Daimler-Vorstandschef Ola Källenius will bei der Kernmarke Mercedes-Benz wieder stärker auf Luxus setzen. Zusammen mit dem zweiten Fokus, der Elektrifizierung der Modellpalette, soll der zuletzt finanziell schwächelnde Konzern wieder zu alter Stärke finden. Källenius denkt nun darüber nach, mit der bis ins Jahr 1921 zurückgehenden Marke Maybach auch im obersten Preissegment Elektroautos anzubieten.
„Wir können mit dem Markennamen Maybach noch mehr machen“, sagte Källenius im Gespräch mit Automotive News. „Die elektrische Plattform bietet einige Möglichkeiten.“ Derzeit gibt es nur die S-Klasse sowie das große SUV GLS in einer luxuriösen Maybach-Ausführung, eigenständige Baureihen wie von 2002 bis 2012 werden nicht mehr verkauft.
Mercedes hat im September die neue Generation der S-Klasse vorgestellt, die später auch wieder mit Maybach-Veredelung angeboten werden soll. Als Antrieb für das Flaggschiff dienen zunächst Verbrennungsmotoren in verschiedenen Leistungsstufen. 2021 soll es die S-Klasse dann auch als Plug-in-Hybrid mit rund 100 Kilometer rein elektrischer Reichweite geben. Eine nur mit Batterie betriebene Version ist nicht vorgesehen, stattdessen bringt Mercedes im nächsten Jahr die exklusiv als Elektroauto gebaute Oberklasse-Limousine EQS auf den Markt.
Der EQS führt bei Mercedes eine neue E-Auto-Plattform ein, die bisherigen Voll-Stromer der Marke basieren noch auf für Verbrennungsmotoren entwickelten Architekturen. Neben dem EQS sind diverse weitere Elektroautos geplant, auch im Mittelklasse- und Kompakt-Segment. Källenius orientiert sich jedoch stärker als sein Mitte 2019 abgetretener Vorgänger Dieter Zetsche an den Premium-Segmenten. Mit den dort erzielbaren höheren Margen will er zusammen mit Kostensparmaßnahmen die hohen Investitionen in Zukunftstechnologien wie E-Mobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren absichern.
„Wir müssen die Ertragslage des Unternehmens verbessern“, betonte Källenius gegenüber Automotive News. „Niemand hier unterschätzt die Herausforderungen durch die Transformation der Branche – aber die Chancen überwiegen für uns.“
Was genau der Daimler-Vorstandschef mit der Marke Maybach im Bereich E-Mobilität vorhat, verriet er nicht. Auch bei Batterie-Wagen dürfte aber neben hoher Leistung und alltagstauglicher Reichweite die Luxus-Ausstattung im Fokus stehen. Vor allem im Mega-Markt China sind luxuriöse Fahrzeuge weiter sehr gefragt. „Ich sehe erhebliches Potenzial für Wertschöpfung – als eine Luxusmarke, durch die Transformation und von zusätzlichen Einnahmequellen durch digitale Geschäftsmodelle“, so Källenius.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, ein EQ Maybach wird sicherlich ein tolles Auto. Die Kundschaft wird es besonders freuen, ohne stinkende Betriebsmittel unendlich leise durch die Landschaft zu gleiten. Und dazu noch eine hohe Verfügbarkeit, da Werkstattaufenthalte gegen null konvergieren. Und direkt neben dem Plebs zu tanken entfällt auch, steckt doch der Chauffeur (besser jetzt Elektriliseur genannt) abends in der heimischen Großraumgarage oder im Hotel Interconti diskret die Energienabelschnur ein. Es kommen großartige Zeiten.
Peter W meint
Er denkt nach. Das könnte ja schon mal helfen. Man könnte aber auch darüber nachdenken wir viel die Chinesen für den Namen Maybach bezahlen…
Priusfahrer meint
Die Bodengruppe eines Maybach ist von den Ausmaßen bestimmt bestens geeignet
für eine größere Batterie.
Außerdem muß Daimler Maybach als Konkurrenzprodukt weiter im Wettbewerb
stärken. Rolls Royce und Bentley sind auch schon auf dem Weg zur Elektrifizierung.
Michael meint
naja, viele Errungenschaften wurden tatsächlich zuerst in der S-Klasse realisiert bevor sie später in der E-Klasse und kleinen Modellen ankam. ABS wurde in der Luxusklasse entwickelt bevor sie in kleinen Fahrzeugen verbaut wurde. Und viele andere Dinge auch. Aber wichtiger als reden ist handeln.
Also Mercedes, zeigt mal was.
bensch meint
Ergibt schon Sinn. Noch ist E-Mobilität relativ teuer, und im Luxussegment ist Gewicht auch unerheblich. Solange sie die Elektrifizierung ihrer Volumenmodelle nicht vernachlässigen…