Lucid Motors wollte eigentlich im April bei der New York Autoshow die Serienversion seines ersten Elektroautos vorstellen. Die Premiere der Limousine Air musste dann aber wegen des Coronavirus verschoben werden. Nun gab das US-Startup einen aktualisierten Zeitplan bekannt: Der fertige Air werde am 9. September im Rahmen einer Online-Präsentation enthüllt.
Die mittlerweile über 1000 Angestellten des Unternehmens würden sukzessive an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Kein Mitarbeiter sei entlassen oder beurlaubt worden, erklärte Lucid Motors. Das Herunterfahren der Geschäftstätigkeit infolge der Pandemie habe die Entwicklungsarbeit nur geringfügig beeinträchtigt. Mehr als 160 in den letzten drei Monaten angeheuerte neue Mitarbeiter würden dabei helfen, dass es jetzt schnell weitergeht. Bis Ende des Jahres soll die Belegschaft mit insgesamt 700 Personen ausgebaut werden.
Firmen- und Technikchef Peter Rawlinson bekräftigte, dass Lucid Motor trotz der derzeitigen Herausforderungen vorhabe, ein „wegweisendes“ Elektroauto auf den Markt zu bringen. Er stellt weiter in Aussicht, dass der Air bei der Reichweite in seinem Segment führend sein wird. Rawlinson war früher für die Technik des ersten Großserienfahrzeugs Model S von Elektroauto-Branchenprimus Tesla verantwortlich. Für den Lucid Air hat er neue Maßstäbe bei der Effizienz und der in der Praxis mit einer Ladung der Batterie erzielbaren Reichweite versprochen.
Neben der Fertigentwicklung des Air treibe Lucid Motors den Ausbau der Infrastruktur für die Produktion voran – hier habe man „große Fortschritte“ gemacht, heißt es. Die erste Phase der eigens gebauten Elektroauto-Fabrik im US-Bundesstaat Arizona liege im Plan für die Fertigstellung in diesem Jahr. „Wir errichten eine brandneue Fabrik, um das weltweit erste echte Luxus-Elektroauto zu bauen“, so Produktionschef Peter Hochholdinger, der zuvor bei Tesla sowie Audi tätig war.
Der Air wurde 2016 erstmals gezeigt, seitdem hat Lucid Motors das Elektroauto laut Rawlinson wesentlich weiterentwickelt. So komme statt einem 400- nun ein 900-Volt-System und damit Spitzentechnologie zum Einsatz. Der Lucid-Chef strebt für das Erstlingswerk des Anbieters eine Autobahn-Reichweite von über 640 Kilometer an. Das Modell könne mit ein bis drei Motoren für bis zu 1800 PS ausgerüstet werden. Zu Beginn werde eine Version mit zwei Motoren und 1000 PS angeboten.
Das Geld für seine Pläne – später soll es weitere Elektroauto-Baureihen geben – stellt Lucid Motors unter anderem der saudi-arabische Staatsfonds PIF zur Verfügung. Dieser beteiligte sich 2018 mit über einer Milliarde Dollar an dem Startup. Der Lucid Air sollte eigentlich 2020 in den USA starten und 2021 nach Europa kommen. Mit der Produktion soll zwar weiter in diesem Jahr begonnen werden, Green Car Reports zufolge werden Käufer aber erst ab Anfang 2021 ihre Elektroautos erhalten.
michael hecken meint
Wofür und wo braucht man 1000PS?
Gunarr meint
Um von A nach B zu kommen reichen 20 PS. Mit 1000 PS macht es aber mehr Spass.
JoSa meint
Es sieht so aus, als ob du keine Fahrerlaubnis hast. Das Strompedal hat nicht nur die beiden Stellungen, Minimum und Maximum. Man kann die Leistung gefühlvoll an die augenblickliche Situation anpassen. Aber als Grobmotoriker hat man natürlich ein Problem.
Richie meint
Letztlich sollte das Auto erstmals bereits 2017 erscheinen. Jetzt soll es 2021 erscheinen. Vier Jahre später. Der Markt ist indessen voll. Der EQS von Mercedes ist dann im Verkauf – wer soll dann dieses Fahrzeug kaufen? Das Image der Firma ist bei Null, ein arabischer Staatsfond investiert. Bei Mercedes ist man im Premium-Segment. Zudem gibt es Pre- und Aftersales, Service vor Ort und ganz sicher attraktive Leasingangebote.
alupo meint
Ich werde mir dieses Auto zwar sicher nicht kaufen, aber es mit dem EQS zu vergleichen finde ich schon seltsam. Auch alleine vom Aussehen, innen wie außen. Aber mir kommt es mehr auf die Zahlen an und auf das Ladenetz. Und da sind beide etwas „abgehängt“ ;-).
Und ob nun die Saudis dahinter stecken oder wie bei Daimler die Chinesen, ist doch egal. Wahrscheinlich ist das Invest der Chinesen bei Daimler viel höher als das der Saudis bei Lucid. Aber beides sind Länder die nicht gerade durch ihre Demokratiefreundlichkeit aufgefallen sind.
Karl meint
Nach meiner Einschätzung spricht für den EQS nur das Image. Wenn Lucid wirklich die Spezifikationen des Air einhält, wird der schon gute Marktanteile erobern.
Oliver Wunsch meint
Warum sollte man sonst einen Daimler kaufen als wegen dem Image?
Richie meint
Naja, das Image ist total wichtig. Das darf man nicht belächeln. Die Frage war ja, ob die Premium-Marken es schaffen, ihr Image in das BEV-Zeitalter zu transportieren. Das war für Analysten lange Zeit ein Knackpunkt. Seit diesem Jahr weiß man, ja, das klappt.
Bill Gates hatte ganz nebenbei in einem Tech Talk von seinem neuen Taycan turbo S geschwärmt. Seinem ersten Elektroauto. Das saß offenbar so tief, dass Musk sich per Twitter meldete und Gift über Gates ausschüttete.
Bei näherer Analyse verständlich, denn es zeigt sich, die Reichen und Schönen werden langsam umsteigen. Aber in Taycan, EQS und Co.. Mercedes plant auch eine elektrische G-Klasse. Wird sicher 40 kWh/100 km verbrauchen. Aber mit 200ee Akku egal und für so ein Auto kann Mercedes jeden Preis nehmen. Und Teslas Model S und X stehen trotz Preissenkungen wie Blei.
Das ist das Problem, was Lucid auch haben wird.
Gerd meint
Ich würde eher einem vom Erfolg der BEVs abhängigem Startup mein Geld rüberschieben als einem Daimler-Konzern, der nachdrücklich bewiesen hat, mit BEVs nichts zu tun haben zu wollen und in Sachen Software und Connectivity in der Steinzeit verharrt.
Mit Mercedes ist man im Premium Segment? Ja, so wie mit einem Nokia Tastentelefon.
150kW meint
„und in Sachen Software und Connectivity in der Steinzeit verharrt.“
Also bitte, MBUX mag ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber Steinzeit ist das nun wirklich nicht. Und z.B. Preisangaben für Ladesäulen im Navi oder die Freischaltung der öffentlichen Säulen über das Auto sind ebenso BEV Features die die Konkurrenz noch nicht zu bieten hat.
Gerd meint
In der Theorie ja, aber beide Features (Preisangaben und Freischaltung) sind in der Praxis bisher nahezu untauglich. Egal, ob an CCS oder Typ2.
ISO 15118 (für Kommunikation an Typ2) hatte Daimler zwar schon früh am Start, aber es gab nach der Weiterentwicklung des Standards keinerlei Updates bei Daimler. Fazit: In der Praxis irrelevant, es funktioniert einfach nicht. Obwohl es im Prospekt stand.
Solche Beispiele gibt es mehrere. Daimler kommuniziert irgendwas um in der Außendarstellung den Anschluss halten zu können, aber in der Praxis wird nicht zu Ende entwickelt oder nach kurzer zeit sang- und klanglos aufgegeben. Und die tolle, neue App hat als einzigen Entwicklungssprung witzigere Fehlermeldungen, wobei reale Funktionen gestrichen wurden.
Das mangelnde Entwicklungspotential gipfelt darin, dass drei Jahre alte BEVs offline gehen, weil sie nur 2G-Funkschnittstellen haben und ein Update nicht angeboten wird.
Kernaussage: Das Problem ist bei Daimler der Unterschied zwischen Theorie und Praxis!
Olli meint
Ich konnte das Fahrzeug etwas verfolgen. Superschönes Fahrzeug. Im Interieur hochwertige Materialien, gut verarbeitet.