Die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus haben zum Einbruch des Autoabsatzes geführt. Speziell für die deutsche Wirtschaft und den hiesigen Arbeitsmarkt ist der weitere Erfolg der Branche außerordentlich wichtig. Die Rufe nach staatlicher Unterstützung beim Wiederhochfahren des Geschäfts werden dementsprechend immer lauter.
Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) forderte angesichts der Coronavirus-Krise eine Neuauflage der staatlichen Abwrackprämie für die Autoindustrie. „Vor allem der Umstieg auf umweltfreundliche Antriebe kann damit wesentlich beschleunigt und die Automobilindustrie im Strukturwandel unterstützt werden“, sagte Weil der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.
Zuvor hatte sich bereits der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder für ein Automobil-Programm ausgesprochen, das wie die Abwrackprämie 2009 den Autokauf ankurbeln solle: „Das ist eine Riesenchance, den klimafreundlichen Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen, und zwar in der Breite.“ Verglichen mit der Abwrackprämie müsse die neue Prämie aber höher sein und länger gewährt werden.
Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann hat sich für ein Konjunkturprogramm für die Zeit nach dem Coronavirus-Stillstand stark gemacht. „Ein Weg wäre, die Prämie von 6000 Euro beim Kauf eines Elektroautos befristet aufzustocken oder gar Anreize für den Kauf modernster Benziner und Diesel zu setzen“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. So werde gleichzeitig der Klimaschutz vorangebracht. Der CDU-Politiker, der im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt, könne sich aber auch begrenzte Investitionshilfen für andere Branchen vorstellen.
Der Fraktionsvize der Grünen Oliver Krischer lehnt eine neue Abwrackpämie ab. Er glaubt: „Ein Abwrackprämie wird die Autoindustrie nicht auf die Beine bringen, sondern führt, wenn überhaupt, zu einem Strohfeuer“. Die Prämie habe 2009 „die Grundlage dafür gelegt, dass die Autoindustrie bis heute bei der Elektromobilität hinterherhinkt“, so Krischer.
Höhere E-Auto-Prämie als Konjunkturprogramm?
Lobbyisten versuchen laut Medienberichten im Hintergrund, die CO2-Vorgaben für die Autoindustrie aufgrund der aktuellen Pandemie aufweichen zu lassen. Die deutschen Autobauer sehen von entsprechenden Forderungen bisher noch ab. „Wir stehen vor einer Herausforderung in bisher nie gekanntem Ausmaß“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller Anfang April. In dieser Ausnahmesituation sei „Krisenmanagement gefragt, nicht das Führen von politischen Debatten“.
Volkswagen und BMW haben vorgeschlagen, als Maßnahme gegen die Folgen der Coronavirus-Krise neue staatliche Anreize für Autokäufer zu schaffen. „Wir sehen in einer Innovationsprämie eine doppelte Chance“, sagte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse. „Sie kann als Konjunkturmaßnahme die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig den Umstieg der Kunden auf klimaschonende Technologien beschleunigen.“ So könne man wirtschaftliche Erholung mit wirksamem Klimaschutz kombinieren, „anstatt beides gegeneinander auszuspielen“.
Elektroautos werden in Deutschland seit einigen Wochen über den „Umweltbonus“ mit bis zu 6000 Euro bezuschusst. Im letzten Jahr betrug die von Bund und Industrie finanzierte Förderung noch 4000 Euro. Nach Ansicht von Experten sollte die Kaufprämie als Reaktion auf die Coronavirus-Krise nochmals erhöht werden. Marktanalyst Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen etwa hat vorgeschlagen, die Mehrwertsteuer für Neuwagen zu erlassen.
Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management an der Fachhochschule Bergisch Gladbach kann sich als umweltfreundliches Konjunkturprogramm eine noch umfangreichere Stromer-Förderung vorstellen: Er brachte eine Prämie von 10.000 Euro ins Spiel.
Florian meint
Bei der ganzen Diskussion um Subventionen frage ich mich immer wieder, warum es so wichtig ist, durch Kaufanreize viele Menschen dazu zu bringen etwas zu kaufen, was sie ansonsten nicht gekauft hätten.
Die Produktion jeglicher Güter verbraucht Energie und Ressourcen.
Stattdessen könnte das verwendete Geld den Menschen direkt gegeben werden, die es für sinnvolle Dinge benötigen.
Zudem ist die staatlich geförderte Denkweise, dass das Auto weiterhin Statussymbol bleibt, nicht mehr zeitgemäß. Hier sollte stattdessen dagegengearbeitet werden und Statussymbole wie z.B. 30 h Arbeitswoche, Wohnraum oder frisches Obst und Gemüse eher gepusht werden.
Kurz gesagt: Produktion (Konsumgüter wie Autos + Flugreisen) herunterfahren und Konzentration auf das Wesentliche im Leben.
Ach ja: Belege für meine Meinung habe ich nicht, ist nur so ein Gefühl.
Hofer meint
Auch wenn ich in dieser Branche tätig bin, bin ich aus verschiedenen Gründen Gebrauchtwagen-Fahrer. Somit weiß ich aber auch aus erster Hand, wie es für die Leute ist, die sich definitiv auch kein Neufahrzeug leisten können – kurz um: eine Abwrackprämie ist im klassischen Sinne „asozial“, da der Markt „robuster günstiger Gebrauchter“ massiv ausgedünnt wird => so geschehen 2009! So muss besagte Käuferschicht im ungünstigsten Fall mehr Geld für weniger Kfz bezahlen. Nicht zuletzt auch eine Energie-Verschwendung und Wert-Vernichtung => ein 10J. altes Mittelklasse-Fzg hat mind. nochmal 10J. vor sich!
Klar sind da wieder auch Aspekte wie Wirtschaft, Umwelt im Sinne der Abgase/CO2 etc. => dazu noch folgendes: auch das Instandhalten einer gebrauchten Fzg-Flotte bindet sehr viel Arb.Kräfte in der Fläche, und Subventionen für regenerative Kraftstoffe würde besagte Flotte auch umweltfreundlicher machen…
Zu guter Letzt: die modernen E-Maschinen sind hervorragende Antriebe, keine Frage, und BEV ergeben durchaus auch Sinn, v.a. aber im Klein/Kompakt Segment. Bei der Oberklasse nimmt bei gegebener Energiedichte das Dilemma mit der Akku-Öko-Bilanz überhand.
Folglich wäre das wirklich NUR eine Finanzspritze für die Automotive-Branche (und Arb.Platz-Sicherung für mich ;-) …die anderen aufgeführten Argumente kann man wohl getrost vergessen…
hu.ms meint
Wie schon in einem anderen thema geschrieben sollte im gegenzug eine zulassungsteuer auf verbrenner eingeführt werden. Je mehr schadstoffausstoß desto mehr bei den 3 L SUV gerne mal 15.000 €.
Allerdings sollten als voraussetzung genügend BEV in den wichtigsten größen und karosserieformen angeboten werden.
Und die derzeitige förderung der hybride aller art muss bald wieder auslaufen.
Raphael R meint
Diesen Ansatz halte ich auch für den richtigen.
Es wäre ja nur schon mal ein Fortschritt, wenn z.B. die 20% der höchsten CO2-Emittenten stark besteuert würden. Die Regelung für 2020 geht genau ins Gegenteil, die 5% am oberen Ende wird bei jedem Hersteller ausgeklammert … in der Art von Härtefall Vermeidung. Ist doch irgendwie idiotisch.
Ernesto 2 meint
Eine Förderung macht nur Sinn wenn die Fahrzeuge auch geliefert werden können. Wenn ich dann lese, daß der Seat Mii und der E-up bis zum Jahresende ausverkauft sind (und das Anfang April!) dann ist eine Förderung ein Witz weil offensichtlich VW gar nichts liefern KANN ! Ach ja, dann könnte man „fortschrittliche“ Benziner und Diesel fördern…. wirklich seeeehr sinnvoll und absolut die Krönung. Mein Uralt Kangoo verbraucht 7 Liter/100 km und der ist von 2003; Abgaswerte sind ok. Ist ein „neuer“ Benziner wirklich besser?? Also ich sehe da wirklich eher den Versuch von der Liefer-Unfähigkeit abzulenken und Staatsknete für bestehende Produkte „abzugreifen“. Und weil man sich selber halt nicht die Finger schmutzig machen will schickt man ein paar Lobbyisten aus der Politik vor und tut so als ob man mit denen nix zu tun hätte…..
Peter W meint
… meine Worte …
Ebi meint
+1 So isses, da werden dann u.U. PHEV gefördert….
B.H. meint
Genauso ist es…. die Konzerne machen Fehler und betrügen die Welt!!! und der Steuerzahler soll es wieder richten…die Lobbyisten unterwanderte Regierung steigen voll ein…wann wachen die Leute endlich auf und machen den kriminellen Handlungen ein Ende…
Gerd meint
es gibt Hersteller die können liefern. dafür ist Management da. dafür sollten sie Boni erhalten. CO2 Reduktion ist seit 2000 Programm. e-Mobilität seit 2010. letz haben wir 2020.
Roland meint
Bringt alles kaum etwas.
Die deutsche Autoindustrie ist exportlastig und der europäische und der US-Markt ist tot.
Folge des hirnverbrannten Corona-„lockdown“.
Das Erwachen aus der Panik wird grausam.
Daniel S meint
Die grösste Panik liegt vor wenn man mit Corona auf der Intensivstation liegt.
Gut dass dank Lockdown viele davon verschont bleiben.
Prämien für Verbrenner und die Dieselsubvention sollten aufgehoben werden und dieses Geld dann – budgetneutral – zur Förderung von BEV eingesetzt werden. Dann würden evtl. auch zeitnah mehr davon produziert…
FabianMarco meint
In den letzten 24 h sind allein in den USA über 2400 Menschen am Coronavirus gestorben, womit die gesamte Opferzahl auf über 26.000 angestiegen ist. Zusammen mit beinahe 3800 Toten in New York bei denen der Virus als sehr wahrscheinliche Ursache angeben wurde, aber die Kapazitäten es nicht erlaubt haben genauer zu testen, sind wir bei beinahe 30.000 Toten in vier Wochen. Und das wie gesagt nur in den USA.
Würden die Infiziertenzahlen und damit zwangsläufig auch die Todeszahlen weiter wie bisher ansteigen, was sie glücklicherweise aufgrund des Lockdowns nicht tun, wäre nicht abzusehen wie viele Opfer das Virus noch fordern könnte.
Nur so als Denkanstoß:
Wenn sich nur 10% der Bevölkerung der USA infizieren und die Sterblichkeitsrate bei lediglich 1% liegen sollte wären das immer noch 320.000! Menschen und es gibt Szenarien die von 70% und 3% ausgehen. Spoiler dann wären knapp 7.000.000 Millionen Menschen tot. Das wäre ganz Hessen…
Gerd meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Roland meint
Ein genereller „lockdown“ ist viel zu unspezifisch, um die Risikogruppen effektiv zu schützen.
Die sog. „suppression“ wirkt bei einem hochinfektiösen Virus wie Corona nicht die Bohne. Zum Glück ist er für über 90 % der Bevölkerung ziemlich harmlos, 50 % der Infizieren haben nicht einmal Symptome.
Hätte man eine spezifische Antwort gefunden, die auch auf die Eigenverantwortung der Risikogruppen setzt, wäre die Welle schon längst durch und eine sog. „Herdenimmunität“ hergestellt.
So aber können wir permanente Infektionen auch im Sommer sehen und eine 2. Welle im Herbst.
Einen zweiten lockdown wird unsere Industrie -und nicht nur diese- allerdings dann definitiv nicht mehr verkraften können.
Peter meint
„Risikogruppen schützen“ ist komplett unrealistisch, weil die „Risikogruppe“ absolut unspezifisch ist und die „Risikogruppe“ auch Kontakt zu Anderen hat. Alle wegsperren, was?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Roland: Gut, dass es mit Dir einen hervorragenden Stammtisch-Wissenschaftler gibt. Tipp: Einfach mal über die „Spanische Grippe“ informieren.
Dass der aktuelle Lockdown eine wirtschaftliche Katastrophe ist, ist auch klar; die seriösen Alternativen sind leider sehr begrenzt.
Es gibt weltweit unterschiedliche Herangehensweisen das Problem zu lösen, am Ende ist dann die Stunde der Oberschlauen, die schon immer alles gewußt haben.
Quayle meint
„wäre die Welle schon längst durch und eine sog. „Herdenimmunität“ hergestellt.“
. . . und es wäre ein guter Teil der ehemaligen „Herde“ nicht mehr unter uns!
Sagen Sie es unseren Eltern und Großeltern ?
Daniel S meint
„Zum Glück ist er für über 90 % der Bevölkerung ziemlich harmlos“
80Mio x 0.1 = 8Mio. Davon Sterblichkeit 1% = 80’000 Deutsche.
Alles nicht so schlimm?
Michse meint
Wenn es andere Ursachen hat, scheint es gemäß Politik und Lobby nicht schlimm zu sein. Je nach Studie sind es nämlich genau 80.000 Landsleute, die jedes Jahr durch die Stickoxide der Dieselfahrzeuge sterben…
Selnim meint
Ist die Frage ob das Gesundheitssystem dem Druck standhalten kann und ob die Menschen mit oder an covid-19 sterben.
Futureman meint
Statt einen Betrag beim Autokauf abzuziehen sollte es beim E-Auto eine Photovoltaikanlage gratis dazu geben (bzw. finanziert werden). Das würde viele zu einem E-Auto-Kauf bewegen. Gleichzeitig wäre sichergestellt, dass die Stromerzeugung umweltfreundlich ist. Und es wäre mehreren Branchen geholfen und nicht nur den Autoherstellern.
Reiter meint
Falsch, in einem EU-konformen Fördergesetz müssen die Worte „klimaschonend“, „hocheffiziente Verbrenner“, „technologieoffen“, „alle Hersteller“, „anteilig Hersteller/Staat“ vorkommen. Dann kann man Helikoptergeld an seine Firmen verteilen. (Sicher nicht mit der Intention chinesische PV Hersteller zu pimpern oder etwas für Kunden machen.)
Peter meint
Das werden RWE Vattenfall & Co niemals mitmachen. Wo kämen wir denn dann hin, wenn jeder seinen Strom an der KonzernMarge vorbei produziert.
MichaelEV meint
Steuergelder einseitig an die verteilen, die sowieso schon genug haben. -> halte ich überhaupt nichts von.
Die meiste Förderung sollte in intelligente öffentliche Ladeinfrastruktur fließen, damit Elektromobilität für die Masse tauglich wird.
BEV-Käufer mit Eigenheim werden automatisch sehr schnell die Sinnhaftigkeit von PV erkennen und aktiv werden.
Freddy K meint
Und wer kein eigenes Haus hat?
Dieter Buchholz meint
Wer bietet mehr?
Ich warte noch ein halbes Jahr, dann krieg ich mein neues E-Auto geschenkt.
Yoshi84 meint
Tatsächlich ist das gar nicht so abwegig. Mein Nachbar bekommt die Tage eine neue ZOE ZE50 im Gewerbeleasing für 60 Euro/Monat (natürlich OHNE zusätzliche Batterie orte) vor die Tür gestellt. Noch Fragen?
LG
Yoshi84 meint
*Batteriemiete
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Bin echt sprachlos.
LIPo meint
Ja, diese schlauen Nachbarn, wer hat die nicht…
Steffi Zienz meint
Ja, ja, immer diese tollen Angebote für Gewerbetreibende. Wahnsinn.
„Nur X Euro/Monat! Da seht ihr, wie billig E-Autos sind!“