Vertreter der Automobilindustrie und Bundesregierung wollen im Juni erneut über ein staatliches Anreizprogramm für den Autokauf in Deutschland beraten. Infolge des Coronavirus ist das Geschäft der Branche zuletzt stark eingebrochen. Auch die EU will der Industrie helfen: Sie hat laut einem Bericht bereits konkrete mögliche Maßnahmen zum europaweiten Ankurbeln der Nachfrage erarbeitet.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung enthält ein Papier aus der EU-Kommission Vorschläge für ein bis zu 100 Milliarden Euro schweres Konjunktur- und Klimaschutzpaket im Verkehr. Einer davon sei eine Kaufprämie für „sauberere Autos“. Eine solche Prämie könnte dem Entwurf zufolge in den kommenden zwei Jahren mit bis zu 20 Milliarden Euro finanziert werden.
Die von der EU angedachte Förderung soll dabei helfen, „CO2 und Schadstoffe im Einklang mit den europäischen Standards zu reduzieren“, heiße es in dem Dokument. Die Mittel dafür sollen aus zwei bestehenden EU-Programmen kommen, also nicht aus den gerade diskutierten Wiederaufbaupaketen. Details zu der Finanzierung seien allerdings noch offen – das gelte auch für die Frage, was genau „sauberere Autos“ sind.
Aus Deutschland spricht sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) laut dem Bericht dafür aus, Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von 140 Gramm je Kilometer zu fördern. Das läge deutlich über den Werten, die Europas Fahrzeugflotten bis 2021 erreichen sollen: im Schnitt 95 Gramm je Kilometer; anschließend sind weitere Reduzierungen vorgesehen. Das Verkehrsministerium teilte der Süddeutschen Zeitung mit, dass die Ressortabstimmung noch laufe. Details könne man aktuell nicht nennen.
Zu dem 100-Milliarden-Euro-Paket der EU für den Mobilitätssektor sollen 40 bis 60 Milliarden Euro gehören, um Investitionen in neue Antriebstechnologien zu beschleunigen. Außerdem wolle die Kommission ihre Förderprogramme für den Ausbau der E-Mobilität verdoppeln. Bis 2025 würden zwei Millionen öffentliche Ladepunkte für Elektroautos und alternative Antriebe angestrebt. Für die Bahn seien dem EU-Papier zufolge Hilfen von 40 Milliarden Euro im Gespräch, um den Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu holen.
Die EU könnte das Paket in der kommenden Woche vorstellen, heißt es abschließend. Die Süddeutsche Zeitung merkt jedoch an: „Noch wimmelt das Papier von Leerstellen, in die Milliardenbeträge nachgetragen werden müssen.“
Ernesto 2 meint
Wie wärs denn mit 4.000 Euro für jedes E-Bike? In Deutschland gibt es sehr namhafte Hersteller und Zulieferer die können hunderttausende Räder bis zum Jahresende liefern. Bosch und andere würden sich freuen. Dann lasst mal noch 10 Milliarden übrig für die Sanierung von Bahnhöfen auf der Fläche und neue Interregio Verbindungen quer durch Deutschland. Und vergesst endlich die stinkenden und giftigen Verbrenner !!! Scheuer ist ein total Gekaufter von der Autoindustrie und ein total Versager für ÖPNV und die Bahn!! Ohne Pension entsorgen !
Jörg2 meint
Gibt es denn neue Autos oberhalb der 140g? Oder sind so einfach quasi alle aktuellen Autos förderfähig?
rCr meint
Es ist schon wichtig, unsere Industrie in diesem Zeiten zu unterstützen, allerdings habe ich neulich einen Artikel eines Wirtschaftsanalysten gelesen, der Kaufprämien für den schlechtesten Weg hält.
MiguelS NL meint
Und es könnte sein dass die 140 g als Fördergrenze begründet werden, die zu einem Durchschnitt unter 95 g (nach NEFZ) führen sollen, da unterm Strich weniger Fahrzeuge mit mehr als 140 g verkauft werden.
Nicht falsch verstehen, auch ich finde dass was jetzt wieder anvisiert wird, aus verschiedenen Blickwinkel falsch.
Ich empfehle die Webseite der Rosa Luxemburg Stiftung (Rosalux)
„DIE EUROPÄISCHE AUTOLOBBY EINE KRITISCHE ANALYSE ZUM EINFLUSS DER INDUSTRIE“
400Gon meint
Die politische – lobbyistisch gestütze – Fördergrenze von 140 g/km CO2 Emission ist wirklich keine großer Wurf der uns weiter bringen wird.
Da kann man sich trefflich drüber aufregende.
Aber:
Jeder/Jede kann doch für sich entscheiden wie man sich beim nächsten Autokauf positioniert.
Die Kaufprämie für Verbrennen ist doch nur Strohfeuer um die Verkaufszahlen wieder zu beleben. Der geblendete Schnäppchen Neu-Verbrenner-Käufer zahlt die Zechen wenn er in ein paar Jahren den Widerverkaufswert für sein Schnäppchen mit Tränen in den Augen betrachtet.
Deshalb:
Lass die Politik ihre Vorgaben machen, der Käufer hat die Macht der Entscheidung – er kann weniger CO2 Emission wählen um nicht beim Widerverkaufswert überrascht zu werden.
peter klikowitsch meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
alupo meint
Das was der Scheuer durchsetzen will ist doch voll be-scheuer-t.
Oh, ich habe das letzte Wort an falscher Stelle getrennt. Das tut mir jetzt echt leid. Ironie off.
Gunnar meint
Nix zensieren. Absolut recht hast du.
Mit welcher Begründung kommt man auf die 140g-Grenze?
Das stinkt sowas von heftig nach Kungelei mit BMW und Daimler. Sowas darf nicht unterstützt werden und darf sich nicht durchsetzen.
Mir ist schon bewusst, dass eine Förderung nur für E-Autos zur Absatzbeschleunigung den OEMs absolut nicht hilft, weil sie viel viel viel zu wenige BEVs im Programm haben. Aber ein wenig muss es schon weh tun. Wenn schon eine CO2-Grenze für eine zusätzliche Förderung, dann gleich die 95g-Grenze.
Teslarosso meint
…warum haben denn die deutschen Autobauer zu wenige BEV’s im Angebot? Wir leben in der Marktwirtschaft und wer den Markt verschläft, muss als Unternehmen dafür bestraft werden. Jahrelang haben sich die CEO’s der deutschen Autokonzerne mit abwertenden Aussagen gegenüber Tesla & Co. brüskiert. Jetzt kommt langsam das Erwachen. Gut möglich, dass es einen Tick zu spät ist und leider uns Bürgern des Landes noch teuer zu stehen kommt. Verantwortlich dafür ist aber einzig und allein die Industrie, deren Lobby-Verbände und die mangelhafte Politik, die lieber den Konzernen in den Hintern kriecht als für uns und unser Land eine zukunftsweisende Politik durchzusetzen. Möglich wäre das sicher. Leider nicht mit diesen Regierenden. Aber Deutschland geht es ja angeblich gut…
hu.ms meint
Ich dachte der Scheuer bekommt sein gehalt von der BRD.
Das liest sich als ob er es von DB + BMW bekommt.
hu.ms meint
Ach jetzt verstehe ich es erst:
Große ältere PKW, die mehr als 200g/km emittieren sollen durch neue, die max. 140g/km emittieren ersetzt werden. Wow!
Ebi meint
Na klar, da kannst den alten SUV durch einen neuen mit Plug-in ersetzen, tolle Sache.
JürgenV meint
Das Geschäft mit den Autoverkäufen ist doch nicht erst seit Corona rückläufg. Das fing doch schon viel früher an.
Und was soll das ewige Geschrei nach dem ÖPNV. Der ist abseits der großen Metropolen oft einfach nur grottecnschlecht und zudem teuer. Wie soll ich jemandem erklären das er aus Umweltschutzgründen den ÖPNV oder das Fahrrad nehmen soll, wenn sich dadurch sein Arbeitstag um mehrere Stunden verlängert. Außerdem bin ich im Moment in einen Auto sicherer unterwegs, zumindest was die Ansteckungsgefahr angeht.
Ich bin ja einverstanden damit, das sich im Verkehrssektor etwas tun muss. Und ich bin auch einverstanden damit das unsere Autos nicht immer nur noch größer und immer noch mehr Leistung haben müssen. Aber sie sollten zumindest Familientauglich sein, ohne das man sich wie eine Sardine eingequetscht fühlt.
Deswegen bin ich der Meinung wir brauchen eine stärkerer Ausrichtung auf die E- Mobilität.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Leser meint
Qualitativ gut ausgebaute ÖPNV-Angebote machen wahrscheinlich vor allem auch auf gut genutzten, verkehrsreichen Strecken Sinn mit angepassten Fahrzeuggrößen „entsprechend“ der Auslastung. Denn wie oft sieht man riesige Busse oftmals leer durch die Gegend fahren? Auf wenig genutzten Strecken machen Angebote zum Individualverkehr wie zum Beispiel eigene (kleine) E-Autos, günstige Anruftaxis, Angebote wie Moia oder Carsharingangebote-/Autoausleihe (-> geht das nicht auch beim Autohändler?) vielleicht auch mehr Sinn..
hermann meint
„Eine Kaufprämie für Autos wäre der absolute Tiefpunkt…“, sprach Carla Reemtsma vor nicht allzu langer Zeit.
Carla Reemtsma hat Unrecht. Wahrscheinlich ist sie einfach zu jung um die Zusammenhänge richtig zu bewerten. Man muss es nur aus dem richtigen Blickwinkel betrachten: Eine Prämie oder sonstige weitere Subvention für Autos einschließlich BEVs wäre als Höhepunkt der deutschen und er europäischen Umwelt und Verkehrspolitik einzuordnen. Denn es kann ja wohl nicht sein, dass die Leute weniger Auto fahren, weniger Autos kaufen, gefallen am Homeoffice finden und dass nicht wenige Unternehmen Homeoffice als neue Normalität auffassen. Es darf nicht sein, dass die Menschen weniger Zeit in Autos verplempern, weniger Staus verursachen und sich weniger gegenseitig tot fahren. Schon gar nicht darf es dazu kommen, ( da sei der Daimler und sein Kumpel Kretschmann vor) dass die Menschen weniger Autos kaufen, denn anders als mit neuen Autos kann man den Klimawandel nicht bekämpfen, oder?
Ehrlich, jetzt hat man einmal eine für die Umwelt und die Menschen gute Entwicklung und schon wird diese Entwicklung aus wirtschaftlichen Gründen konterkariert. Das dann noch unter dem Denkmantel des Umweltschutzes zu tun ist unglaublich dreist. Warum nicht die Entwicklung zu weniger Automobilität aufgreifen und weiter anschieben? Vielleicht Subventionen für Fahrräder, mehr Sonderrechte für Fußgänger und Fahrradfahrer, großzügige Förderung für Homeoffice, frei städtische Busfahrt für alle, Fördermittel für Carsharing .
MichaelEV meint
+1 Sonst kann ich wenig mit ihrer Meinung anfangen, hier hört sich aber alles absolut richtig an was sie sagen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Geht mir genauso, bin hier erstmalig ganz der Meinung von hermann.
Peter W meint
Ich schließe mich an, so isses!
Hans Meier meint
Was eben noch verschwiegen wird… die 100 Milliarden, ausgeschrieben: 100’000’000’000 (die Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) werden einfach der zukünftigen Generation aufgebürdet… Quasi die, welche Umweltschutz fordern sollen es zahlen. Die Verantwortlichen… nach mir die Sinnflut. Oder übersetzt, man schiebt das Problem einfach in die Zukunft, drum, von mir gäbe es keinen Cent. Entweder man kann Schwimmen oder man sauft ab.
Ecoment meint
Ich bin auch gegen eine Förderung. Aber auch gegen einen Mindestpreis für Fleisch das alles soll Marktwirtschaftlich geschehen.Wenn man der Autoindustrie helfen will einfach CO2 Grenzwerte aufheben und den Klimaschutz durch neue Produkte die günstiger ohne Verzicht und Regeln auch durch gesteigerte Effizienz dem Klima helfen.Wir brauchen niedrigere Steuern und sonst nichts.Notfalls dafür ein paar Sozialausgaben kürzen Vorbild USA die machen es richtig.
Jörg2 meint
Ich bin sehr für Mindestpreise für Lebensmittel.
Allerdings nicht an der Ladenkasse sondern bei der Preisfindung an der Schwelle vom Erzeuger zum Ersthändler.
Was ALDI&Co dann an der Lafenkasse daraus machen, darfgern deren Spiel bleiben.
MichaelEV meint
Die USA als Vorbild beim Thema Sozialität, kann nicht mehr aufhören zu lachen… Wie, das war kein Scherz???
Ecoment meint
USA hat in vielen Bereichen auch im Thema Arbeitsschutz. Viele Vorteile das hilft Deutschland nach Corona besser Marktwirtschaftlicher zurück zu kommen .
Wännä meint
Liebes Ecomento-Germanisten-Linguisten-Team,
der Dativ ist dem Genitiv sein Feind! ????
„Wegen dem Coronavirus ist das Geschäft der Branche zuletzt stark eingebrochen.“
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – verbessert!
VG | ecomento.de
Crl meint
OT: blau sieht bei dem Corsa gar nicht so schlecht aus
Daniel S meint
Keinen Cent für Verbrenner!
Man darf nicht in die Vergangenheit investieren wenn man langfristig Arbeitsplätze sichern will. Da würde man besser die 20 Mrd. kurzfristig den Kurzarbeitern und Arbeitslosen aufgrund von Corona geben.
E2D2 meint
Wenn man eine solche Summe in die Hand nimmt sollte man aber überdenken ob es überhaupt sinnvoll ist in die aktuelle Infrastruktur zu investieren welche wahrscheinlich sowieso in den nächsten 20 – 40 Jahren an Ihre Grenzen stößt oder gleich in ein neues Mobilitätskonzept investiert welches 100+ Jahre überdauern könnte ohne ländliche Gegenden ausschließen zu müssen.
EdgarW meint
„Für die Bahn seien dem EU-Papier zufolge Hilfen von 40 Milliarden Euro im Gespräch“, immerhin … es geht ja tatsächlich hauptsächlich darum, existierenden Industrie nen Anschubser zu geben, drum ja auch BeScheuerTs schlechter 140g-Witz.
Man darf bei den Förderungen abseits des Pkw hoffen, dass erstens „die Bahn“ nicht nur Fernbahnlinien meint (in D ist der Bahnverkehr ja kaum noch DB-Sache, „die Bahn“ steht im Sprachgebrauch eigentlich eher für die DB).
Und zweitens, dass für den Fahrradwege-Ausbau (inkl. Fernwege) auch erhebliche Beträge ausgelobt sind, schließlich ist nach dem Schuh nichts ressourcenschonender als das Fahrrad. Und wenn man E-Bikes fördert, dann bitte auch hochwertige für Pendler geeignete Fahrräder ohne „E“ – einmal jene für weitere Strecken, aber auch hochwertige Falträder (nicht jenen Müll, den man nach 3 Jahren entsorgen muss) für Mischnutzer von ÖPNV und Rad.