Daimler will die Weiterentwicklung von Lithium-Ionen-Batterien beschleunigen. Dazu erwirbt der Autokonzern eine Minderheitsbeteiligung an Sila Nanotechnologies. Die Kooperation mit dem US-Batteriespezialisten soll den Weg für die nächste Generation leistungsfähiger Mercedes-Elektroautos ebnen.
Sila Nano ersetzt herkömmliche Graphitelektroden durch Silizium dominierte Verbundstoffe. Diese sollen eine hohe Energiedichte sowie Zyklenfestigkeit bieten und die Entwicklung langstreckentauglicher, langlebiger Energiespeicher für Elektroautos ermöglichen. Die Materialien sind laut dem Unternehmen großserienreif und lassen sich leicht in bestehende Li-Ion-Produktionsstätten integrieren. Auch BMW ist an der Technologie interessiert.
„Diese bahnbrechende Chemie stellt heute eine Verbesserung von bis zu 20 Prozent dar und birgt noch weiteres Potenzial im Vergleich zu herkömmlichen Li-Ionen. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Daimler. Wir wollen noch bessere und energiereichere Batterien in ihre Flotte bringen und unsere gemeinsame Vision zur Zukunft von Elektrofahrzeugen für die Menschen Realität werden lassen“, so Sila-Nano-Mitbegründer und -Chef Gene Berdichevsky.
Mercedes will sein Pkw-Angebot bis 2022 komplett elektrifizieren. In jedem Segment sollen dann teil- und vollelektrische Stromer angeboten werden. Daimler geht davon aus, dass E-Modelle bis Mitte des nächsten Jahrzehnts bis zu 25 Prozent des Umsatzes mit Mercedes-Pkw ausmachen werden – „abhängig von den Rahmenbedingungen wie der Entwicklung der Infrastruktur, den individuellen Kundenpräferenzen und der Weiterentwicklung der jeweiligen marktspezifischen Rechtslage“.
Mercedes baut und optimiert die Batterien für seine Elektroautos selbst, die im Kern eingesetzten Zellen werden nach speziellen Vorgaben von asiatischen Akkufertigern geliefert. In ihren aus neun Fabriken auf drei Kontinenten bestehenden „globalen Batterie-Produktionsverbund“ investieren die Schwaben über eine Milliarde Euro. „So sichert sich das Unternehmen die bestmögliche Technologie“, heißt es.
nilsbär meint
Schön zu hören, dass Daimler und BMW wieder Initiativen setzen bei den BEVs. Reduziert hoffentlich den Ruf nach ‚Technologieoffenheit‘, sprich Förderungen von PHEV und FCEV.
alupo meint
Die Entwicklung der Zellchemie wird m.W. nicht nur bei den Zellherstellern gemacht, sondern vor allem von deren Lieferanten, also den weltweit agierenden Chemiegiganten. Aber auch die Autohersteller scheinen daran zu forschen, denn Prof. Jeff Dahn arbeitet seit einigen Jahren bei Tesla.
Das mit dem Forschen ist teilweise so wie bei Waschmitteln, d.h. nicht „Ariel“, „Persil“ oder „Meister Proper“ forscht, sondern deren Lieferanten forschen und beliefern sie mit neuen, besseren oder auch nur billigeren Rezepturen, also den „Kochrezepten“. Der Unterschied ist allerdings, dass die Forschung in Waschmittelrohstoffe weltweit eingestellt wurde, die Chemie ist ausgeforscht.
Bei der Zellchemie ist noch sehr viel an Potential zu heben. Dass Silizium die Speicherkapazität dramatisch erhöht ist schon lange bekannt. Tesla machte mit einer geringfügigen Siliziumdotierung aus einem 85-er Akku einen 90-er Akku und aus einem 70-er Akku einen 75-er Akku, produziert von Panasonic.
Das Problem war bisher, dass sich Silizium beim Laden um bis zu 400 % ausdehnt und dabei die Zelle zerstört, Thema Zyklenzahl :-(, wenn man auf maximale Kapazität geht.
Anscheinend hat u.a. eine deutsche Forscherin der Uni Kiel dieses Problem gelöst. Aber es gab immer schon Sensationsverkündigungen.
Bevor diese Silizium-Hochdotierung nicht auf dem Markt ist und ihre Zyklenstabilität bewiesen hat, bleibe ich skeptisch bezüglich Haltbarkeit; höhete Speicherkapazität logo.
Aber ich hoffe gerne…
Jörg2 meint
Ich dachte, die warten alke auf den großen Knall bei der Zellentwicklung und haben deshalb keine Eile bei der BEV-Entwicklung?
Jetzt sind plötzlich schon 20% Steigerung (befindet man sich noch in der Laborphase oder meinen die schon Großfertigung?) gut genug um 100 Mio für 10% Firmenanteil (plus einem Platz am Tisch) zu investieren.
(Gibt es auch Infos, was eine solche „+20%-Zelle“ dann pro kWh kostet?)
der Wartende meint
Vor ungefähr einem Jahr hat doch bereits BMW in genau diese Firma investiert beziehungsweise eine Partnerschaft bekannt gegeben ohne erinnere ich mich da falsch? Ist das schon wieder Geschichte?
Peter W meint
20% besser als was? Es gibt keine herkömmlichen Li-Akkus, die unterscheiden sich deutlich.
Sascha Pallenberg meint
Zur aktuellen Zellchemie von Lio-Ionen Akku. Also 20% hoehere Kapazitaet! Das bedeutet letztendlich, dass man Gewicht spart oder bei gleichem Gewicht mehr Kapazitaet in einen BEV bekommt.
Und nein, die unterschieden sich nicht deutlich. Die Kapazitaeten von aktuellen Li-Ion und Li-Polymer sind in der Massenproduktion bei allen Herstellern auf nahezu dem gleichen Level.
Marc_2019 meint
Doch! Die von Innolith unterscheiden sich schon von konventionnellen Akkus, besonders sollen sie auf einer neuen Zellchemie basieren! Das müßten so um die +30-40% sein, den Innolith verspricht bis 935km mit einer einzigen Akkuladung, Schnellladefähigkeit und vor allem OHNE KOBALT! Was die Anoden sowie Kathoden-Technik angeht, verschweigt sich Innolith jedoch drüber, und gibt uns nur zu verstehen das die noch in der Entwicklungsphase betreffende Technologie mit
einem deutlich niedrigen Kostenpotenzial verbunden ist, („Cost of Ownership“) – sie sprechen von der Hälfte von komventionnellen Lithium-Ion Speichern… Aber kleiner Wehrmutstropfen bleibt: 3 -5 Jahre Produkt sowie Entwicklungszeit und Testphase laut ecomento.de und Elektroautonews.net!
alupo meint
Es gibt sehr unterschiedliche Zellchemien. Tesla verwendet NCA. Andere setzen NMC, und das in unterschiedlichen Inhaltsstoffen/Zusammensetzungen. Das sind aber nur die wichtigsten.
Man kann das Kathodenmaterial von NMC blenden, die mechanische Behandlung kann sich unterscheiden im Sinne von Partikelgröße und Form, unterschiedliche Schutzschichten können aufgebracht werden (aus der Festphase, der Flüssigphase oder der Gasphase) und fürchterlich vieles mehr. Am „gleichesten‘ ist noch das Kupferblech und das Aluminiumblech in den Zellen. Daher ein klares: Nein, die Zellen sind alle sehr unterschiedlich.
Dazu kommen noch exotische Chemien wie LiFeYPO4, die aber praktisch nur noch in China verwendet werden und auch dort verschwinden.
Es ist eben wie überall im Leben, je mehr man ins Detail geht, desto größer werden die Unterschiede offenbar, insbesondere beim Thema Haltbarkeit, d.h. Zyklenzahl. Es gibt seit ein paar Jahren Zellen die inzwischen über 10.000 Zyklen hinter sich haben und noch knapp 80 % ihrer Ausgangskapazität haben (direkte Info von dem darüber forschenden Chemiker) und deren Zyklenzahl sich auch heute wieder etwas erhöht hat.