Beim jüngsten Auto-Gipfel vor vier Monaten haben sich die Bundesregierung und die Automobilbranche darauf verständigt, einen „Masterplan Ladeinfrastruktur“ für den Ausbau des Ladenetzes für Elektrofahrzeuge in Deutschland zu entwickeln. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat nun einen Entwurf vorgelegt.
Der Ausbau von Ladestationen soll mit dem Konzept deutlich beschleunigt werden, sagte Scheuer der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Es gehe um gezielte Förderungen, verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen und eine „aktive Koordination“ zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Industrie. Bis Ende des Jahres ist demnach die Gründung einer „nationalen Leitstelle“ vorgesehen, die die erforderlichen Maßnahmen koordiniert.
Der Entwurf des Plans befindet sich dem Ministerium zufolge in der finalen Abstimmung. Bis 2023 sollen mehr als drei Milliarden Euro in die Tank- und Ladeinfrastruktur für lokal emissionsfreie Pkw und Lkw investiert werden. Im nächsten Jahr sollen erstmals auch 50 Millionen Euro für private Lademöglichkeiten bereitgestellt werden. Es soll außerdem eine verstärkte Förderung von Lademöglichkeiten an Kundenparkplätzen, beispielsweise an Supermärkten, geben.
Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Bernhard Mattes sagte am Donnerstag auf dem „Handelsblatt-Autogipfel“ in Stuttgart, dass die Ladeinfrastruktur für eine Marktdurchdringung von Elektroautos im öffentlichen und privaten Raum rasch, nachhaltig und flächendeckend ausgebaut werden müsse. Die heute verfügbaren gut 20.000 öffentlichen Ladepunkte reichten nicht. Notwendig bis 2030 seien eine Million öffentliche Ladepunkte, zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte und mehrere Millionen private Ladepunkte.
Die Autoindustrie hat laut Scheuer zugesagt, die für eine vorausschauende Infrastrukturplanung notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen – etwa auf Basis von Fahrzeugbestellungen. Die Energiewirtschaft werde 2020 einheitliche Rahmenbedingungen für einen verbraucherfreundlichen Betrieb der Ladesäulen definieren. „Das heißt zum Beispiel: Informationen zu Belegungsstatus, transparente Preisgestaltung und einfache Bezahlmöglichkeiten“, erklärte der Verkehrsminister.
Um die Elektromobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur soll es auch Anfang November bei einem weiteren Spitzentreffen von Vertretern der Bundesregierung und der Autobranche im Kanzleramt gehen, berichtet unter anderem die Zeit. Das habe die dpa aus Regierungskreisen erfahren.
PK meint
Meiner Meinung nach wäre noch wichtiger das strukturelle Thema der Ladeinfrastruktur zu klären. Meiner Meinung nach gibt es bei Laden zwei Anwendungsfälle:
– „nebenbei“ Laden für den täglichen Bedarf
– „unterwegs“ Laden für Langstrecke
Im ersten Fall kann das nur ein Teil der Bevölkerung sehr bequem in der eigenen Garage über Nacht. Hier sind meiner Meinung nach weitere Lade-Möglichkeiten notwendig:
In der Tiefgarage bei Mehrfamilienhäusern, im Parkhaus, Laden während der Arbeit, Laden am Supermarkt (gibt’s ja schon teilweise), Umbau von Laternen zu Ladestationen, etc.
Ich denke, hier sind auch gesetzliche und konzeptionelle Rahmenbedingungen notwendig.
Es wäre schön, wenn Herr Scheuer auch dafür ein Konzept hätte.
Für den zweiten Anwendungsfall finde ich den Ausbau eines Schnelllade-Netzes sinnvoll, wie es z.B. von Ionity (Joint Venture von VW, BMW, Daimler) oder Tesla aufgebaut wird.
Für die stärkere Verbreitung von BEVs scheint mir aber vor allem in den Städten der erste Anwendungsfall notwendiger. Das wäre auch ein klares Signal: wir tun was, damit es in den Städten für viele möglich wird, komfortabel zu laden.
Und genau das vermisse ich…
Jörg2 meint
@PK
Ich halte folgenden Gedankengang für auch nicht so verkehrt:
Ein BEV für die Fernfahrt, welches die Schnellladeinfrastruktur sinnvoll nutzen kann, wäre also technisch in der Lage, in wenigen Minuten mehrere 100km „zu tanken“. Es hätte eine Reichweite oberhalb 500km.
(Ja, Fernfahrt geht auch mit weniger….)
Warum sollte solch Auto nicht auch in der Stadt an einem Schnelllader aufgefüllt werden? Die 500km Reichweite reicht eventuell für einen halben Monat Stadtfahrt. Also Aufladen 2x im Monat. Es wurden also auch tankstellenartige Schnellladeparks in der City reichen (?).
Peter W meint
Regelmäßiges Schnellladen, und das auch noch von leer bis voll, ist aber wesentlich stressiger für den Akku als eine gemütliche AC-Ladung von 40 auf 80%.
Schnellader sollten nur genutzt werden, wenn es auch tatsächlich notwendig ist.
NL meint
Hat der Staat damals flächendeckend Tankstellen gebaut?
Der Staat sollte lieber via Regelwerk Mallus-Maßnahmen (Gesetze) gegen das Verbrenner-Pkw beschließen und so die Antreibswende (als Teil einer ganzheitlichen Mobilitätswende) begleiten.
EV1 meint
Wenn die Rahmenbedingungen schon staatlich vorgegeben werden, dann auch bitte gleich richtig. Ich möchte an den staatlich geförderten Ladestationen einheitlich mit meiner EC-/ Kreditkarte zu fairen Preisen zahlen, ohne den Betreibern diese Säule noch einmal finanzieren zu müssen.
Jörg2 meint
„…
Die Energiewirtschaft werde 2020 einheitliche Rahmenbedingungen für einen verbraucherfreundlichen Betrieb der Ladesäulen definieren. „Das heißt zum Beispiel: Informationen zu Belegungsstatus, transparente Preisgestaltung und einfache Bezahlmöglichkeiten“, erklärte der Verkehrsminister.
…“
Das traut er sich wirklich so zu sagen? Die Wirtschaft definiert verbrauerfreundliche Rahmenbedingungen? Der Einbrecher legt den Zahlencode meines Geldschrankes fest?
BeatthePete meint
Ladesaeulenverordnung 2.0 incomming ;)
Nachtigall….
Jörg2 meint
Befürchte ich auch: da kommt nichts gutes bei raus. Zumindest nicht für die Verbraucher.
Schlimm finde ich an diese Scheuer-Aussage, dass sie tief blicken lässt, wer in seinem Bereich das sagen hat und wie sicher und selbstverständlich er sich offenbar dabei fühlt.
Es scheint offenbar nicht mehr nötig zu sein, diesen Direktzugriff der Wirtschaft auf die Gestaltung unserer Lebensumwelt zu verschleiern.
Früher hätte man wenigstens noch so getan: „runder Tisch mit allen Beteiligten“, „wissenschaftliche Begleitung“, „ergebnisoffen“ ….
Mich wundert, da die sich über Wählerverweigerung, -wanderung wundern.
Jörg2 meint
dass die sich
Futureman meint
Eine Förderung sorgt nur dafür, dass die Hersteller mehr verdienen. Merkwürdigerweise kommen die günstigsten Lademöglichkeiten nicht aus Deutschland bzw. werden nicht gefördert.
Wenn schon Förderung, dann nach der Art „die ersten 1000kWh sind gratis“. Damit weckt man auch den letzten Verpenner auf, der meint E-Auto fahren sei teuer…
Christian meint
Gibt es überhaupt einen deutschen Hersteller?
hofi meint
Wallbe, heidelberger, abb DE, walther werke, langmatz, Schneider electric, mennekes, …..
EdgarW meint
Quark, das sind 300 Euro.
Futureman meint
Dann halt 10.000kWh oder die ersten 15.000km (damit würde man sparsame Autos fördern, wäre zwar saukompliziert umzusetzten, daher aber als staatliche Vorgabe ideal :-))
Oeyn@ktiv meint
Darf ich (als langjähriger e-Mobilist) hoffen, dass die Lade-Infrastruktur von den Automobilherstellern (analog Tesla) und nicht vom Steuerzahler finanziert wird? Vermutlich wohl eher jedoch nicht. Eine Anschubförderung von privaten Wallboxen kann ich ja noch akzeptieren (obwohl sogar schon bei der ersten Zoe-Reihe eine Wallbox im Preis inbegriffen war), aber das Gesamtnetz sollte schon von der Wirtschaft getragen werden. Schließlich werden/wurden Sprit-Tankstellen auch nicht vom Steuerzahler bezahlt.
eBiker meint
Sprit-Tankstellen wurden auch nicht von den Automobilherstellern gebaut.
Aktuell lohnen sich Ladestationen einfach noch nicht – und hier übernimmt die Förderung das „Ei“ im Henne-Ei-Problem.
Ohne diese Förderungen gäbe es wohl bei weitem nicht so viele Ladestationen und die Nachfrage nach BEV wäre folglich auch deutlich niedriger.
Andreas_Nün meint
„Sprit-Tankstellen wurden auch nicht von den Automobilherstellern gebaut.“
Das ist nicht der Punkt, Sprit-Tankstellen wurden von Privatunternehmen gebaut und betrieben und mussten nicht massiv mit Steuergeld gefördert werden.
Tesla hat auch selber Geld in die Hand genommen und Tesla ist wahrlich kein Unternehmen mit großen Geldüberschüssen, dennoch war es möglich. VW/Daimler/BMW können die Ladeinfrastruktur aus der Kaffeekasse bezahlen, Sie wollen aber möglichst viel vom Steuerzahler abpressen.
Oeyn@ktiv meint
Danke, genau so meinte ich das.
eBiker meint
Tesla musste dies tun, ohne ihr eigenes Netz hätten sie nie so wachsen können.
Die haben dass auch nicht gemacht weil sie so nette Menschen sind, das war schlicht notwendig. Wer bitte hätte sich denn einen 100K Tesla gekauft , wenn man damit nicht komfortabel Langstrecken hätte fahren können.
Christian meint
Unterschied sind die Batterien: Tesla hat auch mit 75 kWh angefangen. BMW mit 20 kWh. Faktor 4 hätte das Ladenetz dichter sein müssen. Sehen Sie den Unterschied?
hofi meint
@Christian:
der Tesla S aus 2013 mit seinem grossen Akku war wohl eher für die Fernstrecke konzipiert und setzt eine existierende Ladeinfrastruktur voraus, welche Tesla gezwungenermassen bauen musste.
Der BMW i3 aus 2013 mit seiner kleinen Batterie war für den urbanen Raum gebaut und für Fernstrecken so nicht vorgesehen. Zum nächtlichen Laden reichte die Steckdose zu Hause.
Das ist der konzeptionelle Unterschied. Tesla brauchte das Netz, BMW nicht.