Jaguar Land Rover und die norwegische Hauptstadt Oslo nehmen eine Flotte kontaktlos aufladbarer Elektroauto-Taxis in Betrieb. Ziel der Partnerschaft im Projekt „ElectriCity“ ist der Aufbau einer Infrastruktur zum kontaktlosen schnellen Aufladen von Taxis im Großraum Oslo.
Der britische Autobauer liefert für die erste Phase des Großversuchs 25 Exemplare des batteriebetriebenen SUV-Crossovers Jaguar I-Pace. Die Fahrzeuge sind mit der Technologie des US-Spezialisten für kontaktloses Laden Momentum Dynamics kompatibel. Zu den Partnern des Pilotprojekts gehören neben Jaguar Land Rover, der Stadt Oslo und Momentum Dynamics auch der skandinavische Taxibetreiber Cabonline sowie der größte Ladesäulen-Betreiber der Region Fortum Recharge.
In dem in Oslo getesteten System sind an zentralen Haltebuchten mehrere Ladeplatten mit Ladeleistungen von je 50 bis 75 kW im Boden eingelassen. Dadurch können die am Taxistand auf Kundschaft wartenden Fahrzeuge beim Vorrücken automatisch und kontaktlos Strom beziehen – im Schnitt laut den Betreibern mit 50 kW Ladeleistung bei sechs bis acht Minuten Standzeit. Die Elektro-Taxis sollen so ohne große Standzeiten im 24/7-Service laufen können.
„Die Taxi-Industrie ist das ideale Prüffeld für kontaktloses Laden und für eine elektrische Mobilität mit hohen Laufleistungen. Die sichere, energieeffiziente, leistungsstarke und kontaktlose Ladeplattform wird sich als entscheidend für elektrisch betriebene Fahrzeugflotten erweisen – so ist die Infrastruktur doch effizienter als das Nachtanken eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs“, erklärte der Chef von Jaguar Land Rover Ralf Speth.
Das Projekt zum kabellosen Laden ist Teil des Plans, bis 2024 alle Transport- und Taxisysteme im Raum Oslo emissionsfrei zu machen. „Durch die Verbesserung der Infrastruktur und bessere Lademöglichkeiten für die Taxibranche sind wir zuversichtlich, dass bis 2024 alle Taxis in Oslo emissionsfrei unterwegs sind. Um unser Ziel zu erreichen, müssen der öffentliche Sektor, Politiker und Privatunternehmen an einem Strang ziehen – wie in diesem Projekt geschehen“, so der Vizebürgermeister von Oslo Arild Hermstadt.
Der in Oslo eingesetzt I-Pace wird seit 2018 gebaut. Jaguar hat diesen Monat das neue Modelljahr eingeführt, das unter anderem standardmäßig mit leistungsfähigerem Bordlader und einem moderneren Infotainmentsystem ausgeliefert wird. Die weiter 90 kWh große Batterie lässt sich an herkömmlichen Ladesäulen mit 50 kW Leistung in einer Viertelstunde für bis zu 63 Kilometer auffrischen. Beim induktiven Strom zapfen wie in Oslo fallen in der Regel höhere Verluste als beim Laden mit Kabel an, konkrete Angaben dazu wurden bisher nicht veröffentlicht.
eBiker meint
@Ecomento:
„lässt sich an herkömmlichen Ladesäulen mit 50 kW Leistung in einer Viertelstunde für bis zu 63 Kilometer auffrischen“
Was soll dass denn bitte für eine Information sein? Das man an einer 50kW Station mit 50kW laden kann? Wenn es um den neuen Bordlader geht wäre die Information, dass der Jaguar jetzt anstatt 7,4 kW (4,6kW an Wallbox) mit 11kW laden kann wesentlich interessanter – oder dass er an einer HPC mit bis zu 100kW läd.
ecomento.de meint
Das kabellose Laden in Oslo, um das es in diesem Artikel geht, funktioniert mit 50 bis 75 kW. Konkrete Angaben dazu wurden nicht gemacht, daher haben wir auf die reguläre Leistung verwiesen.
VG | ecomento.de
Thomas Claus meint
Eigentlich schade um den Strom der dadurch verloren geht. Auf der anderen Seite für Taxis sicher praktisch. Ich hätte wohl aber Bedenken wegen gesundheitlicher Risiken.
xdaswarsx meint
Zunächst schreckt Jaguar seine potentiellen Kunden mit langsamen 1-phasigem AC ab, und auf einmal kommen sie als erstes mit schnellem Induktionsladen um die Ecke.
Wow!
Wenn das Ganze auch noch bidirektional funktioniert, wird mein nächstes Auto doch vielleicht ein Jag?
Optisch und fahrtechnisch ist er I-Pace sowieso sehr gelungen.
EdgarW meint
Die Ladelösung stammt nicht von Jaguar, sondern ist ein Umbau
Siehe Heise Autos „Induktive Ladung für Oslos Elektro-Taxis“:
“ Die Ladetechnologie kommt von Momentum Dynamics, einer Firma aus den USA, die seit Jahren Induktionstechnik für Linienbusse mit Ladeleistungen von über 300 kW liefert“
Swissli meint
Ein idealer Fall für induktives Laden.
Und bekanntlich ist häufig ein wenig Strom nachladen (ideal im Bereich 20-70%) besser für den Akku, als in kurzer Zeit viel Strom reinballern. Wobei die 50 kW für diesen Anwendungsfall fast schon wieder zuviel sind.
Stocki meint
Es wäre interessant, wie groß die Ladeverluste sind.
EdgarW meint
WiWo de Artikel „Strom im Beton“ Seite 2:
„Die Betonspulen können auf oder im Straßenbelag verlegt werden. Die Ladeverluste lägen bei rund drei Prozent, also sogar etwas niedriger als bei kabelgebundenen Ladesäulen“
Dort geht es dem kurzen Reinlesen nach um Induktionsspulen direkt auf der befahrenen Fahrbahn und Natürlich unterscheiden sich die Systeme, aber 3% sind nach meinem Dafürhalten ein sehr guter Wert, der mir gerade bei diesem Einsatzzweck absolut tolerierbar erscheint.
EdgarW meint
Ähm, den Teil „etwas niedriger als bei kabelgebundenen Ladesäulen“ nehme ich ihnen nicht ab, denn weiterhin muss es ja ein Netzteil im Auto geben, dass den induzierten Wechselstrom in auch spannungsseitig passenden Akku-Gleichstrom umwandelt.
RudolfW meint
Bei uns in der Uni machen wir viel mit induktivem Laden bei 11kW Übertragungsleistung und zwischen 10 und 20 cm Luftspalt. Der Gesamtwirkungsgrad inklusive Elektronik liegt normalerweise zwischen 90 und 95% (hatten auch schon 97%). Bei 50kW ist ein hoher Wirkungsgrad erst recht sehr wichtig, weil die Abwärme sonst kaum abzuführen wäre.
Diese System sind nicht zu vergleichen mit den Smartphone Ladepads.
Yoshi84 meint
wow, ich wusste nicht, dass solche Ladegeschwindigkeiten erzielt werden können. Respekt!