Ein Forschungskonsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den fahrfähigen Prototyp eines flexiblen Elektro-Transporters mit Selbstfahr-Technologie vorgestellt. Das 2019 erstmals präsentierte Fahrzeugkonzept U-Shift soll sich als Basis für unter anderem On-demand-Shuttles, moderne Rufbusse, ein Verteilzentrum für Güter und Pakete oder als mobiles Verkaufsgeschäft eignen.
Zentrales Merkmal des vom Land Baden-Württemberg mit rund zwölf Millionen Euro geförderten Projekts ist die Trennung von Fahrzeug, dem „Driveboard“, und den kapselförmigen Aufbauten für den Personen- oder Gütertransport. Die U-förmige Antriebseinheit beinhaltet alle technischen Komponenten und Systeme für autonomes, elektrisches Fahren. Für maximale Wirtschaftlichkeit soll das Driveboard möglichst rund um die Uhr in Betrieb sein. Die laut den Entwicklern wesentlich günstiger zu fertigenden Kapseln lassen sich für eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten auslegen.
„Mit dem modularen Konzept von U-Shift leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Transformation der Mobilität. Gerade für die Übernahme innovativer Konzepte durch die Automobilwirtschaft oder Logistik- und Mobilitätsdienstleister sind Prototypen extrem wichtig. Denn so können Forscher und zukünftige Nutzer die mobile Welt von morgen real erleben und verbessern“, sagt DLR-Vorstand für Energie und Verkehr Karsten Lemmer.
Der U-Shift-Prototyp hat die Maße eines größeren Transporters. Das Driveboard fährt derzeit ferngesteuert und soll in Zukunft komplett autonom unterwegs sein. Die Personenkapsel ist mit sieben Sitzplätzen und einem Klappsitz ausgestattet. Für einen barrierefreien Einstieg sorgt eine große Tür mit integrierter Rampe. Die Cargokapsel bietet Platz für vier Europapaletten oder acht Gitterrollwagen.
Mit Hilfe des Prototyps wollen die Forschenden erste Erfahrungen mit dem System sammeln, das die Kapseln aufnimmt und wieder absetzt. Sie tauschen sich zudem mit potenziellen Produzenten, Betreibern und Nutzern aus, um die Einsatzszenarien von U-Shift und damit verbundene zukünftige Arbeitsplätze zu diskutieren. Mit diesem Input wollen die Wissenschaftler das Fahrzeugkonzept weiterentwickeln. Es gelte, die Schnittstellen zwischen Mensch und Fahrzeug wie den Mechanismus zum Öffnen der Türen, den Informationsfluss und etwaige Zugangsbeschränkungen zu erproben.
In einem nächsten großen Schritt soll die Leistung des Antriebsstrangs gesteigert, Hardware und Sensoren für das automatisierte und vernetzte Fahren eingebaut, ein neues Batteriesystem getestet sowie Fahrwerk und Hubvorrichtung weiterentwickelt werden. Für das Jahr 2024 ist ein zweiter, vollautomatisiert und rund 60 km/h schnell fahrender Prototyp geplant. Mit ihm will das U-Shift-Team Geschäftsfelder für Unternehmen im Kontext neuer Mobilitätsserviceangebote untersuchen und bestehende Geschäftsfelder neu ausrichten, zum Beispiel in Pilotversuchen mit Firmen der Logistikbranche.
bj meint
Erinnert mich stark an die Snap-Konzepte von Rinspeed aus den letzten Jahren. Und ich bin überzeugt, dass das die Zukunft des Strassenverkehrs sein wird. Kein Mensch wird dann noch ein Fahrzeug mit Rädern kaufen, sondern bestenfalls einen eigenen Aufbau besitzen und das Skateboard bei Bedarf dazumieten. Nicht in fünf Jahren aber wohl in 50. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Industrie bis dahin auf eine einheitliche Schnittstelle zwischen Plattform und Aufbau einigt.