Die großen Nutzfahrzeughersteller wollen künftig auch auf Elektromobilität setzen. Dass der Dieselantrieb bereits ausgedient hat, glauben jedoch die wenigsten. In einem Interview verriet MAN-Vorstandschef Joachim Drees, wann der Münchner Hersteller mit dem Durchbruch von Elektro-Lkw rechnet.
„Im nächsten Jahrzehnt könnte es so richtig losgehen“, so Drees im Gespräch mit dem Handelsblatt. MAN, eine Tochter des Volkswagen-Konzerns, hat in den vergangenen Monaten diverse Nutzfahrzeuge mit Elektromotor vorgestellt, auch bei der diesjährigen IAA stand die Elektrifizierung im Mittelpunkt. Vorerst sind allerdings nur Kleinserien geplant.
„Wenn unsere Kunden diese Fahrzeuge annehmen, werden wir die Fertigung entsprechend hochfahren“, erklärte der MAN-Chef. Dass die Zukunft dem Elektroantrieb gehört, ist seiner Ansicht nach aber wahrscheinlich: Durch die gesellschaftliche Diskussion sei „der Druck zur Veränderung auch bei den Lastwagenherstellern angekommen“.
Für die Langstrecke sind vollelektrische Transporter laut Drees wegen der mangelnden Ladeinfrastruktur derzeit nicht geeignet, MAN wird in diesem Bereich daher weiter auf Selbstzünder-Technik setzen. „Der Nutzfahrzeug-Diesel ist auf der langen Strecke sauber und effizient, da gibt es überhaupt kein Vertun“, sagte Drees.
Neben der realisierbaren Reichweite nannte der MAN-Manager mit Blick auf die Elektrifizierung des Angebots die Kosten als entscheidenden Faktor. Es gebe „ein klares Limit nach oben: Bei 26 Tonnen Gewicht ist für uns in Hinblick auf die Gesamtbetriebskosten im Moment das Ende erreicht“. Sinkende Kosten und leistungsfähigere Batterien könnten diese Grenze nach oben verschieben.
Die Nachfrage nach elektrischen Nutzfahrzeugen ist Drees zufolge bereits heute groß. „Wir erleben bei unseren Kunden ein wahnsinnig großes Interesse an den Elektro-Lkw“, sagte er. Einige Kunden würden sich demnach bereits eigene Ladeinfrastruktur aufbauen.
Priusfahrer meint
Die Vorstände der Autoindustrie kümmern sich anscheinend nach wie vor
nicht um die Gesetzeslage. Die EU möchte bis 2030 die CO2 Grenzen stark
heruntersetzen, die Kommunen und Städte sperren die Diesel-Stinker aus,
aber die Entscheidungsträger der Kfz-Konzerne folgen wie Lemminge nach wie
vor, ausgetretenen Pfaden.
Daniel S meint
Die Kunden haben grosses Interesse. Das hat MAN wohl nicht erwartet. Und wieder ist man von der völlig unerwartet grosssen Nachfrage…
Jörg meint
Der Vertrag von Herrn Drees läuft derzeit bis 2023. Vielleicht denkt er aktuell nur bis dahin und jedwede Umwälzung kann gern am 01.01.2024 beginnen …
Michael S. meint
“Der Nutzfahrzeug-Diesel ist auf der langen Strecke sauber und effizient, da gibt es überhaupt kein Vertun”, sagte Drees.
Ob dem Herrn Drees schon mal jemand was von AdBlue-Emulatoren erzählt hat? Scheinbar verschließt man hier die Augen vor einem ernsten Problem, dass man mit Dieseltechnologie nicht lösen kann.
Finde es auch erstaunlich, dass man wegen der „gesellschaftlichen Diskussion“ unter Druck gerät und nicht wegen der erwartbaren Kostenvorteile für den Kunden…
Marco meint
Also wenn die Betreiber die Abgasreinigung manipulieren (übrigens nicht nur bei AdBlue üblich, sondern eher auch bei der AGR besonders bei Taxen) , dann kann der Hersteller doch nichts dafür, außer er hätte das System absichtlich „leicht manipuliert“ konstruiert und tut nichts dagegen.
So was müsste also regelmäßig kontrolliert werden und hart bestraft.
alupo meint
Ja, die Hersteller versuchen gar nicht diesen Betrug an der Gesundheit der Menschen zu unterbinden.
Sie könnten die Manipulationen detektieren und dann die Motorenleistung auf nur 30 % drosseln.
Aber warum wird auch hier nichts unternommen?
Landmark M3 vs. Sion meint
„Für die Langstrecke sind vollelektrische Transporter laut Drees wegen der mangelnden Ladeinfrastruktur derzeit nicht geeignet, MAN wird in diesem Bereich daher weiter auf Selbstzünder-Technik setzen. “
MAN treibt deshalb den Ausbau der Ladeinfrastruktur voran und errichtet ein Ladenetz für die Langstrecke…… na ja, mein Wunschdenken…
Alex meint
Es ist lächerlich, oder?
Ich wette die meisten Kunden wären sogar bereit die nötige Ladeinfrastruktur auf eigene Kosten an den Umschlagplätzen zu installieren.
Aber MAN ist so clever und bieten ihn erst gar nicht die Chance dazu, denn man will weiter verbrenner verkaufen und Unmengen an Geld mit der Wartung schaufeln
Jeru meint
Was kostet denn die Ladeinfrastruktur für LKW auf der Langstrecke? Wieviel MW muss man pro Fahrzeug und Rasthof bereitstellen?
Bevor Sie darauf keine Antwort haben, sollten Sie mit der Forderung an MAN zurückhaltend sein.
Und auch die Logistik-Unternehmen wollen sicher nicht quer durch Europa ihr eigenes MW Ladenetz aufbauen..
Landmark M3 vs. Sion meint
“ Sie darauf keine Antwort haben, sollten Sie mit der Forderung an MAN zurückhaltend sein.“
ich schrieb mein Wunschdenken, ein Wunsch ist keine Forderung.
Ich wußte garnicht das ich hier komplette Projekte vorlegen muss, wenn ich einen Wunsch äußere……
alupo meint
Klar, die Logistikhersteller wollen zurecht kein europaweites Ladenetz aufbauen.
Das machen entweder die örtlichen Energieunternehmen, oder wenn die auch lieber schlafen wollen, dann macht es eben wieder einmal Tesla. Das hat mit den Superchargern ja schon prima geklappt und das ist übertragbar.
Alex meint
>>“Im nächsten Jahrzehnt könnte es so richtig losgehen”, so Drees…<<<
Na wenn bis dahin nicht schon andere diesen Markt für sich entdeckt haben.
Ich verstehe einfach nicht was das für eine dämliche Philosophie ist.
„Wir schieben hin, bis es nicht mehr geht und springen auf den letzten drücken auf den Zug auf“
Die Technik und Möglichkeiten für einen rein elektrischen LKW für mittlere distanzen ist doch schon längst da.
Und würde man Geld und Hirn in die neuen Konzepte investieren, könnte man sicher auch durch BZ Range extender oder Solar Panels auf den Anhängern usw… noch einiges mehr möglich machen.
Es werden wohl andere, startups und Asiaten zeigen wo es lang geht.
Die deutschen Fahrzeug herstellen ruhen sich gefährlich lange auf ihren Verbrenner Vorsprung aus.
Glücklicherweise wird der Markt sich dies bezüglich selber richten.
Es wird spannend in Zukunft