Volkswagen und der Volkswagen und Audi Partnerverband haben sich auf ein angepasstes Vertriebsmodell für die neuen Modelle der Elektroauto-Familie ID. in Deutschland geeinigt. Es kommt nun das im Großkundenbereich übliche Agenturmodell in ähnlicher Form auch für Privatkunden und kleine Gewerbekunden zum Einsatz.
Konkret vermitteln die Händler als Agenten Verkäufe von ID.-Stromern an Privatkunden und kleine Gewerbekunden. Dies beinhaltet etwa die Akquisition, Beratung, Durchführung von Probefahrten, Abwicklung des Geschäfts sowie die Auslieferung in Abstimmung mit Volkswagen. Der bevorzugte Händler des Kunden erhält Provision und Bonus analog zum stationären Geschäft, auch wenn das Fahrzeug online gekauft wird. Gleichzeitig wird er von der Finanzierung des Fahrzeugs entlastet, es entfällt zudem die Preisverhandlung im Verkaufsprozess.
„Der Agenturvertrag für die ID. Familie ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Zukunftsausrichtung unseres Vertriebsmodells. Wir sind erstmals direkter Vertragspartner der Kunden, ihr bekannter Volkswagen Partner bleibt jedoch als Agent in das Geschäft eingebunden. Dieser kann sich jetzt primär auf die Kundenberatung fokussieren und wir entlasten ihn auch finanziell“, sagt Holger B. Santel, Leiter Vertrieb und Marketing Volkswagen Deutschland. Man trage mit diesem Konzept den veränderten Erwartungen der Kunden nach einem nahtlosen Kauferlebnis zwischen Online- und Offline-Welt Rechnung.
„Mit dem neuen Agenturvertrag erhalten unsere Partner eine verlässliche und planbare Vergütung, egal ob der Kunde sein Fahrzeug online oder im Autohaus kauft. Gleichzeitig übernimmt der Hersteller die Verantwortung für die Vermarktung der Fahrzeuge und deren Restwerte“, so Dirk Weddigen von Knapp, Vorsitzender des Volkswagen und Audi Partnerverbands.
Mit dem Agenturmodell werde sichergestellt, dass der Kunde in verschiedenen Phasen des Kaufprozesses zwischen Online- und Offline-Kanälen wechseln kann, erklärt Volkswagen. Dabei würden mit seiner Zustimmung verfügbare Daten über ihn und sein Fahrzeug verwendet, um „individuell und konsistent über alle Kontaktpunkte hinweg mit ihm zu kommunizieren“. Für den Kunden werde zudem der Konfigurationsprozess seines ID. gegenüber aktuellen Modellen deutlich vereinfacht. Zehn Clicks soll reichen, um das Elektroauto komplett zusammenzustellen.
Christoph meint
Ich denke somit ist das Händlersterben eingeläutet. Es wird nur noch weniger größere Servicecenter geben und gut. Passt schon.
Jörg2 meint
Ja, ich glaube auch, dass VW eher auf selbst betriebene E-Center setzen wird, als der Händlerschaft das Überleben zu erleichtern.
Der erste Schritt dahin ist ja gemacht: Über das Agenturgeschäft holt sich VW die BEV-Käufer direkt an den Tisch (vorerst wohl nur die Privatkäufer, später sicherlich auch die Flotten).
Die Insolvenz des größten nordeutschen VW-Händlers spricht da Bände. VW hat in dem Zusammenhang kund getan, dann sie in den Raum mehr auf eigene Niederlassungen setzen möchten.
Für den Händler bleibt die aussterbende Spezies des Verbrennerfahrers und das Werkstattgeschäft im Bestand. Das ist endlich. Ein Teil des Neuwagen-Verbrennergeschäftes ist jetzt schon durch die geringen Restwerte belastet (geringe Inzahlungnahme des Altautos), das Leasinggeschäft (Rückläufer) sowieso. Auf Halde stehen zunehmend junge Gebrauchte mit niedrigen Preisen. Auch das knabbert am Neuwagengeschäft. Der immer älter werdende Bestand an Verbrennerfahrzeugen wird zunehmend in freien Werkstätten gewartet und instandgesetzt. Das greift das schrumpfende Werkstattgeschäft zusätzlich an.
Andy_Be_Scheuer_t meint
Zudem wird es ja so laufen, dass VW die Batterie eines jeden verkauften ID Modells über ihren Lebenszyklus „begleiten“ will, was wiederum absolut für die eigene Werks-Service-Center Struktur spricht.
Selnim meint
Für Personen die Übung im Leute über den Tisch ziehen haben ist es ein Nachteil. Für diejenigen die gutgläubig beim Händler ihres Vertrauens kaufen ein Vorteil.
Thomas meint
Also so wie ich das sehe gewinnt weder der Kunde noch der Händler. Allein der Hersteller VW. Alle anderen verlieren…
Jörg2 meint
Der Kunde hat auch EINEN Vorteil:
Ich habe einen etwas überkorrekten Freund. Bevor er sich für den nächsten Autokauf entscheidet, entsteht bei ihm eine recht große EXCEL mit allen verfügbaren Händlerangeboten aller infare kommenden Autotypen/-marken.
Beim Agenturgeschäft kann er dann den VW-Bereich der EXCEL auf eine Spalte reduzieren.
;-))
(Wenn der ADAC so weitermacht, wird die EXCEL dann durch Ladekurven wieder aufgefüllt.)
Andy_Be_Scheuer_t meint
Ja genau, Dein Bekannter erkundigt sich dann sicherlich bei Betreibern diverser Waschstraßen nach dem Härtegrad des verwendeten Wassers ?! :-))))
Wie gut, dass wir solch gewissenhafte Zeitgenossen unter uns haben.
Priusfahrer meint
Wiso?
„Je weniger Hände einen vollen Krug berühren, umso mehr Inhalt bleibt am Ziel.“
Altes arabisches Sprichwort.
Andy_Be_Scheuer_t meint
Sehr schön, den Merk´ich mir !
der wer wo meint
Wenn das Preismodell dann gehandhabt wird wie bei Tesla, – jeder hat den identischen Preis – dann finde ich das gut.
W.K. meint
BMW hat sich vom Agenturmodell getrennt. Früher wurden die I-BMW über bestimmte festgelegte Händler abgewickelt, auch wenn der Kunde bei einem nicht I-Händler stand. Dieser konnte dann keine Rabatte oder sonstige Zugaben geben, da ja der Agentur-Händler die Preisbildung bestimmte. Ich hab letztes Jahr einen I3 gekauft und mich nicht unwohl dabei gefühlt, einen 8.000 Euro-Rabatt neben der Bafa-Förderung ausgehandelt zu haben. Zudem konnte ich einen deutlich höheren Inzahlungnahme-Preis für das Alt-Fahrzeug aushandeln, als bei meinem Heimathändler geboten wurde.
Das ist bei dem was VW plant alles nicht mehr möglich. Schade drum… da muss man ggf. als Kunde auch andere Marken kaufen, um VW zu zeigen – so nicht. Letztendlich bestimmt der Kunde wo sein Geld hingeht.
JoSa meint
Für den Einzelhandel gibt es die tolle internetseite KaufDa.de.
So was gibt es doch bestimmt auch für Autohändler :)
Andy_Be_Scheuer_t meint
8K Nachlass waren letztes Jahr schon nach dem Satz : „Guten Tag, ich interessiere mich für den i3“ drin.
BMW muss den i3 halt unters Volk bringen, koste´s was es wolle – und – wen wundert´s , es funktioniert.
E-Flieger meint
… es entfällt zudem die Preisverhandlung im Verkaufsprozess.
Also werden die Preise von VW festgelegt (diktiert) und der Kunde hat diesen Preis zu zahlen.
Ich weiß, bei Tesla ist es wohl ebenso.
Da müssen wir uns als Kunde wohl dran gewöhnen.
(Oder wir kaufen woanders)
Swissli meint
Schlussendlich ist auch VW im Wettbewerb mit anderen. Am Ende zählt, was unten rechts für eine Zahl steht, ob mit oder ohne Rabatt, Sonderaktion und Pipapo.
Mittelfristig sollte VW aber doch noch einen „nur online“ Rabatt (im mittleren einstelligen Prozentbereich) gewähren, wenn jemand ein Auto „blind“ ohne Beratung/Probefahrt beim Händler kauft.
nilsbär meint
Dann würden aber viele sich beim Händler ausgiebig beraten lassen und den VW dann auf den Namen der Frau online bestellen:-)
Swissli meint
Tja, dieses Problem gibts im Einzelhandel schon seit Jahren. Die Abräumer sind schlussendlich die reinen Onlinehändler (Amazon usw.). Auf Dauer kann es sich VW nicht leisten, Händler und Onlineanbieter gleichzeitig zu spielen und finanzieren. Vielleicht wäre eine reine Onlinemarke die sauberste Lösung?
Die jetzige Lösung ist ein Kompromiss mit Rücksicht auf die Händler.
Marco meint
Ja ausser das bei Tesla nicht noch die Händlerprämie bezahlen musst. Die 10 bis 15% bezahlt man dann immer mit ob online oder im Store da ja die Preise gleich bleiben. Frag mich nur wie die so preislich Konkurrenz fähig bleiben wollen dann gegen Tesla Vorallem dann noch mit ihrer altbacken Technik ???? ich glaube das sieht die Nächten jähre da nicht rosig aus bei VW und den deutschen Herstellern.
xanavi meint
Vielleicht hört dann die Rabatt-Schlacht auf und die Listenpreise sind dann auch die End-Preise. Das ist für mich ein Vorteil bei Tesla, denn ich weiß genau, was ich oder auch mein Nachbar bezahlen muss.
Freddy K meint
Ist es so wichtig für dich zu wissen wie viel dein Nachbar bezahlt hat?
Egon Meier meint
Vorteil für den Kunden … transparente Preise. Kein Gerenne mehr von Händler zu Händler.
Wambo13 meint
Wie kann man feste Preise ohne Preisnachlass als Vorteil verkaufen?
PK meint
Anekdote aus meiner schwäbischen Heimat:
Kunde zum Glaser-Meister:
Krieg ich 10 Prozent Rabatt bei dem Auftrag?
Glaser-Meister:
Klar, die hab ich ja vorher drauf geschlagen.
Wambo13 meint
Nur kannste 10Glase Anfragen und bekommst unterschiedliche Preise
Jetzt darfst nur mit 1 reden, der dir den Preis ansagt. Du darfst dir nur noch aussuchen wo sie es hinliefern.
Niklas meint
..und transparent sind die Listenpreise bisher auch! Das Rennen ist freiwillig. Das Agenturmodell ist also absolut kein Vorteil für den Kunden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wo keine Händler sind, kann man keine Preise verhandeln, man muss aber auch nicht eine ganze Händlerschaft durchfüttern. Dieser Kostenvorteil kann an den Kunden durchgereicht werden. Dorthin wird sich nach und nach das Neuwagengeschäft hin entwickeln. Also geht es im Wettbewerb und beim Preis direkt Hersteller gegen Hersteller. Intransparent wird es erst wieder bei Sonderausstattungen / Software und dort wird dann wieder verdient.
Jörg2 meint
Ich höre den brüllenden Beifall der Händlerschar.
(Ironie)
Was bleibt dem Händler dann, wenn er die Kundenbindung verliert? Wer macht dann in 3 Jahren das Geschäft? Immer noch die „Agentur“ oder VW direkt?
MichaMai meint
Grundsätzlich muss ich mir als Händler Gedanken machen. Die Werkstatt trägt sich nur noch bei Unfällen, Wartung entfällt und mein teures Öl für 40€ der Liter kann ich auf den Salat gießen. Meine Vertriebler kann ich entlassen, weil alle die gleiche Leistung zum gleichen Preis anbieten. Wettbewerb wird unterbunden, also Investiere ich da nicht mehr. Das Autogeschäft wird sich komplett verändern und auf wenige Häuser verteilt, siehe TESLA.
Freddy K meint
Um dann einen schlechten Service zu haben. Nicht gut.
Dave B. meint
Wieso? Der Tesla Service in der Schweiz ist gut.