Die Deutsche Post hat im Februar überraschend das Aus der Produktion ihrer E-Transporter-Tochter StreetScooter bekanntgegeben. Konzernchef Frank Appel sagte jetzt im Gespräch mit Journalisten, dass er weiter von dem Konzept für lokal emissionsfreie Lieferungen überzeugt sei. Letzten Endes habe es aber unter anderem an Unterstützung durch die Politik gefehlt.
Die Post hatte den StreetScooter ab 2017 auch anderen Unternehmen angeboten. Die Produktion für den Eigenbedarf und die Nachfrage von Dritten reichte jedoch nicht für den wirtschaftlichen Betrieb des Aachener Startups. Der Logistikkonzern wollte außerdem nicht langfristig als Fahrzeughersteller auftreten und suchte vergeblich Partner oder Käufer für StreetScooter. Appel glaubt, dass strengere Regularien für den Lieferverkehr in der Innenstadt StreetScooter zu einem Erfolg hätten machen können.
Wenn der StreetScooter kostenlos in die Städte gekommen wäre und Fahrzeuge mit Dieselmotor nicht oder aber der CO2-Ausstoß verteuert worden wäre, hätten sich die batteriebetriebenen Lieferwagen besser verkauft, sagte Appel bei einer Online-Konferenz des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten, berichtet die Automobilwoche. StreetScooter wurde von einigen vorgeworfen, mangelnde Technik und Qualität zu liefern. Appel sieht das anders: „In der Tat ist der StreetScooter immer noch das beste Fahrzeug am Markt“, meinte er.
2019 hat die Post mit dem StreetScooter rund 100 Millionen Euro Verlust eingefahren. In diesem Jahr sollen durch die Abwicklung der Produktion noch einmal 300 bis 400 Millionen Euro hinzukommen. Der Zeitpunkt für den Stopp des Projekts ist nach Überzeugung von Appel der richtige gewesen. „Weil wir die Autos ja jetzt am Markt gar nicht verkaufen könnten so einfach“, erklärte er mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie und deren Folgen für die Wirtschaft.
Eigentlich wollte die Post mit ihrer 2014 übernommenen Elektro-Transporter-Tochter die eigene Flotte im großen Stil elektrifizieren. Die Umstellung auf E-Mobilität wird weiter verfolgt, allerdings nun in Zusammenarbeit mit anderen Partnern, sagte Appel. Er erwarte, dass die Autohersteller bald geeignete Fahrzeuge anbieten. StreetScooter wird zu einem reinen Betreiber der Bestandsflotte umgebaut. Davor wächst die Anzahl der E-Transporter aus Aachen Appel zufolge aber noch von 11.000 auf 15.000 Fahrzeuge.
Andi meint
Spannend was hier in Zukunft geschieht. Ich denke Amazon wird mit Rivian ein gewichtiges Wort im Marktsegment der Lieferwagen mitreden, denn wenn ein solches StartUp mit einer 100000er Serie starten kann, kann es den Markt unabhängig von den grossen Autoherstellern aufmischen. Der Einstieg ist sicher deutlich einfacher als damals für Tesla, da es hier ja von Anfang an eine Abnahmegarantie für eine grosse Stückzahl gibt. Die Garantie wiederum treibt die Firma nicht in gleichem Masse an, weil sie nicht selber ums Überleben kämpfen muss. Das würde ich auf der negativen Seite sehen. Positiv ist sicher das Tempo von Amazon, mit der Entwicklungen nach vorne getrieben werden. Ich glaube, dass man bald einmal mit Rivian so was Ähnliches wie Tesla im Marktsegment der Lieferwagen sehen wird. Die grossen Geländewagen die die Firma auch noch produziert, sind hingegen auch vom Preis her, weit weg von massentauglich.
Dass der Internetkauf / Paketdienst nicht nur seit Corona stark im Aufschwung ist, ist ja kein Geheimnis. In den nächsten 10 Jahren wird sich das wahrscheinlich verdoppeln. Dann ist es schon wichtig, dass dies möglichst emissionsfrei geschehen kann. CO2-frei ist ja nur ein Kriterium von vielen, was immer vergessen wird. Die Verbrenner stossen einen ganzen Strauss an giftigen Emissionen und ein Lärmplus aus, deshalb ist es klar, dass das weg muss, wenn wir so wie jetzt, eine deutlich bessere Technik am Start haben.
Unknown meint
Die Post brauch die normale Kettis die E Autos sind ziemlich sinnlos weil dar nix rein passiert in so ein E Auto und die im Verbund nicht alles weg bekommen
Nils P. meint
Gibt es denn schon eine Alternative zum Streetscooter? Vielleicht kan man ihn ja retten. Mit einer 5 Cent Notopferbriefmarke auf jedem Paket. Ich würde das bezahlen.
Lewellyn meint
Wirklich schade um das Konzept.
Mein Amazon-Lieferer fährt seit kurzem mit einem e-Vito vor.
Elektro im Lieferverkehr wird sich einfach durchsetzen.
Arno Seitzinger meint
Sehr schade um die Firma und das Fahrzeug. Ich fahre auch einen (Pritsche, lang) und ich bin ebenfalls der Meinung, dass es nichts vergleichbares gibt. Dass die Post den fallen lässt ist ein Armutszeugnis und eine Schande. Die oftmals dargestellten riesigen Kosten sind, umgerechnet auf das einzelne Fahrzeug, gar nicht so aus der Welt…
IchAuchMal meint
Wenn selbst Weltkonzerne wie VW und Ford im Transporterbereich zusammen gehen um Entwicklungs- und Produktionskosten zu minimieren, dann ist es natürlich für einen Kleinsthersteller wie streetscooter sehr schwer, die Kosten reinzuholen.
Jetzt – wo keine Fahrverboten kommen und andere hersteller auf den e-Transportermarkt komme – dürfte es so gut wie unmöglich sein.
Egon Meier meint
Die pkw-BEV kommen nur in den markt, weil sie massiv gefördert werden. Eine entsprechende Förderung beim Transportern fehlt – sprich massive ‚Benachteiligung‘ der Verbrenner.
Da bei Transportern eine erhebliche geringere Stückzahl als bei Pkw von den Bändern läuft sind natürlich Entwicklungskosten und anderen Einstiegsbelastungen schlechter in der Kalkulation reinzuholen als bei dem Massenprodukt pkw
Schade – mein Zusteller liebt seinen Streetscooter
caber meint
Schade dass der „Street Scooter“ nicht weiter entwickelt und produziert wird.
Sein Geburtsfehler ist allerdings die zu geringe Reichweite.