Die Deutsche Post hat vor kurzem überraschend das Aus für die Produktion der Elektro-Transporter ihrer Tochter StreetScooter verkündet. Das 2014 übernommene Unternehmen soll zum reinen Betreiber der Bestandsflotte umgewandelt werden. Neue Fahrzeuge werden demnach nicht mehr gebaut, auch der Verkauf an Dritte wird eingestellt. Nun meldet sich einer der Gründer des Startups zu Wort.
StreetScooter war 2010 im Umfeld der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen von den Professoren Achim Kampker und Günther Schuh ins Leben gerufen worden. Letzterer bezeichnete die Entwicklung bei StreetScooter in einem Gastkommentar für das Fachportal für Prozess- und Verfahrenstechnik ATP Info als „ein Armutszeugnis für Deutschland“.
Hoffentlich würden durch das Ende der StreetScooter-Fertigung nicht zu viele entmutigt, sagte Schuh. Er verwies auf „Macher, die das Unmögliche wagen“ wie den früheren Apple-Chef Steve Jobs, Amazon-Boss Jeff Bezos und den Chef des Elektroautobauers Tesla Elon Musk. Auch hierzulande gebe es wagemutige Manager wie den Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess: Dieser nehme den „wahnwitzigen regulatorischen Angriff auf die Autoindustrie“ an und versuche, der ökologisch notwendigen Mobilitätswende in kürzester Zeit eine wirtschaftliche Chance zu geben.
Diess könne die ganze Branche retten – „wenn man ihn lässt“, so Schuh weiter. Er forderte Unterstützung für den Volkswagen-Chef, und dass man sich an den Erfolgen freue und „nicht auf das Scheitern“ warte. Das Beispiel StreetScooter habe gezeigt, dass die Aufgabenstellung für Diess „eigentlich unmöglich“ ist.
Ehrgeizigen Projekten mit hohem Risiko fehle hierzulande schnell das Geld: „Wir fallen in die Hände derjenigen, die Deutschland nach den Sparkassenregeln führen: ‚Investitionen so klein wie möglich, Ertrag muss sicher sein und der Break-even morgen'“, sagte Schuh. Er spielte damit wohl auch auf sein neues Startup e.GO Mobile an, mit dem er erschwingliche Elektro-Kleinstwagen vorantreiben will. e.GO Mobile kämpft wie StreetScooter mit finanziellen Problemen.
Schuh steht hinter StreetScooter-Konzept
Schuh ist Ingenieur und Professor für Produktionstechnik, den Ansatz von StreetScooter verteidigte er: Das Unternehmen habe nicht nur ein auf den Zustellerzweck optimiertes Postfahrzeug ohne lokale Emissionen entwickelt, sondern auch ein nachhaltigkeitsorientiertes Produktionssystem. Das Konzept ziele darauf ab, „Überkapazitäten und Überproduktion, das Kernproblem der heutigen Automobilproduktion, radikal zu minimieren“.
Die laut Schuh von der Post eingeforderte Beteiligung an StreetScooter kritisierte er mit den Worten: „Es folgte die Inkarnation der Langsamkeit.“ Der externe Vertrieb sei drei Jahre gestoppt worden, die Internationalisierung und Neuentwicklung der Technologie auch. Normale Beschaffungen seien verschleppt, das Management „rausgeschmissen“ und „Amateure“ eingesetzt worden. Die Post habe zudem die Bestellungen für ihre eigene Flotte „minimiert“, jegliche Verbesserung verboten „und auf eine Gelegenheit gewartet, das Geschäft unter einem Vorwand einzustellen“.
Schuh hatte sich zwischenzeitlich um einen Rückkauf von StreetScooter bemüht. Die Post stellte die Suche nach einem Käufer oder Partner dann aber angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen in diesem Jahr durch den Coronavirus ein. „Hätte man uns doch die Kontrolle gelassen! Oder wiedergegeben“, so der Mitgründer und Ex-Chef. StreetScooter sei weder eine ausreichende Finanzierung noch ein realistischer Zugang zum Kapitalmarkt gewährt worden, bemängelte Schuh abschließend. Das sei „schade für Deutschland“.
mitipere meint
Wir hatten den StreetScooter für unseren technischen Betrieb für 1 Jahr geleast, um Eignung und Verwendbarkeit des Fahrzeugs zu testen und gerade im Kurzstreckenbetrieb möglichst emissionsfrei zu fahren.
Positive Aspekte: Leicht zu bedienen und zu fahren, einfacher Lademodus, grundsätzlich stadtbetriebstauglich und für tägl. Gesamtstrecken von ca. 80km unproblematisch.
Negative Aspekte: Einfach(st)e Verarbeitung, viele (Kunststoff-)Oberflächen vermitteln mindere Qualität; häufige Defekte, beginnend mit den Schlössern des Laderaumes über Ausfall des Batterie- Ladesystems, Ausfall Lüftergebläse, Getriebedefekt etc.; nicht autobahntauglich, da man sich bei max.V 100km/h ständig im Geschindigkeitsbereich der LKWs bewegt.
Resumee: Für uns hat es bei dem Fahrzeug eindeutig an Zuverlässigkeit im Betrieb gemangelt; Defekte konnten oft erst nach mehreren Tagen durch Fachpersonal behoben werden (Stillstand, Ausfallzeiten). Qualität in der Verarbeitung und Zuverlässigkeit stehen nicht im richtigen Verhältnis zum Preis – hier gilt es noch viel zu optimieren!
Ich kann gut nachvollziehen, wenn die Post nicht wirklich zufrieden ist – wir waren es auch nicht!
Lade
badsoden meint
Er muss ja nicht frieren, aber durch gute Kleidung kan man das Problem reduzieren. Tesla bietet Sitzheizung hinten an. Nicht wegen dem Comfort sondern weil lokale Heizung sparsamer ist als den ganze Wagen aufzuheizen.
Man muss nicht frieren, aber bei ein normaler Auto wird gerne mal bis 25 C aufgeheizt weil die Heizleistung eh da ist. Zuhause steht der Thermostat meistens rund 20 bis 21 C.
Bei einem DHL Lieferauto läuft man ständig rein und raus. Warme Kleidung muss man sowieso anziehen. Gibt die leute guter Kleidung und dann kan der Thermostat runter auf z.B. 15 C. Ist ganz normal wo im Grenzbereich zwischen drinnen udn draußen gearbeitet wird (Lagerhallen, Baumärkten, Schlachthöfe, etc. Nichts neues, nur anders)
Gunarr meint
Wenn man ein Startup als Autohersteller macht, sollte man einen großen Wurf bringen, etwas das besser ist, als alles was die Konkurrenz zu bieten hat. Der Streetscooter ist jedoch höchstens Stand der Technik, nicht besonders innovativ. Die etablierten Autobauer hätten so etwas jederzeit zu geringeren Kosten anbieten können, wenn sie gewollt hätten. Nun, da sie das tun, sind die Tage dieses Startups gezählt.
Wenn Professor Schuh in der freien Wirtschaft bestehen will, muss er sich mehr anstrengen. Das Gejammer und die Schuldzuweisungen sind armselig.
Swissli meint
Ein Armutszeugnis für Schuh ist, dass er für den e.Go 310 Mio. von Investoren eingesammelt hat, und das Ding nicht auf den Markt bringt. Bös gesagt: 310 Mio verbrannt für ein paar Prototypen.
Geht e.Go Pleite, hat er der Startupszene in Deutschland einen Bärendienst erwiesen. Und daran sind nicht die Investoren Schuld, sondern das Versagen von Herrn Schuh, der ja mit dem e.Go wunschgemäss die volle Kontrolle und Verantwortung über das Projekt hatte.
Ein kleiner Trost: auch Steve Jobs versagte bei seinem ersten Projekt bei dem er zu 100% schalten und walten konnte, dem NeXTComputer, komplett. Allerdings hat er diesen Flop selber finanziert und dann wieder seinem neuen/alten Arbeitgeber Apple verkauft/angedreht.
Egon meier meint
Du verbreitest – höflich gesagt – fake news.
Schuh hat die Homologisierung geschafft, hat eine Serienproduktion aufgebaut und liefert aus.
Das das Fahrzeug – nach heutigen Maßstäben – nur eingeschränkt wettbewerbsfähig ist steht auf einem ganz anderen Blatt und ist dem Prof. Schuh mit anzulasten.
Es war sein Konzept und das passt eben nicht.
Die Infos die du verbreitest treffen eher auf den sion zu. Da ist nix. Nicht mal prototyp,.
Shino meint
Komisch, bin einen Sion Probe gefahren. Wie War das mit den FakeNews?
Steve meint
Tja, der Schuh. Der hat halt letztlich auch ganz einfach ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wer ein E-Auto entwickeln, herstellen und verkaufen will, der sollte vielleicht ein ganz kleines bisschen konsequent sein. Wer aber ein fetten Porsche (Hybrid) fährt und an jeder Straßenecke rausposaunt, dass das mit den E-Autos doch gar nicht so gehen kann, dass man auf Hybrid und Wasserstoff setzen müsse, der hat halt eine ziemlich offene Flanke.
Wenn man diese Postkutschen und auch den eGo anschaut, dann sind die nicht besonders verlockend oder beeindruckend, die sind eher erbärmlich.
Ein Postauto muss vor allem ein sein: robust, unverwüstlich, zuverlässig. Das sind diese Wägelchen aber nicht. Sie sind geizig entwickelt, bleiben liegen, haben extrem wenig Reichweite, sind alles andere als sexy und beim regulären Preis noch schweineteuer.
Und für den eGo fallen mir nicht viele andere Attribute ein, zur Zuverlässigkeit kann man noch nicht viel sagen, aber der Rest ist ähnlich.
Da sehe ich Sono-Motors schon etwas anders: konsequent, ambitioniert, durchdacht und weitblickend. Das Design ist (zumindest äußerlich) auch noch nicht atemberaubend, aber die Features sind es. Wenn die UX (User eXperience) halbwegs hält, was jetzt versprochen wird, kann man sich auf einen reellen Knaller freuen.
Roland meint
Die Post -so verdienstvoll ihr Engagement für das Promoten der E-Mobilität gewesen ist- war von Anfang an der falsche Produzent.
Ihr Chef hat recht mit der Aussage: Ein Logistik-Dienstleister ist kein Automobil-Hersteller. Schuster bleib bei Deinen Leisten !
Die Vorstellung des Professors, in D als Startup gegen die großen OEMs bestehen zu können, ist nicht mehr als akademisch.
VW andererseits macht den Fehler, über ein teures Segment in den Markt einsteigen zu wollen. Dieses Segment wird von Tesla beherrscht. Dessen technologischer Vorsprung ist so groß, dass VW nicht nur Erheiterung erntet, sondern auch Nachfrageschwäche.
Renault macht es cleverer mit seinem Zoe.
Leotronik meint
Wenn ich die Postautos sehe die alle 100 m anhalten und Motor an/aus machen dann ist ein BEV da genau richtig. Leider haben das viele noch nicht begriffen und setzen immer noch auf die karzinogene Antriebsvariante. Aber immerhin hat der StreetScooter die mächtigen Konzerne dazu gebracht auch eigene BEV zu entwickeln. Jetzt müssen wir hoffen dass die Entwicklung nicht eingestampft wird. Zum Glück gibt es Amazon und die Aussicht auf den Einsatz der vielen Rivian Trucks.
400Gon meint
„…sich an den Erfolgen freue und „nicht auf das Scheitern“ warte…“
Leider ist es in Deutschland oft umgekehrt wie man an den hämischen Kommentaren von
stromschüssel, Franz Mueller
sehr gut nachlesen kann.
Ob diese Kommentatoren auch schon mal etwas gewagt haben von dem jeder gesagt hat: „Las es lieber sein“? Ich vermute nicht, sonst würden sie einfach schweigen.
Also Ihr Visionären und Idealisten nur Mut und lasst euch durch die Schwarzseher nicht entmutigen, denn:
„Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“
―Martin Luther
Franz mueller meint
Ja, ich entwickelt sinnvolle Elektroautos. Es ist mein Job. Ich blicke voller Verachtung auf solche Projekte wie Ego, Sono, Streitscooter da sie meinen Anspruch nicht im Geringsten erfüllen
400Gon meint
Interessante Aussage.
Übersetzt heißt das:
Ein Startup welches nicht mit Ihrer Perfektion an den Start geht hat keine Daseinsberechtigung.
Können sie sich vorstellen das Startup´s ebenfalls danach streben besser zu werden? Meistens fängt man dazu aber klein an.
Und sollte man nicht solchen Entwicklungen unterstützen um einen guten Nährboden für einen innovativen, zukunftsgerichteten Arbeitsmarkt zu schaffen um hier in Deutschland / Europa die Kompetenz für gute E-Mobilität zu halten / festigen / erweitern?
Vielleicht verraten sie mir welches Elektroauto Sie entwickeln oder entwickelt haben, damit ich Ihre Kommentare bewerten und anerkennen kann.
Derzeit ist es nur eine steile Behauptung und Sie brauchen sich keiner Kritik aus zu setzen.
stromschüssel meint
Wo ist denn in meinem Kommentar Häme zu finden? Schuh gibt allen Beteiligten die Schuld – und reflektiert sein Verhalten und seine Entscheidungen kein bisschen.
Und wo steht geschrieben, dass ich schon selber etwas „gewagt haben“ müsste, um zu kommentieren? Darf ein Literaturkritiker dann nur Kritiken schreiben, wenn er mindestens selber Pulitzerpreisträger ist und zwei Mal den Literaturnobelpreis gewonnen hat?
Was für ein Blödsinn.
Michael meint
tja, eine gute Idee war das schon. leider wie der e.Go nur sehr klein klein gedacht. Wenn man bei der Entwicklung beim 40 kWh-Akku hängen geblieben ist trotz der Meckerei über zu wenig Reichweite, kein Möglichkeit die Heizung an zu machen wenn man sein Ziel erreichen möchte, etc.
die Post hat da nichts mehr gemacht. warum auch immer. ohne Geld in der Entwicklung bleibt man in der Vergangenheit stehen und kommt nicht vorwärts.
Lieber Herr Schuh, nochmal machen und mich als Geschäftsführer einsetzen. Dann werden wir erfolgreich sein.
Swissli meint
Das war vermutlich derselbe Artikel von Herrn Schuh wie im Handelsblatt, welcher vorgestern erschien. Löste bei mir nur Kopfschütteln und Unverständnis aus, insbesondere weil Hr. Schuh mit seinem e.Go an der Wand steht. Bei diesem Projekt hatte er ja freie Hand, nicht wie bei Streetscooter wo DHL angeblich alles falsch gemacht hat. Sollte der e.Go scheitern, wird er sich nicht so billig rausreden können.
https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-das-ende-von-streetscooter-ist-ein-armutszeugnis-fuer-deutschland/25599856.html
Colt1974 meint
https://www.heise.de/meinung/Aus-fuer-den-Streetscooter-Den-Schuh-zieh-ich-mir-nicht-an-4675034.html?seite=2
Swissli meint
Danke. Im Artikel steht vieles, was ich mir auch denke über Schuh.
Jörg2 meint
Prof. Schuh hat das gute Stück entwickelt. Grundlage war sicherlich seine Markteinschätzung.
Nun hat sich das Fahrzeug, außerhalb der Eigentümerstruktur, nicht verkauft. Der Verkauf der Firma scheint auch nicht so rasend gut zu klappen.
Was sagt das über die Entwicklung, den Entwickler und seine anderen Projekte, die auf ähnlicher Markteinschätzung (kleiner Akku, hoher Preis) fußen?
Meine Meinung: e.GO wird das gleiche Ende finden. Zu wenig Umsatz, Produktionsstruktur für Käufer nicht so interessant.
stromschüssel meint
So wird kein Schuh draus: Hat ein bisschen was von „Mimimi, alle sind böse und gegen mich“!
Aber dafür läuft der e.GO ja perfekt…oder…nee…Moment mal… Daran sind natürlich nur die bösen Zulieferer schuld. Und die Regierung, die E-Auto-Käufe einfach so fördert. Und der Papst hat sein Finger im Spiel, genauso böse Chinesen, das Corona-Virus und Donald Trump!
Zum StreetScooter: Wenn der Kunde einen Renault Kangoo Z.E. oder einen Mercedes e-Vito billiger oder nur geringfügig teurer kaufen kann – für welches Modell wird er sich wohl entscheiden?
Franz Mueller meint
Hat´s wirklich Streetscooter erwischt. Obwohl diese doch genau die richtige elektrische Reichweite von 80km haben, mehr braucht doch kein Mensch.
Hoffentlich schafft`s Ego (100 bis 160km Reichweite) oder Sono Motors (35kWh) wenigstens.
Denn ansonsten bleiben ja nur die Produkte der bösen Automobilindustrie, dem Imperium. Diese bieten ja mindestens 50kWh Akku und Reichweiten über 300km – was ja bekanntlich kein Mensch braucht.
CaptainPicard meint
Wenn er die auch im Winter mit Heizung (bei ständigem aus- und einsteigen) hat dann wäre es wohl eh kein Problem.
badsoden meint
Warum muss das Ding so beheizt werden. Ein Postzusteller läuft draußen auch im Freien herum. Einfach gute kleidung an.
Colt1974 meint
Also sie wollen den MA vorschreiben das er gefälligst frieren soll…Genau mein Humor… Wie wäre es gewesen ein Fahrzeug zu entwickeln das auch tatsächlich der Markt will und braucht.
alupo meint
Ich hatte mich bisher mit 3 Streetscooter Fahrern unterhalten und alle fanden das eAuto toll im Vergleich zu den alten, stinkenden Rappelkisten. .
Wenn ich wieder einen Streetscooter Fahrer treffe frage ich noch mal.
Rolf Reinhart meint
Ich kann nicht verstehen, warum kein Mensch Reichweiten über 300 km benötigen soll. Reichweiten über 300 km sind genau richtig. So sind die 200 km auch im Winter und mit Heizung möglich. Und das ist wohl auch irgendwo die Otto Normal Grenze, wenn man eine breite Akzeptanz bei den Autofahrern erreichen will.
Was man vielleicht wirklich nicht braucht, sind PKW die 90 oder 100 Kw Akkus haben und deutlich über 2 Tonnen wiegen und dann im Alltagsgebrauch auch nur knapp über 300 km weit kommen.