Michael Hajesch steht an der Spitze des von deutschen Autobauern und Ford vorangetriebenen Lade-Joint-Ventures IONITY. Dass auch US-Hersteller Tesla künftig auf den europäischen Ladestandard CCS setzt, sieht er als wichtiges Signal für den Auf- und Ausbau der hiesigen Infrastruktur.
Tesla hat vor wenigen Tagen verkündet, sein neues Elektroauto Model 3 in Europa mit CCS-Ladeanschluß auszurüsten. Für ältere Modelle werden Adapter eingeführt. Der E-Auto-Branchenprimus konzentriert sich damit nicht mehr nur vorrangig auf sein unternehmenseigenes „Supercharger-Schnellladenetz.
CCS (Combined Charging System) ist ein internationaler Ladestandard für Elektrofahrzeuge, der mit einem standardisierten Steckersystem sowohl Gleichstrom- als auch Wechselstrom-Ladeverfahren realisieren kann. Wie schnell an entsprechend ausgestatteten Strom-Tankstellen geladen werden kann, hängt von dem jeweiligen Elektroauto ab. Deutsche Anbieter wie Audi oder Porsche stellen schon bald Ladezeiten von Minuten statt einer oder mehreren Stunden in Aussicht.
IONITY wurde 2017 von BMW, Daimler, Ford und dem Volkswagen-Konzern ins Leben gerufen, um entlang europäischer Hauptverkehrsachsen schnelles Laden kommender Elektroautos zu ermöglichen. In drei Jahren sollen 400 Stationen entstehen. Inzwischen hat das Unternehmen laut Hajesch 50 Mitarbeiter. 20 Schnellladestationen mit jeweils sechs Säulen seien in Betrieb, 40 in Deutschland und 40 in Europa im Bau. „Jede Woche eröffnen wir fünf bis sieben Stationen“, unterstreicht der IONITY-Chef.
Hajesch hofft, dass das Laden von Elektroautos in Zukunft deutlich komfortabler sein wird. Dazu müssten die verschiedenen Anbieter zusammenarbeiten, indem sie flächendeckend Ladesäulen installieren, die gemeinsame Standards und Abrechnungssysteme nutzen. „Wenn alles optimal läuft, hat man dann wirklich nur noch ein Gerät, mit dem man alles abwickeln kann“, hofft Hajesch.
Dass die Autohersteller zunehmend auch im Energiegeschäft mitmischen wollen, unterstützt der IONITY-Chef. Hajesch: „Wenn wir uns anschauen, in welche Bereiche sich die Automobilindustrie aktuell mit Startups und Technologien entwickelt, dann wird klar: sie geht sehr stark ins digitale Feld. Genauso fasst sie das Thema Energie an mit Speicherlösungen, Speicherintegration und immer effizienteren Werken, neuen Dienstleistungen. Interessanterweise geht die Energieindustrie sehr stark in Ladeinfrastruktur und damit ebenfalls in Mobilitätslösungen. Wir erleben gerade, wie große Industrien zusammenwachsen.“
Andreas_Nün meint
Sehr schön.
Jetzt kann man herzhaft sagen, warum „so langsam“, warum „nicht mehr“ und hätte evtl. sogar recht. Ich sehe es positiv, es kommt. Ionity ist dran und bleibt dran.
Niklas meint
+ 1
MiguelS NL meint
‚Sehr schön, das wären ja rund 300 Pro Jahr‘
Ja, sehr schön. Frage mich nur warum Ionity trotzdem 3 Jahre braucht um 400 Stück zu errichten.
„Der Gesetzgeber sollte außerdem endlich vorschreiben, dass der Preis klar und gut erkennbar angegeben wird.“
Ja, vor allem vor dem Start des Ladevorgangs und auch bereits in der App, nicht erst ander Säule.
Was noch fehlt ist dass das Navi automatisch die Ladestationen selektiert und für die Fahrt die zugehörige Aspekte berücksichtigt wie Verfügbarkeit, Ladezeit usw.
MiguelS NL meint
Wahr als Antwort zu Peter W. gedacht :-)
Niklas meint
Es dauert so lange wegen sehr langen Genehmigungsverfahren. Man bedenke ja auch, dass die Stationen in verschiedenen EU-Ländern mit jeweils anderer Gesetzgebung und Bürokratie gebaut werden sollen.
agdejager meint
Tesla wird sich nicht öffnen für andere Hersteller weil da bald eine „Flut“ an Model 3 Wagen kommen wird. Neben den Erweiterung von bestehenden SuC’s mit einem CCS Kabel/Stecker und dem Bau weitere SuC’s, bietet Tesla ledeglich die Model 3 Besitzer und später auch die Model S/X Besitzer (mit Adapter) die Möglichkeit auch an anderen Ladeseulen mit CCS laden zu können.
alupo meint
Tesla hat sich von Anfang an geöffnet. Das ist ein Faktum.
Aber zu einem Vertrag gehören mindestens zwei. Und es fand sich keiner der wollte. Gut für mich :-).
150kW meint
„Tesla hat sich von Anfang an geöffnet. Das ist ein Faktum.“
Da kein anderer daran laden kann, ist das „Faktum“ leider irreal.
„Aber zu einem Vertrag gehören mindestens zwei.“
Aber zu einer Öffnung braucht es keinen Vertrag ;)
Jörg2 meint
@150kW
Natürlich braucht es für die Öffnung AUCH einen Vertrag.
Es muss mindestens wohl für den einzelnen Nutzer klar sein, was angeboten wird und wie das Preisgefüge ist.
Letztendlich soll gegen Leistung ja Geld die Seite wechseln.
Ich hatte es an anderer Stelle schon geschrieben: Die Vertragsebene muss ja nicht zwingend TESLA – Fremdautohersteller sein. Mit der CCS-Nachrüstung bei TESLA kann die Ebene auch TESLA – Fremdauto(fahrer) sein.
In dem Zusammenhang bin ich dann auf die Preisgestaltungen, auch im Wettbewerb mit anderen Ladenetzen, gespannt.
Peter W meint
Sehr schön, das wären ja rund 300 Pro Jahr. Wenn dann noch die ab 2019 angekündigte Abrechnung nach kWh kommt, ist Ionity auf dem richtigen Weg.
Was dann noch fehlt, ist eine automatische Erkennung des Fahrzeugs über den Stecker wie bei Tesla, und damit die problemlose Abrechnung ohne Karte, App oder sonstige Hilfsmittel.
Der Gesetzgeber sollte außerdem endlich vorschreiben, dass der Preis klar und gut erkennbar angegeben wird.
Michael S. meint
Ich versteh nicht, warum man die ganze Bezahlung nicht einfach wie bei den SB-Tankstellen machen kann.
An einem Terminal mit Display wählt man die Säule aus, an der man laden möchte, bezahlt dort mit Karte oder in Bar (wie bei Fahrscheinautomaten) und bekommt dann entweder die entsprechend bezahlte Menge Strom / Ladezeit. Wenn man sein Auto zu lang stehen lässt, bekommt man dann eben irgendwann ein Bußgeld auf das Kennzeichen.
Und an den Säulen kann man LED integrieren zur Statusanzeige. Fertig.
Niklas meint
Sehr gut, den Aufbau der Infrastruktur finde ich besonders interessant zu beobachten, denn gerade da, denke ich, drückt vielen noch der Schuh.. wichtig wäre vielleicht, dass sich in dem „Zoo“ der Ladeanbieter ein paar größere wie zB Ionity, Innogy, Fastned, ChargePoint o. a. herausbilden und mit sichtbaren, wiedererkennbaren Marken für Aufmerksamkeit und Vertauen bei den Verbrauchern sorgen. Damit wäre E-Mobilität für viele Verbraucher präsenter
Gut auch, dass sich Tesla mit dem CCS-Standard für die restliche Infrastruktur öffnet, umgekehrt wäre es auch gut, wenn Tesla sein Supercharger-Netz für alle verfügbar machen würde
alupo meint
Macht Tesla doch. Aber da will ja bisher keiner der Wettbewerber mitmachen.
Irgendwie fände ich es auch sehr komisch, wenn neben mir eine S-Klasse laden würde ;-). Vielleicht würde ich mich daran gewöhnen, naja, vielleicht auch eher nicht, ist doch ein ganz anderer Menschenschlag, oder? ;-).
Ich persönlich glaube nicht, dass sich so bald einer an den SuC beteiligt. Sie haben doch eh noch keine Autos, und wenn, dann würden sie an den SuC mit nur 50 kW laden, gähn. Sollen besser bei Ionity laden, die wollen auch Geld verdienen.
Die zusätzlichen Model 3 sind schon ok, zumal das nicht ganz so viele sein werden, denn die müssen alle selbst bezahlen.
Niklas meint
Und was für ein Menschenschlag sind dann Tesla-Fahrer? Ô_o
Thoralf Will meint
Kling toll.
Schöner wären aber 2-3 funktionierende Schnelllader pro Woche …
Michael S. meint
Welche Lader von ionity funktionieren denn nicht? Worauf basiert Ihre Unterstellung?
Marcel meint
Die in Hohenwarsleben, A2 Richtung Magdeburg.
4 installiert, 2 kaputt, 1 nur 30kW abgegeben, 1 funktionstüchtig mit Ladung am Kona
JoeSchi meint
Da braucht man nur mal in die Logs von GoingE schauen, in Hohenwarsleben war ich selbst 2x, 1 Säule von 4 standig rot, bei den anderen ständig Startabbrüche, nach x Versuchen oder an einer anderen funktioniert es dann, auch verminderte Leistung ist dabei. Das gleiche in Himmelkron.
Jürgen S. meint
Au weia… und bei Tesla beschweren sich deutsche Fahrer massiv über den sehr mangelhaften Service, wenn einzelne Säulen vorübergehend mal nur 50kW liefern nach einem kurzen Ausfall. Welche Bewertungen würden dann erst diese Charger von Tesla Fahrern erhalten?
Das gewohnte Ladenetzwerk Niveau ist bei Tesla Fahrern sehr hoch, daher werden diese zunächst eh nur im Notfall auf andere Betreiber wie Ionity ausweichen.
Trotzdem bin ich der Meinung dass Ionity auf einem guten Weg ist. Momentan interessiert es nur Enthusiasten, was deren CCS Supercharger machen, aber wenn ab 2019 mehr E-Autos auf dem Markt sind, wird die Servicequalität ein wichtiges Entscheidungsmerkmal für Autofahrer.
Simon meint
Wir sollten IONITY auch mal etwas Zeit lassen. Bei manchen Stationen sind noch eine von vier Lader eingewickelt. Mir kommt das komisch vor, eventuell haben die gerade zu wenig Leute welche die Schnelllader in Betrieb nehmen. Oder sie wollen bevor der Boden gefriert noch so viele wie möglich bauen und später eröffnen.
Niklas meint
Ich hab gerade nicht die Quelle zur Hand, aber Ionity hat mal geäußert, dass der Aufbau der Ladestationen an sich schnell geht, aber die vorherigen Genehmigungsprozesse sehr viel Bürokratie seien und entsprechen lange dauern würden