Der chinesische Autogigant BYD prüft den Bau einer Fabrik für die Herstellung von Batteriezellen in Europa. „Wir denken über eine Zellfertigung außerhalb von China nach und das beinhaltet Europa“, sagte BYDs Batterie-Chef Julia Chen der Nachrichtenagentur Reuters. Die neuen Produktionskapazitäten würden neben Elektroauto-Akkus auch Heimspeicher umfassen.
BYD gehört zu den führenden Stromer-Bauern Asiens, bei den Stückzahlen liegt das chinesische Unternehmen auch weltweit vorn. Das Elektro-Portfolio umfasst Pkw, Busse und Nutzfahrzeuge sowie Solarpanele. Wo genau in Europa Akkus produziert werden könnten, ist noch offen. „Es wäre möglich, wo auch immer es einen Markt gibt“, so Chen.
Die groß angelegte Fertigung von Batteriezellen würde zahlreiche neue Jobs schaffen, die Europäische Union dürfte über den Vorstoß von BYD aber nur wenig erfreut sein. EU-Politiker und Landesvertreter fordern seit langem eine eigene Zellproduktion deutscher oder europäischer Unternehmen. Ohne, so die Befürchtung, droht der hiesigen Automobilindustrie langfristig ein entscheidender Wettbewerbsnachteil.
Deutsche Autobauer beschränken sich derzeit auf die Konfektionierung leistungsfähiger Batteriepakete für ihre Elektroautos. Die im Kern befindlichen Zellen beziehen sie von Unternehmen wie LG und Samsung aus Südkorea, Panasonic aus Japan oder CATL aus China. Experten mahnen, dass Asien bei den in E-Autos heute üblichen Lithium-Ionen-Akkus bereits so gut wie uneinholbar ist.
Thomas R. meint
Der aktuelle Artikel bei Cleantechnica zu dem Them selber bauen oder Zukaufen in Europa:
https://cleantechnica.com/2018/06/05/european-lithium-ion-battery-dilemma-build-or-buy/
Deckt sich mit meiner Meinung. Macht mit der aktuellen Technologie und Energie keinen Sinn. Andere Technologie erfinden und beten, dass es bis dahin reicht…
Swissli meint
Guter Artikel. Danke.
Klar, die europäische Industrie (gemeint sind nicht mal zwingend die Autohersteller) hat die Zellentwicklung und -fertigung vor vielen Jahren verpasst. Tempi passati.
Heute ist es aber ein wohlüberlegtes Abwägen von Chancen und Risiken, und kein Verschlafen mehr.
Dass die Zellhersteller durchaus nach Europa kommen werden, zeigen die Ankündigungen/Pläne – wohl aus Logistikgründen. Es entstehen also durchaus Arbeitsplätze, auch wenn grösstenteils aus Asien.
Zellfertigung/E-Mobilität hat sich Chinas Regierung auf die Fahne geschrieben, genauso wie Solarpanels, Züge und Flugzeuge. Muss für die Welt kein Nachteil sein.
rog meint
Schauen wir mal, wer zuerst ist.
BYD oder Tesla :)
Die deutsche Automafia wollte ja keine Batteriefabrik bauen.
rog
Redlin, Stefan meint
Erstes Kapitel aus einem Geschichtsbuch im Jahr 2035 zur BRD……..
Es war einmal……..
Nik meint
Da müsste man sich als Europäer eigentlich wirklich schämen. Jahrzehnte lang bauten viele europäische Firmen in China und jetzt müssen die Chinesen zu uns kommen. Ja Hallo! Was haben wir alles verschlafen. Haben die Europäer wirklich keine Weitsicht mehr? Eines ist jedenfalls klar, wer schläft, geht den Berg runter!
jomei meint
Wundert das noch irgendwen? Danke, deutsche Funktions- und Entscheidungsträger. Ein inzwischen historisches typisches, austauschbares Beispiel von vielen: In 1999 gab es eine Hart-aber-fair-Sendung um die Schulmisere in NRW, und der Lehrerverbandsvertreter monierte, dass die Politik Ausgaben für Bildung immer noch nicht als Zukunftsinvestition begreifen wolle, und forderte mehr Investitionen für bessere Ausstattung und besseren Personalbesatz an Schulen, und damit niemand die Keingeldkeule als Killerargument einsetzt, die überflüssigen Milliarden an Steinkohlesubvention zurückzufahren. Die Schulministerin Behler (aus der GEW in die IG Metall übergewechselt) behauptete trotzig, die Steinkohlesubventionen seien zur Bewerbung der Bergbautechnologie im Ausland aber sehr viel wichtiger als zusätzliche Investitionen in Bildung.
WTF ist Innovation?
Lässt sich an allen historischen Erfolgsmodellen und deren Niedergang studieren, Beispiel römisches Reich: Für die Weltmacht reichten 300K Legionäre, den Rest erbrachten eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur und eine hocheffektive industrielle Massenfertigung (ZDF-Info-Doku „High Tech der Antike). Alles kaputtgegangen durch Verteilungskämpfe um Posten, Machtpositionen und Pfründe, kurz: Durch Dekadenz und Korruption.
Walter Meier meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Thomas R. meint
Sehe ich ähnlich. Eine Zellfertigung macht meiner Meinung nach nur Sinn wenn man auch Zugriff auf die Rohstoffe hat. Wie das auch immer ausschauen mag. VW hat kein Kobalt bekommen – peng das war´s! Ihr glaubt doch nicht, dass die chinesen bei dieser Jahrhundertchance uns anbetteln bitte ihre Rohstoffe zu kaufen (als quasi Monopolist)… Zusätzlich ist die Energie bei uns zu teuer wenn wir nachhaltig wirtschaften wollen. Da muss man schon ordentlich Wasserkraft oder sowas haben. Das haben wir auch nicht.
150kW meint
VW hat durchaus Kobal für seinen Partner CATL bekommen.
Gunarr meint
Eine chinesische Firma, die hier produziert, ist für unsere Volkswirtschaft allemal besser, als eine deutsche Firma, die in China produziert.
Wir Kunden können uns auf jeden Fall freuen, wenn die Chinesen kommen und für mehr Wettbewerb unter den Autoherstellern sorgen.
Swissli meint
Ja, ich freu mich auf jeden zusätzlichen Zellhersteller und E-Auto Produzenten – egal woher dieser kommt oder produziert. So wird E-Mobilität bezahlbar und gewinnt schneller Marktanteile.
Swissli meint
Seltsam dass es bei Smartphones nie einen Aufschrei in der EU/D gegeben hat. Schliesslich stammen 99% aller Smartphones aus China (inkl. iPhone) oder Südkorea… und wir leben trotzdem noch alle…. profitieren von günstigen und technischen Meisterwerken. Wobei die Herstellung eines Smartphones um einiges anspruchsvoller ist als von Zellen.
Und was wurde vor ein paar Jahren die deutsche Solarindustrie gepusht und subventioniert – ein Milliardengrab. Kein Mensch schreit mehr nach deutschen Solarpanels. Man schraubt heute sehr günstige und gute Solarpanels aus China aufs Dach. So what?! Für die Verbreitung bezahlbarer Photovoltaik in EU/D hätte nichts besseres passieren können.
Michael meint
Wir können alles auch China beziehen. Nur müssen wir es irgendwann auch bezahlen. Da wären Arbeitsplätze gut geeignet.
Swissli meint
Und wieviele deutsche Autos werden in China verkauft? Deutsche nehmen China Arbeitsplätze weg…
JuergenII meint
Ist halb so wild, denn die Masse der Fahrzeuge wird direkt in China produziert. Eher verlieren wir dadurch Arbeitsplätze hier.
Swissli meint
@Juergen
Ein Teil der Wertschöpfung in China kommt auch in D an (auch direkt in Arbeitsplätze wie Entwicklung). VW verdient bekanntlich an einem Auto in China das Mehrfache als in Europa.
Und viele Premium Autos von dt. Herstellern werden nicht in China hergestellt, sondern aus D exportiert?
nightmare meint
Die dt. Autodinos schlafen den Schlaf des Ahnungslosen. Der Meteorit der deren Welt in Schutt und Asche legt, der kommt aus China.
Vor einem 1/2 Jahr gab es eine Meldung, eine Max-Plank-Forscherin hat einen Aluminiumaccu entwickelt. Sie sucht nun einen Investor um den Accu für 5Mil. in 10 Jahren Serienreif zu bekommen. Von einem aktiven Automanager hätte ich erwartet das er aus der Kasse für Bestechungsgelder die Krümel zusammen kratzt und Ihr sagt „Hier sind 50Mil. aber versuch es in 5Jahren zu schaffen.“
Aber der ist bestimmt auf dem Weg eingeschlafen.
nilsbär meint
Bei uns gibt es eben Universitäten oder die Fraunhofer Gesellschaft (30% der Finanzen bekommen die vom Staat), die an Batteriezellen forschen und alle 2 Jahre Erfolgsberichte rausgeben um neue Förderungen zu bekommen. Vielleicht wird da mal was serienreif, vielleicht auch nicht. Gibt keinen Stress dort. Und inzwischen entsteht in Asien eine ganze E-Industrie. Was werden wir in ein paar Jahren machen? Strafzölle auf chinesische E-Autos einheben, wie schon jetzt auf chinesische Solarzellen?
Michael meint
wow.
Muss ich das noch verstehen?
Einst gab es in Deutschland noch Firmengründer (zB Herr Daimler), auf deren Risikobereitschaft und Unternehmergeist eine große Volkswirtschaft noch 100 Jahre später basiert und jetzt lassen wir uns schon im „eigenen Land“ von Chinesen die Butter vom Brot nehmen?
Sollte es soweit kommen, dass deutsche Hersteller in ein paar Jahren von MEINEN STEUERGELDERN gerettet werden sollen weil die einfach jahrzehntelang NICHTS auf die Reihe gebracht haben und es offenbar immer noch nicht tun, dann wandere ich aus.
nilsbär meint
Die deutschen Autobauer klammern sich ängstlich an ihre Verbrenner-Modelle und verstehen die Welt nicht mehr. Jetzt wären mutige Entscheidungsträger nötig, die so etwas wie Industriepolitik betreiben.
Noch immer wird der Kohleabbau mit Milliarden im Jahr gefördert. Besser wäre es z.B. mit diesen Mitteln die Ladeinfrastruktur in den Städten zu verbessern. Und den öffentlichen Verkehr auf E-Mobilität umzustellen. Die chinesische Millionenstadt Shenzen etwa hat alle 16000 Busse auf E-Antrieb umgerüstet. Kann sich das wer für Hamburg, Berlin oder München vorstellen?
atamani meint
@nilsbär
Zitat
„Noch immer wird der Kohleabbau mit Milliarden im Jahr gefördert. Besser wäre es z.B. mit diesen Mitte“
Könnten sie diese Behauptung mit einer Quelle belegen?
volsor meint
Hier ein Link :
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/wirtschaft-umwelt/umweltschaedliche-subventionen#textpart-1
atamani meint
@volsor
Oh.. ich wusste das das kommt. Aber haben sie den Bericht auch gelesen?
Dann wäre ihnen die Aussage vermutlich peinlich.
Denn selbst das UBA stellt fest:
Es gibt keine direkte finanzielle Förderung der Kohle. Deshalb gibt es im offiziellen Subventions Bericht der Regierung dazu auch keine Erwähnung.
Das UBA, dessen Neutralität ungefähr so gross sein dürfte wie die der Regierung Nordkoreas zu Menschenrechten konstruiert aber durch fehlende Abgaben auf z.B Wasser Entnahme natürlich indirekte Subventionen… diese liegen aber im unteren dreistelligen Millionen Bereich und sind weit weg von Milliarden wie behauptet!!!
Dschodschi meint
Also was sag ich meiner Tochter mal, in der EU können wir Innovation nicht, lerne Englisch oder Chinesisch….dann kannst dich bei facebook, alphabet, amazon, alibaba, tencent, geely, netflix, ebay, apple, byd…..bewerben…..?
Wir können nur unflexible Arbeitsmärkte, Mauschelei, soziale Marktwirtschaft als Planwirtschaft interpretieren……
Yoshi84 meint
Und so beginnt es also…
Peter W. meint
BYD hat risikobereite Geldgeber. Da kann die deutsche und europäische Industrie nicht mithalten. Bei uns muss alles kalkulierbar oder vom Staat abgesichert sein.
Man darf gespannt sein, wie die Lage in 5 Jahren aussieht.
Michael L. meint
Mal davon abgesehen, das Daimler, Bosch, BMW oder VW jeweils eine komplette Akku-Fabrik allein vom letztjährigen Jahresgewinn vollständig bezahlen könnten ohne irgendwelche Geldgeber…
150kW meint
Als ob BYD keine staatliche Unterstützung hätte…
Thomas R. meint
Richtig. WIe alle chinesischen Startups im „Made in China 2025“ Plan.
Das ist halt der Unterschied zu einer Diktatur bzw. Einpersonenherrschaft. Da hat man eine Idee und diese wird konsequent durchentwickelt. Alle müssen mitziehen. Hat aber natürlich auch etliche Nachteile…
Wer viel Geld von der Regierung bekommt und nicht performt bekommt aber Probleme mit der chin. Regierung! Siehe Faraday Future.
JuergenII meint
Naja, die „Einpersonenherrschaft“ haben wir hier ja auch, nur sie macht nichts daraus. Wobei stimmt nicht Firmen mit starkem Lobbyeinfluss und Postengarantie für unfähige Politiker bekommen den Puderzucker hinten und vorn reingeschm….
[Sarkasmus aus]