Das Bundesverkehrsministerium hat vor zwei Jahren die „Förderrichtlinie Ladeinfrastruktur“ aufgelegt, mit der bis 2020 der Aufbau von mindestens 15.000 zusätzlichen Ladesäulen für Elektroautos vorangetrieben werden soll. Die bereitgestellten Mittel fließen jedoch kaum ab.
Bislang stehen nur knapp 1000 der bezuschussten Ladepunkte zur Verfügung – das geht aus einer Antwort des von Andreas Scheuer (CSU) geführten Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die Vorgabe der großen Koalition für die hiesige Ladeinfrastruktur ist damit in weiter Ferne – im Koalitionsvertrag heißt es dazu: „Ziel ist, bis 2020 mindestens 100.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge zusätzlich verfügbar zu machen – wovon mindestens ein Drittel Schnellladesäulen sein sollen.“
Laut der jetzt vorliegenden schriftlichen Antwort auf das Auskunftsersuchen der Grünen haben die Behörden insgesamt 15.953 neue Ladepunkte im Rahmen der Fördermaßnahmen bewilligt. Davon sind den mitgelieferten Zahlen zufolge erst 1033 beziehungsweise 6,5 Prozent in Betrieb. Der Schwerpunkt der freigegebenen staatlichen Mittel liegt bei Normal-Ladepunkten in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen. Bereits fertiggestellt sind Stromer-Tankstellen vor allem in Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Schnellladepunkte wurden im Rahmen des Förderprogramms bislang erst 33 in Baden-Württemberg, 29 in Thüringen, 17 in Nordrhein-Westfalen und 15 in Bayern installiert. Dazu kommen 12 in Niedersachsen sowie jeweils unter einem Dutzend in Sachsen, Schleswig-Holstein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Bremen und Hamburg.
„Mit diesem Tempo wird es Scheuer nicht gelingen, das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einzulösen“, kritisiert Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Förderinitiative sei nicht nur zu knapp bemessen, sondern werde auch noch „schleppend abgearbeitet“. Der Ausbau der Ladesäulen drohe in der Bürokratie stecken zu bleiben.
Kühn fordert, „dass die Anträge schneller bewilligt und umgesetzt werden“. Das Programm müsse zudem deutlich aufgestockt werden. „Nur wenn wir die Bremse beim Ausbau der Ladesäulen lösen, kommt die Elektromobilität in Fahrt“, so der Grünen-Politiker.
M. Roth meint
Bei uns in Kiel sollen jetzt 41 neue Ladesäulen gebaut werden. Allerdings nur eine Schnellladesäule. Problem mit den 22KW Säulen ist, dass die 22KW sich auf 3phasiges Laden bezieht, aber die meisten Autos (auch die deutschen!) 1phasig laden. D.h. es wird theoretisch mit 7,4KWh geladen. Aufgrund der Schieflastverordnung, darf aber einphasig nur mit maximal 20 Ampere geladen werden, was dann nur 3,7KWh Ladeleistung entspricht!
Das führt zu viel zu langen Ladezeiten an den Säulen (gern als Schnarchladung bezeichnet). Die Säulen sind zu lange blockiert und für die Autofahrer sind solche Säulen unattraktiv.
Im öffentlichen Raum braucht man mehr Schnellader (CCS), die allerdings um ein vielfaches teurer sind. Macht sich doch viel besser 41 langsame Säulen zu installieren, als 10 Schnelllader. :-/
Hans Kurt v.Wilmowsky meint
Unser Start-up Jolt Energy entwickelt frei aufstellbare Schnellladesäulen (Prinzip Powerbank), bekommt aber ums Verrecken keinen Cent Fördermittel, weil entweder schon mit der Arbeit begonnen wurde (!) oder weil kein Erwerb von Ladesäulen stattfindet – wer kauft sich schon eine solche für Euro 150.000? So geht ein Großteil der Zeit und Energie für die mühsame Investorensuche drauf. http://www.jolt.energy
Vanellus meint
Öffentliche Fördermittel gibt es nicht, wenn mit dem Vorhaben schon begonnen wurde. Das gilt seit Jahrzehnten bundesweit.
Vanellus meint
Guckt ihr mal hier rein:
https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/E-Mobilitaet-Bund-beim-gefoerderten-Aufbau-von-Stromtankstellen-weit-hinter-Plan/Es-liegt-nicht-am-wollen-es-liegt-am-Eichrecht/posting-33986060/show/
Dort wird das Thema auch behandelt und von „Energieingenieur“ auch gut beantwortet.
Rene meint
Kühn fordert, “dass die Anträge schneller bewilligt und umgesetzt werden”. Das Programm müsse zudem deutlich aufgestockt werden. “Nur wenn wir die Bremse beim Ausbau der Ladesäulen lösen, kommt die Elektromobilität in Fahrt”, so der Grünen-Politiker.
Der Mann hat Recht: Wenn man sich das Chaos bei den Ladestationen ansieht, kann man abschätzen, was Tesla hier geleistet hat – die E-Mobilität steht und fällt mit der Lade-Infrastruktur.
Ausgebremst meint
Fast jeder halböffentliche Parkplatz ist ein Gemeinschaftseigentum! Das ist der Hauptgrund für unser Desaster in Deutschland. Seit 2 Jahren möchte ich eine Ladesäule an dem eigenen halböffentlichen Parkplatz errichten. Doch bei 63 Parteien gibt immer Unbelehrbare, die mir den Riegel vorschieben, obwohl Ihnen kein finanzieller Nachteil entstünde. Das ist bei Gemeinschaftseigentum so. Das Änderungsgesetz für das BGB, das bereits der Bundesrat verabschiedet hatte, muss endlich her. Die Bundesregierung verschleppt das Ganze immer noch. Sonst haben Schwachköpfe, die Verbrenner lieben, stets das Sagen.
Peter W meint
Wen wunderts? Das angekündigte Ziel eine Million E-Autos bis 2020 auf die Straße zu bringen hat ja auch nicht geklappt.
Wenn dann 2020/21 VW die vielen E-Autos verkaufen will bzw. muss, werden wohl viele potentielle Kunden weiterhin Verbrenner ordern, weil sie als Mieter keine Steckdose bekommen, als Wohnungsbesitzer keine Steckdose montieren dürfen, und als Laternenparker keine Steckdose am Parkplatz vorfinden.
Dann wird man das CO2-Ziel einfach nochmal verschieben … Man könnte die Garagen-Steckdosenbesitzer auch mit extra Steckdosensteuer gestrafen wenn sie kein E-Auto kaufen :-) Der politischen Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Skodafahrer meint
Die Bundesregierung tut einiges um das deutsche Elektroauto zu fördern.
Das sind Fahrzeuge von deutschen Konzernen wie VW, BMW und Daimler, deren ausländische Töchter und deutsche Hersteller wie Ford Deutschland und Opel.
Die Regierung möchte nicht das Elektroauto von Wettbewerbern wie Tesla, Nissan etc. fördern.
Deshalb wird ein Gesetz für das Laden im Gemeinschaftseigentum erst kommen wenn die deutsche Industrie liefern kann.
BMW liefert den i3 in Japan mit Chademo aus.
Tesla liefert jetzt das Model 3 in Europa mit CCS aus.
Wann bieten Nissan und Renault endlich Fahrzeuge mit CCS an?
Swissli meint
So ist das mit Planwirtschaft, äh sorry Förderinitiativen.
Hat jetzt Deutschland Dank dieser Förderinitiative überdurchschnittlich mehr Ladepunkte als andere? Und sind die Ladepreise an solch geförderten Ladesäulen denn günstiger (schliesslich wurde ja subventioniert)?
Christian meint
Natürlich nicht, die Förderung durch undurchsichtige und unsinnige Vorgaben, die es einzuhalten gilt, aufgebraucht. Trotzdem entstehen Gebiete mit Überangebot in Ballungszentren. Dazu gibt es nämlich keine Vorgaben, genau wie beim Mobilfunk ist auf dem platten Land meistens Sense. Deutschland quo vadis?
Swissli meint
Stichwort Fehlanreize – ein bekanntes Problem bei Subventionen.
Howbie meint
Schaafsch… ist das hier bei uns in der Bananenrepublik Deutschalnd.
Aus meiner Sicht dürften bewilligte Förderungen erst bei nachweislichem Abschluss der Bauarbeiten ausgezahlt werden. Dann ginge das ganze etwas schneller…
Außerdem dürften Bewilligungen nur erteilt werden wenn ein vorgeschriebener Preis pro kwh vom Betreiber verlangt wird. Wegen mir festgeschrieben auf eine Mindestdauer.
Aber Logik hat noch nie zu unserem Staat gepasst…
Ich schäme mich für mein Land.
Swissli meint
Na, die Schweiz hat seit über 50 Jahren auch so ein Subventionswaterloo: die Landwirtschaft. Weltweit höchste Subventionen für die Bauern und dazu die höchsten landwirtschaftlichen Produktepreise für die Konsumenten. Als Bürger gleich 2x verloren.
Deutschland hat eine hohe Subventionsgläubigkeit in neuen Energien und E-Mobilität. Was auch deutsch spezifisch scheint: die Subventionen erfolgen nach Giesskannenprinzip und sehr Lobbygesteuert… was dann auch teilweise die tiefe Wirksamkeit solcher Subventionen erklärt.
Max meint
@Howbie
Wow – „Ich schäme mich für mein Land“
Warum ? Hat man sie etwa gefragt ob Sie diesen Dingen zustimmen ?
Mir hats mit „mein Land“ irgendwann gereicht. Und deshalb bin ich schon länger nicht mehr da. Und ich kann Ihnen sagen, es war eine gute Entscheidung.
Max meint
@Howbie – noch eine kleine Anekdote zum Thema Auto, da wir hier ja in einem Auto-Forum sind.
In den 90ern hatte ich mal einen Passat TDI – Liste damals 46.000 Mark, den hatte ich 4 Jahre. Und in dieser Zeit verabschiedeten sich weit über ein dutzend verschiedene Birnen an allen Ecken des Fahrzeugs. Ansonsten war es eigentlich ein gutes Auto. In diesem Punkt hatte es aber erkennbar eine Macke…
Nun kam es, dass ich einen Brief erhielt, von welchem Amt weiss ich nicht mehr, mit etwa folgendem Inhalt: Sie wurden zum Datum x am Ort y gesehen und es wurde festgestellt, dass ihre Fahrzeugbeleuchtung an der Stelle z defekt war. Wir setzen Ihnen eine Frist bis xx um einen autorisierten Betrieb aufzusuchen, der bestätigt dass dieser Mangel beseitigt wurde……..
Ich hab das dann wie anbefohlen auf meine Kosten bei einer Firma machen lassen und per Fax erledigt. Natürlich hätte man den zweiten Teil belassen können mit „Wir fordern Sie hiermit auf den Mangel umgehend abzustellen.“ Ich war damals selbständig mit einer 7-Tage Woche und einer Steuerquote, die einem allein schon die Tränen in die Augen trieb. Mich schützte das aber nicht vor „solchen Aktionen“, wo mir schon mal von vornherein misstraut wurde mich auch zu kümmern. Ende der Geschichte.
Ich wollte damit nur sagen, dass schon damals „mein Land“ nicht mehr unbedingt mein Land war. Meine innere Stimme sagte mir: „Hier bist Du falsch, hier gehörst Du nicht her, das entspricht nicht Deiner Natur, mach Dich vom Acker, sonst wirst Du leiden und irgendwann vielleicht auch noch so, wie diese Irren, die diese irren Regeln machen und ausführen.“ Ich war aber zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg. Diese Aktion brachte nur etwas Zusatzschub. Andere werden das vielleicht völlig normal finden. „Das muss so sein“. Aber für mich eben nicht. Ich fühle mich durchaus imstande eigenverantwortlich zu handeln – und brauche keinen, der mir ins Kreuz tritt. Aber, wer weiss, andere vielleicht schon……
Florian meint
Zur Info:
Die Fördergelder werden erst nach Abschluss und Nachweis der Arbeiten gezahlt. Im 2. Aufruf wurde auch nicht nach dem „Windhundprinzip“ gefördert, sondern danach, wer die wenigsten € Zuschuss pro installierten kW Ladeleistung braucht.
Und eigentlich sind auch nicht die Anträge das Problem, die werden nämlich durchaus schnell bearbeitet, sondern die Unsicherheiten die sich aus der Eichsrechtkonformität, dem Messstellenbetriebsgesetz und ähnlichem ergeben…
Martin meint
Und mit der überarbeiteten Niederspannungsnetzverordnung wird der Ausbau weiter ins stocken kommen. Die Regionalfürsten werden der Konkurrenz den Anschluss untersagen….