Mercedes-Benz geht ab der Saison 2019/20 mit einem eigenen Team bei der Formel E an den Start. Für das Engagement bei der Elektroauto-Rennserie verzichten die Schwaben ab nächstem Jahr auf die Teilnahme bei der deutschen Tourenwagenserie DTM. Motorsportchef Toto Wolff hat sich nun dazu geäußert, warum Mercedes nicht in beiden Rennserien um Punkte und Fans kämpft.
„Es wird schlicht zu teuer. Wenn wir den Einstieg in die Formel E mit der gebotenen Ernsthaftigkeit angehen wollen, ist so etwas einfach nicht finanzierbar“, sagte Wolff im Interview mit Welt.de. „Elektrifizierung ist die Zukunft. Und da ging es für uns darum, abzuwägen zwischen einem Deutschen Tourenwagen-Masters, die eine attraktive Top-Tourenwagen-Klasse ist, gegenüber einem Start-up wie der FormulaE, die völlig neue Zielgruppen erreicht.“
Die Formel E sieht Wolff als „eine Art Entertainment-Plattform, wo das Rennen per se die Hauptattraktion ist, aber vielmehr Event-Charakter die Veranstaltung prägt“. Bei der Entscheidung für die Formel E und den Ausstieg aus der DTM sei es darum gegangen, „nicht emotional voreingenommen“ zu handeln. „Wenn wir einerseits die Spanne von Carsharing bis AMG-Fahrzeuge abdecken, entspricht dem auf der anderen Seite die Formel E als Start-up und die Formel 1 als globale Premium-Plattform“, erklärte Wolff.
Das Mercedes vergleichsweise spät in die Formel E einsteigt, begründete Wolff mit der gestiegenen Attraktivität der noch jungen Rennserie. So sei das ab nächstem Jahr eingesetzte „GEN2“-Rennauto „wesentlich attraktiver ist als das jetzige“, dessen Batterie nur für eine halbe Renndistanz reicht. Die ab 2020 kommende dritte Generation der Formel-E-Boliden könnte mit Allradantrieb fahren, „dazu möglicherweise 450 bis 500 kW“ leisten, sagte Wolff. „Das ist das, was mich fasziniert.“
Ob die Formel E mittel- bis langfristig zu einem Ausstieg von Mercedes aus der Formel 1 führen wird, könne Wolff nicht sagen. Es komme darauf an, wie sich die Elektro-Rennserie in den nächsten Jahren entwickle. Bei den TV-Zuschauern und Menschen vor Ort führe derzeit aber noch klar die Formel 1. „Es sind zwei verschiedene Konzepte, die durchaus nebeneinander existieren können“, so Wolff.