Wie Daimler und Volkswagen rückt auch BMW bei seiner Offensive mit teil- und vollelektrischen Modellen den Faktor Nachhaltigkeit stärker als bisher in den Fokus. In einem Interview mit dem Branchenportal Automobil Industrie sprach Einkaufschef Andreas Wendt über die nächsten Schritte. Dabei kam auch die Produktion von Batteriezellen zur Sprache.
Neben den Lieferanten der ersten Reihe sollen nun auch bei den weiteren Zulieferern CO2-Reduktionsinitiativen vorangetrieben werden. Zunächst werde man dazu bei kleineren und mittleren Unternehmen mit einem Fragebogen den „CO2-Reifegrad“ ermitteln. Man wolle die Partner administrativ nicht überfordern, das Thema CO2 sei künftig aber Teil der Vergabeentscheidung. „Für die 30 Ausschreibungen mit dem größten CO2-Fußabdruck haben wir Anfang des Jahres einen ‚Vergabeticker‘ installiert, über den wir CO2-Emissionen in die jeweilige Vergabeentscheidung mit einfließen lassen“, so Wendt.
Zur Strategie von BMW bei der Entscheidung zwischen Zukauf und eigener Herstellung sagte der Einkaufschef, dass man die Situation nach „strategischer Relevanz, aus betriebswirtschaftlicher und aus personalpolitischer Sicht“ analysiere. In strategisch wichtigen Themenfeldern baue der Konzern eigene Kompetenz auf – etwa im Bereich E-Mobilität. Wendt verwies auf das neue Kompetenzzentrum Batteriezelle in München für das Erforschen und die Entwicklung von Akku-Technologie. Dort würden sich 200 Spezialisten um die Zusammensetzung und das Design der Batteriezelle bis hin zur Produzierbarkeit in Großserie kümmern. „Sie agieren mit unseren Zelllieferanten fachlich auf Augenhöhe“, unterstrich der BMW-Manager.
Batteriezellen selbst zu fertigen, wie es beispielsweise Volkswagen vorhat, plant BMW derzeit nicht. Man kaufe aber für die neuesten Elektroantriebe die Schlüssel-Rohstoffe für Batteriezellen Kobalt und Lithium selbst ein und stelle diesen den Zellherstellern zur Verfügung. Das sorge für Vorteile bei den Kosten. BMW habe außerdem die Rohstoffketten im Blick, „was ethisch verantwortliche Bedingungen beim Abbau anbelangt – oder eben CO2“, erklärte Wendt. Das gelte für die gesamte Wertschöpfungskette bis zum elektrischen Antrieb.
Darauf angesprochen, ob BMW einzelne Themen zukünftig nur von Lieferanten bearbeiten lassen würde, betonte Wendt: „Nein. Das wäre bei einem Zukunftsthema wie E-Mobilität keine gute Entscheidung.“
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Batteriezellen selbst zu fertigen, wie es beispielsweise Volkswagen vorhat, plant BMW derzeit nicht.“
Und ein paar Sätze weiter:
„Darauf angesprochen, ob BMW einzelne Themen zukünftig nur von Lieferanten bearbeiten lassen würde, betonte Wendt: „Nein. Das wäre bei einem Zukunftsthema wie E-Mobilität keine gute Entscheidung.““
Widerspruch innerhalb weniger Sätze; weiß Herr Wendt überhaupt was er da redet?!
Und das glaubt er doch wohl selbst nicht:
„Sie agieren mit unseren Zelllieferanten fachlich auf Augenhöhe“, unterstrich der BMW-Manager.
Wie wollen seine Leute, auch bei bester Ausbildung und hoher Intelligenz, kompetent mit einem Zellhersteller über dessen geheimen Produktionsprozeß über mögliche Verbesserungen und Kostenreduzierungen diskutieren, wenn die BMW-Mitarbeiter nie die Chance hatten, selbst in Großserie zu produzieren? Mit Videos aus Youtube, die garantiert nicht die wichtigsten Prozeßparameter zeigen, lässt sich jedenfalls das fehlende Know How nicht mal so eben aufbauen.
150kW meint
„Widerspruch innerhalb weniger Sätze“
Kommt immer nur darauf an wie weit man rein geht. VW wird die Prozess-Materialien für die Zellen auch nicht selbst herstellen, das wird auch ein Zulieferer machen. BMW setzt den Maßstab halt eine Stufe höher bei den Zellen an.
„Wie wollen seine Leute, auch bei bester Ausbildung und hoher Intelligenz, kompetent mit einem Zellhersteller über dessen geheimen Produktionsprozeß über mögliche Verbesserungen und Kostenreduzierungen diskutieren, wenn die BMW-Mitarbeiter nie die Chance hatten, selbst in Großserie zu produzieren?“
Die Musteranlage die BMW betreibt, lässt sich sicherlich auch skalieren.
Raphael R meint
Für einen Zulieferer ist es umso besser, wenn der Kunde sich sehr gut in dessen Technologie auskennt. Die Anforderungen des Kunden sind so viel realistischer und der Zulieferer kann dann seine Komponente viel besser darauf optimieren. Insofern finde ich das Modell von BMW sehr gut.
Der Unterschied zu Tesla besteht dann hauptsächlich noch darin, dass Tesla dem Zulieferer die Fabrikhalle und Anlagenteile zur Verfügung stellt. Dies kann aber auch problematisch sein, wenn es mit dem Zulieferer Probleme gibt. Mit dem Investitionsstopp und nun dem temporären Produktionsstopp seitens Panasonic in der GF1 hat es sich ja gleich gezeigt, dass man der Zulieferer immer noch viel Macht hat. In China kauft nun Tesla die Zellen zu, vielleicht hat man aus der GF1 Story etwas gelernt.
Andreas E. meint
„In China kauft nun Tesla die Zellen zu, vielleicht hat man aus der GF1 Story etwas gelernt.“
Die Produktion in China ist doch erst angelaufen, Schritt für Schritt vorgehen oder neudeutsch agile manufacturing system.
Priusfahrer meint
Hört sich sehr rezessiv an.
Goodby BMW, see u later!
Raphael R meint
Was soll daran rezessiv sein? Geht es etwa darum, ein Haar in der Suppe gefunden zu haben?
Ist doch eine klare Make-or-Buy Frage, mit dem Zusatz, dass sie im Falle von Buy die Vergabekriterien verschärft haben … was ja grundsätzlich lobenswert ist.
Heute kaufen sie z.B. die Automatikgetriebe auch zu, haben aber einen grossen Einfluss auf die Auslegung. Darüber regt sich kaum jemand auf, das Resultat ist nicht schlechter als bei Mercedes, wo die Automatikgetriebe intern entwickelt und produziert werden.