Volkswagen ist laut der jährlich veröffentlichten Innovations-Studie des Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach derzeit nicht nur weltweit der absatzstärkste Automobilhersteller, sondern mit seinen Marken Audi, Porsche, VW & Co auch das innovationsstärkste Unternehmen der Branche. Mit 233 Innovationen, davon 45 Weltneuheiten, landet der Wolfsburger Konzern vor den anderen deutschen Autobauern BMW und Daimler. Anschließend folgen Toyota und Tesla auf Rang 4 und 5.
Die hohe Innovationsstärke der deutschen Top-3-Konzerne speist sich zu ca. 50 Prozent aus den Zukunftsfeldern „Connectivity“ und Assistenzsysteme (ADAS, Advanced Driver Assistance Systems). Neuerungen aus dem Verbrennungsmotor zählen immer weniger auf die Innovationsstärke ein (Volkswagen 11 %, BMW 12 %, Daimler 13 %). Bei rein elektrischen Fahrzeugen fällt der Anteil von Innovationen der deutschen Hersteller derzeit vergleichsweise gering aus (Volkswagen 3 %, BMW 3 %, Daimler 1% ).

„Die deutschen Automobilhersteller sind trotz Dieselskandal und Bedrohungen durch neue Akteure die Innovationsführer in wichtigen Zukunftsfeldern“, so Studienleiter Stefan Bratzel. „Im Bereich der Elektromobilität zählen sie jedoch eher zu den ‚Fast Followern‘ und müssen Rückstände schnell aufholen. Die Beibehaltung einer gewissen technologischen Breite erscheint für die global tätigen Konzerne aufgrund der Heterogenität der Märkte jedoch angemessen und sinnvoll.“
Größter Aufsteiger des Jahres ist der Toyota-Konzern. Die Japaner verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahr um elf Ränge auf Platz 4. Nach relativ schlechten Platzierungen in den Vorjahren landet Toyota damit einen Platz vor dem Vorjahresdritten Tesla. Ebenfalls deutlich innovativer zeigt sich in diesem Jahr die indische Tata-Gruppe mit den britischen Marken Jaguar und Land Rover: Aktuell auf Platz 7, konnte sich Tata gegenüber dem Vorjahr um sechs Ränge verbessern. Zur Gesamtzahl von 46 Indexpunkten trägt die Marke Land Rover 54 Prozent und Jaguar 40 Prozent bei. Die vor allem auf dem indischen Markt tätige Marke Tata spielt hier kaum eine Rolle.

Elektroautobauer Tesla kann seine starke Position im Innovationsranking der Vorjahre nicht ganz halten und kommt mit 24 Innovationen – darunter 8 Weltneuheiten – auf den fünften Rang. Dazu das CAM: „Auffällig ist die starke Fokussierung der Innovationen auf die Zukunftsfelder Connectivity, ADAS und reine E-Mobilität, die 86 Prozent der Gesamt-Innovationsstärke ausmachen.“
Innovationsschwächer zeigen sich in diesem Jahr neben Tesla vor allem Hyundai und Fiat-Chrysler: Hyundai büßt drei Plätze ein und kommt nur noch auf Rang 10. FCA rutscht nach einem „Positivausreißer“ im Vorjahr von Platz 8 auf Platz 14. „Der Grund liegt in der dramatisch gesunkenen Zahl der Innovationen. Konnten im Vorjahr noch 77 Einzelinnovationen bilanziert werden, so war es im aktuellen Betrachtungszeitraum mit 35 fahrzeugtechnischen Neuerungen weniger als die Hälfte“, erläutern die CAM-Experten.
Chinesen bei E-Mobilität auf dem Vormarsch
Auffällig ist die immer bessere Performance der chinesischen Hersteller: Unter den Top-25-Konzernen 2018 finden sich acht Konzerne aus der Volksrepublik. Mit NextEV, bekannt vor allem für die Marke NIO, landet der Beste bereits auf Rang 13 – noch vor Traditionsherstellern wie Fiat-Chrysler, Renault oder Mazda. Noch hat NextEV allerdings im Untersuchungszeitraum keine Serien-Fahrzeuge im Angebot. Unter den Top-20 der Automobilkonzerne sind aktuell vier Firmen chinesischer Herkunft, noch vor zwei Jahren war es mit der Volvo-Mutter Geely nur eine.
Die chinesischen Hersteller setzen aus technischer Sicht vor allem auf die Zukunftsfelder alternative Antriebe und Vernetzung/autonomes Fahren . Bei rein batteriebetriebenen Fahrzeugen sind hier dem CAM zufolge bereits viele Serien-Anwendungen zu verzeichnen. Im Bereich der (autonomen) Fahrerassistenzsysteme handele es sich derzeit eher um Studien, die Serieneinführung stehe bei einigen Start-ups jedoch bevor. Während etwa General Motors oder Fiat-Chrysler mit 22 bzw. 27 Prozent noch einen hohen Teil ihrer Innovationsaktivitäten auf den Verbrennungsmotor verwenden, blenden die chinesischen Hersteller dieses Technologiefeld fast vollständig aus.
Leotronik meint
Die E-Vorreiter sind irgendwie vom Pferd gefallen. Aber immerhin sind sie leiser geworden. Ach ja, einige sitzen doch im Knast.
Gunarr meint
So viele Innovationen und trotzdem haben sich Autos, seit ich auf der Welt bin, nicht wesentlich verändert. Dabei gäbe es so viele coole Sachen, die man machen könnte. Wie wäre es z.B. mal mit einem Auto, das seitwärts fahren oder sich auf der Stelle drehen kann? Wenn unsere Ingenieure schon nichts von Batteriezellen verstehen, könnten sie doch wenigstens mal so was zur Marktreife bringen.
Stefan meint
MOMENT! Bitte respektieren Sie doch die extrem wichtigen, aufs Mikron genau ausgerichtete, Spaltmasse!
;-)
Fritz! meint
„Elektroautobauer Tesla kann seine starke Position im Innovationsranking der Vorjahre nicht ganz halten und kommt … “Auffällig ist die starke Fokussierung der Innovationen auf die Zukunftsfelder Connectivity, ADAS und reine E-Mobilität, die 86 Prozent der Gesamt-Innovationsstärke ausmachen.”“
Nein, das hat mich jetzt aber doch überrascht, daß Tesla im Bereich reine E-Mobilität einige Innovationen bietet. Liest sich aber (zwischend en Zeilen) im Umkehrschluß ein wenig so, als ob das Institut bemängelt, daß Tesla eben nicht so viele Innovationen wie VW im Bereich Diesel und Katalysator hat…
E.OFF meint
Ich verstehe nicht warum VW bei Connectivity besonders stark sein soll nur weil die Android Auto zum laufen gebracht haben, denke eher das die empfangsqualität des DAB Autoradio zu der guten Bewertung geführt hat…
alupo meint
Das Radio ist doch eher ein Zukaufsprodukt eines, vermutlich asiatischen Herstellers?
Jetzt würden mich ähnliche Studien aus Frankreich, Japan, Südkorea, China, Indien und den USA interessieren.
Daraus dann den Markenmittelwert ermitteln und dann denke ich, hätte man eine eher belastbare Aussage.
Wie wurde festgelegt, wann eine Innovation eine Innovation ist und ob sie zählt? An der weltweiten Patentierung?
Wie sieht es aus bei reinen eAutoherstellern? Diese können im Verbrennerbereich (ICE) sicherlich nicht punkten.
Fotolaborbär meint
Wieder ein Blick in den Rückspiegel. Was letztes Jahr an Innovationen war ist doch für heute und morgen kalter Kaffee. Was heute in einem Automobil erstmalig auf den Markt kommt ist vor 5 Jahren entwickelt worden.
one.second meint
Also werden die Innovationen rein quantitativ nach Zahl bewertet und nicht, wie disruptiv die einzelnen sind?
Das ist ja mal ein interessanter Ansatz. Also könnte jemand quasi das Perpetuum Mobile erfinden, würde aber von einem Herstellern mit zwei Innovationen im Bereich Fensterheber im Innovationsranking abgehängt.
Naja, Hauptsache die Deutschen sind vorne! :D
Peter W. meint
Ähnliches hab ich mir auch gedacht. Es ist nicht zu erkennen, welche Qualität oder tatsächliche Verbesserung die Innovationen haben. Wenn einmal was wirklich Nützliches weniger Wirkung gat als 3 mal was Banales, was soll dann dieses Ranking?
Dieselfahrer meint
EInfach mal in die Methodik des CAM Schauen http://www.auto-institut.de/index_htm_files/Methodik_Inno.pdf dann erübrigen sich einige Fragen (und andere tauchen dafür auf)
Fritz! meint
Ich brauche als nur einen Fiat Panda von 1980 zu nehmen und ihm das einbauen, was ein Golf im Jahre 2000 hatte und schon wäre Fiat Innovationsführer? Die Herangehensweise ist schon ein wenig „befremdlich“.