Renault zeigt mit dem EZ-PRO die Vision eines vernetzten, voll automatisierten und batterieelektrischen Transportsystems für den städtischen Lieferverkehr. Ein Konvoi der „Robo Pods“ kann in jedem Follower Pod verschiedene Güter für unterschiedliche Auftraggeber, Endkunden und Lieferorte mit sich führen. Soll besonders wertvolle und empfindliche Ware zum Kunden gebracht werden oder müssen vor Ort spezielle Transportformalitäten erledigt werden, tritt der bemannte, mit einem Pod Operator besetzte Leader Pot in Aktion.
Abhängig von aktuellem Verkehrsaufkommen, Ampelschaltungen und Haltemöglichkeiten vor Ort plant das System seine Routen selbst, das soll für mehr Effizienz sorgen und die Kosten senken. Bei Bedarf kann sich ein Konvoi aufspalten – die Transportmodule fahren dann komplett autonom und ohne Pod Operator zum gewünschten Zielort.
„Die ‚letzte Meile‘ zum Endkunden macht heute 35 bis 50 Prozent der kompletten Transportkosten für eine Lieferung aus. Durch konsequenten Einsatz der Robo Pods können Logistikunternehmen, Online-Händler und andere Betreiber deshalb ihre Wettbewerbsfähigkeit entscheidend erhöhen“, so Renault.
Die Formgebung der neuen Studie ist an das Erscheinungsbild der Robo-Taxi-Studie EZ-GO angelehnt, die Renault auf dem Genfer Auto-Salon 2018 vorgestellt hat. Mit dieser teilen sich Leader und Follower Pods auch die technische Basis. Die komplett von der Karosserie umschlossenen, weit in die Fahrzeugecken gerückten Räder dienen dabei nicht allein der Optik, sondern sollen vor Stößen und Bordsteinkanten schützen – und so den Aufwand für Wartung und Reinigung verringern.
Sämtliche für das automatisierte Fahren erforderlichen Kameras, Radar-, Lidar- und Ultraschallsensoren des EZ-PRO sind in den Radverkleidungen untergebracht. Die Batterie ist platzsparend unter dem Fußboden eingebaut. Das Aufladen des Stromspeichers erfolgt kabellos per Induktion. Zusätzlich verfügen die Pods auf dem Dach über Solarmodule, um elektrische Verbraucher mit Energie zu versorgen.
Das EZ-PRO-Konzept verändert grundlegend das Berufsbild des klassischen Kurierfahrers und Paketzustellers: Im Leader Pod verfügt der Operator über einen komfortablen und ergonomischen Arbeitsplatz. Da er weitestgehend von den Fahraufgaben befreit ist, kann er sich zum Beispiel den Warenempfängern widmen und sie über das Eintreffen ihrer Lieferung informieren sowie die autonomen Follower Pods seines Zuges überwachen.

Die Follower Pods nutzen die gleiche Plattform wie die Leader Pods. Sie sind modular konzipiert und bestehen aus dem Unterbau mit Batterie, Fahrwerk und Elektromotor, auf den sich austauschbare Container montieren lassen. Das System erlaubt es, Container in Logistikzentren am Stadtrand vom Lkw auf die Plattformen umzuladen. Die kompletten Robo Pods lassen sich dann in Konvois in die Städte integrieren.
Die Container verfügen äußerlich über das gleiche Design, unterscheiden sich aber je nach Transportaufgabe und Funktion in der Laderaumgestaltung. Für kleineres Transportgut und Pakete lässt sich etwa eine Vielzahl von Schließfächern unterschiedlicher Größe integrieren. Wenn ein derart ausgerüsteter Robo Pod mit Ware zum Kunden unterwegs ist, wird dieser per Smartphone-App benachrichtigt und kann dann das Fach direkt an der Haus- oder Geschäftstür per Code öffnen. Der Pod fährt anschließend autonom zum nächsten Kunden weiter. Auch die individuelle Anlieferung von Lebensmitteln lässt sich auf diese Weise organisieren.
Renault hat bei der Entwicklung des EZ-PRO nicht nur an Lieferdienste gedacht, so könnten beispielsweise auch Reinigungen und Wäschereien Pods mieten und an viel frequentierten Orten abstellen. Dort können die Kunden ihre Wäsche in die Schließfächer legen und wenig später wieder gereinigt und gebügelt abholen. Ein weiteres Beispiel: Für das Champagner-Haus Piper-Heidsieck hat Renault einen Container mit maßgeschneiderten Flaschenfächern ausgestattet. Ebenso lassen sich die Follower Pods als Food Trucks einrichten.
Der Zugang zu den Follower Pads erfolgt stets über seitliche, fast über die komplette Fahrzeuglänge reichende Türen, die nach oben aufschwenken. Eine weitere Besonderheit: In jedem Robo Pod befindet sich für Notfälle ein Defibrillator.
Andreas meint
Clever insbesondere das Konzept der Trennung von Container und Unterbau ist die Übersetzung des Containerfahrzeuges in den städtischen und urbanen Bereich.