Die deutsche Bundesregierung hat sich zuletzt wiederholt für die Fertigung von Elektroauto-Batteriezellen durch hiesige Unternehmen ausgesprochen. Da bisher weder Autobauer noch Zulieferer dem nachgekommen sind, treibt nun Wirtschaftsminister Peter Altmaier eine Zellfertigung in Deutschland voran. Die Regierung engagiert sich zudem auf Europa-Ebene in einer 2017 gegründeten sogenannten Batterie-Allianz.
„Die Bundesregierung unterstützt Forschungseinrichtungen und Industrie aktiv, damit Deutschland bei der Batteriezellfertigung künftig eine führende Rolle spielt. Batterien und Batteriezellen sind ein Schlüssel für zahlreiche neue Produkte – von der Smart Watch über Elektroautos bis hin zu Flugzeugen mit elektrischen Antrieben. Die Batteriezellfertigung sichert Wertschöpfung und Innovationen in Deutschland“, sagte Staatssekretärin Claudia Dörr-Voß im Rahmen einer Sitzung der „European Battery Alliance“.
„Wenn wir gute Arbeitsplätze in der Industrie erhalten und neue schaffen wollen, müssen wir bei der Batteriezellfertigung ganz vorne mit dabei sein“, so Dörr-Voß weiter. Das Bundeswirtschaftsministerium betonte anschließend in einer Mitteilung: „Entscheidend ist, dass diese Unternehmen – Hersteller wie Zulieferer – sich für die Zukunft ausrichten und gemeinsam die Initiative zum Aufbau einer eigenen Batteriezellfertigung hierzulande ergreifen.“
EU plant Millionen-Förderung
Um eine lokale Fertigung voranzutreiben, will die EU-Kommission die Entwicklung leistungsfähiger Batteriezellen in den kommenden zwei Jahren mit fast 200 Millionen Euro fördern. Im Januar 2019 soll ein Aufruf zur Forschung an Projekten starten, die mit dem Batteriesektor in Verbindung stehen, erklärte EU-Energiekommissar Maros Sefcovic am Montag in Brüssel.
Hiesige Autobauer kaufen die Zellen für ihre Elektroauto-Batterien derzeit aus China, Japan und Korea zu. Fachleute warnen, dass dies langfristig zu einem gravierenden Wettbewerbsnachteil führen könnte. Um dies zu verhindern, will die EU Unternehmen fördern. Voraussetzung dafür sei, dass mindestens zwei EU-Staaten an einem Projekt beteiligt sind und es sich „um bahnbrechende Technologien“ handelt. Ist dies der Fall, könnten in der Anfangsphase bis zur ersten Anstellung von Personal bis zu 100 Prozent der Kosten gedeckt werden, hieß es.
„Wir werden unsere Anstrengungen beschleunigen, weil der globale Wettbewerb hart ist“, sagte Sefcovic. Staatliche Beihilfen für einzelne Firmen sind in der zwar EU untersagt, es gibt jedoch Ausnahmen – etwa, wenn diese mit europäischen Zielen bei der wirtschaftlichen Entwicklung begründet werden können.
nilsbär meint
‚Um eine lokale Fertigung voranzutreiben, will die EU-Kommission die Entwicklung leistungsfähiger Batteriezellen in den kommenden zwei Jahren mit fast 200 Millionen Euro fördern. Im Januar 2019 soll ein Aufruf zur Forschung an Projekten starten…‘
200 Millionen Euro investiert die chinesische Regierung vermutlich pro Woche. Und nicht in dubiose Forschungseinrichtungen wie bei uns, sondern in marktfähige Firmen und Produkte. So wurde z.B. CATL in nur 7 Jahren aus dem Nichts zu einem der größten Hersteller von Batteriezellen, mit 15000 Beschäftigten, davon allein 3500 in F&E.
Die europäischen Firmen/Staaten müssten zig Milliarden investieren, um eine (eher kleine) Chance zu haben, hier aufschließen zu können. Ich verstehe hier die Zurückhaltung, obwohl ich sonst ein Basher der trickreichen deutschen Autoindustrie bin:-)
Is nu so ~ meint
Na nilsbär , was sind die Alternativen ? – na aufgeben ist erst mal billiger – und nix machen ist eh bequemer – und es erspart den Deutschen noch die Mühe mitzumachen
– also dann erst mal Gute Nacht ! Deutschland – kommt Zeit kommt Rat :-)
– und den holen wir laufend billig mit mit ausländischen Fachkräften ins Land
– dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus
– und irgendwie geht es auch immer weiter – wirste sehn
nilsbär meint
Die Alternativen? ‚Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihm.‘ Wenn Geely bei Daimler einsteigen kann, warum nicht auch umgekehrt? Vielleicht könnte ein europäischer Investmentfonds – nach dem Vorbild des norwegischen Staatsfonds – Beteiligungen bei einigen großen Zellherstellern erreichen. Und so an Know-how kommen und die Belieferung sichern.
Is nu so ~ meint
Guten Morgen nilsbär , ’ne Nacht drüberschlafen – sieht man doch ’nen möglichen Ausweg – Danke :-)
– aber das Wissen muss noch, auf noch fruchtbaren Boden fallen
Leotronik meint
Ich hoffe dass Tesla das Angebot annimmt und eine Gigafactory in der EU aufbaut. Die anderen sind dazu einfach nicht fähig.
jpo234 meint
Tesla baut selbst keine Batteriezellen. Die kaufen sie bei Panasonic. Der einzige Unterschied zu den deutschen Autobauern ist, dass Panasonic im gleichen Gebäude produziert wie Tesla während die Deutschen ihre Zellen etwas weiter heranfahren müssen.
Tim Leiser meint
Entwickeln die nicht auch gemeinsam?
Is nu so ~ meint
Na klar , wobei für die chemische Grundlagenforschung zur Verminderung des Kobaltgehaltes (und der Seltenen Erden) der Batterie-Spezialist Panasonic zuständig bleiben wird.
Leotronik meint
Na klar, Gigafactory Tesla/Panasonic, oder Panasonic/Tesla. Und Autos Tesla.
alupo meint
Der Akkuprofessor und Forscher Jeff Dahn ist aber m.W. Mitarbeiter von Tesla (und nicht von Panasonic oder vom JV).
Ich denke, die Unternehmen forschen gemeinsam, möglicherweise mit teilweise eigenem Personal auf der Gehaltsliste.
Peter W meint
Ärgerlich ist für mich, dass die Autoindustrie und auch Zulieferer den Staat nicht gebeten haben ihnen zu helfen. Der Staat, allen voran Altmaier, wollen unbedingt Steuergelder einsetzen und die Industrie fast schon dazu zwingen das Geld zu nehmen. Das ist eine ganz neue Art der Subvention, die es bisher so noch nicht gab.
jpo234 meint
Die Politiker sehen das strategisch: Batterien sind das neue Öl. Für Öl haben sie strategische Reserven angelegt (über 25 Mio t). Mit Batterien geht das nicht, die altern sowohl physisch als auch technologisch.
Um also Erpressbarkeit zu verhindern, muss man selbst Batteriezellen produzieren. Für die Strategen ist es dabei akzeptabel, auch langfristig Verluste zu machen. Das ist dann halt der Preis für die Unabhängigkeit. Das funktioniert aber nicht für Unternehmen, die sich letztlich am Markt behaupten müssen. Daher kommt dieser Konflikt. Und nun scheinen sich die Strategen dazu durch gerungen zu haben, den Preis für die Unabhängigkeit aus staatlichen Mitteln zu bezahlen.
Peter W meint
ok, das Argument ist durchaus nachvollziehbar. Die Hersteller von Autos sollten daraus aber keinen Gewinn erwirtschaften können. Billige Akkus für reiche Unternehmen will ich mit meinen Steuergeldern nicht finanzieren.
jpo234 meint
Widerspruch: Nur wenn Gewinne erzielt werden, trägt sich das Ganze langfristig von selbst. Ist ein bisschen wie die EEG-Umlage für erneuerbare Energiequellen. Da sind auch gesetzliche Zwangsabgaben in private Gewinne geflossen mit dem langfristigen Ziel, ohne Subventionen auszukommen.
Tut mir auch weh, aber so wird’s wahrscheinlich kommen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Muss ich leider widersprechen: Politiker können genetisch gesehen gar nicht strategisch denken, geschweige denn handeln. Altmaier bereitet sich sein Nest für die Zeit nacht der Politik vor. Es geht immer nur darum, für 4 Jahre gewählt zu werden.
Batterien sind das neue Öl? Bei uns in BW reden sie immer vom Rohstoff „Wissen“, weswegen Sie vorgeben, viel in Bildung investieren zu müssen. Tatsache ist, dass in einer Klasse 33 Kinder sitzen.
alupo meint
Altmaier muss an seine Zukunft denken.
Sein Lebenslauf, für einen gut bezahlten Job nach seiner Politikerkarriere, klingt doch viel besser wenn er reinschreiben kann, dass er der Branche ein paar Milliarden hat zukommen lassen.
Wer wird denn im Zweifelsfall eingestellt: ein unbedeutendes Würstchen den niemand kennt oder ein ex Politiker, der hervorragende Kontakte in die Politik hat und der Branche schon eine rießige Mitgift im Voraus bezahlt hat?
Das ist daher m.M.n. zum allergrößten Teil Eigennutz, mit Steuergeldern teuer erkauft. Eine win-win-loose Situation in der Reihenfolge: Altmaier-Autobauer-Steuerzahler.
Naja, aber wenn es dann eine Zellenproduktion wenigstens auf Augenhöhe mit der Plankapazität der „alten“ Gigafactory 1 geben würde, also mit dann 105 GWh, das fände ich gut. Also mal abwarten, zu 1% wirds vielleicht was…
Hans Meier meint
Batteriezellenfertigung ist Job der Autoindustrie, pasta.
Wenn das kommt, Klage bei der WHO einreichen, diesesmal kommt die Autoindustrie nicht durch. Sonst könnte in Zukunft auch jede Bank kommen und Gelder verlangen weil systemrelevant… Der freie Markt soll spielen.
Da wurde Tesla immer ausgelacht und der Rest der Industrie bringts nur mit Fördrergelder hin… Firmen dies nicht bringen sollte man aktiv liquidieren, der Markt verzerrt sich sonst immer mehr.
jpo234 meint
Batteriezellenfertigung ist der Job von Spezialisten. Auch Tesla kauft von Panasonic.
Peter W meint
ok, aber pasta ist was zum essen. :-)
Is nu so ~ meint
Die Akkumulator-ZellChemie ist – wie jpo234 schreibt, „der Job von Spezialisten“! – und die wird Weltweit von immer weiter „Forschenden Chemie-Unternehmen“ mit eben jenen Fähigkeiten weiter verbessert werden (können!), – um das WeltNiveau mit zu bestimmen.
Und hier kann in der Oberliga BASF mitspielen! ;
Und da ‚einkaufend‘, und darauf aufbauend können die Autobauer die dringend benötigenden BATTERIEN u.s.w. mit ihren Vermögen, herstellen.
Für die vorausgesetzte EU-Förderung stehen Deutschland und Polen gut bereit.
– es könnte also (immer noch) in Europa losgehen …!
Hans Meier meint
Keine Fördergelder von der EU, die Industrien haben genug eigenes Geld, die sollen das alleine stemmen ohne staatliche Hilfen, im Notfall mit Kooperationen untereinander. Sonst muss man Mithilfe der WHO dagegen vorgehen. Hier muss klipp und klar der freie Markt spielen.
Is nu so ~ meint
Es ist nicht nur Rainer Zufall , der
die das , sich bei diesen Beiträgen nicht mehr wundert , wenn es in Deutschland so ist
– wie es ist …
Der „Freie Markt“ ist ein schöner Euphemismus für das „Ungeheuer *SUMSILATIPAK*
– und Gerecht is’er a net (rückwärts* gelesen)
alupo meint
BASF ist da sowas von …. aufgestellt, da wird nichts kommen, außer vielleicht Ankündigungs-Pressestatements.
Chris meint
Es gibt keinen freien Markt! Der sogenannte freie Markt ist höchstens frei von Verantwortung. Regierungen aller Länder greifen regelmäßig in den Markt ein, so zum Beispiel die USA in den Automobilbereich oder in Hinblick auf Strafzölle gegen China. Aber auch China greift in den Markt ein und zwingt ausländische Firmen zu Know How Transfer.
Davon ab gilt in Deutschland noch immer die soziale Marktwirtschaft.
Hans Meier meint
Wenn Firmen Geld brauchen, sollen sie sich an den freien Kapitalmärkten damit eindecken.
Jetzt können die Firmen (Manager) endlich mal zeigen, was sie können.
Miro meint
Es ist widerlich…VW hat 2017 11 Mrd. Gewinn gemacht, aber eine Batteriezellfertigung halten sie nicht für nötig…muss wohl wieder der Staat mit dem Geld der Bürger machen…
P1 meint
Und das immer noch abzüglich aller Strafzahlungen und Betrugsausgaben…
alupo meint
Ich habe jetzt nicht nachgeschaut, aber ich vermute stark, dass VW die erwartete Diesel-Ausgabenbelastung (vielleicht sogar zu etwas über 100%) mittels der Bildung von Rückstellungen in die Jahre 2015 und 2016 zu Lasten des damaligen Gewinns verbucht hat.
Kosten sind nicht immer auch gleich Ausgaben in einer Periode. Dafür gibt es die Rückstellungen, die zu bilden sind. Ansonsten gibt es massiven Ärger mit dem dann falschen Risk Management-Bericht. Das Risiko gehen sie ganz sicher nicht ein…
jpo234 meint
Das Problem ist, dass sie einfach nicht sehen, wie sie gegen erfahrene Spezialisten wie Samsung SDI, LG Chem oder CATL erfolgreich bestehen sollen. Um die eigenen Kapitalkosten hereinzuholen brauchen deutsche Unternehmen eine Rendite von ca. 5%. Und die ist offenbar mit standardisierten Massenprodukten (und darum handelt es sich bei Batteriezellen) nicht zu erzielen.
Ich würde Ihren Ärger verstehen, wenn z.B. VW die Mittel gefordert hätte. Haben sie aber nicht. Die staatlichen Fördermittel sind eine Idee der Politik, die die Wirtschaft aus strategischen Gründen mit aller Macht zum Aufbau einer eigenen Produktion bringen will. Im gewissen Sinn verstehe ich beide Seiten: die Politik will eine langfristige Erpressbarkeit Deutschlands und Europas verhindern und ist bereit, dafür zu zahlen. Die Unternehmen können hingegen nicht ewig aus strategischen Gründen Verluste machen.
Is nu so ~ meint
Danke,
für die gut verständlichen plausiblen Erklärungen – aber es ist wohl , Rainer Zufall ,
wo das so , mit aller klarer Deutlichkeit auch ankommt !? :-)