 80 Prozent der in Deutschland gefertigten Elektroautos exportiert werden“, erklärte Mattes.
Die deutschen Autobauer seien nicht nur bei der Elektromobilität „mit hoher Drehzahl“ unterwegs, sondern auch bei der Digitalisierung, sagte Mattes. „In den kommenden drei bis vier Jahren investieren unsere Unternehmen 16 bis 18 Mrd. Euro in das vernetzte und automatisierte Fahren. Die Mobilität der Zukunft wird dadurch noch sicherer, effizienter und komfortabler“, so der Verbandschef. Er unterstrich, dass die deutsche Automobilindustrie mit einem Anteil von 52 Prozent „Patentweltmeister beim vernetzten und automatisierten Fahren“ sei.
Hardware-Nachrüstungen kein Klimaschutz
Mattes äußerte sich auch zur aktuellen Dieseldebatte, die von vielen geforderten Hardware-Nachrüstungen hätten demnach „zwei entscheidende Nachteile: Die Umsetzung dauert mindestens zwei bis drei Jahre und bringt daher kurzfristig keine Verbesserung der Luftqualität in Städten. Zweitens ist jede Hardware-Nachrüstung mit höherem Verbrauch und damit höheren CO2-Emissionen verbunden. Das hilft dem Klimaschutz nicht. Software-Updates hingegen wirken rasch und der Verbrauch bleibt gleich.“
Zum Gerichtsurteil zu Fahrverboten für Dieselautos in deutschen Städten sagte Mattes: „Leipzig hat klar gesagt, dass mögliche Fahrverbote verhältnismäßig sein müssen und nur als letztes Mittel in Frage kommen können. Zudem hat die Politik betont, dass sie alles unternehmen wolle, um Fahrverbote zu vermeiden. Das ist der richtige Ansatz, auch mit Blick auf die vielen Autofahrer, die durch die Fahrverbotsdebatte der letzten Wochen verunsichert sind.“ Die deutschen Hersteller leisten laut dem VDA-Chef „einen wesentlichen Beitrag“ zur Verbesserung der Luftqualität. Der moderne Diesel werde auch weiterhin benötigt, um die anspruchsvollen CO2-Ziele zu erreichen, so Mattes.
i_Peter meint
„Zudem hat die Politik betont, dass sie alles unternehmen wolle, um Fahrverbote zu vermeiden.“ Ja, das haben die Herren Dobrindt und Schmidt so gesagt. Und sie unternehmen tatsächlich „Alles“ dafür. Ist ja auch ganz einfach: sie müssen einfach NICHTS tun: keine blaue Plakette einführen, keine Nachrüstung einfordern.
Die Wähler, die sich einen Diesel geleistet haben, sind einfach wichtiger für die CSU als die armen Wähler, welche die Stickoxidgase einatmen müssen.
Das Grundgesetz fordert körperliche Unversehrtheit ?
Wo sich der Kläger den Anwalt nicht leisten kann, gibt es auch keinen Angeklagten.
Ein Hoch auf die DUH, die versucht, Grundrechte einzuklagen.
Und deshalb entscheiden nicht mehr die Hersteller oder die Politik, sondern die Gerichte. Als nächstes müssen wohl Bürgermeister und Amtsleiter von Stadtverwaltungen verklagt werden: wegen Untätigkeit im Amt. Hoffentlich wird diesen „Aussitzern“ vom Gericht auch die Pension gepfändet.
alupo meint
Diese Leute sind in meinen Augen nur noch Abschaum, sorry für dieses harte Wort.
„Die Umsetzung dauert mindestens zwei bis drei Jahre und bringt daher kurzfristig keine Verbesserung der Luftqualität in Städten. “
Jede Umrüstung hilft die Luft ein kleines bischen zu verbessern.
Was ist los, stecken wir uns jetzt alle selbst in die Stadtgaskammer?
Fritz! meint
Die Hardware-Nachrüstungen würden 2 bis 3 Jahre dauern? Seit wann wißt ihr denn, daß die notwendig sind? Seit 2015, also seit 3 Jahren. Die haben einfach 3 Jahre lang garnichts getan, von Mutti gelernt, daß „aussitzen von Problemen“ immer mal wieder zur Lösung führt. Aktuell haben sie aber die Rechnung (wie Mutti auch) ohne die deutschen Gerichte gemacht.
Und das Hardware-Nachrüstungen gehen und den gewünschten Effekt bringen, haben der ADAC ja gerade bewiesen. Nun red dich mal da raus, Herr „Wissmann-Nachfolger“.
(ich reg mich schon wieder auf, wenn ich so einen Schmarrn lese…)
M3 meint
Dann ist ja alles super und kein Grund zur Sorge…
Also: „Weiter so!“ Die deutschen Hersteller sind ja bald alle „Weltmarktführer“.
Redlin, Stefan meint
„Unsere Position in diesem Bereich wird immer stärker“. Kommt auf den Blickwinkel des Betrachters an. Wenn ich an der passenden Stelle auf dem Bahnsteig stehe, dann kann schon mal der letzte Waggon wie „VORN“ aussehen.
Was reg ich mich auf, Deutschland ist durch! Die E-Mobilität kommt mit und durch Andere.
frax meint
Ja klar, bei Software updates bleibt der Verbrauch gleich und bei Hardware Nachrüstungen steigt er – umgekehrt wird ein Schuh daraus – wer es nicht weiß:
höhere Verbrennungstemperaturen bedeuten höhere Wirkrungsgrade, somit weniger Verbrauch, aber mehr Stickoxide, wenn nicht genügend Harnstoff (adblue) mit SCR Katalysatoren verwendet wird – dafür muss gfls. Hardware nachgerüstet werden.
Wenn diese Hardware nicht vorhanden ist, dreht ein Software update nur die Verbrennungstemperaturen runter – das bedeutet schlechtere Wirkungsgrade, somit höherer Verbrauch, aber auch etwas weniger Stickoxide. Die Reduzierung reicht aber nicht aus, um die Grenzwerte einzuhalten. Außerdem steigt nicht nur der Verbrauch, sondern es entsteht auch wieder mehr Feinstaub/Ruß, der jetzt wiederrum nicht nur dem Motor schaden könnte…
Natürlich bezieht sich die Aussage von Hr. Mattes, Hardware Nachrüstungen erhöhen den Verbrauch und damit die CO2 Emissionen, nur auf Nachrüstungen bei denen tatsächlich der Verbrauch ansteigen würde (z.B. NOx-Speicher-Kat Systeme) – aber solche Systeme sind für die Hardware Nachrüstungen gar nicht im Gespräch und somit irrelevant. Man kann Herrn Mattes nicht der Lüge bezichtigen, aber der gezielten Irreführung der Autofahrer sehr wohl.
volsor meint
Schon wie man sich die Zahlen zurecht biegt das es passt.!
@Ulik da kann ich Dir nur zustimmen.!
UliK meint
Unfassbar wie sich die Verantwortlichen winden um nur keine Hardware nachzurüsten. Schön zu sehen bei Illner letzte Woche und gestern bei Will. Mir hat sich fast der Magen umgedreht. Es gibt Länder da säßen die Beteiligten nicht in Talkshows sondern vor Gericht.