Jaguar hat mit dem I-Pace 2018 das erste – und bislang einzige – Elektroauto des Jaguar-Land-Rover-Konzerns (JLR) eingeführt. Der SUV-Crossover wird von vielen gelobt, aber auch für seine niedrige Effizienz und den bis vor kurzem noch äußerst schwachen Bordlader kritisiert. Im Interview mit Automotive News hat der Nordamerika-Chef von JLR Joe Eberhardt über die derzeitigen Herausforderungen des Marktes gesprochen.
Wie der Rest der Branche verkauft JLR heute hauptsächlich SUV und Crossover. Jaguar hat zwei entsprechende Baureihen im Angebot, Land Rover ist auf Geländewagen spezialisiert. Die Limousinen von Jaguar finden seit längerem immer weniger Abnehmer, das mit Abstand meistverkaufte Modell ist das SUV F-Pace. Um das Portfolio insgesamt interessanter zu machen, wolle sich Jaguar wieder auf seine ursprüngliche DNA fokussieren, so Eberhardt.
„Wir konzentrieren uns auf das Interieur-Design, die Fahrfreude und die Leistung“ so der JLR-Manager. „Wir müssen die Marke besser als in der Vergangenheit positionieren Es ist eine sehr spezifische und außergewöhnliche Marke, wir müssen das den Kunden effektiver vermitteln.“ Ein Jaguar dürfe kein Auto für jeden sein. Das Unternehmen ziele nun wieder verstärkt auf Autokäufer, die aus der Masse herausstechen wollen. Der Prozess werde jedoch Zeit in Anspruch nehmen.

Die Verkaufszahlen des elektrischen I-Pace liegen hinter den Erwartungen von Jaguar. Dazu Eberhardt: „Außer Tesla steht im Moment zweifelsohne jeder Autohersteller vor der Herausforderung, seine Elektroautos richtig zu positionieren. Es ist eine echte Aufgabe, einem breiteren Markt verständlich zu machen, was für ein großartiges Auto der I-Pace ist.“ Den Vertrieb erschwere der aktuell niedrige Ölpreis, der das Einsparpotential von E-Autos verringere. Eine „sehr große Sorge“ sei zudem der Restwert – niemand könne sagen, welchen Marktwert gebrauchte Stromer in drei, vier oder fünf Jahren haben. Hinzu kämen Unsicherheiten bei der Ladeinfrastruktur, und die „Reichweitenangst“ nehme nur gemächlich ab.
„Die Zielgruppe für Elektroautos wächst, aber möglicherweise nicht in dem Maße, wie es die Branche und wir erwartet haben“, sagte Eberhardt. „Wir sind nicht komplett enttäuscht vom aktuellen Stand des I-Pace. Aber angesichts des guten Produkts hatten wir wohl auf eine etwas schnellere Akzeptanz gehofft.“ Eberhardt glaube dennoch weiter daran, dass der E-Antrieb künftig die zentrale Technik für Performance-Marken sein wird. „Aber es ist eine längere Reise, als wir gedacht haben.“
Neben weiteren klassischen Verbrennern planen Jaguar und Land Rover neue Elektroautos, zusammen mit teilelektrischen Stromern sollen beide Marken umfassend elektrifiziert werden. Bestätigt wurde bisher nur, dass die Luxuslimousine Jaguar XJ in der nächsten Generation mit Batterie-Antrieb kommt. Zuletzt hieß es, dass Jaguar auch an einem Wasserstoff-SUV arbeitet. Was Land Rover in Sachen reine E-Mobilität vorsieht, hat die Marke noch nicht verraten.
Wasco meint
Der Absatz vom i-Pace ging von Januar bis Mai um 45% in Europa zurück und es wurden 3125 davon verkauft. Aber besser als der EQC der sich 2243 Mal verkauft hat.
Jürgen Kosub meint
Wenn Jaguar Fahrzeuge unter 50k anbieten würde wäre die ersehnte Zielgruppe in ausreichender Menge da! Nicht umsonst gibt es erhebliche Wartezeiten für EVs im mittleren Preisrahmen . . . . . Sollte Jaguar vielleicht mal angehen . . . . . .
Jörg meint
Da muss keine Zielgruppe wachsen! Man muss nur die richtigen Fahrzeuge anbieten, dann gibt es auch (bereits) eine Zielgruppe dafür.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich gebe so langsam die Hoffnung auf, dass das noch eine von den „Automanagern“ kapiert. In 10 Jahren gibt es wirklich nur noch Tesla. Daneben noch VW, Toyota und paar Chinesen für all das worauf Tesla keinen Bock hat.
Andreas Michaelis meint
Das Problem ist, dass viele vom iPace enttäuscht sind, weil die reale Reichweite in dieser Preisklasse zu gering ist. Oder anders formuliert der Stromverbrauch ist selbst bei gemässigtem Autobahntempo einfach zu hoch. Dadurch sind die Betriebskosten nicht einmal zu einem Diesel konkurrenzfähig.
Auch ist das Fahrzeug zu breit für deutsche Garagen und schmale Landstraßen.
Jaguar muss dringend die Effizienz steigern und seine Preispolitik überdecken. Neben dem hohen Grundpreis sind die Optionen irre teuer. Für einen Satz schicke Felgen über 5k Aufpreis? Gehts noch?
Wie wäre es mit nur einem Motor und damit noch 200 PS. Senkt das Gewicht und erhöht die Reichweite. Schnell fahren ist mit einem E Auto sowieso nicht drin. Da reichen 200 PS selbst bei hohem Gewicht vollkommen. Das Fahrzeug wäre massentauglicher.
alupo meint
Sorry Jaguar, aber dieses eAuto mit diesen technischen Daten hätte ich mir niemals gekauft. Ok, für 20k€ UND wenn es keine andere Akternative gegeben hätte.
Und mein zukünftiges eAuto incl. FullSelfDriving steht für mich auch schon zu 50% fest. Unwahrscheinlich dass es Jaguar sein wird, schon mangels langjähriger Erfahrungswerte bei eAutos des Herstellers.
Aber ich freue mich dennoch über jeden Jaguar eAutokäufer. Der kauft eben nichts anderes, fährt abgas-, giftfrei sowie lautlos damit und zeigt vielen Leuten dass eMobilität heute funktioniert.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@ alupo: „FullSelfDriving“
„FullSelfDriving“, du willst auf ÖPNV umsteigen?
simon meint
Wie Alfa stirbt Jaguar die Kundschaft weg. Tolles Auto aber mich würde das Infotainmentsystem von Jaguar abschrecken, total veraltet.
Unsicherheiten bei der Ladeinfrastruktur, da dann baut halt ein zweites Ionity auf.
Die Materialien im Innenraum sind auch teilweise zu billig für den Preis.
Jaguar war vor MB und Audi auf den Markt mit einem Elekroauto das zu 100% als solches designed wurde. Aber die Leute kaufen trotzdem lieber den etron.
Futureman meint
Denke, bei E-Autos hat Jaguar einen höheren Marktanteil als bei Verbrennern. Daher alles richtig gemacht mit dem Auto, jede Lücke sein E-Auto
Egon Meier meint
Einerseits hat er Recht .. die Zielgruppe der BEV-Kunden im Bereich über 70.000 Euro wächst langsamer als man vermuten konnten.
Wenn man man die Zahlen von MS/MX/etron/taycan/i-pace zusammenfasst ist das ein sehr überschaubarer Markt und hat seine Grenzen.
Dass man in diesem begrenzten Markt Erfolg haben kann beweisen Audi mit dem etron und jetzt Porsche – es geht eben auf Kosten der anderen Hersteller.
Wenn man dann noch so ein ‚Minderleister‘ wie Jaguar ist und keine ordentliche AC-Ladeleistung gebacken kriegt noch Tesla beim Service noch unterbietet .. ja .. dann…
Schwächen hat jeder Hersteller/jedes Modell aber es muss auch ein Highlight im Fahrzeug stecken und beim i-pace ist die Suche danach mit extrem viel gutem Willen verbunden.
BEV-Fahrer sind frustrationstolerant – das kann man gut an Tesla sehen aber irgendwas muss man der Kundschaft auch dafür bieten.
Wenn jetzt noch der Brexit kommt .. ja dann Gute Nacht.
andi_nün meint
Die Zielgruppe für 70.000€ BEVs wächst zu langsam? Na wer hätte das gedacht.
leotronik meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Frank meint
Die sollten den I-Pace als Loaner einsetzen (wenn der alte Verbrennerjaguar mal in der Werkstatt ist)
Ansonsten:
Ich habe mich wegen der Ladeinfrastruktur für ein Model 3 von TESLA entschieden. Sich nie wieder fragen zu müssen: Find ich eine Ladesäule, die frei ist und die ich zum Laden kriege? – das ist schon sehr entspannend. Als 2. Punkt hatte ich Ladeleistung. Als 3. Punkt Reichweite als 4. Kofferraumvolumen und als 5. erst die Beschleunigung
stromschüssel meint
„Es ist eine echte Aufgabe, einem breiteren Markt verständlich zu machen, was für ein großartiges Auto der I-Pace ist.“
Ich habe mir den I-Pace mal konfiguriert. Nach Liste war ich bei 84.271 Euro. Erstes Angebot „carwow“ 70.850 Euro (Preise jeweils inkl. Überführung, Umweltboni abgezogen)…
Wie „breit“ möchte Jaguar den Markt denn haben, bei dem Preis?
leotronik meint
Der Brexit gibt Jaguar den Rest. An diese Marke habe ich beim Autokauf nie gedacht. Ist ein problematischer Exote. Mehr Schein als Sein.
GE meint
Hmm, in D schafft der I-Pace nur 10% der Zulassungen des e-tron …..Ich bin mir nicht sicher ob es da nicht doch am Auto liegt und nicht an der langsam wachsenden Zielgruppe für elektro crossocer/SUV
Peter W meint
Dass die Zielgruppe nicht wächst ist meiner Meinung nach eine falsche Formulierung. Die Zielgruppe ist der Personenkreis, den Jaguar ansprechen will. Wer zu dieser Zielgruppe gehört entscheidet Jaguar. Somit schrumpft nicht die Zielgruppe, sondern die Kaufwilligen innerhalb dieser Gruppe, die dieses Fahrzeug einfach nicht wollen, weil es in der Preisklasse Besseres gibt.
Jaguar sollte das Auto entsprechend überarbeiten.
Olli meint
Für die schlechte Ladeleistung, die der I-Pace bisher hatte, hat er sich noch erstaunlich gut verkauft.
Oliver Wunsch meint
Richtig!
die Zielgruppe für EURE BEVs wächst wirklich nur langsam.
Wer ist denn in Vorruhestand, wohlhabend und benötigt für die kurzen Strecken zum Golf oder Tennisclub ein Designerstück?