Der Volkswagen-Konzern will in Zukunft auch eigene Batteriezellen in seinen Elektroautos einsetzen. Im niedersächsischen Salzgitter wurde dazu nun im sogenannten Center of Excellence eine Pilotanlage zur Batteriezellenproduktion für Kleinserien eröffnet. Dort sollen Fertigungsverfahren zur Produktion von Lithium-Ionen-Akkus entwickelt, erprobt und pilotiert werden.
In Salzgitter sollen bis 2023/24 über 1000 Arbeitsplätze entstehen – 300 im Volkswagen-Entwicklungszentrum mit Pilotanlage, 700 in einem Gemeinschaftsunternehmen des schwedischen Batterieherstellers Northvolt und Volkswagen zum Aufbau und Betrieb einer Batteriezellfabrik. Mehr als eine Milliarde Euro sollen im gleichen Zeitraum in die Batteriezellaktivitäten des Volkswagen-Konzerns fließen.
Im ersten Schritt werden mehr als 100 Millionen Euro in die eigenen Entwicklungs- und Fertigungskompetenzen investiert, teilte Volkswagen mit. Hinzu kämen rund 900 Millionen Euro an Investitionsvolumen für gemeinsame Batterieaktivitäten mit Northvolt. Ab 2020 soll in Salzgitter eine 16-Gigawattstunden-Batteriezellfabrik entstehen. Der Start der Produktion ist für den Jahreswechsel 2023/2024 geplant. Dazu hat Volkswagen vor kurzem ein 50/50-Joint-Venture mit Northvolt gegründet.
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Im neuen Geschäftsfeld Batteriezelle der Volkswagen-Einheit Konzern Komponente sollen im Zusammenspiel mit Zulieferern Batteriezellen für den Einsatz in den Elektro-Modellen des Konzerns weiter verbessert werden. Das Spektrum reiche von der Erhöhung der Kapazität für mehr Reichweite über die Reduzierung seltener Rohstoffe und die Optimierung nachhaltiger Fertigungsprozesse bis zum Recycling der Batteriesysteme.
„Wir entwickeln und fertigen schon heute Leistungselektronik, Batteriesysteme, E-Motoren und Ladesysteme und bauen Recycling-Kompetenz für Batterien auf“, sagte Thomas Schmall, der Vorstandsvorsitzende der Konzern Komponente. „Mit der Integration des Geschäftsfelds Batteriezelle in die Volkswagen Konzern Komponente sind wir auf dem Weg, zu einem weltweit führenden Hersteller von E-Komponenten zu werden.“
Frank Blome, Leiter des Centers of Excellence für Batteriezellen in Salzgitter, bezeichnete die Inbetriebnahme der Pilotfertigung als wichtigen Schritt auf dem Weg von Volkswagen zum Aufbau einer „Gigafabrik“ am Standort Salzgitter. Volkswagen werde hier in kurzer Zeit sein Wissen über die Produktionsprozesse vertiefen. Das sei wichtig, um künftige Entwicklungen zu gestalten und so die Leistungsfähigkeit, Kosten sowie Qualität zu sichern. „Die gewonnenen Erfahrungen helfen auch, in Zukunft die gesamte Wertschöpfungskette von Lithium-Ionen-Batterien – von den Rohstoffen über die Produktion bis zum Recycling – zu beherrschen“, erklärte Blome.
Eine Pilotanlage für das Recycling von Batterien befindet sich ebenfalls am Standort Salzgitter im Aufbau. Sie werde 2020 in den Betrieb überführt, kündigte Volkswagen an.
Hans Meier meint
Mal schauen was das bringt… bei Batteriekompetenzen sind die Deutschen (zum Glück) abgehängt…. das schafft Abhängigkeiten… ob die Festtoffbatterie wirklich so kommt, bis jetzt noch dahingestellt, wenn das P/L nicht stimmt, bringt auch die höhere Energiedichte nix.
Wirklich Druck ausüben können VW auch nicht, das haben wir gesehen als LG VW mal gezeigt hat, wo der Hammer hängt. :) Wenn die Deutschen wieder so arrogant auftreten wie früher und irgendein Batteriekonsortium beschliesst VW nicht mehr zu beliefern, ist VW (und co) innerhalb kürzerster Zeit geliefert. :) Gut das sich die Zeiten endlich Ändern.
Man will mit der Pilotanlage Kompetenzen vorgauklen aber die Drops sind scho lange geluscht. :)
Der Batteriemarkt benötigt hohe Investitionssummen bei niederiger Marge, da kann man nicht irgendwann einsteigen, wenn man Lust hat und ein bisschen Mitforschen. VW und co kann da noch so viel wollen, finden und vorgkaulen zu sein, das Business im Batteriegeschäft machen Andere.
LG und Samsung bauen ja auch Batterien und Antriebsstrange, wenn die wollten, könnten sie auch anfangen, Autos im grossen Stil zu bauen, das wissen die bei VW ganz genau. :) Konkurrenz tut gut.
Ach ja, der Bigbang kommt ja auch noch irgendwann in diesem Jahrzehnt.. ganz vergessen… funny times for VW udn co. :)
nilsbär meint
Im Vergleich zu VW sehen BMW und Daimler wirklich alt aus. Weiter so, Herr Diess!
Michael meint
Der extrem sparsame und kräftige TDI Motor war damals der Beginn des riesigen Erfolges von VW und der Grund für hohe Verkaufszahlen. Wenn es VW heute gelingt Batterien mit deutlich besserer Performance zu bauen als die Konkurenz, kann sich das wiederholen. Aber ohne eigene Fertigung kann man nicht besser sein als die Konkurenz, weil die Zellfertiger alle gleich bedienen. Das ist wie mit dem Motorenbau früher.
Jörg2 meint
Ich bin bei VW&Co gespannt, ob sie es ohne Steuermittel hinbekommen, die überflüssig werdenden Strukturen aus der Verbrennerära harmonisch und parallel zur sich verändernden Nachfrage, abzubauen.
Oder ob solche Dinge wie Rausgründung und dann Insolvenz zu Lasten von Zulieferern und Belegschaft, steuergeldfinanzierte Auffanggesellschaften etc. herangezogen werden.
Die eventuell 1000 neue Stellen in der Zellenproduktion werden das nicht ausgleichen können.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das große Massaker bei den Arbeitsplätzen kommt in 5 Jahren bei den Händlern und Werkstätten. Das sind aber i.d.R. kleinere Unternehmen, nicht so gut vernetzt und nicht so mächtig wie die Autohersteller. Die werden ein ähnliches Schicksal haben wie kleine Einzelbäcker in den letzten Jahren.
Tesla hat heute bereits eine schlanke – wie man hört auch ab und zu zu schlanke – Service-Struktur und spart damit enorme Kosten. Den Begriff „Händler“ gibt es dort meines Wissens gar nicht.
Herbs meint
Wie viele eAutos erwarten Sie in fünf Jahren in Deutschland, dass es zu dem Massaker kommen wird?
Selbst wenn in diesen fünf Jahren 10% der Autos BEVs sind sprechen wir nur von 1,5 Millionen Fahrzeugen.
Wenn der Wandel kommt, spielt das sicherlich auch die Demografie mit, zumindest ein Stück weit.
Wobei ich jetzt keine Lehre als KFZ Mechaniker anfangen würde…
Jörg2 meint
Ja, das stimmt.
Der externe Vertrieb/Service hat Land unter. Einige sind schon durch die Dieselgeschichte umgefallen (viele Leasingfahrzeuge in den Büchern, deren Restwert abgesackt ist).
Jetzt kommen die geringeren eMargen und das verringerte Werkstatt-/Ersatzteilegeschäft bei gleichzeitigen Wünschen der Mutter nach neuer Ausstattung und Mindestbeständen im E-Geschäft.
Simon meint
Langfristig könnte VW mit Ford sicher einige Millionen Autos mit eigenen Zellen ausstatten. Dazu noch den Schwerlastverkehr und die Pick ups.
alupo meint
Der Start Anfang 2024 auf irgendwann mal 16 GWh ist zumindest ein Anfang.
Wenn hoffentlich in 5 bis 7 Jahren die volle Kapazität zur Verfügung steht wäre es schön, ist aber nicht so beeindruckend viel und auch nicht schnell genug. Ok, die Messlatte dafür ist irgendwie schon die Gigafactory 3, also von Januar 2019 bis Ende 2019. Ich habe aber schon länger nichts mehr darüber gelesen…
Das reicht jedenfalls für ca. 200.000 EVs von den gut 10.000.000 heute von VW produzierten Verbrennern.
Egon meier meint
ich frage mich allerdings, ob ein Unternehmen wie VW sich die Kompetenzen erwerben kann um es mit den traditionellen Herstellern kostenmäßig und qualitativ aufnehmen zu können.
Deutschland ist und bleibt ein Land in dem Arbeitslöhne und Energie sehr teuer sind und gerade letzteres könnte dem Projekt den Todesstoß versetzen.
CaptainPicard meint
Es geht in erster Linie darum die Preise von Zulieferern drücken zu können. Wenn sie heute 10 GWh für 100 Euro/kWh kaufen und sagen dass sie in Zukunft 15 GWh für 90 Euro kaufen wollen, dann klappt das nur wenn sie zur Not die 5 GWh auch selbst produzieren können falls der Zulieferer nein sagt. (Oder umgekehrt, die Chance dass er nein sagt ist geringer wenn VW weniger stark abhängig von ihm ist.)
Da geht es um langfristige strategische Überlegungen, nicht unbedingt darum der beste oder billigste zu sein.
Swissli meint
Genau so ist es. Mit einer (eigenen) Option in der Hand lässt es sich deutlich besser verhandeln.
Peter W meint
Ja, sehe ich ähnlich.
Zudem, das sagte ich schon vor einiger Zeit, ist es wichtig eine eigene funktionierende Zellproduktion zu haben, wenn man in wenigen Jahren in eine neue Technologie wie die Feststoffzelle einsteigen will. Die Zellforschung ist in De vorne dabei, das kann man nur nutzen, wenn man auch produzieren kann.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Gibt es extra Abteilungen bei den Automobilherstellern, die sich nur mit Fertigungstechnologien beschäftigen, um die Preise der Zulieferer auf Plausibilität zu überprüfen zu halten – und natürlich auch um Know How vom einen zum anderen zu tragen und preislich zu nutzen. Eigene Kompetenz ist da auf jeden Fall von Vorteil. Wenn man es gut macht, rechnet sich das ganz klar. Warum diese offensichtliche Erkenntnis bei VW so lange gedauert hat und bei dem übrigen VDA-Club irgendwie so gar nicht vorkommt, ist erstaunlich. Eigentlich ist das Tagesgeschäft.
150kW meint
„. Warum diese offensichtliche Erkenntnis bei VW so lange gedauert hat und bei dem übrigen VDA-Club irgendwie so gar nicht vorkommt, ist erstaunlich. “
Daimler hatte schon ein mal eine eigene Fertigung und BMW hat derzeit ebenso noch eine Demo Anlage am laufen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@150kW: Dann ist ja alles gut und es ist nichts zu befürchten.
Habe in den vergangenen Jahren das An- und Abschaltdrama von Daimler bezüglich deren Batteriewerk in Kamenz in der Presse verfolgt …..
Gunnar meint
So stark fallen die Arbeitslöhne bei einer sehr stark automatiserten Produktion nicht ins Gewicht.
Sledge Hammer meint
@Egon meier
Was die Kompetenzen angeht bin ich bei dir.
Arbeitslöhne spielen bei einer hoch automatisierten Fertigung so gut wie keine Rolle und der Strompreis den die Industrie bezahlt, läßt sich nicht mit dem eines Normalbürgers nicht vergleichen.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@Egon meier: „Deutschland ist und bleibt ein Land in dem Arbeitslöhne und Energie sehr teuer sind und gerade letzteres könnte dem Projekt den Todesstoß versetzen.“
Gilt das dann auch für die geplante Produktion von CATL in Thüringen?
Egon meier meint
das irritiert mich auch .. oder holen die sich den saubere Kohlestrom aus Polen??
Spaß beiseite: in der bisherigen Diskussion waren bundesdeutsche Energiepreise immer ein Hammerargument .. warum CATL trotzdem baut ist mir ein Rätsel ..
Eine Möglichkeit: die haben ein eigenes Braunkohlekraftwerk.. da fällt dann evtl der ganze Kostenblock der Netzversorgung weg.
Effendie meint
Die Industriepreise (Strom) in Deutschland sind im europäischen Vergleich im unteren Bereich. Das hat nichts mit dem Endkundenpreis zu tun. Die meiste Abgabelast haben die Endkunden.. EEG-Umlage wird von deinen Großteil der Indusrtie nicht bezahlt.
Und bei hochautomatisierten Anlagen sind Lohnkosten echt Nebensache.. Im Gegenteil man benötigt für hochautomatisierte Anlagen gutes Personal sonst funktioniert das ganze nicht.
Sledge Hammer meint
@Egon meier
„in der bisherigen Diskussion waren bundesdeutsche Energiepreise immer ein Hammerargument“
Dieses Hammerargument war nur die beste Ausrede der deutschen Zulieferer nichts tun zu müssen.
nur so nebenbei, CATL will die Zellen in Thüringen übrigens CO2 Neutral fertigen.
Mr. Kathode meint
VW wird aller Voraussicht nach mit Nano One Materials (TSX-V: NNO/Nasdaq: NNOMF/Frankfurt: LBMB) zusammenarbeiten ;)! Was für eine weiter Kostenreduzierung, Nachhaltigkeit, Batterieperformance sorgen sollte! Und ja, KnowHow kann man einkaufen!!!!
LM_aus_B ;-) meint
Gut so! Ein überfälliger Schritt.