Während deutsche Autohersteller und Zulieferer noch zögern, hat das chinesische Unternehmen CATL kürzlich den Bau einer Fabrik für die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland angekündigt. EU-Kommissar Maroš Šefčovič will weiter dafür kämpfen, dass auch einheimische Hersteller eigene Zellfertigungen in Europa aufbauen.
„Alle industriellen Revolutionen haben wirtschaftliche und soziale Weltordnungen verändert“, schreibt Šefčovič in einem Debattenbeitrag für das Branchenportal Bizz Energy. „Wie stellen wir sicher, dass Europa nun auch die vierte industrielle Revolution anführt, die unter anderem die Energielandschaft verändert?“
Šefčovič macht sich für einen Gesetzesrahmen stark, der die Transformation der Energie- und Automobilbranche unterstützt. In der Praxis bedeute dies: „weg von fossilen Kraftstoffen, hin zu Erneuerbaren, zu dezentralisierter Energie und digitalen Smart-Grid-Lösungen“. All dies müsse „auf eine faire Weise“ für alle Bevölkerungen stattfinden.
Zentraler Baustein für die Senkung der CO2-Emissionen im Transportsektor sind für Šefčovič Erneuerbare Energien. Um diese unabhängig von der Zeit und dem Umfang des Bedarfs zur Verfügung zu stellen, seien „effiziente, kommerzielle, zugängliche“ Speicherlösungen nötig. „Hier kommen Batterien ins Spiel. Sie stehen kurz davor, unsere Transport- und Energiemärkte neu zu definieren“, so der EU-Kommissar – er betont: „Sie sind strategisch wichtig.“
Die EU erwartet, dass das Geschäft mit Energiespeichern im Jahr 2025 ein Volumen von 250 Milliarden Euro haben wird. Deutschland habe laut Šefčovič die Chance, „mit seiner sehr starken Industrie- und Innovationsbasis“ die treibende Kraft in dem boomenden Markt zu sein. Es gehe heute „nicht mehr um das Warum oder das Ob“, sondern „das Wie“.
Šefčovič will, dass Europa keine technologische Abhängigkeit von seinen Wettbewerbern zulässt. Dazu habe die EU „ein robustes Maßnahmenpaket eingebracht, den Strategischen Aktionsplan für Batterien“. Das Ziel der Initiative sei ein Wettbewerbsvorteil durch „eine sichere und nachhaltige Hochleistungsbatterie mit den geringstmöglichen Umweltauswirkungen“.
Ob europäische Unternehmen dem Aufruf von Šefčovič zum Bau einer groß angelegten Zellfertigung in ihrem Heimatmarkt folgen, bleibt abzuwarten. Anfang des Jahres hatte der deutsche Zuliefergigant Bosch erklärt, sich nach längerer Prüfung gegen die Produktion von Batteriezellen entschieden zu haben. Die Autokonzerne BMW, Daimler und Volkswagen wollen die Zellen für ihre Elektroautos der nächsten Generation weiter aus Asien beziehen – eine Eigenfertigung kommt für sie derzeit nicht in Frage.
Leotronik meint
Wer auf die Solidzelle wartet endet wie derjenige der auf die Kernfusion wartet. Er wird alt und enttäuscht.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
die EU hat soviel Potential um alle Probleme von Sozial bis wirtschaftlich zu lösen, aber man muss eben Zusammenarbeiten. Und wie wir das Schauspiel auf politischer Ebene immer beobachten so ist es auch unter Firmen wo jeder sein Ding macht.
Ich würde mir auch eher wünschen mehr und besser Start Ups zu unterstützen oder eine Konzentrierung von Ideen oder Produkten von mehreren Firmen, aber solange jeder seins macht wird das in der EU nix.
Die Produkte des 21. Jahrhunderts kommen leider aus China oder USA und keiner der Ü60 Politiker oder Ü60 Unternehmer die mir bekannt sind will dagegen etwas machen – ergo ist leider für die junge Generation teilweise der Zug abgefahren.
alupo meint
Ich denke der Zug ist uneinholbar abgefahren für uns Europäer.
Die so hochgelobte Festkörperzelle ist Jahre entfernt von ihren Einsatz und außerdem, wer sagt uns, dass die Europäer die ersten und einzigen wären die das können?
Ich denke, dass bis zu derem Erscheinen es einfacher ist, eine bereits vorhandene GWh-Fabrik teilweise umzustellen als eine neue Fabrik auf der grünen Wiese neu zu planen und zu bauen.
Ja, der Zug ist nunmal abgefahren. Uns bleibt nur noch, das auch öffentlich einzugestehen. Ich rechne, dass dies so knapp 5 Jahre dauern wird…
Peter W. meint
Da das E-Auto noch in den Startlöchern steht, glaube ich durchaus, dass die Autobauer oder Zulieferer noch in die Zellproduktion einsteigen könnten. Da sie es aber nicht tun, und auf die Superzelle warten, von der sie offenbar glauben, dass nur deutsche Superingenieuere sie herstellen können, wird Dein gezeichnetes Szenario zutreffen.
stan meint
Es geht um das „Wann“.
Und wenn zu spät, dann um das „Nie“.