Ulrich Spiesshofer, Chef des Schweizer Industriekonzerns ABB, hat in einem Interview mit dem Online-Magazin Edison über die E-Mobilitäts-Pläne seines Unternehmens und kommende Herausforderungen für den Energiesektor gesprochen. Um dem Elektroantrieb zum Erfolg zu verhelfen, braucht es laut Spiesshofer vier Dinge: „Elektroautos, Ladeinfrastruktur, eine Verstärkung des Stromnetzes sowie eine Einspeisung von mehr erneuerbaren Energien“. Daraus ergebe sich „eine Wertschöpfungskette, die wirklich die Welt verändern kann“.
ABB sieht der Firmenchef bei drei der genannten E-Mobilitäts-Kernpunkten bereits als „Weltmarktführer“: Bei der Technik zur Einspeisung von erneuerbaren Energien und im Netzbereich „mit inzwischen zwölf Milliarden Euro Umsatz“, seit 2011 sei das Unternehmen zudem im Bereich Ladeinfrastruktur vertreten und habe seitdem „Aufträge für über 7000 Schnellladestationen aus aller Welt“ erhalten.
Von seinem Engagement in der Elektroauto-Rennserie Formel E erhofft sich ABB wichtige Erkenntnisse für die Praxis. „Ein E-Rennauto ist auch ein mobiles Energie-Managementsystem“, so Spiesshofer. Im Fokus des Motorsport-Engagements stünden die Effizienz und Rekuperation sowie die Softwaresteuerung.
Obwohl ABB eigenen Angaben nach „der weltgrößte Hersteller“ von Elektromotoren für industrielle Anwendungen sowie von Leistungselektronik und Umrichtern ist, will das Unternehmen keine E-Motoren für Pkw bauen. „Denn Automotoren haben andere Dimensionen und Anforderungen als solche für den industriellen Einsatz“, erklärte Spiesshofer. ABB konzentriere sich bei E-Autos bis auf weiteres auf eine möglichst hohe Ladeleistung und die dazu erforderliche Technik.
Wie sich der Markt für Ladeinfrastruktur und -lösungen entwickelt, hängt Spiesshofer zufolge von der Nachfrage nach den verschiedenen Elektroauto-Segmenten ab – insbesondere der gebotenen Reichweite und damit dem Strombedarf. Entscheidend sei außerdem, welche Gesetzgebungen in Kraft treten – etwa Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. „In den nächsten Jahren wird es erst einmal sehr wichtig sein, die lokalen Netze fit zu machen für die neue Welt“, sagte Spiesshofer. Dort, wo Elektroautos geladen werden, müsse „ein stabiles Netz existieren“.
Die Preise für neue Elektroautos könnten laut dem ABB-Chef dank besserer Technik schon bald auf dem Niveau von Verbrennern liegen. „Das Ziel muss sein, die Wechselstrom-Gleichstrom-Umwandlung im Fahrzeug zu minimieren und die Fahrzeuge direkt mit Gleichstrom zu laden.“ Dazu müssten Elektroautos zukünftig ohne Wandler gebaut werden, damit sie leichter und preiswerter auf der Straße fahren, so der Experte. Spiesshofer erwartet, „dass wir in den nächsten zwei Jahren einen großen Schritt nach vorne gehen werden“.
Andreas T. meint
Man könnte meinen, dass alle E-Autos fast nur an öffentlichen Ladesäulen betankt werden. Aus „Tank-Historien“ von Tesla-Autos in Deutschland weiß man, dass ein großer Teil der Fahrer akkuschonend mit „normalen“ Wechselstrom zu Hause nachtlädt. So banal sich das anhört, vielen Bürgern scheint noch nicht klar zu sein, dass man auch über die normale Haushaltssteckdose in 12 Stunden ordentlich KW nachladen kann.
Swissli meint
Gibts eigentlich schon AC/DC Wandler für zuhause? Wallbox empfiehlt sich ja sowieso. Kostenpunkt?
Langfristig macht es tatsächlich wenig Sinn in jedes Auto AC/DC Wandler einzubauen und diese permanent spazieren zu fahren. Momentan gibts aber noch viele öffentliche „nur“ AC Lader.
midget meint
Ich lade lieber privat günstig Wechselstrom als (bald) teuer an einer Gleichstrom-„Tankstelle“.
Weitestgehend unabhängig von Tankstellen (und deren nahezu willkürlicher Preisgestaltung) zu sein war für mich der Hauptgrund auf ein Auto umzusteigen…
Die Hersteller wird’s freuen, können sie dann endlich auch am „Sprit“ verdienen, wenn keine AC-Lader mehr verbaut werden.
Die Asiaten quälen uns schon jetzt mit ihren 1phasigen AC- „Schnarchladern“
alupo meint
Einfach für Drehstromladen eine „elektrische Brille“ vorschalten, d.h. 6 Leistungsdioden kaufen und aus den 3 Phasen einen pulsierenden Gleichstrom machen und damit rein in den einphasigen Bordlader . Dürfte sehr billig sein.
In Deutschland vermutlich verboten.