Nachdem bei Nissan die letzten Monate von dem Skandal um dubiose Zahlungen an den früheren Chef der Renault-Nissan-Allianz Carlos Ghosn und nachlassenden Verkaufszahlen bestimmt waren, wollen die Japaner nun wieder den Unternehmenserfolg in den Fokus rücken. Dazu werden unter anderem die Bemühungen im Bereich E-Mobilität hochgefahren, einzelne neue Modelle könnten dabei teurer werden.
Nissan hat mit dem 2010 eingeführten, im letzten Jahr noch weltweit meistverkauften Elektroauto LEAF die Technologie-Führerschaft bei der alternativen Antriebsart erlangt, mittlerweile gilt aber US-Hersteller Tesla als führender E-Auto-Bauer. Insbesondere in Europa will Nissan nun wieder zum E-Mobilitäts-Vorreiter werden.
Der japanische Hersteller geht davon aus, dass der europäische Automarkt im Jahr 2022 zu 20 bis 24 Prozent elektrifiziert sein wird. Die eigenen Verkäufe sollen zu diesem Zeitpunkt bereits zu 42 Prozent aus Fahrzeugen mit Elektrifizierung bestehen, berichtet Automotive News. Der Hersteller sehe dies als wesentlich an, um zukünftigen gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden und die Marke zu stärken.
„Wenn man ein nachhaltiges Geschäftsmodell in Europa haben will, dass die Rahmenbedingungen für das Unternehmen und die Kunden erfüllt, muss man weit über dem Durchschnitt liegen“, sagte der Chef von Nissan Europa, Gianluca de Ficchy, im Gespräch mit Automotive News. „Das gibt uns eine nachhaltige Präsenz im Markt, das gilt auch für die Marke.“
Aktuell hat Nissan neben dem LEAF nur den seit 2013 angebotenen Van/Transporter e-NV200 mit reinem Elektroantrieb im Programm. Der LEAF wird zunehmend von Teslas neuem Mittelklasse-Elektroauto Model 3 und kommenden Voll-Stromern von Volumenmarken wie denen des Volkswagen-Konzerns unter Druck gesetzt. Der e-NV200 ist in seinem Segment zwar beliebt, aber ein Nischenfahrzeug.
Neue teil- & vollelektrische Modelle
Zur Stärkung seines E-Angebots bringt Nissan demnächst unter anderem den neuen Qashqai mit dem bisher nur Japan verfügbaren, dort aber sehr erfolgreichen teilelektrischen e-Power-System auf den Markt. Nach dem Qashqai sollen weitere europäische Fahrzeuge mit e-Power ausgestattet werden, darunter laut de Ficchy wohl auch der nächste X-Trail.
Als neues Elektroauto-Flaggschiff der Marke ist der Ariya (abgebildet) vorgesehen. Den Crossover könnte Nissan mit einem Preis zwischen 50.000 und 70.000 Euro als Premium-Auto positionieren, so Automotive News. Eigentlich hätte der Ariya als Modell von Nissans Edel-Tochter Infiniti starten können, diese hat sich aber aus dem hiesigen Markt zurückgezogen.
Den für einen Nissan sehr hohen Preis soll der Ariya mit moderner und leistungsfähiger Elektro-Technik inklusive der neuesten Generation der Selbstfahr-Technologie ProPilot rechtfertigen. Um die Premium-Positionierung zu unterstützen, könnte Nissan die Marke zukünftig durch weniger Rabatte exklusiver machen. Das „sorgt für die Zukunft für eine sehr gute Positionierung der Marke“, glaubt de Ficchy.
Während höhere Preise wohl noch nicht final beschlossen sind, treibt Nissan bereits aktiv niedrigere Kosten voran. Dazu soll künftig deutlich enger mit Renault und dem 2016 zu der Allianz hinzugekommenen Autobauer Mitsubishi zusammengearbeitet werden. Speziell mit Renault hebt Nissan trotz der zwanzigjährigen Partnerschaft noch zu wenig Synergien – das soll sich ändern. So werden neuen Elektroautos der Allianz – darunter der Ariya – auf einer gemeinsamen Plattform aufbauen.
Peter W meint
Nissan könnte man, was die E-Mobilität anbelangt, mit BMW vergleichen. Beide verspielen den durch ihre durchaus gelungenen Erstlingswerken entstandenen Bonus. Das wird nicht lange gut gehen. BMW liefert Jahre lang gar nichts neues, und Nissan stellt sich mit dem schlaffen Akku des neuen Leaf und dem durchaus für Familien geeigneten ENV ein Armutszeugnis aus. Der Eine verweigert die flotte Beladung im Sommer, der andere schafft grade mal gute 100 km.
Da kann man nur hoffen, dass Andere Besseres liefern.
Franz Mueller meint
Nissan hält doch immer noch an ChaDeMo fest, oder? Wenn die nicht bald auf CCS umsteigen dann war´s das.
Thorsten69 meint
Volle Zustimmung, das sagt sogar Björn Nyland. Der Leaf wäre das ideale eAuto, wenn er überall geladen werden könnte und dann mit 100 kW – es gibt aber keine neuen CHaDeMO und dann nur welche bis 50 kW. Einmal zwischendurch laden bei einer weiteren Strecke wäre auch OK, er spricht hier von etwa 600 km. Insgesamt verspielt Nissan seinen Vorsprung durch (die eingesetzte) Technik ????
Mike meint
Der Leaf ist doch schon (zu) teuer. Will man den jetzt noch teurer machen und damit weniger verkaufen? VW hat es mit dem e-Golf vorgemacht – ab ca. 22kEUR. Dann können viele Kunden auch mit Einschränkungen wie fehlendem Temperaturmanagement leben.
Leotronik meint
Nissan Leaf war ein super EV. Danke Nissan ich und viele andere EV Fahrer bedanken sich dafür. Aber die Technik ist inzwischen sehr viel weiter. Solange der aktuelle Leaf den ineffizienten Antriebsstrag vorführt wird das nichts mit glorreicher Zukunft.
alupo meint
Ihm fehlt doch immer noch ein aktives Akku-Temperaturmanagement, auch in der neusten Generation?
Solange dieser Nachteil auf der Zellenseite z.B. durch den Lithium(metall)-Akku (ohne Ionen) oder durch Verbesserungen beim LiIonen-Akku nicht beseitigt ist, halte ich den Aufwand zur aktiven Kühlung/Heizung leider für erforderlich für eine dem restlichen Auto vergleichbare Lebensdauer. Erst danach kommt das Second Life als Ergänzung von PV-Anlagen.
alupo meint
Bis auf den Punkt mit der aktiven Akkutemperierung sehe ich es auch so wie Leotronik, der Leaf war, ist und wird ein sehr gutes eAuto sein und ich bin froh dass es ihn gibt.
Nicht dass man meinen Kommentar missversteht weil ich den einzigen für mich neben der Reichweite für ein Erstfahrzeug negativen Punkt ansprach.
In Summe ganz klar ein tolles eAuto! Bezahlbar und lieferfähig, über viele Jahre hinweg.
Peter W meint
Wenn der Ioniq jetzt endlich in großen Stückzahlen gebaut wird, könnte er dem Leaf den Rang ablaufen. Sparsamer und mit Akkukühlung/Heizung. Er ist zwar nicht besonders schnell beim Laden, macht das teilweise aber wieder durch einen geringen Verbrauch und eine zuverlässigere Beladezeit wett.
Roland meint
Tesla im gehobeneren Segment und VW im Massenmarkt, den beiden kann die jeweilige Pole-Position nicht mehr genommen werden.
Nissan, forget it; traurig aber auch für BMW/Audi/Mercedes
Nebenbei: Tesla Shanghai hat ein Produktionsvolumen von 150 Einheiten/Tag erreicht und bestückt mittlerweile die Parkflächen der Delivery Centers in China.
Offizieller Start der Auslieferungen des Model 3 -made in China- ist am 26.12., evtl. sogar noch etwas früher.
Jeru meint
Wie kommen Sie darauf, dass Tesla im gehobenen Segment auf der Pole-Position „gesetzt ist“?
Da fehlt aus meiner Sicht noch einiges, was Tesla aufholen muss. Umgekehrt müssen Audi und Co. beim Antriebsstrang nachlegen. Das wird aus meiner Sicht aber zeitnah passieren.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Aber Sie haben doch schon mitbekommen, dass Tesla M3 bei der Verleihung des goldenen Lenkrads in 10 Kategorien die beste Punktzahl von allen Finalisten erhalten hat, oder? Die einzigen, die aufholen müssen, sind der Rest der Automobilhersteller und gerade eben nicht Tesla.
Ja, das muss man erst einmal sacken lassen: Tesla resetet eine ganze Branche. Hier in Ecomento gibt es dazu einen Artikel vom 14.11.2019.
Jeru meint
„Aber Sie haben doch schon mitbekommen, dass Tesla M3 bei der Verleihung des goldenen Lenkrads in 10 Kategorien die beste Punktzahl von allen Finalisten erhalten hat, oder?“
Habe ich mitbekommen und verstehe den Zusammenhang zum Thema nicht.
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal in einem Model 3 gesessen haben aber der Innenraum ist im Vergleich zu einem aktuellen 3er oder A4 ein schlechter Scherz. Und das gilt aus meiner Sicht auch für das restliche Fahrzeug. Der Antriebsstrang ist der Benchmark, alles andere aus meiner Sicht eher weniger.
Frank meint
Ich fahre den Tesla jeden Tag schon seit 50000 Kilometern. Das beste Auto, das ich je hatte. Und der Innenraum ist funktionell und sehr modern, vielmehr Bauhaus als Autobarock. Mir gefällt das sehr.
Sledge Hammer meint
Nebenbei…..
darf ich dich fragen woher du deine Informationen hast?
Roland meint
Tut mir leid, wir beide sind nicht per Du.
EV1 meint
Sehr geehrter Herr Roland,
vielleicht haben Sie es noch nicht mitbekommen, aber in Internetforen herrscht im Allgemeinen die Umgangsform mit „Du“.
Mit freundlichen Grüßen,
EV1
Sledge Hammer meint
@Roland
schwach, sehr schwach.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Roland: Mensch, Sledge Hammer hat doch freundlich gefragt? Ich finde nämlich Ihre/Deine Information auch sehr interessant. Also bitte weitermachen ;-).
Steffi Zienz meint
Im Internet wird üblicherweise geduzt, diese Info kann ergoogelt werden ;-)
Erfahrungsgemäß beschweren sich Diskussionsteilnehmer*innen im Internet nur dann plötzlich über das Duzen, wenn jemand nicht ihrer Meinung ist.
jomei meint
Zu den Vor-Antwortern: Auf der Uni und in Kollegien hat sich das Du vor Jahrzehnten eingebürgert, aber wenn die Stimmung bzw. das Betriebsklima im Eimer ist, kommt es nur distanzlos und herabsetzend herüber. Ich selbst verweigere dann das Du, wenn ein Troll mich blöde anmacht und statt zu argumentieren persönlich wird, was auf dieser Seite auch schon mehrfach passiert ist (auf Sledge Hammers neutral formulierte Nachfrage trifft das hier nicht zu bzw. kann ich es nicht herauslesen).
teslatom meint
wenn man mit einem Vornamen postet, sollte man damit rechnen….????
CaptainPicard meint
Was sollen immer diese absoluten Aussagen? Es gab in den letzten Jahrzehnten immer wieder Phasen wo ein Hersteller besonders gute Produkte abgeliefert hat und Marktanteile dazu gewann und ein paar Jahre später kam dann ein anderer und hat sie wieder weggenommen.
Warum sollte es jetzt bei Elektroautos anders sein und sich plötzlich eine so große und komplexe Industrie wie die Autobranche auf ein paar wenige Hersteller konzentrieren? Das wird nicht passieren. Natürlich werden manche Hersteller geschwächt und manche gestärkt und ein paar könnten sogar verloren gehen bzw. aufgekauft/fusioniert werden. Aber allein schon aus politischen und wirtschaftlichen Gründen würde z.B. Japan nie einfach so Nissan aufgeben und untergehen lassen. Das gleiche gilt natürlich für BMW und Mercedes.
Und auch die Kunden wollen Auswahl und nicht nur zwei Hersteller die alles dominieren, es gibt so viele Aspekte bei einem Auto wo es nicht ein simples besser oder schlechter gibt sondern einfach unterschiedliche Bedürfnisse und Präferenzen und da gibt es für viele unterschiedliche Angebote einen Markt.
slefas meint
Sehe ich auch so.
Tesla wird momentan gehypt, auch weil es kaum ernsthafte Konkurrenz gibt.
Und neue Marken, noch die dazu cool rüberkommen und gute Performance bieten, sind immer schnell angesagt und haben schnell den „will haben“-Faktor auf ihrer Seite.
Kann aber auch schnell wieder damit vorbei sein.
Vielleicht will in 2 Jahren jeder Rivian fahren, und in 5 Jahren Polestar.
Eher wird es wohl in bunter Mix sein, wie bisher.
Nur dass ein paar Marken wegfallen werden (gab es ja schon immer mal-Lancia, Daihatsu…) und neue dazukommen.
Gerade viel Teslafahren mögen ja die Individualität und Exklusivität, die sie damit immer noch haben.
Fährt jeder die Marke, wird sich schnell was anderes gesucht.
E
Yoshi84 meint
Also eigentlich wollen sie nichts und gleichzeitig alles. Kosten rauf, aber gleichzeitig auch runter, Elektro ja, aber doch eher mild/plug-in. Inovation ja, aber doch irgendwie auch auch traditionelles beibehalten. Ich muss mich gleich übergeben…
Swissli meint
Vom BEV Pionier zu „elektrifizierten“ Autos. Was für eine traurige Entwicklung.
Ein gefühlt 639. hochpreisiges CUV ist auch nicht wirklich innovativ und hat z.B. gegen ein Tesla Model Y keine Chance.