Hermes hat in diesem Jahr die ersten eVito und eSprinter von Mercedes-Benz Vans erhalten. Der Paketdienstleister will sukzessive 1500 Stromer des Herstellers deutschlandweit in Ballungsräumen einsetzen. Der Leiter Vertrieb und Marketing bei Mercedes-Benz Vans Klaus Maier hat sich in einem Interview zu den Zielen der Zusammenarbeit geäußert.
„Für uns ist die Partnerschaft deswegen etwas Spezielles, weil Hermes unser erster gewerblicher Kunde war und wir auch speziell jetzt Elektrotransporter für dieses Segment entwickelt haben, sprich für die City-Logistik. Vor allem der Einsatz in urbanen Gebieten, in denen die Fahrer zwischen 40 und 60 oder 70 Kilometer am Tag fahren“, so Maier. „Von daher haben wir einen Transporter definiert, der diese Reichweite abdeckt – aber auch nicht mehr, denn das Ziel war ja, einen kostengünstigen Elektrotransporter zur Verfügung zu stellen.“
E-Mobilität sei mittlerweile „mit das wichtigste Thema in der KEP-Industrie“, also im Kurier-, Express- und Paket-Dienst. Die KEP-Industrie sei „quasi für Elektrotransporte geboren“, meinte Maier. „Die wissen ganz genau, wie viele Kilometer sie am Tag fahren und für uns ist es natürlich wichtig, dass wir einen Transporter mit der richtigen Batteriekapazität bauen.“
Der Fokus bei den aktuellen Elektro-Transportern von Mercedes liege darauf, zugunsten der Wirtschaftlichkeit nicht zu viel Batteriekapazität einzubauen. „Und wir können jetzt auch anhand des Piloten, zum Beispiel mit Hermes, nachweisen, dass die Betriebskosten für einen Elektrotransporter ungefähr auf einem ähnlichen Niveau sind wie für einen Transporter mit einem Dieselmotor“, sagte Maier.
Große Batterien reduzieren Nutzlast
„Die Batteriegröße ist natürlich auch entscheidend für die Nutzlast“, so der Mercedes-Manager. „Wenn ich zu viel Batterie mit dem Fahrzeug quasi herumfahre, dann habe ich eine schwere Batterie und damit geht auch die Nutzlast von meinem Fahrzeug zurück. Für die KEP-Industrie ist natürlich wichtig, viel Nutzlast möglichst zu niedrigen Kosten. Deswegen braucht man natürlich auch keine 300, 400 Kilometer Reichweite.“
Der wesentliche Unterschied zwischen eVito und eSprinter ist Maier zufolge das Ladevolumen. „Der Vito eher mit kleinerem Ladevolumen, der Sprinter mit großem Ladevolumen“, erklärte er. „Die Reichweite für beide E-Fahrzeuge wird ungefähr bei 150 Kilometer liegen, da ist also kein Unterschied, weil wir eben genauso diese Distanz zwischen 40 und 80 Kilometer in der KEP-Industrie abdecken.“
Für andere Anwendungsfälle in anderen Industrien will Mercedes später größere Batteriekapazitäten zur Verfügung stellen. Bei der Elektromobilität ist es laut Maier wichtig, dass man ein Fahrzeug nicht für alle Anwendungsfälle auslegt, sondern jeweils für den spezifischen Fall.
NL meint
Super, wenn auch reichlich spät. Jetzt müssen die KEP-Fahrer nur noch die Stvo lernen und sich korrekt Verhalten, sprich: keine Fuß- und Radwege zustellen.
JuergenII meint
Vor allem der Einsatz in urbanen Gebieten, in denen die Fahrer zwischen 40 und 60 oder 70 Kilometer am Tag fahren”, so Maier. “Von daher haben wir einen Transporter definiert, der diese Reichweite abdeckt – aber auch nicht mehr, denn das Ziel war ja, einen kostengünstigen Elektrotransporter zur Verfügung zu stellen.”
Heißt im Klartext:
Mist, Streetscooter hat es doch geschafft, also friemeln wir in unsere fossilen Verbrenner Klein-LKW halt ein paar Akkus rein und bieten ihn elektrisch an. Die Reichweite passen wir dem gelben Konkurrenten an, damit ja nicht unsere gewerblichen Kunden auf die Idee kommen, das Teil wäre auch was für sie. Sonst würden die wohl auch noch feststellen, dass die Fahrzeuge viel wartungsärmer sind und länger halten.
Wie viel Jahre hat jetzt Daimler Zeit gehabt ein echtes gewerbliches EV für Logistikfirmen und Co. auf die Beine zu stellen? Warum nutzt man nicht die Technik und bietet kompakte geräumige Fahrzeuge mit hoher Nutzlast an? Warum wieder einen umgebauter fossiler Wagen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Daimler die Intelligenz an der Tür zum Entwicklungszentrum abgegeben wird und man nur in alter Tradition weiter produzieren will.
Aber selbst im Netz findet man außer Streetscooter kaum neue intelligente Lösungen. Ein paar Hochschulen entwickeln sie, siehe u.a ETH Zürich die zusammen mit der Fachrichtung Industrial Design der ZHdK ein innovatives Fahrzeugkonzept für Städte entwickelt haben. Man möge nach „satw und Neues Fahrzeugkonzept für urbane Mobilität“ googeln. Oder Rinspeeds mit seinem Snap. Letzteres ist einfach genial. Man koppelt den Nutzbereich vom Antriebsstrang ab.
Aber im Jahr 2019 auf keine bessere Idee zu kommen als die Sprinter und Vitos zu elektrifizieren ist ein Armutszeugnis.
Peter W meint
… Die KEP-Industrie sei “quasi für Elektrotransporte geboren”, meinte Maier. …
Hätte das Daimler früher erkannt, würde es Streetscooter nicht geben.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Daimler hat es ja nicht erkannt (vielleicht sogar bis heute nicht) sondern man hat es Ihnen erklärt.
Peter W meint
Das erklärt natürlich vieles :-)
150kW meint
Warum sollte es Streetscooter nicht geben? Das war ja keine Frage von Elektro oder Verbrenner, sondern eher eine Frage Spezialfahrzeug für die Post, oder „Standard“ Vito oder Sprinter mit Elektroantrieb.
Jörg2 meint
War es nicht so, dass StreetScooter nur die Entwicklung machen wollte und dann mit dem seriennahen Entwicklungsstand die Autobauer abgeklappert hat? Die wollten alle nicht. Und so ist die eigene StreetScooter-Produktion eher eine Notlösung gewesen.
Hätte DAIMLER (oder wer auch immer) damals zugegriffen, dann hätte es zwar immernoch das Auto gegeben (mit Stern?) aber keinen „Autobauer StreetScooter“.
Oder lieg ich da falsch?
Peter W meint
Genau so war das, Jörg! Die Post wollte dieses Fahrzeug, aber keiner wollte es ihnen bauen. Bei einer vertraglich geregelten Abnahmemenge wäre das kein Risiko für den Hersteller gewesen.
Leotronik meint
StreetScooter hats einfach gemacht ohne darüber soviel zu erzählen. Daimler erzählt viel und macht mit Jahren Verspätung das gleiche.
Jörg2 meint
Leider ist wohl StreetScooter dem Untergang geweiht, weil sich 3…4 Herren bei der Post nicht gegenseitig zugestehen konnten, dass des anderen Buddelschippe auch schön und groß ist …
Jörg2 meint
Für mich ergeben sich daraus zwei Fragen:
1. Fährt HERMES die Dinger dann, bis sie zerfallen oder hoffen sie, dass es in einigen Jahren einen Gebrauchtwagenmarkt für diese Kurzstreckler gibt?
2. Bekommen die HERMES-Fahrer tatsächlich soviel Tonnage auf die Tour (zur täglichen händischen Ausladerei), dass der Gewichtsanteil der Batterie zwingend klein gehalten werden muss (zieht dieses Argument?)?
Swissli meint
1. Hermes ist wohl Referenzkunde und profitiert von speziellen Konditionen
2. Marketing Blabla
Aber gut hat Mercedes ein Produkt, welches zumindest für Zustellungen in der City geeignet ist. Anwohner und Umwelt profitieren.
Jörg2 meint
Ich bin SEHR für solche Lösungen!
Auch gern:
Müllautos
Betonfahrzeuge
gern jeder Ladekran am Lkw
und hoffentlich sind bald diese DAIMLER-Diesel-Traktor-Taxen (wartend mit laufendem Motor) aus der Stadt raus
….
Peter W meint
Schau doch die alten Kisten von Hermes an. Ja die fahren die Dinger bis sie nicht mal mehr selbst zum Schrottplatz kommen. Für die Umwelt wegen der Resourcen auch ein Vorteil.
Jörg2 meint
Ich befürchte, die Subs bekommen immer die alten Teile auf’s Auge gedrückt und müssen dann zusehen, wie sie damit klarkommen.