Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Groß- und Außenhandelsverbands BGA Carsten Taucke hat im Gespräch mit der Deutschen Verkehrs-Zeitung unter anderem über die Klimapläne der Bundesregierung und die Elektromobilität gesprochen. Letztere sieht er angesichts des aktuellen Stands bei der Ladeinfrastruktur und dem Fahrzeugangebot noch skeptisch.
Das im letzten Jahr auf den Weg gebrachte deutsche Klimaschutzpaket sei ein Schritt in die richtige Richtung, meinte Taucke. Die Wirtschaft brauche jedoch Planungs- und Rechtssicherheit hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen. „Und diese dürfen dann nicht wettbewerbsverzerrend sein“, forderte er – dies sei ein wesentlicher Faktor.
Bei der Elektromobilität müsse die Bundesregierung „deutlich mehr Tempo machen“. Taucke verwies auf die noch mangelnde Zahl an Ladestationen, mit Blick auf Lkw müsse die Technik zudem leistungsfähig genug sein. Da man beispielsweise vollelektrische Sattelzüge nicht an der Haushaltssteckdose aufladen könne, müssten die Autohöfe und Rastplätze entsprechend ausgerüstet werden.
Beim Aufbau der Infrastruktur für große Nutzfahrzeuge sieht Taucke auch die Hersteller in der Pflicht. Deren Angebot sei außerdem bisher viel zu gering. Um das zu ändern, würde sich der BGA mehr politischen Druck wünschen. Das Beispiel VW zeige, dass es geht. „Denn mir kann niemand erzählen, dass der komplette Umstieg auf Elektroantriebe aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen erfolgte. Das war politisch getrieben“, sagte Taucke.
Darauf angesprochen, ob es ein Irrweg sei, so stark auf die E-Mobilität zu setzen, erklärte Taucke: „Aus unserer Sicht schon. Wir als Branche glauben beispielsweise auch weiterhin an den Diesel.“ Der Kauf neuer Dieselfahrzeuge sei allerdings ein großer Kostenfaktor, da man wegen der laufend verschärften Grenzwerte den Fuhrpark ständig erneuern müsse. Neben der E-Mobilität sieht Taucke auch Erdgasantriebe skeptisch, da es hier ebenfalls Probleme mit der Planungssicherheit gebe. „Da müssen wir politisch verlässlicher werden“, verlangte er.
„Und zweitens gilt dann Folgendes: Wenn wir in neue Technologien und Antriebe investieren, dann muss dies vom Staat in ganz anderem Ausmaß als heute gefördert werden“, so Taucke weiter. Die Förderung von E-Autos bezeichnet er als „geradezu lächerlich“, da es hier nur „Kleckerbeträge“ gebe. „Wir laufen im Schweinsgalopp den Klimaschutzforderungen hinterher, manchmal auch voraus, in einem Wirrwarr von Ungeplantheit, so dass wir uns wirklich manchmal fragen, wo das eigentlich hinführen soll“, kritisierte Taucke.
Hans Meier meint
Immer diese bequemen Rufe nach dem Staat und gleichzeitige Planungs- und Rechtssicherheit wollen, ohne wettbewerbsverzerrend zu sein. Leute seid ihr die Unternehmen oder ist es der Staat? Wie wollen Deutsche Firmen global Wettbewerbsfähig werden/bleiben, wenn immer der deutsche Staat alles regeln muss? Sorry, ich glaub langsam einfach, mit so einer Einstellung wird das in Deutschland/EU in der Zukunft eher bergab gehen, bei dem Tempo das China und US an den Tag legen…
jomei meint
Sehr guter Kommentar in diesem Sinne:
https://edison.media/verkehr/elektroauto-frisst-arbeitsplätze-und-angst-die-seele-der-industrie/25199275/
„Sorge müssen nicht die Herausforderungen machen, sondern die Reaktionen darauf in Deutschland“. Verbrenneraffine Zulieferunternehmen haben keinen Plan, wie sie auf die Transformation reagieren sollen. Die IGM fragt inzwischen: „Wie können wir Druck erzeugen, dass sich diese Arbeitgeber auf den Weg in Richtung neue Wertschöpfung machen?“ Ein weiterer Betriebsrat meint: Viele müssen erst motiviert werden, sich neues Wissen anzueignen. „Erst verschläft man wichtige Entwicklungen, dann möchte man auch noch zum Jagen getragen werden“ (vom Staat, vom Steuerzahler).
Hat man als Teilnehmer im Kommentarbereich sich vor einem Jahr so oder ähnlich geäußert, erntete man in (gefühlt) jeder dritten Antwort Rufzeichen-kreischende Sprecherziehung.
jomei meint
Sehe gerade, dass der eingefügte Link nicht auf den Artikel führt. Daher einfach edison.media eingeben und nach dem Artikel suchen.
Michael meint
Tempo machen?
Einmal richtig anfangen muss das wohl heißen. In der Bundesregierung fährt niemand privat oder beruflich ein eAuto. Die kennen die Probleme doch gar nicht. Aber darüber bestimmen wollen …
Wir brauchen dringend neue Politiker aus dem Bürgertum statt Politikwissenschaftler, Juristen und Physikern. Wählt mich!
Andreas_Nün meint
„“Und zweitens gilt dann Folgendes: Wenn wir in neue Technologien und Antriebe investieren, dann muss dies vom Staat in ganz anderem Ausmaß als heute gefördert werden““
Dieser perverse Ruf nach dem Staat. Nervt mich total.
BeatthePete meint
„Dieser perverse Ruf nach dem Staat. Nervt mich total.“
Na wenn der Staat das WEG anpassen würde, das wird der Emobilität einen gewaltigen Schub geben.
Ich befürchte aber, dass man eher fliegende Autos haben wird bevor sich am WEG was tut.
Sch(n)ade.
Peter W meint
Da jammern wieder diejenigen, die selbst vor kurzem noch nichts vom E-LKW oder PKW wissen wollten. 6000 Euro Förderung (auch wenn die Hälfte gemauschelt ist) und die geschenkte Gerschäftswagenpauschale sind genug Geld vom Staat. Für 300 PS-Diesel ist bei den Unternehmen ja auch genug Geld da.
Großspediteure die jedes Jahr tausende LKW kaufen, sollten wohl dazu in der Lage sein zusammen mit den Herstellern selbst was zu tun, und nicht nur nach dem Staat rufen.
JayP meint
Wann kommen eigentlich die neuen bafa Fördermittel offiziell? Oder gilt das schon?