Friedrich Prinz, Professor für Nanotechnologie und Energieumwandlung an der US-Elite-Universität Stanford, hat im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Gewinn über die Zukunft von Elektromobilität, Teslas geplanten Batterie-Laster und die Entwicklung des Strommarktes in den USA, Europa und Asien gesprochen.
Ob sich Batterie-Elektroautos durchsetzen und Stromer mit Wasserstoff-Antrieb eine Randerscheinung bleiben werden, lässt sich laut Prinz noch nicht sagen. Dass derzeit batteriebetriebene Fahrzeuge im Mittelpunkt stehen, liege vor allem daran, dass die erforderliche Ladeinfrastruktur „leicht und günstig“ zu bauen sei.
Die Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen wird deutlich länger als bei Elektro-Pkw dauern, glaubt Prinz. Die Ankündigung von E-Mobilitäts-Pionier Tesla, im nächsten Jahr einen langstreckentauglichen Batterie-Laster anzubieten, sieht der Forscher skeptisch. „Ob der Potenzial zur Marktreife hat, bezweifle ich stark“, sagte Prinz. „Lasten mit der Energie aus Batterien zu transportieren, scheint kurzfristig nicht wahrscheinlich.“
Damit Elektromobilität „wirklich grün“ wird, muss sich Prinz zufolge der Energiemix ändern – er ist zuversichtlich, dass es bereits in diese Richtung geht. „Wenn die E-Mobilität populärer wird, steigt der Druck auf die Ökostrom-Produzenten und führt zu niedrigeren Preisen“, so der Energieexperte. Diese Entwicklung finde in Teilen der USA, Asiens und Afrika bereits statt, Europa dagegen hinke noch hinterher.
Die Aufgabe, später Millionen von Elektroautos zuverlässig und kostengünstig mit Energie zu versorgen, wird die Produzenten von Strom laut Prinz vor große Herausforderungen stellen. Der Forscher prognostizierte: „Es wird zuerst die E-Mobilität kommen, und das stellt neue Bedingungen für alle Produzenten“.
edelsteine meint
Wenn die E-Mobilität populärer wird, sollen die Strompreise sinken? Na, ich denke genau andersherum! Wenn die E-Mobilität populärer wird, steigt die Nachfrage an Strom – so etwas sorgt i.d.R. für Preiserhöhungen! Das wird leider auch nach ein, zwei Jahren des E-Auto-Aufstiegs für einen Bremser in der Entwicklung sorgen: Plötzlich steigen die Strompreise, sowohl an den Ladesäulen als auch zuhause. Und Benzin und Diesel wird plötzlich schwindelerregend billig, weil die Nachfarge danach sinkt, die Produktion aber noch auf Vollast läuft. Meine Prognose für 2023: Mehr als 0,30 Cent pro kwh Strom und Benzin bei 1,10 Euro pro Liter. Wetten? Ich beneide die Menschen, die eine Firma zum Aufbau von Photovoltaikanlagen haben – auf sie kommen ein paar goldene Jahre zu.
Martin meint
Hier kurz mal die Rechnung wieviel Energie 1200m Höhe mit einem Laster von 40t entspricht in kWh.
Energie = Kraft * Weg = Masse * Beschleunigung * Weg
Weg: das ist der Höhenunterschied von 1200m
Beschleunigung: Erdbeschleunigung von 9.81 m/s2
Masse: der Lastwagen hat ca. 40000km
Damit ergibt sich
E = 470 000 000 m2/s2 kg = 130 kWh
m2/s2 kg = Joule = Ws
kWh = 1000 * 3600 Ws
Man gewinnt also 130 kWh wenn man mit dem Laster von Nevada nach Kalifornien fährt. Das sind ca. 10% der 1000kWh, die der Tesla Semi in der Batterie hat.
Leonardo meint
Das Wichtigste wäre diese EU subventionierte Herumtransportiererei endlich zu beenden.
Hier eine wahre Geschichte:
Ich war vor Jahren bei einer Betriebsbesichtigung in einer Firma in der Südtiroler Speck gemacht wird. Die Räucherkammern waren aus dem Schwarzwald, das Buchen/Birkengemisch zum räuchern aus dem Odenwald, das Gewürz aus Frankreich, das Schweinefleisch kam von in Deutschland geschlachteten Holländischen Schweinen (kann auch anders herum gewesen sein).
Auf meine Frage hin was denn nun aus Südtirol sei kam als Antwort: Er und die Luft die wir reinblasen.
Das sollte einem schon zu denken geben.
Leonardo meint
Was ist Langstrecke?
München – Nürnberg oder Rom – Oslo
Wie immer Auslegungssache. Erstere Langstrecke ist elektrisch sinnvoll, zweitere meines Erachtens nicht.
Swissli meint
Passend dazu: gestern fuhr der erste beladene (Fracht waren Batterypacks aus der Gigafactory) Tesla Truck von Nevada nach Kalifornien. E. Musk hat davon ein Foto gepostet.
Soviel zum Thema „funktioniert nicht“….
Dieselfahrer meint
Der Prof. sprach sicher nicht von technischer Möglickeit (die ist gegeben) sondern, ob das ganze wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. Das hat mit einer Testfahrt gar nichts zu tun.
Tesla sollte erst mal beweisen, dass sie überhaupt wirtschaftlich E-Fahrzeuge herstellen können. Zur Zeit finanzieren sie sich noch durch Anleihen und Kapitalerhöhungen. Aber die Kapitalgeber wollen irgendwann einen „Proof of concept“ sehen.
Also: Es bleibt spannend.
henry86 meint
>>Zur Zeit finanzieren sie sich noch durch Anleihen und Kapitalerhöhungen. Aber die Kapitalgeber wollen irgendwann einen „Proof of concept“ sehen.<<
Das ist das, was man in Deutschland einfach nicht verstehen will. Die Kapitalgeber wollen Rendite machen. Sonst nix. Und die muss man nicht notwendigerweise durch Dividende machen, sondern kann sie eben auch durch Investitionen in die Zukunft machen.
Keinesfalls heißt das, dass man keine Rendite macht, wenn man nur Dividende ausschüttet. Was nützt mir beispielsweise, wenn mir VW 10 € Dividende pro Aktie zahlt, die Aktie aber nach 2 Jahren aber von 255 € auf 130 € gefallen ist? Dann habe ich trotzdem 100 € Verlust pro Aktie. (~ 40 % Verlust)
Wenn Tesla dagegen nie Dividende zahlt, aber der Aktienkurs wächst und wächst, weil eben mehr Substanz da ist (Batterie Know How, Elektrofahrzeug know how, Ladesäuleninfraktruktur, gute Marke etc.), dann machen die Investoren fetten Gewinn (im vergleichbaren Zeitraum mehr als 50 %).
Welche Aktien haben die Investoren also lieber?
Mal abgesehen davon – Tesla liefert ja regelmäßig "proof of concept". Den Truck hatten sie gerade erst angekündigt, da braucht man jetzt eben schon noch ein bissel Geduld. Beim Model S und Model X wurde angekündigt und wurde auch geliefert, beim Model 3 passiert es gerade.
Simon Maier meint
Ich denke Tesla kann man nicht mit traditionellen Autobauern vergleichen, vom Finanzierungsstil her. Eher noch mit Amazon. Amazon ist seinerzeit aus einem kleinen Internetbuchhandel aufgestiegen zu einem der größten Onlinehändler weltweit. Dabei hat Jeff Bezos lange hohe Verluste in Kauf genommen, um mit dem Geld rasend schnell wachsen zu können. Hätte er nach traditionell deutscher Art gehandelt und Verluste vermieden, wäre Amazon klein und unbedeutend geblieben.
Ähnlich kann man es bei Tesla beobachten, es wird viel Geld investiert um die notwendige Infrastruktur (Ladenetz) und die entsprechenden Produkte so schnell wie möglich auf den Markt bringen zu können. Dabei nimmt man die Verluste in Kauf, um das Wachstum schneller voranbringen zu können, während man bei den ,,legacy carmakers“ um die Quartalszahlen besorgt ist.
Entweder wird eine Firma bei diesem Wachstum richtig groß und erfolgreich (Jeff Bezos wurde dadurch der reichste Mann der Welt), oder sie geht Pleite. Man kann hier jedoch keine deutschen Maßstäbe anwenden, im Silicon Valley funktioniert das anders.
LuisTrenker meint
Tesla geht pleite – da sie nach 13 Jahren es immer noch nicht geschafft haben in die Gewinnzone zu kommen . Die wissen gar nicht wie das geht. Amazon war a) früher in der Gewinnzone und b) hatte keinen so hohen Kapitalbedarf
Wenn jemand permanent mehr Geld ausgibt als er einnimmt geht man Pleite – einfaches Gesetz . Kann auch ein Herr Musk nicht ausser Kraft setzen :-)
Thomas R. meint
Woher weißt du, dass Tesla mit seinen Autos Verlust macht? Die Bilanz kannst du ja nicht meinen oder?
Sukram meint
Die haben aber zwischendurch am SuC gezuzzelt, und außerdem ging’s leer bergauf und mit Ladung bergab.
xdaswarsx meint
Zumindest schaffen Sie es sogar mit dem „kleinen“ Akku voll beladen bergab.
Im schlimmsten Fall müssten Sie dann eben diese Distanz mit dem größeren Modell fahren, wenn Sie auch noch etwas mehr zurückbringen müssen.
Schlauerweise gibt es eben mehrere Typen, so dass ein schlauer Fuhrparkmanager immer den besten LKW schickt.
Swissli meint
Bei den Nutzfahrzeugen sehe ich sogar eine schnellere Elektrifizierung als bei den Autos. Grund: das rechnet sich vom ersten Tag an für die Transportunternehmen. Wer diesen finanziellen Wettbewerbsvorteil, nebst dem ökologischen Imagevorteil, nicht nutzt, wird Kunden verlieren. Zumindest bezieht sich das auf die technischen und betriebswirtschaftlichen Eckwerte des Tesla Semi Truck. Wenn man die Semi Truck Werte noch auf kleinere Fahrzeuge (Kleinlaster, Transporter) ummünzt, wird die Elektrifizierung bei Nutzfahrzeugen schnell kommen.
henry86 meint
Zumal ja gerade die Industrie schon lange nach E – Nutzfahrzeugen lechzt, nur die Automobilindustrie eben nicht liefern wollte (jedenfalls nicht zu nachvollziehbaren Preisen).
horst h. meint
Das sehe ich auch so! In der Transportlogistik tauscht man schon mal wegen weniger Prozentpunkte Einsparung ganze Flotten aus. Wenn der Semi nur 10% bringt, dann flippen die komplett aus :P
Simon Maier meint
Im Transportgewerbe liegen die Hauptkosten nicht bei den Anschaffungskosten, sondern bei Treibstoff- und Personalkosten. Kann man bei den Treibstoffkosten genug einsparen, rechnet es sich dafür andere LKW anzuschaffen.
henry86 meint
Anders als andere Kommentatoren hier finde ich Skepsis und Zweifel eminent wichtig, auch und insbesondere für den Fortschritt.
ABER: Das muss natürlich auch zwingend begründet und mit Fakten hinterlegt sein. Dieses „Mein Bauchgefühl sagt mir, es geht nicht“ kann man sich sonstwo hinschmieren.
Damit bremst man tatsächlich nur aus.
Am schlimmsten find ich’s dann, wenn die Fakten sogar ein klare Sprache sprechen, dass etwas geht, und die Leute (teilweise Wissenschaftler!) dann trotzdem noch kommen „ne, ich glaube, das kann physikalisch garnicht gehen“.
Tripel-T meint
Absolut zu 100% einverstanden!
Daniel meint
Die Zukunft wurde noch nie von Leuten gestaltet, die uns gesagt haben, was nicht geht.
M3 meint
Ein Skeptiker der zweifelt. Vielleicht findet der ja eine Anstellung bei den deutschen Premiumhersteller mit Weltmarktführerschaft.
Bei Tesla können die solche Leute jedenfalls nicht gebrauchen…
TeslaRob meint
M3, Du hast vollkommen Recht!
Es kann natürlich auch sein das der Skeptiker von unseren Dinos wie so oft bezahlt wurde!
Tripel-T meint
Ein besseres Timing für diesen Bericht hätte Ecomento nicht wählen können!
Diese Woche machte Tesla mit ihrem Semi-Truck die erste Batterien-Lieferung von der Gygafactory in Sparks (Nevada) in die Produktionshallen nach Fremont (ca. 400 km)! Siehe hier:
https://www.teslarati.com/tesla-semi-trailer-battery-packs-gigafactory-fremont/
Der Professor zweifelt an den Versprechungen von Tesla. Ich zweifle an seinen Aussagen und Prognosen.
Tesla liefert: Im doppelten Sinne……..
Matze meint
Sehr interessant! Ich finde es grundsätzlich auch super, dass an so was gearbeitet wird und es nicht von vornherein als „unmöglich“ abgestempelt wird. Und dass die ersten Trucks rollen, zeigt ja dass es möglich ist.
Allerdings steht im verlinkten Artikel ein sehr wichtiges Detail:
„Considering the over 4,000 feet total elevation drop from Tesla’s Gigafactory 1 and its California factory, Tesla Semi’s regenerative braking system would recapture loss energy on descents and result in a range increase in certain areas of the journey.“
Heißt also, dass die Strecke ein Gefälle von insgesamt ca. 1200 m aufweist. Da sind die 400 km natürlich deutlich leichter zu erreichen als in der Ebene. Mich würde mal interessieren, ob die Trucks die gleiche Strecke auch (beladen) in die andere Richtung schaffen. Dann hätten sie ihre Praxistauglichkeit bewiesen. Ich würde aber mal vermuten, dass sie noch nicht so weit sind :-)
Christoph meint
Warum sollten die das in die andere Richtung nicht schaffen? Sie müssten nur unterwegs vielleicht mal laden. So what.
Matze meint
Weil ich bergauf einen signifikant größeren Stromverbrauch habe als bergab (oder in der Ebene). Und die Frage ist, ob dafür die (heutige) Batteriekapazität schon ausreicht.
Tripel-T meint
@Matze
Ich habe diesen Teil des Berichtes auch gelesen. Mein Englisch reicht aus, um den Inhalt zu verstehen. Anyway, danke für die Übersetzung, viele sind dir sicher dankbar. Deine Fragen gehen in Ordnung. Aber wieso muss man sofort wieder das ganze hinterfragen und das Haar in der Suppe suchen? Wieso kann man sich nicht einfach mal über diesen ersten Teilerfolg von Tesla freuen? Bis jetzt dachte ich, dass diese pessimistische Haltung eher eine Schweizer „Tugend“ ist, aber das scheint wohl auch im Deutschen Kulturraum vorzukommen. Schade, dass sich Tesla immer doppelt beweisen muss als andere. Ich bin mir sicher, das weitere erfolgreiche Testberichte folgen werden.
Ich freue mich schon heute auf die ersten Bilder der MEGA-Charger aus dem Hause Tesla zu sehen.
Matze meint
Mir ging es gar nicht darum, das Haar in der Suppe zu suchen. Ganz im Gegenteil, ich wünsche Tesla den Erfolg, vor allem auch um die etablierten Hersteller unter Druck zu setzen. Ohne Tesla würde VW wahrscheinlich immer noch e-Golfs in homöopathischer Stückzahl herstellen und die hohen Investitionen in die I.D.-Familie gar nicht tätigen.
Mir ging es nur darum, die Fakten nüchtern zu betrachten. Sie werden mit Sicherheit eine Reichweite von >500km, unabhängig von der Topologie, erreichen müssen um erfolgreich zu sein. Die bisherige Batterietechnik gibt das meiner Meinung nach noch nicht her, deswegen der Hinweis, dass sie es anscheinend nur bergab schaffen. In ein/zwei Jahren kann das ganz anders aussehen und ich hoffe wie gesagt auch, dass sie es schaffen. Nur darf man halt nicht annehmen, dass sie heute schon so weit wären.