Norwegen ist bei Elektromobilität allen anderen Ländern in Europa enteilt: Im vergangenen Jahr waren mehr als ein Drittel aller neu zugelassenen Fahrzeuge elektrisch angetrieben. Für dieses Jahr wird ein Anteil reiner Nullemissionsfahrzeuge von 50 Prozent erwartet – vorausgesetzt, die Anbieter können liefern.
„Wir haben eine extrem große Nachfrage und für viele Modelle gibt es lange Wartelisten, besonders für die großen mit einer langen Reichweite“, so der Sprecher des norwegischen E-Auto-Verbands Norsk Elbilforening Petter Haugneland. Er warnte: Wenn die Industrie nicht nachkommt, sei das ehrgeizige E-Mobilitäts-Ziel Norwegens für 2025 in Gefahr.
Die norwegische Regierung hat verkündet, ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen zu wollen. Die damals von vielen belächelte Erklärung ist mittlerweile durchaus realistisch – dazu Haugneland: „Wenn wir dieses Jahr 50 Prozent erreichen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir bis 2025 die 100 Prozent schaffen.“
Dass in Norwegen pro Kopf so viele Elektroautos wie in keinem anderen Land Europas verkauft werden, liegt an einer frühen, umfangreichen Unterstützung der alternativen Antriebsart. Kauf und Unterhalt von Batterie-Pkw sind durch staatliche Subventionen und Privilegien im Vergleich mit Verbrennern oft günstiger. Norweger mit E-Autos zahlen unter anderem in vielen Fällen keine Straßenmaut oder Gebühren für Fähren und das Parken. Auch die Nutzung von für Busse und Taxen reservierten Spuren ist erlaubt.
75.000 neue Elektroautos für 2019 erwartet
Norsk Elbilforening schätzt, dass 2019 um die 75.000 neue Elektroautos zugelassen werden. Der Verband beklagt, dass einige Autobauer in Europa ihre emissionsfreien Fahrzeuge bewusst bis zum nächsten Jahr zurückhalten. Ab 2020 gilt ein neuer, deutlich schärferer EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer für alle neu zugelassenen Autos.
Der Volkswagen-Konzern dementiert die Vermutung aus dem Norden. Die Wolfsburger wollen künftig umfassend auf Elektroautos setzen und bauen dazu das Unternehmen und die Produktionsstätten um. Die erste Fabrik für die Massenfertigung von Stromern werde aber erst Ende 2019 voll einsatzfähig. Die Nachfrage sei größer als das Angebot – die Vorstellung, Autos zurückzuhalten, finde man daher abwegig.
Wer sich in Norwegen ein neues Elektroauto zulegen will, muss laut örtlichen Händlern mitunter bis zu zwei Jahre auf die Lieferung warten – etwa bei Kia. Das habe dazu geführt, dass im Internet vordere Plätze auf Wartelisten für mehrere Tausend Euro verkauft würden. Die norwegische Hauptvertretung für VW räumte laut der Automobilwoche zwar ein: „Im letzten Jahr hat es Lieferprobleme gegeben.“ Die Wartezeiten hätten sich jedoch normalisiert. Konkurrent BMW kann Elektroautos eigenen Angaben nach derzeit in zwei bis drei Monaten liefern.
nilsbär meint
Wenn Norwegen die Verkehrswende schafft, wird das einen Dominoeffekt auslösen. Niederlande werden bald darauf folgen. Ich glaube, dass es auch in Österreich und der Schweiz relativ schnell gehen wird. Wohlhabende Länder, kurze Entfernungen. Österreich liegt derzeit bei annehmbaren 2,9% (Anteil reine E-Autos im ersten Quartal).
Christian meint
Wohlhabend mit der Betonung auf „ohne eigene Autoindustrie“
hu.ms meint
Es läuft fast in jedem thema auf das selbe hinaus:
Ein kompakter bzw. SUV oder auch kombi mit mind. 60 kwh = 400 km wltp und bis 30.000 € könnte fast überall in europa in massen verkauft werden.
Nur derzeit sind davon nur ein paar tausend von asiatischen herstellern lieferbar und der preis ist auch nicht möglich.
Er wird auch m.e. noch einige jahre auf sich warten lassen.
Der ID.3 wird nächstes jahr in dieser reichweitenklasse für ca. 33.000 € zu haben sein. Allerdings ist der dann „kahl“.
Mir reichen da 2.000 € aufpreis-ausstattung, den meisten aber nicht.
Leotronik meint
Der eTron erlebt in Norwegen ein Debakel. Der eTron hat Ladeprobleme und bleibt einfach stehen. Lösung nicht in Sicht.
Skeptiker meint
Hast Du dazu einen Link?
Hört sich interessant an.
Leotronik meint
Habe zwei link angefügt aber die werden Stundenlang geprüft bevor sie angezeigt werden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Vielleicht versuchst du es nochmal mit den Links.
Ist sicherlich doch nicht ganz so einfach eine neue Antriebstechnik fehlerfrei zu starten.
Tesla hat diesen Prozeß – unter dem Gelächter der „Etablierten“ – schon hinter sich, und das macht heute u. a. den Wert der Marke aus.
Leotronik meint
twitter.com/oyvindstensby/status/1112333410729627648
Leotronik meint
tek.no/artikler/enkelte-audi-e-tron-taler-ikke-lading-i-mer-enn-12-timer-gar-bananas-med-feilmeldinger/462405
Q 8 Fahrer meint
Vielen Dank für die Links.
Sieht nach Rückschritt mangels Technik aus.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Vielen Dank.
Swissli meint
Ein Klassiker: Subventionen führen zu Wettbewerbsverzerrungen. Folge in Norwegen: 2 Jahre Lieferzeit, Wartelistenplätze die verkauft werden, leergefegter Markt, hohe Preise usw.
Die Kunst bei Subventionen ist nicht deren Einführung oder Höhe, sondern diese zum richtigen Zeitpunkt in angemessenem Masse wieder zurückzufahren. Den Punkt hat Norwegen schon verpasst…
Und Deutschland würde ich raten, Förderungen nicht noch auszubauen, sondern umzubauen und dann sukzessive zurückfahren: mehr Innovation, mehr Wettbewerb (weil Markt, nicht Planwirtschaft), bessere Produkte und tiefere Preise.
Gunnar meint
Bessere Produkte? Meinen Sie diese Diesel mit den illegalen Abschalteinrichtungen?
Nut weil mal was subventioniert wird, ist das noch lange keine Planwirtschaft.
Nicht aufgepasst in BWL?
Swissli meint
Wikipedia:
In der Wirtschaftstheorie wird unter Wettbewerbsverzerrungen eine Form der Einschränkung des freien Wettbewerbs verstanden, bei dem es durch bestimmte Effekte zu einer Verschiebung des Marktgleichgewichts kommt.
Eine Wettbewerbsverzerrung kann u. a. auf
– wettbewerbswidrigen Absprachen und Verhalten (Kartelle, Preisabsprachen, Kundenfang, gezielte Behinderung, Ausbeutung, Rechtsbruch, Marktstörung)
– Subventionen und Sondersteuern oder
– der Ausnutzung einer Quasi-Monopolstellung beruhen.
————-
Wurden die Produkte von Tesla schlechter weil die Subventionen in den USA für Tesla ausgelaufen sind 2018?
Und was haben die deutschen Autohersteller bis jetzt trotz massiver direkter und indirekter E-Förderung an E-Innovation bis Ende 2018 geboren? Nichts! 2019 siehts mit Audi E-tron und VW ID.3 endlich besser aus. Aber gemäss Subventionstheorie müssten die dt. E-Autohersteller eigentlich schon seit Jahren weltweit führend sein.
Und ja, man kann durchaus von Planwirtschaft reden, wenn E-Autohersteller sich Lieferzeiten von >12 Mt., Mini-Produktionskontingente und überrissene Preise (die Dank Förderung knapp erträglich werden) erlauben können.
Swissli meint
@Gunnar:
Schauen wir die Förderung von 4000€ doch an.
Autohersteller nimmt den normalkalkulierten (Standardmarge) Verkaufspreis und rechnet 4000 drauf=zu bezahlender Listenpreis. Dann zahlt der Staat seinen Anteil von 2000 an den Käufer aus und der Autohersteller zieht seinen Anteil von 2000 vom Verkaufspreis ab.
Staat: hat 2000 Steuergelder verschenkt
Kunde: bezahlt nach Abzug der 4000 genau gleichviel wie er ohne Subventionssystem bezahlt hätte.
Autohersteller: hat ohne Mehraufwand 2000€ mehr verdient als ohne Subventionssystem. Das ist je nach Marke mehr Gewinn als die übliche Marge (bei VW 5%). Und haben die Autohersteller diesen gratis Zusatzgewinn in die F+E von E-Autos gesteckt? Eher nicht, wenn man die aktuelle Produktepalette anschaut.
Hat D wegen der grosszügigen Förderung eine erheblich höhere E-Auto Quote? Jein (je nach Ländervergleich).
Sind die E-Autos in D nach Abzug der Förderung günstiger als in anderen Ländern? Nein.
Sind die dt. Autohersteller Dank der Subventionen innovative Marktführer bei E-Autos? Nein.
Die Frage bleibt also: wenn die Subventionen nach Jahren praktisch keine Wirkung hatten, wieso hält man weiter daran fest und betrachtet diese weiterhin als unabdingbar für Durchbruch der E-Mobilität?
Michael meint
Aber Beispiel Norwegen: durch die Subventionen ist Norwegen Vorreiter Land und hat einen unschätzbaren Wert für den Durchbruch der e Mobilität weltweit, denn die Menschen sehen, dass es geht (Technik ist praxistauglich, emissionsfrei, hipp). Die Medien verbreiten das, Kritikern kann man immer mit dem Beispiel Norwegen kommen („es geht sehr wohl!“)
Sprich: ohne die drastischen Subventionen in Norwegen wäre die e Mobilität nicht da wo sie ist.
Uwe meint
In der Realität kommt diese Rechnung nicht an.
Renault hat mehrfach den Förderbetrag für begrenzte Zeiträume verdoppelt. So gab es den Zoe mehrfach für 14.900 bzw. 16900 und aktuell über den ADAC mit zusätzlichen Boni auf Werkskosten. (jeweils +Akku).
Auch C-Zero oder ION gab es mehrfach mit zusätzlichem Nachlass durch den Hersteller.
…einfach, weil Stückzahlen her müssen, um die CO2-Flotten-Ziele zu erreichen.
Andreas meint
@Swissli:
Dieselautos werden schon seit Jahrzehnten in Dt subventioniert, deshalb gibt es so viele davon. Hochpreisige Premiumautos werden als Dienstwagen ebenfalls subventioniert, um die dt .Premiumhersteller zu fördern.
Hier ging es nur um Monetäres: Arbeitsplätze, 35h Woche, gutes Verdienst und ein paar nette Pöstchen bei den Herstellern und Lobbyverbänden.
Wenn dann ein epochalen Schwenk zu einer umweltverträglicheren Elektromobilität durch Subventionen geebnet wird, diese als Marktverzerrung verdammt werden, dann ist das ein „Apfeln mit Birnen“ Vergleich.
Nicht vor 2025 meint
@Andreas
Wenn dann ein epochalen Schwenk zu einer umweltverträglicheren Elektromobilität durch Subventionen geebnet wird. In Norwegen ? Stimmt !
Leider wird in Dt wieder nur Klientel Politik betrieben. Jetzt kommen halt nur zu den von Dir genannten die hochpreisigen Elektroautos dazu. Ein Jammer.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
+1
MiguelS NL meint
Dass sind schon die ersten Zeichen die zeigen dass der Auto-Markt ins gesamt wahrscheinlich einbrechen wird. Die Leute werden demnächst, nach dem sie sich realisiert haben dass sie eigentlich elektrisch fahren wollen, nicht weiterhin etwas kaufen wollen was sie eigentlich nicht haben wollen. Nur die gut aufgestellt sind, werden gute Geschäfte machen können. Im Schnitt wird der Markt aber nicht liefern können.
Und die Nachfrage wird sehr schnell nach elektrisch gehen, jedes Jahr schneller.
In der Schweiz ist das Model 3 das am besten verkaufte Auto, nahezu ohne Subventionen so viel ich weiss.
Niederlande hat bereits 10% BEV-Anteil.
Im Schnitt lag der Anteil im letzten Jahr bei ca. 2% (Deutschland 1%). Dieses geht es aber von 2 auf 4-6% (Deutschland 1% auf 2-3%). Das ist aber nur der aktuelle Konsum, bei den Verbrauchern entscheidet sich aber der Wunsch bzw. der Umschwung nach Elektrisch nicht anhand des gesamten Angebots, sondern die Nachfrage (der Wunsch nach Elektrisch) formt sich sobald sie sehen was elektrisch zu bieten hatm und ab dem Moment wird nicht mehr in Verbrenner investiert.
Swissli meint
In der Schweiz gibts keine explizite Förderung beim Kauf von E-Autos.
Aktuell wird (noch) auf die Autoimportsteuer von 4% verzichtet. Ob der Importeur diesen Vorteil an die Händler/Kunden weitergibt, ist eine andere Frage.
Desweiteren verzichten einige Kantone auf die Motorfahrzeugsteuer. Teilweise begrenzt auf 3 Jahre. Die Ersparnis pro Jahr liegen bei ca. Fr. 100-900/Jahr.
Jedenfalls ist die Schweiz ohne Förderung nicht rückständig bzgl. E-Mobilität.
Swissli meint
https://www.blick.ch/auto/unter-strom/jetzt-greifen-die-amis-sogar-vw-und-co-an-tesla-model-3-ist-meistverkauftes-auto-der-schweiz-id15263181.html
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Es ist gut, dass Norwegen als „Modellmarkt“ für Elektroautos zeigt, was alles geht, wenn man feste Ziele hat und diese als Regierung ernst nimmt.
Nicht vor 2025 meint
Wenn wir die Anreize für E-Mobilität die Norwegen schafft hier einführen würden wäre das Thema auch hier schon lange durch.
Allerdings mit noch fragwürdigeren Lieferzeiten.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Nicht falsch verstehen: Ich will nicht das norwegische Modell auf Deutschland übertragen, da ich generell gegen Subventionen bin. Ich finde es aber interessant, dass es so einen Test gibt.
MiguelS NL meint
Das Modell in Norwegen ist vom Prinzip her schon das richtige, die Verbrenner werden zusätzlich besteuert, die Elektroautos nicht.
Gut, die Autos dort schon immer zusätzlich besteuert wurden, jetzt die EVs eben halt nicht.
Aber das Prinzip ist schon das richtige. Wenn schmutzige Technologie extra besteuert wird wodurch sie teurer wird dann macht die saubere Technologie einen viel schnelleren Aufmarsch weil jeder sie haben will, nicht nur wenige, so wie es bisher gewesen ist.
Es hat sich in letzten Jahren ja auch nichts getan wegen der Subvention in Deutschland, die Entwicklungen wurden getrieben von der EU, China, Tesla und Skandale.
Ja, der deutsche A6 Fahrer müsste dann ein Golf fahren, aber was ist uns Wert? Ist es nicht wichtiger dass es in 5 Jahren für Ihm einen elektrischen A6 gibt?
Skeptiker meint
Tja, wenn zum Beispiel Kia mit seinen weltweit fast 8.000.000, in Worten: acht Millionen, verkauften Fahrzeugen vom e-Niro nur 10.000 Stück für 2019 einplant, kann das ja auch nicht funktionieren.
Das ist schon eine grandiose Fehlleistung und durch nichts zu entschuldigen.
Ralph Maier meint
Wenn unsere inländischen Hersteller vielleicht, außer tollen Projekten und vollmundigen Ankündigungen, mal tatsächlich ein paar Autos auf den Markt bringen würden, sähe die Situation auch gleich mal anders aus.
Mal ehrlich, da bestellen Hunderttausende unbesehen, ungeteste Fahrzeuge vor und unsere Konzerne kommen einfach nicht in die Pötte.
Von der Regierung, insbesondere den Grünen, wird man bereits fast genötigt, endlich umzusteigen, aber im Moment sehe ich als „grüne“ Alternative nur ein Pferd, dass ich kurzfristig haben könnte; Micky Maus – Fahrzeuge wie Zoe, Up, Smart etc. will ich nicht. Ich bin überzeugt davon, wäre heute die Hälfte der „Visionen“ verfügbar, hätten wir bereits eine ausgebaute Infrastruktur und wären in der Entwicklung Äonen weiter.
Andreas meint
@Ralph Maier:
Gruß von Mickey, dem Zoe-Fahrer.
Bischen ein auf dicke Hose ist bestimmt gesund für die Psyche.
Babbas82 meint
Ebenfalls einen Micky Maus Gruß von einem Kleinpimmeligen ZOE Fan und Fahrer!!!
So wird das definitiv nix mit den Pariser Klimazielen!!!
Peter W meint
Nun macht mal halblang! Man darf doch wohl sagen dass man keinen Kleinwagen haben will. Dass Ihr Zoe-Fahrer das persönlich nehmt, zeigt wie dünn eure Haut ist. Ein elektrischer SUV ist besser als ein Diesel, ich mag die fetten Kisten auch nicht, aber ein bischen Toleranz muss auch sein.
Christian meint
„So wird das nix mit den Pariser Klimazielen!!!!“
Kann schon sein, aber Bevormundung und Einschränkungen/Verbote können die Grünen besser. Einfach bleiben lassen, das bringt nix.
Ich denke auch daß die Ziele bei der derzeitigen Entwicklung nicht eingehalten werden können. Aber ich gehe nicht mit meiner persönlichen „Umweltpolitik“ hausieren und weise meinen Mitmenschen „schlechtere Klimapolitik“ vor, wenn ich glaube sie als Solche erkannt zu haben.
Gunnar meint
@Peter: der Ralf spricht aber nicht von Kleinwagen sondern abwertend von MickeyMaus Fahrzeugen.
Und wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es auch wieder raus.
Toleranz ja, aber wer hier ohne Not polemisches Kauderwelsch auspackt, muss mit der trotzigen Reaktion leben können.