Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Audi Peter Mosch hat sich bei der zweiten Betriebsversammlung des Jahres für einen Neustart ausgesprochen. Der Ingolstädter Autobauer müsse sich an der Unternehmensspitze personell nachhaltig aufstellen. Außerdem sei es jetzt wichtig, die Stärke der Marke „als Technologieschmiede des Volkswagen-Konzerns weiter zu beleben“ und den Premium-Anbieter dementsprechend strategisch auszurichten – unter anderem im Bereich E-Mobilität.
„Ein ‚Weiter so‘ akzeptieren wir nicht. Deshalb fordern wir einen Neustart, der jetzt gezündet werden muss“, sagte Mosch vor rund 10.000 Beschäftigten in Ingolstadt. Als die wichtigsten Stufen des Neustarts nannte er einen personellen sowie nachhaltigen Wechsel an der Spitze des Unternehmens, den konsequenten Abschluss der Dieselaufklärung sowie eine strategische Fokussierung auf die Audi-Kernelemente.
„Audi muss weiter die Technologieschmiede des Volkswagen-Konzerns sein und bleiben. Nur so sichern wir weiter Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung. Daran muss sich die Unternehmensleitung orientieren“, so Mosch. Die Belegschaft erwarte vom Vorstand „eine zielsichere und arbeitnehmerfreundliche Transformationsstrategie“, die das Unternehmen weiter beschleunige und Beschäftigung langfristig sichere. Dies sei für einen erfolgreichen Neustart unerlässlich.
Trotz der herausfordernden Zeiten sehen die Arbeitnehmervertreter Audi für einen erfolgreichen Neustart gut gerüstet. „Unsere Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025 steht, unser Zusammenhalt ist ungebrochen und unsere Produkte sind stärker denn je. Darauf aufbauend muss das Unternehmen nun in eine neue Zukunft starten“, sagte Mosch.
Die Aud-Betriebsrätin Ingrid Seehars betonte neben einer stabilen Auslastung des Ingolstädter Werks die Notwendigkeit, den Standort mit über 44.000 Beschäftigten weiter für die Zukunft zu rüsten. „Die Einrüstung unserer Werke für die E-Mobilität konnten wir durchsetzen. Jetzt muss die Unternehmensleitung die nächsten Schritte gehen und unter anderem auch eine eigene Audi-Batteriefertigung in Ingolstadt realisieren“, so die Betriebsrätin. Diese sei mit ein Baustein für die kommende Zeit, die im Zeichen alternativer Antriebe stehe. Die Entscheidung dazu müsse aber bereits jetzt fallen. „Auch das wird ein Signal für einen gelungenen Neustart sein“, sagte Seehars.
Audi hat angekündigt, sich komplett zu elektrifizieren – bis 2025 sind über 20 Stromer vorgesehen. Nach dem SUV e-tron steht im nächsten Jahr der SUV-Crossover e-tron Sportback auf dem Programm. 2020 folgen der viertürige Gran Turismo e-tron GT von Audi Sport und das erste Elektro-Modell im Premium-Kompaktsegment. Anschließend sollen weitere Baureihen auf Basis der gemeinsam mit Porsche entwickelten „Premium Platform Electric“ PPE in den Handel kommen.
Leotronik meint
Wer nur halbe Sachen macht wird keinen Erfolg haben. Auch bei AUDI geht der Wandel im Kriechtempo. Das gibt Probleme. Die falschen Leute an falschen Positionen.
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu meint
Solange das Hauptproblem der Elektromobilität – d.h. die Batterie-Ladung an weit entfernten Lade-Terminals – für 90% der E-Auto Besitzer (ohne eigenen Haus-Ladeanschluss) nicht durch alternative Techniken, z.B. on-bord-plug-in, in den Griff genommen wird, werden sich die Verkaufszahlen nur sehr, sehr langsam erhöhen. Es zählen nur Absolutzahlenund nicht Referenzen auf vergangene Null-Verkäufe, die immer grosse Zuwächse vortäuschen. – E-Auto Hersteller solten die enormen Zuwächse der Hybridautos (mit PHEV-on-bord Ladung) im Auge behalten, um zu begreifen, warum der Markt derart an ihnen vorbei geht.
Wilf meint
Die Warteliste von über 400.000 Tesla Kunden sagt etwas anderes aus. Auch Jaguar hat scheinbar nicht genug Vertrauen in die eigenen Produkte. Wie kann man sonst die Aussage erklären: „Wir sind von der Nachfrage völlig überrascht worden“
nilsbär meint
Die Jaguar Chefs aus Indien lassen Ziebart/Callum eben ein bisschen spielen mit dem I-Pace. Ist gut für das Image. Keinesfalls wollen sie die Produktion soweit erhöhen, dass die Verkäufe der konventionell angetriebenen, weit lukrativeren Jaguar-Modelle darunter leiden. Was auch die Strategie von VW, BMW, Renault usw. ist. Ohne Tesla und vor allem China wäre bei uns auch in 100 Jahren der Verbrenner noch Marktführer.
alupo meint
Es liegt wohl weniger an der Nachfrage (obwohl ich es niemandem verdenken kann wenn er kein eAuto mit nur 159 km Winterreichweite kauft) sondern eher an der Lieferunfähigkeit bzw. Wartezeit bis das eAuto kommt. Ein Nachbar wollte einen eSmart, aber bestellt hat er jetzt doch einen mit Verbrenner. Er konnte nicht über 1 Jahr warten.
Daher, das Angebot ist ungenügend, und die etwas besseren eAutos sind vergriffen. So sieht es heute aus.
Priusfahrer meint
Die Verbrenner-Motor-Vorstände der alten Generation, müssen unbedingt gegen
aktuell informierte Vorstände ausgetauscht werden. Die etablierten Vorstände
werden sich bestimmt nicht einer umfangreichen Ausbildung und einer Neuausrichtung auf Elektromobilität unterziehen. Junge Akademiker die wissen, was benötigt wird und wie es in Zunkunft läuft, brauchen die Unternehmen. Die nächste Generation muß her! Verknöcherte, unflexible und nur gewinnorientierte Vorstände verhindern die längst nötige Umstrukturierung der dt. Automobil-Industrie. Ob 20 VW-Vorstände und 14 AUDI-Vorstände zumindest teilweise, einfach so ihre Sitze räumen?
Swissli meint
Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025… es lebe der Sozialismus!
Eine eigene Batteriefertigung wird gefordert. Kennt diese Betriebsrätin eigentlich den Unterschied zwischen Zellfertigung und Akkupackfertigung?
Audi Vorsprung durch Technik war gestern… diesbezüglich muss ich den Betriebsräten zustimmen.
Wännä meint
@Swissli: Wenn alle Motoren- und Getriebebauer weiterhin beschäftigt sein wollen, bleibt nur die sukzessive Umschulung zum „Akku-Bauer“. Dabei ist es zunächst mal unerheblich, ob Zellfertigung und/oder Konfektionierung gemeint ist.
Auch das hat nichts mit Sozialismus zu tun ;)
Swissli meint
Wenn Gewerkschaften und Politik Zell- und Batteriekolchosen fordern, ist man von Planwirtschaft und Sozialismus nicht mehr weit weg :)
150kW meint
Batterie Produktion gibt es innerhalb der VAG eh schon. Da stellt sich nur die Frage wer es macht. Das hat somit nichts mit Planwirtschaft zu tun.
Landmark M3 vs. Sion meint
Wir haben es euch gesagt, seit Jahren! Jetzt bricht Panik aus in Ingolstadt, für mich klingt der Artikel so, muss ja nicht stimmen. Aber verdammt noch Mal, wir haben es euch gesagt.
150kW meint
Wo siehst du da Panik? Der Betriebsrat will halt mehr Beschäftigung, so wie immer.
Landmark M3 vs. Sion meint
wie ich sagte, es muss nicht stimmen, es schaut für mich als Aussenstehenden so aus.
„Der Betriebsrat will halt mehr Beschäftigung, so wie immer“ ja, absolut
Michael meint
Lese ich genauso. Totaler Neustart heißt für mich, dass der betriebstrat denkt es läuft etwas gehörig schief und das kann eigentlich nur sein, dass Audi bei einer Schlüsseltechnologie gnadenlos abgehängt wird.
Schade für „Vorsprung durch Technik“