Volkswagen-Chef Herbert Diess hat die deutsche Automobilindustrie und die Politik dazu aufgefordert, künftig Batterie-Elektroautos in den Fokus der Branche zu stellen. Weiter auch im großen Stil andere alternative Antriebsarten voranzutreiben, hält er für einen Fehler. Diese Woche sprach Diess vor Mitarbeitern über die geplante E-Mobilitäts-Offensive.
Der Vorstandsvorsitzende warb auf der Volkswagen-Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg für eine bessere Zusammenarbeit bei den Zukunftsthemen des Konzerns. Dabei bilanzierte er das vergangene Jahr und gab einen Ausblick auf 2019. Diess erklärte, dass sich Volkswagen nur „mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung“ zukunftssicher aufstellen könne. Er sei zuversichtlich, dass dies gelinge.
„Es geht darum, dass wir Volkswagen bestmöglich auf die neue Zeit vorbereiten. Auch Bernd Osterloh (der Volkswagen-Betriebsratsvorsitzende, d. Red.) sieht die Notwendigkeit der Veränderung. Ich bin oft ungeduldiger als er, weil ich Risiken noch massiver kommen sehe. Und weil ich überzeugt bin, dass wir uns noch deutlich schneller modernisieren müssen“, so Diess.
Osterloh forderte bei der Betriebsversammlung für die Kernmarke VW Pkw eine Beschäftigungssicherung für zehn Jahre bis Ende 2028. Das sei eine Bedingung für die Transformation des Unternehmens durch Digitalisierung und Elektromobilität. Der Betriebsrat werde nicht zulassen, dass der Wandel in der Automobilindustrie vom Management als Vorwand für Arbeitsverdichtung genutzt werde.
Diess: „Das schaffen wir“
Trotz der großen Herausforderungen sei Diess überzeugt, dass Volkswagen die Zukunft meistern wird. „Wir haben in den letzten drei Jahren zusammen wichtige Lösungen erreicht – auch bei besonders harten Personalthemen, beim Zukunftspakt oder Produktentscheidungen. Ich bin zuversichtlich: Das schaffen wir auch in Zukunft“, sagte er. Der Konzernchef betonte, sich „der Anstrengungen, der Unsicherheit und Ängste in der Belegschaft“ bewusst zu sein.
Volkswagen habe sich für den radikalen Wandel, der der Automobilindustrie bevorstehe, eine gute Ausgangsposition erarbeitet, so Diess weiter. Das Unternehmen sei wirtschaftlich erfolgreich und habe die finanziellen Mittel, die wichtigen Zukunftsthemen eigenständig zu bewältigen. Es gebe aber noch sehr viel zu tun. Volkswagen müsse mit seinen Autos „deutlich mehr Geld verdienen“, schneller und schlanker werden.
Bei der Elektrifizierung ist Volkswagen laut Diess „sehr gut unterwegs“. Dass man nun voll auf saubere Mobilität setze, sei man „den nächsten Generationen schuldig“. Mit der Elektromobilität ergäben sich allerdings auch große Herausforderungen für die Beschäftigung, da Elektroautos mit 30 Prozent weniger Arbeitsaufwand hergestellt werden können.
Um die Folgen der E-Mobilität für die Belegschaft abzufedern, sei Altersteilzeit ein wichtiges Instrument. Diess: „Wir werden gemeinsam mit dem Betriebsrat alles daransetzen, diese Möglichkeiten maximal auszuschöpfen. Das gilt für die Produktion und auch für die Verwaltung.“ Zudem müsse die Marke Volkswagen ihre IT erneuern, investiere dafür in den nächsten Jahren rund 4,6 Milliarden Euro. Auch die Digitalisierung koste Beschäftigung, dies werde aber „sozialverträglich“ gelöst.
Daniel S meint
„Elektroautos mit 30 Prozent weniger Arbeitsaufwand hergestellt werden können.“
Das ist kein Beschäftigungsproblem: Umso mehr Fahrzeuge kann VW mit derselben Belegschaft herstellen.
Die Nachfrage ist ja immer wieder „überraschend gross“.
hu.ms meint
Das mit dem „überraschend groß“ bezweifle ich.
Tesla M3 verkaufen sich nicht besonders in D und Europa.
Und nachdem die anderen hersteller mit akzeptabler reichweite kaum liefern können, ist es auch schwer die möglichen bestellungen bei lieferfähigkeit einzuschätzen.
In meinem umfeld (ca. 50 personen) würde derzeit keiner ein BEV kaufen.
1000 Ionen immer weiter... meint
VW baut ja auch den e-Volkswagen und keine 60k-Vertreter-Limo mit Abschreibungspotenzial. Das kann schnell die gewünschten Skaleneffekte geben, wenn sie so entschlossen auf den Markt kommen wie mit Käfer und Golf 1. Dieses scheint mir ein cleverer Stratege zu sein. Das 40mrd-Invest wird min auf 10 Jahre kalkuliert sein und verschiedene Phasen durchlaufen: Subventionsabschöpfung-Marktdurchdringung durch Masse und Skaleneffekte (Madularbauweise) – Schwächung, bzw. Verhinderung von Marktdurchdringung der Mitbewerber – Einführung von Nachfolgegenerationen und Premiumprodukten mit massiver Wertschöpfung.
Ich glaube, die haben einen klaren Plan. Als anderen werden draufgehen unter asiatische Räder kommen.
Duesendaniel meint
Muß man nicht bezweifeln, kann man nachlesen. Zuletzt festgestellt beim Taican, IPace, FourTwo, Niro, Kona, Ionic, Zoe und sogar beim I3 und beim E-Golf. Einzig das Model S lief nicht ‚ùberraschend‘ gut, weil Tesla das wohl schon vorher wusste. :-D
Und warum wohl kõnnen die Hersteller kaum liefern und haben bei allen BEVs Lieferzeiten von mindestens einem halben Jahr? Könnte es vielleicht mit der Differenz zwischen gewollter Einschätzung und der Realität zu tun haben?
Topifun meint
das liegt am Preis. Nicht jeder kann oder ist willens 66000 € für das Spitzenmodel auszugeben. Sobald das Basis Model für 39000 € lieferbar ist, sieht die Sache anders aus. Und würden die Personen aus dem Umfeld einen BEV mal 24 Stunden Probefahren, hätten 98% eine andere Meinung.
alupo meint
Warum hier schon wieder völlig off topic rein subjektive, also beleglose, Teslabefürchtungen genannt werden verstehe ich nicht. Es geht hier klar um VV.
Ich schaue mir zu Tesla nur noch die realen, also offiziellen Produktionszahlen an, nicht irgendwelche Absatzzahlen von Ländern. Und die Produktionsmengen kannten seit Einführung des ersten Modells, also ab Produktionsbeginn, immer nur in eine Richtung: „nach oben“. Ich wette, auch Q1/2019 wird davon keinesfalls abweichen.
Aber hier ging es um VV, oder?
Und da scheint sich was deutlich zum Besseren zu bewegen. Leider ohne die gleichzeitige Aufarbeitung der mehr als schändlichen „nahen Vergangenheit“. Ersteres finde ich toll, letzteres weiter nur erbärmlich. Nun bin ich hin und hergerissen…
Düsentrieb meint
Ich glaube bald kann man den Nürnberger Trichter in Wolfsburger Trichter umbenennen.