Die Europäische Kommission hat im Dezember das erste große europäische Projekt zur Batteriezellfertigung genehmigt. Damit sei der Weg frei für die Förderung von fünf deutschen Unternehmen sowie Unternehmen aus sechs weiteren Mitgliedstaaten mit dem Ziel, Batterie-Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa aufzubauen, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit.
„Ich freue mich, dass die Europäische Kommission das erste große Batterieprojekt für Europa in nur wenigen Wochen geprüft und genehmigt hat. Das ist ein großer Erfolg für den Automobilstandort Deutschland und Europa“, erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier. „Wir wollen in Deutschland und Europa die innovativsten und nachhaltigsten Batterien bauen und so Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa sichern. Deshalb verfolgen wir mit unserem Konzept einen Gesamtansatz vom Material über die Produktion bis zum Recycling. Jetzt gilt es, die konkreten Projekte schnell an den Start zu bringen.“
An dem auf Initiative von Altmaier und mit dem französischen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire vorangetriebenen europäischen Batteriezellen-Vorhaben sind neben Deutschland und Frankreich die Länder Belgien, Finnland, Italien, Polen und Schweden beteiligt. Von deutscher Seite nehmen die Unternehmen BASF, BMW, Opel, Umicore und Varta teil – dazu das BMWi:
- BASF will mit ihren Batteriematerialien zum Aufbau einer nachhaltigen Batterie-Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge in Europa beitragen. Innovative Kathodenmaterialien steigern die Leistung und die Kosteneffizienz von Batterien und fördern somit den Erfolg einer klimafreundlichen Mobilität.
- Die BMW Group kann durch die im Projekt verfolgten Forschungsthemen bis ins Detail die chemische Zusammensetzung, Zellmechanik, Zelldesigns und den Produktionsprozess weiterentwickeln. Die Batteriezellenhersteller können auf dieses Know-how aufbauen und es zielgerichtet in eine nachhaltig erfolgreiche Industrialisierung überführen.
- Das geplante Projekt von Opel umfasst eine innovative Batteriezellenproduktion am Standort Kaiserslautern im Rahmen eines Joint Ventures zusammen mit der Muttergesellschaft PSA und dem französischen Batteriehersteller Saft, einem Unternehmen der Total Group. Die Projektpartner werden nun die abschließende Prüfung des Projektes vorbereiten bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird.
- Die Firma Umicore wird zur Entwicklung einer nachhaltigen Batterie in Europa beitragen, in der innovative Technologien, eine verantwortungsvolle Beschaffung und das Schließen des Materialkreislaufs durch Recycling Schlüsselfaktoren für den Erfolg sind.
- Mit neuartigen, innovativen Batterielösungen im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie will Varta künftig weitere Märkte und Anwendungen adressieren und die Batteriezellproduktion auch von größeren Zellformaten vorantreiben. Damit leistet Varta einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der deutschen Batterieindustrie als Schlüsseltechnologie der Zukunft.
Französische Pilotanlage entsteht ab Anfang 2020
Die EU-Kommission sei der Bitte der Firmen nach einem schlanken Prüfungsverfahren nachgekommen und habe in sehr kurzer Zeit die beihilferechtliche Genehmigung erteilt, so das BMWi. Die Förderung der fünf deutschen Unternehmen wolle man nun ebenfalls rasch bewilligen. Anfang 2020 werden Le Maire und Altmaier gemeinsam den Grundstein für die Pilotanlage in Frankreich legen, heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums. „Spätestens Mitte der 20er Jahre“ sollen auch in Deutschland Batteriezellen im industriellen Maßstab hergestellt werden.
Aktuell arbeitet das BMWi mit der deutschen und europäischen Industrie an zwei Batteriezellen-Großprojekten, die als sogenannte „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) realisiert werden und Projekte aus mehrere europäischen Mitgliedstaaten umfassen. Der zweite Unternehmensverbund wurde Ende November bei der Europäischen Kommission zur „Prä-Notifizierung“ eingereicht. An ihm sind neun deutsche Unternehmen sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus weiteren zehn europäischen Mitgliedstaaten beteiligt.
Deutschland fördert die beiden IPCEIs mit über einer Milliarde Euro, Frankreich steuert 960 Millionen Euro bei. Weitere Staatshilfen kommen aus Belgien (80 Millionen Euro), Finnland (30 Millionen Euro), Italien (570 Millionen Euro), Polen (240 Millionen Euro) und Schweden (50 Millionen Euro). Die staatliche Finanzierung soll weitere fünf Milliarden Euro von privaten Investoren mobilisieren.
Die Vorhaben aus den beiden Projekten decken laut dem BMWi die Batterie-Wertschöpfungskette „von den Rohstoffen und Funktionsmaterialien über die Zellfertigung und -integration bis hin zur Zweitnutzung und dem Recycling umfassend ab“. Ziel sei der Aufbau einer innovativen, nachhaltigen und CO2-armen Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa.
EV1 meint
Ausgerechnet BMW! Wer mitbekommen hat, was Oliver Zipse (CEO BMW AG) an der TU München am 6.12. erzählt hat, der erkennt, dass sämtliche Fördergelder in die Elektromobilität bei BWM rausgeschmissenes Geld sind.
Stefan Georg Wellen meint
Jedes weitere Werk in Europa, in dem Batterien für Elektroautos hergestellt werden, ist Begrüßenswert. Jedes weitere Elektroauto auch. Aber nicht jeder hat die Möglichkeit, Zuhause die Akkus seines Elektroautos nachzuladen. Deshalb ist es wichtig, das ein wirklich flächendeckendes Ladenetz entsteht, das tatsächlich jeder nutzen kann. Völlig frei davon, von welchem Stromanbieter die Anlage ist. All das umständliche Hantieren mit Apps und den vielen verschiedenen Ladekarten wäre obsolet, wenn die Ladesäulen, die ja sowieso schon über eine Intrnetverbindung verfügen und auch ferngesteuert werden können, über ein EC-Karten oder Kreditkartenlesegerät verfügen würden. Damit allein könnte man den Autofahrern das Leben erleichtern und auch die Angst vor einem Ladescheitern nehmen, nur weil die App vielleicht nicht funktioniert oder die eine Ladekarten nicht im Verbund des Ladesäulenanbieters steht.
Mit freundlichem Gruß
Stefan Georg Wellen
GuEdo meint
Genau – und dann noch ein Dach drüber wäre ein Traum!
Jürgen Kohl meint
Es ist schon unfassbar, dass man Unternehmen wie BMW und BASF Milliarden Steuergelder hinterher wirft, die selbst zig Milliarden Euro im Jahr Gewinn machen. Das alles wird schief gehen, die deutsche Autoindustrie mit ihren überfütterten Vorständen glauben immer noch, dass man weitermachen kann wie bisher, die Zeche werden die Mitarbeiter mit Arbeitslosigkeit zahlen!
Jabu Banza meint
Zumindest hat man schonmal erkannt, dass der Erfolg von der Nachhaltigkeit abhängt und der momentane Stand der Technik das offenbar nicht erfüllen kann.
Bin gespannt, wie lange es dauert, bis man mal was erfolgsverprechendes auf dem Gebiet vermelden kann um für mehr Alternativtechnologien zu sorgen.
Peter W meint
Zunächst sollte man das positiv sehen. Leider muss man aber die Firmen, die ihre Zukunftsfähigkeit wohl längst verloren haben, mit Milliarden Steuergeldern zu ihrem Glück zwingen, während Chinesische Zellfabrikanten mal hurtig eine Produktionshalle hinzaubern, die Ihresgleichen in Europa sucht. Deren Kapazität wird wohl das subventionierte Firmenkonsortium auch in 10 Jahren nicht einholen.
Ich bin gespannt und hoffe das Beste für unsere Industrie.
150kW meint
Und wo haben die Chinesen ihr Geld dazu wohl her?
Jörg2 meint
@150kW
China hat ein funktionierendes Bankenwesen. Ich vermute daher: aus Kreditlinien.
150kW meint
Ja Staatsbanken, die den Auftrag der Regierung ausführen.
Es ist schon echt komisch wenn sich hier über Subventionen beschwert wird und dann als Beispiel „wie man es richtig macht“, Chinesen angeführt werden. Ich wüsste jetzt kein Land das die Industrie (vor allem auch Auto Industrie) so stark subventioniert wie China. Die lachen sich über den Notgroschen, den die Firmen für die Zell-Fertigung bekommen, doch kaputt. Dort ist das voranbringen der Autoindustrie ein primäres Staatsziel!
Peter W meint
Unter Anderem auch von uns, weil wir deren billige Plastikprodukte kaufen, wei wir unsere PV-Produktion dorthin verschenkt haben, weil wir ihnen gezeigt haben wie man Autos baut usw. usw.
Peter meint
Staatskohle gibts in China satt und reichlich. Für alles, was in der Zukunft Wachstum und technologischen Fortschritt verspricht. Sei es 5G oder BEV.
Wir kippen unsere Milliarden lieber aufs Feld und versauen den Afrikanern den einheimischen Markt.
Hermann meint
Offenbar gibt es unter den genannten Unternehmen nicht eins, dass heute entschlossen wäre eine Zellfertigung zu gründen. Das höchste der Gefühle ist eine „Pilotanlage“ , die man kommendes Jahrzehnt bauen möchte. Gab und gibt es solche Anlagen nicht längst auf dem Boden der EU?
Altmaier, nimm deine Finger aus der Steuerkasse und geh in Rente!
slefas meint
Pilotanlage in den kommenden Monaten, und im Laufe der kommenden Jahres auch Serienproduktion.
Klingt jetzt nicht so weit weg.
alupo meint
Es tut sich endlich etwas und das ist gut.
Jetzt kann man nur hoffen, dass daraus auch etwas Großes wird.