Der Chef von StreetScooter Jörg Sommer verlässt den Aachener Elektro-Transporter-Hersteller nach weniger als einem Jahr wieder. Er trenne sich von dem Unternehmen „in bestem gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung“, teilte die Konzernmutter Deutsche Post im Februar mit.
Sommer war erst im April 2019 vom US-amerikanischen E-Nutzfahrzeug-Startup Chanje zu StreetScooter gewechselt. Zuvor bekleidete er verschiedene Management-Positionen im Volkswagen-Konzern, bei Renault und bei Daimler. Als Grund für den frühen Abgang bei StreetScooter werden unterschiedliche Auffassungen zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens angegeben. Sommer wolle sich nun einer neuen beruflichen Herausforderung widmen.
StreetScooter wurde vor knapp zehn Jahren im Umfeld der RWTH Aachen ins Leben gerufen. 2019 verließ mit Achim Kampker der letzte Mitgründer die Firma. Kampkers Nachfolger als Geschäftsführer Jörg Sommer wird nun vom bisherigen Chief Operations Officer von StreetScooter Markus Dörr ersetzt.
StreetScooter galt lange Zeit als Erfolgsgeschichte für die Post, hat mittlerweile aber mit Problemen zu kämpfen. Zwar laufen immer mehr neue Fahrzeuge vom Band, die meisten davon flottet jedoch die Deutsche Post selbst ein. Seit 2017 können auch dritte die batteriebetriebenen Lieferwagen von StreetScooter erwerben, der erhoffte große Erfolg hat sich bisher jedoch nicht eingestellt.
Sommer sollte bei StreetScooter eigentlich die Expansion in die USA und nach China vorantreiben. Ob die Post ihre Tochter weiter neu und größer ausrichten will, ist offen. Zuletzt hieß es, dass ein Partner für das Unternehmen gesucht werde. Dazu würden Gespräche mit internationalen Technologiepartnern, Finanzinvestoren und Kunden geführt.
Auch ein Verkauf von StreetScooter ist weiter im Gespräch – unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen: Nach einem Minus von 70 Millionen Euro im Jahr 2018 werde auch 2019 „ein signifikanter zweistelliger Millionenbetrag“ als Defizit anfallen, hatte Deutsche-Post-Vorstandschef Frank Appel im Oktober letzten Jahres erklärt. Er hat wiederholt betont, dass der Paketriese kein Autohersteller sein wolle. Das Unternehmen sei „langfristig allein nicht der beste Eigentümer“ für StreetScooter.
Uwe meint
„…in bestem Einvernehmen….“
d.h.:
Mit bester Abfindung versehen, bei maximalem Unternehmens-Verlust.
Gratuliere!
Swissli meint
Heutige Meldung über Streetscooter: volle Lager, Produktion nur zu 25% ausgelastet.
Da wird auch die Post wohl nicht mehr lange zuschauen können, und die Notbremse ziehen müssen.
Muss man leider sagen: kommerziell (ausserhalb der eigenen Postflotte) ist der Streetscooter ein Flop – liegt wohl am Preis-/Lesitungsverhältnis?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Sicherlich passt das Preis-/Leistungsverhältnis nicht. Und dann kommt noch hinzu, welcher Wettbewerber kauft bei Streetscooter, solange dieses Unternehmen der Post gehört. Streetscooter hat, wenn überhaupt, nur außerhalb des Post-Konzerns eine Überlebens-Chance.