BMW setzt anders als etwa Volkswagen auf eine von der tatsächlichen Nachfrage bestimmte Mischung aus traditionellen Verbrennern, Hybridfahrzeugen und Elektroautos. Darauf hat der Premium-Anbieter seine Architekturen und Produktion in den vergangenen Jahren aufwendig ausgerichtet. Ihr Angebot an herkömmlichen Antrieben werden die Bayern demnächst aber deutlich ausdünnen.
Im Übergang zu den weiterentwickelten Fahrzeug-Architekturen des Konzerns sollen ab 2021 „bis zu 50 Prozent der klassischen Antriebsvarianten entfallen – zugunsten von zusätzlichen elektrifizierten Antrieben“. Bei Letzteren werde dies vor allem in den Jahren nach 2022 voll zur Wirkung kommen, erklärte BMW im Rahmen der Veröffentlichung seines Geschäftsberichts 2019.
Mit dem i3 hat BMW schon vor knapp sieben Jahren ein Elektroauto auf den Markt gebracht. Mangels neuer Alternativen wird das Modell noch bis 2024 weitergebaut. Dass BMW den Boom der E-Mobilität nach seinem frühen Start dann doch verschlafen hat, bestreitet das Management. Der Entschluss, auf flexible Plattformen für mehrere Antriebe zu setzen, die sich auf denselben Fertigungslinien einbauen lassen, sei der richtige, heißt es auch vom neuen Vorstandschef Oliver Zipse.
„Wir gehen die Transformation unserer Branche mit Zuversicht und Vertrauen in unsere Innovationskraft an. Wir haben die anstehenden Veränderungen frühzeitig erkannt und unsere Hausaufgaben gemacht. Jetzt entfaltet sich unser volles Potential – genau im richtigen Moment“, sagte Zipse zum jüngsten Ergebnisbericht sowie den kommenden Jahren.
Tatsächlich konnte die BMW Group im letzten Quartal ihre Profitabilität weiter steigern. Das Unternehmen erzielte dabei zwischen Oktober und Dezember dank eines zunehmenden Anteils von Fahrzeugen aus dem oberen Luxussegment den bisher höchsten Quartalsumsatz. „Wir haben unsere Profitabilität 2019 von Quartal zu Quartal gesteigert – und das trotz eines herausfordernden Marktumfelds. Das zeigt, dass wir die richtigen Produkte auf der Straße haben und unsere Strategie wirkt“, so Zipse.
Elektrifizierung künftig im Fokus
Aufgrund der im neuen Jahrzehnt deutlich strengeren CO2-Vorgaben in der EU und anderen Ländern müssen die Autohersteller künftig mehr verbrauchs- und emissionsarme Fahrzeuge verkaufen. Benzintechnik gilt dabei als technisch weitgehend ausgereizt, der Diesel nach der Abgasaffäre als Auslaufmodell. Die Branche wendet sich daher nun verstärkt der Elektromobilität zu – auch BMW.
Nach dem i3 hat sich BMW zunächst auf die Einführung neuer teilelektrischer Varianten in bestehenden Baureihen konzentriert. 2019 erweiterte dann die Tochter MINI mit dem Cooper SE das Portfolio des Konzerns um einen zweiten Voll-Stromer. Ab diesem Jahr bringt auch die Kernmarke BMW zusätzliche Elektroautos auf den Markt. Los geht es mit dem Batterie-SUV iX3, 2021 folgen dann die Limousine i4 und der Technologieträger iNext mit reinem E-Antrieb.
Bis 2021 will BMW den Absatz elektrifizierter Fahrzeuge gegenüber 2019 verdoppeln – im letzten Jahr waren es mehr als 85.000 voll- und teilelektrische Wagen. 2023 sollen 25 Modelle mit E-Technik angeboten werden, mehr als die Hälfte davon vollelektrisch. Bis 2025 rechnet der Konzern mit einer steilen Wachstumskurve: Jahr für Jahr soll der Absatz an Elektrofahrzeugen um durchschnittlich über 30 Prozent steigen.
E-fan meint
Wenn ich das Wort „elektrifiziert“ schon lese kommt mir das Grausen – die knallen in einen ihrer grausigen SUVS eine Batterie samt zubehör rein mit einer realistischen RW von max 30-40 km. Endeffekt – der Spritverbrauch geht in die Höhe und elektrisch kommst nicht weit. Weis wovon ich rede, hatte so ein Plug-In Häusl. Das alles dient nur zur Vermeidung von CO2 Strafen, weil echte BEV’s bringens nicht zusammen
NL meint
Nein, die elektrischen Reichweiten sind zwischen 60 – 80 km.
Jörg2 meint
@NL
Wenn @E-Fan die fahrbaren km meint und nicht die Kalalog-km, dann liegt er eher richtig.
Gerry meint
Irgendwie muss es BMW ja erklären warum sie die Entwicklung nach dem i3 komplett verschlafen haben…
Man kann nur hoffen, dass der Autokäufer langsam aufwacht und die Verbrenner und Hybridfahrzeuge zu Ladenhütern degradiert.
NL meint
Ich kann dieses „verschlafen“ nicht mehr lesen.. Das ist kalkulierte Absicht, so lange die Verbrenner- und dann die Hybrid-Gewinne mitnehmen, bis der Markt für BEV tatsächlich bereitet ist (überlässt man zunächst gerne Tesla), dann dort großflächig angreifen und Tesla wieder zum Nischenhersteller degradieren.
Jeru meint
So oder so ähnlich könnte es laufen ja.
Die Frage an dieser Stelle ist: Was ist daran nicht verständlich?
Ebi meint
Zustimmung für den ersten Teil, ob das Degradieren dann so funktioniert, wird man sehen – ich glaube es nicht, dazu müssten unsere Hersteller ein deutlich höheres Innovationstempo an den Tag legen und niedrigere Preise machen.
Jörg2 meint
@NL
Dem stimme ich mit einer Einschränkung zu.
Einschränkung:
Es wird nur das Auto (Blech + E-Antrieb) betrachtet.
Schaut man sich das entstehende Ökosystem bei TESLA an (Auto + Soft + Softwareverkauf + Ladeinfrastruktur + Zusatzdienste) ist eine Aufholjagd (wenn man denn überhaupt dort hin möchte) aktuell nicht zu erkennen.
caber meint
1+++
Zählt mal nur die Art und Anzahl der verbauten Sensoren
Gerd meint
Interessante Ableitung.
So einen KI-gestützen Ausredengenerator bräuchte ich auch – immer dann, wenn meine Frau mich fragt, wo ich war ;-)
alupo meint
„BMW setzt…. auf eine von der tatsächlichen Nachfrage bestimmte Mischung aus traditionellen Verbrennern, Hybridfahrzeugen und Elektroautos.“
Für mich ist das keine Strategie sondern ein Festhalten am Alten (man kann auch bis jetzt sagen am Bewärtem oder bis jetzt am Erfolgreichen). Ob das in Zukunft ausreichen wird wird man sehen. Ich bin skeptisch. Aber jetzt bekommt man einen kostenlosen Schuldigen, das Corona Virus.
Peter W meint
Die Überschrift sagt etwas Anderes als der Inhalt des Berichtes.
BMW will nicht mehr E-Fahrzeuge bauen sondern mehr E-Motoren in Benzinkutschen einbauen.
Hybride sind keine E-Fzge!
Rene meint
Genau – wenn ich das Wort „Elektrifizierung“ schon lese … (bin selbst i3-Fan – schade, dass BMW nach dem i3 so lange geschlafen hat – das kann zum Bumerang werden)
Leotronik meint
Und Wasserstoff ist begraben? Bravo, es geschehen noch Wunder.
Priusfahrer meint
BMWs Politik des Vorstandes ist nicht so ganz logisch. Zuerst lange Zeit nur Verbrenner.
„Die margenkräftigen Modelle müssen die Elektromobilität finanzieren.“ Dann folgte
gaaaanz vorsichtig der Umstieg auf Elektromobilität (i3). Dann doch nur Hybride. Vor
Kurzem hieß es, daß Elektromobilität noch warten müsse. Gleichzeitig konnte man
Erlkönig-Fotos von versch. BEVs bei Testfahrten in Norwegen aus Fachjournalen sehen.
Jetzt anscheinend doch noch ein Kurswechsel Richtung Elektromobilität. Aber vielleicht
dreht der Wind in der Vorstandsetage ja doch noch einmal. Der Kurs BMWs in Richtung
Elektromobilität geht Zickzack. In der Wirtschaft wir man wohl über die Kurse der Vorstandsetage von BMW rätseln. Sind da mehrere Steuermänner|frauen abwechselnd am Ruder?
DerMond meint
„Dann doch nur Hybride.“ Die Hybriden sind wohl unverzichtbar geworden, nicht nur für die CO2-Wert-Beschönigung, man könnte auch annehmen dass Käufer hochpreisiger Varianten die Komfortvorteile wie zeitweise E-Antrieb oder Standklimatisierung irgendwann als selbstverstänfdlich ansehen.
„Vor Kurzem hieß es, daß Elektromobilität noch warten müsse. Gleichzeitig …“
Warum sollten sie sich auch mit zu frühen Ankündigungen das aktuelle Geschäft erschweren.
Jensen meint
„Im Übergang zu den weiterentwickelten Fahrzeug-Architekturen des Konzerns sollen ab 2021 „bis zu 50 Prozent der klassischen Antriebsvarianten entfallen – zugunsten von zusätzlichen elektrifizierten Antrieben“
Das ist nun keine wirkliche Neuigkeit, dass BMW „klassische Antriebsvarianten“, eben die reiner Verbrenner, durch „klassisch kombiniert mit kleinem „e“ ersetzen möchte.
Jeder soll es auf seine Art versuchen … Ich bin eher skeptisch, dass das auf einen erfolgreichen Weg führen wird.
Andreas meint
„Dass BMW den Boom der E-Mobilität nach seinem frühen Start dann doch verschlafen hat, bestreitet das Management.“
Welches Berufsmanagement wurde das nicht bestreiten? Man erkennt dagegen Firmengründer daran, dass Sie zu ihren Entscheidungen stehen. Leider ist es weitverbreitet in deutschen Firmenzentralen, sich aus der Verantwortung zu stehlen und Juristen oder Berater vorzuschieben.
Schaut man sich die Zahlen auf https://ev-sales.blogspot.com/ an, so sieht man, dass der i3 immer schlechtere Chancen hat. Der 330e kommt als Plug-in auf den 7ten Platz.
Ab 2021 werden es Plug-ins schwierig haben.
Aber dann hat man ja Scheuer Andi (oder doch nicht mehr?)
caber meint
„flexible Plattformen für mehrere Antriebe“ ein entscheidender Fehler von BMW. Erinnert an Daimlers Pferdekutschen mit Benzinmotor.
Die Innenraum- und Abmessung- Vorteil der „echten“ E-Fahrzeuge sind nicht gegeben.
150kW meint
Was aber egal ist, solange der Preis stimmt.
Jörg2 meint
@150kW
Ist diese Bedingung erfüllt? (Preis)
150kW meint
Ich hab nicht gesagt das es beim BMW erfüllt ist, man sieht aber an anderen Verbrenner-Umbauten wie e-Golf, e-Up, Kona, Ioniq,.. (übrigens wesentlich „schlechtere“ Umbauten als bei BMW), das die Verbraucher kein Problem damit haben.
Ebi meint
Da bin ich mal auf den Preis des i4 gespannt.
hu.ms meint
Schätzung: ID.3 + 5.000 €.
Also ID.3 basis 58 kwh 35.000 € – ID.4 basis 58 kwh 40.000 €.
Werte vor förderung.
Die 40.000 € werden sie sicher einhalten wg. des höchsten förderbetrags.
MiguelS NL meint
Ich befürchte den BMW i4 wird es zum Anfang (2022) nur in teuere Ausführungen geben, in der Preisklasse des 440xi und BMW M4, d.h. ab 60k (ohne Förderung).
Ähnlich wie i3, Volvo XC40, Mini SE, EQC usw.
Ich hoffe aber ich liege da falsch. Fest steht, in den nächsten zwei Jahren wird sich noch viel tun.
Ebi meint
Nun, die i4 Ankündigung war ja 600 km und 530 PS, dass wird wohl nicht die Basisversion sein. Ich denke deshalb auch, dass BMW es wie alle Hersteller machen wird und zuerst mit der hochpreisigen Ausführung startet, da steht dann mindestens eine 5 vorn.
hu.ms meint
„Was aber egal ist, solange der Preis stimmt.“
Bei BMW-autos geht den meisten weniger um den preis, sondern um das image.
Der ix3 soll ja noch dieses jahr kommen.
MiguelS NL meint
Ich denke, der iX3 ist erst nächstes Jahr zu haben.
Leotronik meint
Der ix3 wird in den USA nicht verkauft. Ist nicht tauglich für den Markt.
Ebi meint
Fürs Image zahlt im Mittelklassesegment kaum jemand etwas, da müssen die Mühlen schon >100k kosten und Geld eine untergeordnete Rolle spielen.
Kliko meint
Jetzt weiß ich warum ich mir vor 10 Jahren keinen BMW gekauft habe . Die haben wie immer alles verschlafen die sind ja nicht ganz dicht . Bauen seit 7 Jahren den I 3 und haben nicht weiter entwickelt was für eine Schande. Nokia Und Commodore lässt grüßen. Die werden untergehen .
Porsche 911 meint
Was hat die Situation jetzt mit deinem Autokauf von vor 10 Jahren zu tun? Fährst du ein Auto länger als 10 Jahre?
Aber ja haben alles verschlafen und gehen unter…meine Glaskugel sagt was anderes :D
Stocki meint
Ich hab das sogar schon zwei mal gemacht. Jeweils 13 Jahre und 400000km. War mit Toyota kein Problem. Jetzt hoffe ich, daß es mit Tesla auch so läuft.
IsoOktan meint
Und für diese (falsche) Erkenntnis haben Sie 10 Jahre gebraucht? Respekt!
hu.ms meint
EU-vorgabe: 95g co2.
Sie haben wohl neu durchgerechnet, welche motore verkauft werden müssen um diese vorgabe zu erfüllen.
Peter W meint
BMW dürfe wohl eher bei 105 Gramm erreichen müssen. Je dicker die Autos, desto mehr dürfen sie rausblasen.
Ebi meint
So schaut’s aus, die Strategen bei unseren Herstellern werden versuchen eine Punktlandung hinzulegen, bloß nicht übererfüllen !