Deutsche Hersteller und Zulieferer verzichten bislang auf eigene groß angelegte Batteriezellenfertigungen für Elektroautos, der Markt wird daher von asiatischen Unternehmen dominiert. Experten halten dies für einen Fehler, sie sagen einen Bedeutungsverlust der deutschen und europäischen Automobilindustrie voraus. Für eine Zellproduktion fehlt es hierzulande aber noch an den erforderlichen Rahmenbedingungen, sagt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Auch die Energiekosten in Europa müssten sich ändern.
„Wenn die EU möchte, dass Europa bei dieser Technologie der Zukunft vorne mitspielen kann, muss sie bereit sein, dafür die notwendigen industriepolitischen Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Weil, der auch im Volkswagen-Aufsichtsrat sitzt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die energieintensive Produktion von Elektroauto-Batteriezellen sei „unter den heutigen Bedingungen in Deutschland kaum darzustellen“.
Weil wies darauf hin, dass der Vorsprung asiatischer Batterie-Unternehmen „sicherlich nicht kurzfristig aufzuholen“ sei. „Wenn man wirklich ernsthaft Batteriezellproduktion in Deutschland ermöglichen will“, müssten Bund und EU für „kluge Rahmenbedingungen“ sorgen. Weil forderte unter anderem Gespräche mit der EU über mögliche Ausnahmen bei verpflichtenden Bestandteilen des Strompreises, „ohne dass dies als unerlaubte Beihilfe gewertet“ werde.
Volkswagen baut am Standort Salzgitter bis 2019 eine Pilotfertigung von Batteriezellen auf, dort könnte sich in Zukunft die Verantwortung für die Entwicklung, Beschaffung und Qualitätssicherung der Zellen konzentrieren. Konzernchef Matthias Müller erklärte allerdings kürzlich, in der Produktion von Stromer-Akkus keine Kernkompetenz des Wolfsburger Autoherstellers zu sehen. Volkswagen hat für seine Elektro-Offensive ein weltweites Auftragsvolumen für Batterien von über 50 Milliarden Euro ausgeschrieben.
alupo meint
Nach der Meunung unserer deutschen Automanagern ist die USA wohl ein Niedrigstlohnland.
Denn warum sollte sonst ein Unternehmen dort eine Gigafactory mit 35 GWh Jahreskapazität aufbauen?
Im übrigen in Zukunft mit PV und Wind Strom. Die Montage der PV Anlage auf dem Dach hat dort im Februar 2018 begonnen.
Und noch etwas: die deutschen Grossabnehmerstrompreise sind sehr niedrig, das wissen die wenigsten und die die es wissen dürfen es nicht sagen. Man würde seinen Ohren nicht trauen und es gäbe einen Aufschrei wenn es die Bevölkerung wüsste….
Effendie meint
Was der Herr verschweigt ist, das die Industrie nur einen Bruchteil vom Strom bezahlt meistens nur den Börsenstromkurs. Von der EEG sind diese komplett befreit. Die Energiekosten sind in Deutschland (Industrie) so niedrig das energieintensive Branchen wie Aluminiumproduktion von Holland zb nach Deutschland abwandern bzw Kapazitäten verschoben wurden.
Die sollten nicht so lügen und die Wahrheit sagen was die Industrie tatsächlich bezahlt für Strom. Der Fehlbetrag bei der EEG wird uns Endkunden zugemutet. Darum ist der für den Privaten so teuer.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
vielleicht könnte jemand von den Lesern oder Ecomento bitte aufklären für die welche weniger Ahnung haben von der Produktion von Batteriezellen.
Welchen preislichen Unterschied macht eine hochautomatisierte Zellenfertigung in Deutschland gegenüber eine in China bei einem 50kwh Akku (oder einem andere Typ aus) aus – sprechen wir hier von 100 € oder 5000 € ?
Warum wird hier vermutet, dass es preislich günstiger ist in China zu fertigen und dieser günstige Preis auch weitergegeben wird an Kunden in Europa ? Der Markt wächst so schnell, dass die Produzenten die Preise vorgeben. Selbst wenn ich mal mit einem fiktiven Preis herannehme 1 € pro Batteriezelle Kosten in China und 5 € pro Batteriezelle in Deutschland. Wer glaubt, denn das die Chinesen uns das für 1€ verkaufen ? Die werden doch genauso 5 € und mehr ansetzen und bauen dadurch Knowhow auf.
Bei der aktuellen Struktur in der Automobilbranche, in der EU und unseren Politiker wo Entscheidungen Jahre dauern und die Menschen Ü60 sind mit guter Aussicht auf Dieselrente wird man weder Mut, noch Weitsicht, noch Erkennen, dass auf irgendeinen Bonus verzichtet werden wird zugunsten von Arbeitsplätzen oder Weiterbestand des Unternehmens.
Jörg meint
@ulli
Einige Deiner Fragen würde ich so beantworten: „Siehe europäische Solarzellenproduktion“. Auch wird nun seit Jahren der Massenmarkt aus einem Billiglohnland mit schnellen Bauentscheidungen und „anpassbaren“ Umwelt- und Genehmigungsauflagen bedient.
Ähnliches erwarte ich von der Batteriezellenproduktion.
Eventuell wird in Europa noch eine Kleinproduktion von technologisch sehr hochstehenden, mit (dann imm aktuellen) Spitzenleistungen versehen Zellen erfolgen. Und eventuell die Montage zu den benötigten Batteriepacks (auch der China-Zellen). Mehr befürchte ich, wird nicht stattfinden.
Hemmend ist hier sicherlich auch, dass die europäischen Entscheidervorstände von aktienkursgekoppleten Boni leben. Die notwenige Großinvestition in einen schnellen Aufbau eigener Zellproduktionen werden, letztendlich, die Boni wie Eis in der Sonne schmelzen lassen. DAS werden die Herren wohl eher nicht „entscheiden“.
M3 meint
Würde es einen Markt dafür geben, womit Geld verdient werden könnte, würden die Hersteller mit etwas Mut eine solche Produktionsstätte auch selber aufbauen.
Da es aber bei den „ethablierten“ deutschen „Premium“ Hersteller keinen Mut gibt, wird eine solche Investition nicht gewagt. Alles gut soweit.
Nur warum sollen dann Steuermittel dafür verschwendet werden? Dann rechnet sich das Thema immer noch nicht, nur geht es dann nicht an die Milliardengewinne der Konzerne. Entweder ist eine Technologie tragfähig oder nicht. Wenn eine Technologie nur mit Steuergeldern subventioniert über Wasser gehalten werden kann, sollte man es einfach lassen.
Thomas Wagner meint
Wenn unsere Autohersteller so weitermachen, degradieren sie sich beim Elektroauto zu reinen Konfektionären, die ausschließlich Teile von Zulieferern zusammenbauen und dann ihr Logo draufkleben !
Ob sie mit dieser Strategie erfolgreich sein werden, wage ich stark zu bezweifeln.
Es geht auf jeden Fall mit einem Bedeutungsverlust dieser Hersteller
und mit dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen in Deutschland einher !
Leonardo meint
Ein Beispiel für ein x-beliebiges deutsches Verbrennerauto:
Dieselmotor evtl. von PSA. Bremsanlage, ABS, Tank, Abgasanlage, Turbo, ….
Bis auf die Karrosserie machen die nur sehr wenig selbst.
Gunarr meint
Energie ist hierzulande unverschämt teuer. Man will uns weißmachen, dass dadurch die Umwelt geschützt wird, aber in Wirklichkeit geht es um die Finanzen des Staates und der staatsnahen Konzerne. Über die Hälfte des Strompreises besteht aus Steuern. Der Rest fließt in die Taschen weniger Stromerzeuger und Netzbetreiber, die sich keinem echten Wettbewerb stellen müssen.
Wer kann es der Industrie verdenken, wenn sie hier nicht freiwillig eine energieintensive Produktion aufbaut.
Wenn nun aber ein staatsnaher Autobauer Steuervorteile für sich selbst fordert, halte ich das für den falschen Weg. Wenn man die Energie billiger macht, dann gefälligst für alle.
baldniemehrverbrennerfahrer meint
Die Politik arbeitet nahezu unbemerkt daran, dass es auch so bleibt.
http://www.sonnenseite.com/de/politik/deutschland-blockiert-neue-eigenerzeuger-rechte-in-der-eu.html
atamani meint
Und sie glauben das einfach, was auf einer Lobbyisten Seite steht, und von einer Führungskraft eines Stromproduzenten als Kommentar getarnt geschrieben wird?
baldniemehrverbrennerfahrer meint
natürlich kommt dieser Link aus dieser Richtung.
und ja, ich glaube das
atamani meint
@und ja, ich glaube das
Tja…wenn es ums Geld geht glaubt man gerne was…
atamani meint
@Gunarr
Zitat:
„Über die Hälfte des Strompreises besteht aus Steuern“
Das ist FALSCH !!!
Der Steueranteil beim Strompreis liegt bei ca 23% !
Zum Vergleich, bei Benzin und Diesel liegt er bei 65% bzw bei 55% !
Gunarr meint
Sorry, ich habe die EEG-Umlage mit rein genommen, obwohl die Industrie die nicht bezahlt. Wenn man dann noch die Umsatzsteuer außen vor lässt, bleiben sogar nur noch gut 15 % Steueranteil am Strompreis. Daran kann es wirklich nicht liegen.
Um so mehr ärgere ich mich nun darüber, dass mein Strom so teuer ist.
Leonardo meint
Da habe ich Glück daß mein Ökotrom so billig ist. Für nur 130,-€/Monat tanke ich 2 Elektroautos und einen Elektrostapler, heize das halbe Haus, wasche die Wäsche, spüle das Geschirr, schaue Fern, höre Radio, habe Licht in Haus und Werkstatt, lade Handys, betreibe Maschinen in der Werkstatt, etc…
Ich kann das „Strom ist teuer“ gejammer einfach nicht mehr hören.
Im Büro habe ich Stromlieferverträge aus den 50er und 80er Jahren. Da war es sehr viel teurer und da gab es noch keine EEG Umlage.
atamani meint
@Gunarr
„obwohl die Industrie“
Doch, die Industrie zahlt die schon. Lediglich ca. 2500 Unternehmen sind von der Umlage ausgenommen…
Der Strom ist so teuer, weil noch die ganzen Umlagen drauf kommen. Damit will man den Strom CO2 arm bekommen…das Problem ist nur, man hat die teuersten Arten dazu benutzt…und planwirtschaft statt Marktwirtschaft angewendet…und trotzdem ist der CO2 Ausstoß nur marginal seit 2000 gesunken…
atamani meint
@Leonardo
„Da habe ich Glück daß mein Ökotrom so billig ist“
Ökostrom? Sie meinen Wasserkraft…
Und billig? Wohl kaum billiger als die Anderen in Dtld…da kommt man nicht drum rum…
„Ich kann das „Strom ist teuer“ gejammer einfach nicht mehr hören“
Tja…unangenehmes blendet man aus…
Früher war Deutschland mal im Mittelfeld der Strompreise in der EU…inzwischen sind wir am teuersten…doppelt so hoch wie in Holland, Frankreich oder Norwegen…und das Produkt ist das gleiche…STROM !
Jörg meint
Der Ruf nach staatlicher Unterstützung ist ja immer der Ruf nach den Steuergeldern des kleines Mannes.
Wenn sich dann ein Politiker vor diesen Karren sperrt und gleichzeitig im Aufsichtsrat von VW sitzt, dann muss ich immer an „Anschlussverwendung nach der Politikerlaufbahn“ denken.
Eine Zellenproduktion in Europa aufzubauen, halte ich für Schwachsinn. Das ist ein Massenprodukt für Produktionsstandorte mit geringen Personalkosten und Umweltstandards. Sowas ist in Europa kostengünstig nicht zu produzieren.
ZastaCrocket meint
Es ist also nicht erstrebenswert bei der Produktion von Batteriezellen auf Umweltstandards oder angemessene Bezahlung der Arbeitnehmer zu achten. Tolle Aussage! Unbedingt Elektroauto fahren wollen, aber auf die Umwelt und die Menschen die das herstellen sch….. Ich sag nur: „Mein Auto fährt auch ohne Wald!“ Wenn das alle so sehen können wir auch gerne beim Verbrenner bleiben!
150kW meint
Klar ist das erstrebenswert, nur wer schaut beim Einkauf darauf? Da wird im Gegenteil nur gemeckert das Produkte aus Deutschland teurer sind. Warum die teurer sind, interessiert die wenigsten.
Thomas R. meint
Richtig.
Mich würde mal interessieren wieviel tatsächlich aus Deutschland kommt. Also vom Rohstoff den man aus dem Berg kratzt bis hin zur endmontage. Mal unabhängig von der wertschöpfung.
Jörg meint
@zasta
Doch, natürlich!
Beim Tippen habe ich mir schon gedacht, dass der Einwand kommt, war aber zu faul darauf hinzuweisen und werde nun damit „bestraft“ das hier tippen muss ;-)
Mein Phantasie beim Thema „China, Zellproduktion …“ ist, dass sich China hier einen Markt baut.
Einerseits fördern sie das schnelle Hochfahren der Massenproduktion und auf der anderen Seite zwingen sie über eine e-Auto-Quote zur Abnahme der Produktion.
Außer-Chinesische Produktion werden sie durch billigpreise verhindern. Gegen Einfuhrzölle der Europäer (um europäische Produktion wenigstens in Europa wettbewerbsfähig zu halten) werden sie über Auto-Importquoten bestrafen (das ruft dann VW&Co auf den Plan …)
Swissli meint
Bin auch der Meinung, dass Europa nicht zwingend eine Zellproduktion benötigt (Zelle=austauschbares Massenprodukt mit tiefer Marge). Allerdings benötigt vollautomatische Zellfertigung wenig Personal, sodass man durchaus in Europa Zellen wirtschaftlich herstellen könnte. Denn die Investitionskosten in Fertigungsstrassen und die Rohstoffkosten sind weltweit ähnlich.
Dass günstige Energiekosten generell vorteilhaft für eine Volkswirtschaft sind, ist nicht neu. Die dt. Industrie sollte aber tiefe Energiekosten für alle fordern, nicht nur für die eigene Industrieklientel.
Leotronic meint
Energieintensive Zellenfertigung. Ist da vielleicht die Aufladung der fertigen Zelle das Problem?
In Norddeutschland gibt es Strom im Ueberschuss. Warum wird da nicht produziert?
xordinary meint
Wenn ich schon den Satz „Weil, der auch im Volkswagen-Aufsichtsrat sitzt“ lese, muss ich jedes Mal den Würgereiz unterdrücken. Die Politik hat verflucht nochmal nichts in Wirtschaftsunternehmen zu suchen! Diese Verstrickung hat uns den ganzen Diesel-Scheiß doch erst gebracht! Wenn Unternehmen wissen, dass sie im Grunde tun und lassen können, was sie wollen, weil sie immer mit den Arbeitsplätzen drohen können, läuft da was ganz grundlegend falsch.
Das VW-Gesetzt gehört längst abgeschafft und die Politiker raus aus dem Aufsichtsrat. Und dann Gesetze so anwenden, wie sie auf alle angewendet werden (sollten).
Alex meint
Absolut richtig, aber dann müssen wir quasi das ganze System auf dem diese Welt fußt neu aufbauen.
Den es ist nicht nur die Auto Lobby die Politik beeinflusst.
Es liegt in der Natur des Menschen seinen persönlichen Vorteil über das leid ander zu stellen.
Hätte man das alles nicht, würden wir längst in einer anderen Welt leben. Saubere und kostenlose Energie on mass, kein Bargeld, und seit mindestens 130 Jahren elektrische Fahrzeuge.
Denn die ersten pkw waren elektrisch, bis Herr Rockefeller das Geschäft mit dem
Öl witterte und sein Geld eingesetzt hat um den Verbrennungsmotor stark nach vorne zu treiben.
Man tut es immer wieder als „verschwöhrungstheorie“ ab, aber die Welt wird nun mal von einer Hand voll Menschen regiert und gelenkt, aber so geschickt das die Schafe denke es passiert nach ihrem Willen.
Ernesto meint
dem gibt es absolut nichts hinzuzufügen! Ich muss mich auch immer sehr zurück nehmen, wenn ich das lese das Politiker im Aufsichtsrat einer großen Firma sitzen. Was soll denn das?
Alex meint
Genau so kennen wir es von der deutshen vorzeige Auto Industrie.
Möglichst wenig gelt investieren, und wenn doch, dann die „Rahmenbedingungen“ so Stricken das der Staat ein Teil der Summe übernimmt, subventioniert oder sonstiges.
Während andere schon längst fertigen und verkaufen, wird hier noch über ja oder nein gestritten.
Sollte einer oder mehrere der etablierten den Anschluss verpassen und im schlimmsten Fall Kodak oder Nokia folgen, wird dann wieder groß aufgeschrieben „wir haben ja gesagt das geht nicht“ oder „Elektro Autos kosten eben Arbeitsplätze“
Bla bla bla
Deutschland, als eins der einflussreichsten Länder der Welt, ist bei solchen Sachen immer eine witznummer.
Jedes große Projekt wird erstmal so lange umheult bis die anderen schon längst alles fertig haben.
Das ist für eine Ingenieursland einfach nur ein Armutszeugnis
150kW meint
Genau, während Nissan die eigene Produktion schon längst aufgegeben hat, wird hier gefordert groß einzusteigen.
Denn man kann ja nicht vorher wissen ob die Produktion in Deutschland teurer ist. Wer hätte schon so viel mathematisches Wissen das auszurechnen? Nein, da müssen wir erst mal Milliarden investieren und schauen nachher nach den Kosten.