Eine Studie des schwedischen Lkw-Herstellers Scania kommt zu dem Ergebnis, dass ein fossilfreier Güterverkehr bis 2050 möglich ist. Die Volkswagen-Tochter zeigt in ihrer Analyse auf, wie die Entwicklung zu einem fossilfreien Güterverkehr aussehen könnte und stellt verschiedene Ansätze zur stufenweisen Reduzierung der Kohlenstoffemissionen dar. Die Studie bezieht sich auf die drei Transportbereiche Fernverkehr, Verteilerverkehr und den städtischen Busverkehr in den Ländern Deutschland, Schweden, China und USA.
„Es ist durchaus möglich, in unserer Branche völlige CO2-Freiheit im Transportwesen zu erreichen und zwar innerhalb des im Pariser Abkommens festgelegten Zeitrahmens“, so Scania-Chef Henrik Henriksson. „Allerdings erfordert dies sowohl einen Wandel in einer beispiellosen Geschwindigkeit als auch einen aufrichtigen und gemeinschaftlichen Einsatz des privaten und öffentlichen Sektors.“
Um bis 2050 gänzliche CO2-Freiheit im Transportwesen zu erlangen, müssen die notwendigen Veränderungen dem Lkw-Hersteller zufolge schon bis 2025 in vollem Gange sein. Das schließe nicht nur neue Technologien ein, sondern auch die Infrastruktur. Außerdem müsse im Bereich neuer fossilfreien Antriebsstrang-Technologien eine durchschnittliche globale Wachstumsrate von mindestens 5 bis 10 Prozentpunkten und eine vollständige Marktdurchdringung bis 2040 erreicht werden. „Um dies zu ermöglichen, müssen die Transportindustrie und angrenzende Branchen einen schnellen und unmittelbaren Wandel einleiten“, so das Unternehmen.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Scania Pathways Studie „Fossilfreier Güterverkehr bis 2050“
- Intelligentere Logistik: Durch die Optimierung der Systeme, z. B. die Verbesserung der Streckenführung und der Logistik der Ladungen, können die Kohlenstoffemissionen um mehr als 20 Prozent reduziert werden.
- Elektrifizierung: In Ländern, in denen die Infrastruktur das Potenzial für universelle Ladestationen und fossilfreie Energie birgt, bietet der Zuwachs an batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen den effizientesten, schnellsten und kostengünstigsten Weg in diese Richtung. Elektrische Autobahnen für Langstreckentransporte können die Elektrifizierung beschleunigen.
- Biokraftstoff: Durch die Nutzung der klassischen Verbrennungsmotortechnologie bieten Biokraftstoffe anfänglich einen effektiven und realistischen Weg in die richtige Richtung. Sowohl die Technologie als auch die Kraftstoffe stehen unmittelbar zur Verfügung.
- Brennstoffzellen: Da Fahrzeuge mit Brennstoffzellen teurer sind, wird ein wesentlicher Zuwachs in diesem Bereich wohl erst später erfolgen als bei batterieelektrischen Fahrzeugen. Wenn die Kosten für diese Technologie sinken und erneuerbarer Wasserstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, könnte die Brennstoffzellentechnologie bis 2050 einen wesentlichen Anteil eines jeden Fuhrparks ausmachen.
„Unabhängig davon, welcher Ansatz sich durchsetzen wird oder ob sich eine Mischung aus mehreren, nebeneinander bestehenden Antriebsstrang-Technologien und Infrastrukturen ergeben könnte, erfordert diese Entwicklung nicht nur einen technischen Wandel mit beispielloser Geschwindigkeit, sondern auch die Dekarbonisierung der angrenzenden Industrien“, betonen die Studien-Ersteller. Sie fordern: „Für großangelegte Entwicklungen der Technologie und der dazugehörigen Infrastruktur müssen ab sofort Finanzierungsmaßnahmen ins Leben gerufen und verbindliche Zusagen getroffen werden.“
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Die Lenkzeit bei LKW über 3,5 t darf ohne Fahrtunterbrechung 4,5 Stunden nicht überschreiten. Spätestens nach 4,5 Stunden Lenkzeit muss der Fahrer deshalb eine Fahrtunterbrechung von mindestens 45 Minuten einhalten.
Bei 80 km/h auf Autobahnen (durchschnittliche Geschwindigkeit durch Staus und Baustellen meist deutlich darunter) können also max. 360 Km Distanz bis zum 45 min. Pausen-Stop erreicht werden.
Nachdem Model S und X an den Superchargern binnen 45 min. 80% geladen haben, sollte bei LKWs eine Reichweite von 500 km vollkommen ausreichen, um während der vorgeschriebenen Fahrer–Pause somit die 360 km (+ Reserve) nachgeladen zu haben.
Hinzu kommen noch die Zeit (komplett jeweils 30-45 min.) zum Be-und Entladen der LKWs bei der Spedition und beim Kunden. Während Schnelllader bei ersteren angesichts der erheblich günstigeren Stromkosten im Vergleich zu den Dieselkosten sehr schnell von den Spediteuren umgesetzt werden wird, sobald entsprechende Elektro-LKWs bestellbar sind, werden auch die (Groß)Kunden an ihren Rampen die entsprechende Infrastruktur bereitstellen. Da gab es schon ganz andere (Logistik-) Herausforderungen, die gemeistert wurden. Hier wäre sicher eine Anschub-Förderung des Bundes hilfreich.
Ja, ich weiß: nicht bei jedem Kunden wird kpl. be- oder entladen. Dort werden Nachtladung und Schnelllader auf der Strecke ihren Dienst tun. Auch ein LKW-Fahrer muss irgendwann mal Mittagessen und für kleine Jungs (oder Mädchen) ????
Durch jeweilige Lade- bzw. Entlade-Zeiten können stets ausreichende Kilometer-Reichweiten nachgeladen werden. Und steht der LKW über Nacht, ist der Akku ohnehin komplett vollgeladen.
Weshalb sollte bei LKWs nicht das gleiche gelingen, was heute bei PKWs bewiesener Maßen längst funktioniert (im Langstreckenbereich heute schon zumindest bei TESLA, in 2-3 Jahren auch bei anderen Herstellern).
PORSCHE will den Taycan ab kommendem Jahr mit 350 KW – Ladern von IONITY in 15 min. auf 80% laden. TESLA rüstet per Jahresende mit der neuen Supercharger-Generation nach. Schließlich sollen die sog. MEGA -Charger auch den SEMI-Truck in kürzester Zeit aufladen. Andere werden nachziehen (müssen) um TESLA und den Chinesen -Stichwort Elektro-Busse- das Feld nicht allein zu überlassen.
nilsbär meint
Lobenswert, dass ein LKW-Hersteller zugibt, dass die völlige Elektrifizierung machbar ist. Allerdings ist sie noch viel leichter machbar als in der Studie behauptet. Busse und Verteilerverkehr sind geradezu prädestiniert für den E-Antrieb. China macht es vor. In Shenzhen fahren bereits alle 16000 Busse elektrisch. Und für den Fernverkehr reichen E-Trucks wie der Tesla-Semi. 6 Stunden fahren, dann halbe Stunde Pause mit Laden. Alle Autobahntankstellen/Raststätten/Parkplätze mit LKW-Schnellladern auszurüsten, ist auch keine Hexerei. Biokraftstoffe, synthetische Kraftstoffe und Brennstoffzellen sind vollkommen unnötig.
Peter W. meint
Soweit ok, aber bei uns sind 4,5 Std, fahren und dann 45 Min. Pause vorgeschrieben. Außerdem muss ein LKW auch Laden und Entladen. Abgesehen vom echten Fernverkehr mit Doppelbesatzung, würden 300 km Reichweite locker ausreichen.
Nur das Gewicht muss passen. Der Gesetzgeber könnte aber für E-LKW einfach das Zul.Ges.Gew. um 2 Tonnen erhöhen.
Fotolaborbär meint
Und da es keine 2 Fahrer/innen auf einem LKW gibt reichen 300 km aus.
Leonardo meint
Im Klein LKW Bereich hat sich schon was getan. Hier darf man mit dem PKW Schein einen 4,5t Elektro LKW anstatt 3,5t Verbrenner LKW fahren.
Ob diese Regelung auch Hybride gilt?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das finde ich sehr interessant, auch für Wohnmobile, bei denen das Gewicht immer ein Problem ist. Wo gibt es Infos darüber?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Nachdem die Studie von Scania geschrieben worden ist:
“Für großangelegte Entwicklungen der Technologie und der dazugehörigen Infrastruktur müssen ab sofort Finanzierungsmaßnahmen ins Leben gerufen und verbindliche Zusagen getroffen werden.”
Na dann macht doch und verwendet die sprudeldenen Gewinne aus der Verbrennungstechnologie. Da ist allerdings Unternehmertum erforderlich, und ob das die angestellten Manager von Großkonzernen können, ist fraglich. Da wird dann doch lieber auf die Politik gewartet.
Zum Glück gibt es noch so Leute wie Elon Musk; er wird euch schon zeigen, wie das funktioniert, auch bei den LKW.
Stocki meint
Aber Elon hat doch immer nur angekündigt und nie geliefert. Die 5000 Model 3 sind doch laut Analysten gar nicht möglich. Die paar wenigen Vorbesteller haben alle entnervt hingeschmissen. Die Shortseller schwimmen dank Tesla im Geld und bei den zu erwartenden Spaltmaßen will die eh keiner haben.
Ach nee, Moment mal…