Das Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Köln (RVK) nutzt die eigenen Angaben nach größte Brennstoffzellen-Hybridbusflotte Europas und die erste standortübergreifende H2-Infrastruktur für den ÖPNV. Die 35 Busse und zwei Wasserstofftankstellen wurden Ende September offiziell vorgestellt.
Die RVK fährt seit 2011 mit Wasserstoff. „Dank der Unterstützung der RVK-Gesellschafter wurde das damals noch visionäre Projekt in mehreren Stufen über den Einsatz von zwei Prototypen, zweier Vorserienfahrzeuge, seit 2014 bis zum Stand heute entwickelt: die größte Brennstoffzellenbusflotte Europas!“, heißt es in einer Mitteilung. „Ich kann all meine Mitstreiter als Pioniere bezeichnen, die den Wert dieses alternativen Antriebs für einen wirkungsvollen Klimaschutz früh erkannt haben und den Mut hatten, das Projekt gemeinsam mit zu gestalten“, so RVK-Geschäftsführer Eugen Puderbach.
In Zusammenarbeit mit Industriepartnern gehen nun in Nordrhein-Westfalen eine Tankstelle in Meckenheim sowie eine in Wermelskirchen und 35 Busse vom Typ A330 FC des belgischen Herstellers Van Hool für die RVK in Betrieb. Die Fahrzeuge können mit 38,2 Kilogramm Wasserstoff für eine Reichweite von 350 Kilometer betankt werden. Dabei dienen die Brennstoffzellen für die Erzeugung von Strom aus Wasserstoff gemeinsam mit Lithium-Akkus und E-Motoren als Basis des vollelektrischen Antriebs. Nach den erforderlichen Fahrpersonalschulungen und abschließender Inbetriebnahme der Tankstelle sollen in Kürze in Meckenheim die zehn ersten Brennstoffzellen-Hybridbusse im Linienverkehr eingesetzt werden. Die neue Tankstelle erlaubt in der aktuellen Ausbaustufe eine tägliche Betankung von 20 Bussen in zwei Zyklen mit je 10 Fahrzeugen.
Die übrigen 25 Busse werden an den RVK-Standorten Wermelskirchen und Bergisch Gladbach im Rheinisch-Bergischen Kreis sowie in der Stadt Hürth eingeflottet. Das Verkehrsunternehmen erhält für die Anschaffung der Brennstoffzellen-Hybridbusse Zuwendungen der EU sowie vom deutschen Bundesverkehrsministerium (BMVI). Der Aufbau der Infrastruktur wird ebenfalls durch Mittel der EU und des BMVI gefördert.
Bundesminister Andreas Scheuer sagte anlässlich der Vorstellung: „Heute geht in Meckenheim Europas größte Brennstoffzellen-Hybridflotte mit 35 Bussen und zwei Wasserstofftankstellen in den Betrieb. Damit wird die Wasserstofftechnologie für die Menschen im Alltag erlebbar. Genau darum geht es: moderne und klimafreundliche Technologien auf die Straße zu bringen und die Menschen zu begeistern. Dafür investieren wir rund 14 Millionen Euro in das Projekt.“ Weitere Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 7 Millionen Euro steuert die EU bei.
Bis Ende 2021 will die RVK im Rahmen der Förderung weitere 15 Brennstoffzellen-Hybridbusse im Rhein-Sieg-Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und in Hürth in ihre Busflotte integrieren. Zusammengefasst wird die RVK dann über 50 entsprechende Fahrzeuge verfügen.
Andreas meint
Scheuer meint klimafreundlich. Na, woher kommt nochmal der Wasserstoff für diese Busse?
Ansonsten wird sowas nur durch Steuergelder möglich.
Der Kämmer liebt solche Steuergeschenke. Schließlich wird 90% des Mehrpreises und die Befüllungsinfrastuktur von NOW GmbH gesponsert, also mittels deutscher Steuergelder. Die Wartung muss die Stadt dann selbst bezahlen. Hier wird der Hersteller Spass dran haben.
volsor meint
Was für ein Wahnsinn.!
38,2 Kilogramm Wasserstoff für eine Reichweite von 350 Kilometer.
Das macht rund 11 kg auf 100/km. Bei 9,50 € je kg sind das rund 103€.
Was sollen den da die Fahrscheine kosten.?
eBiker meint
Auch nicht mehr. So ein Stadtbus braucht rund 60 Liter Diesel.
Der ist aktuell Coronabedingt billig – wird aber alleine durch die Co2 Abgabe wieder teurer. Nur zur Erinnerung: letztes Jahr war lag der durchschnittliche Dieselpreis bei 1,25 Euro – da bist auch schon bei 75 Euro 100/km.
2012 waren es sogar kapp 1,50 Euro.
Jörg2 meint
@eBiker
Stadtbusse fahren auch mit 45 Liter Diesel auf 100km.
Die 60 Liter sind dann aber wirklich erschwerte Bedingungen (Steigungen, Doppeldecker…)
Hermann meint
Die Fahrzeuge werden nicht wie Stadtbusse eingesetzt. Die fahren übers Land. Und warum heißt es wohl “ Rheinisch-Bergische Kreis“?….. genau, weils dort bergig ist. Wermelskirchen ,ein 35 K Einwohnerstädtchen, liegt 300 Meter höher als der niedrigste Punkt, der sich im Städtchen Leichlingen befindet.
Jörg2 meint
Ich hab keine Ahnung, welche Tour die beiden Busse fahren werden.
Ich hab aber Ahnung von den Verbräuchen im gewerblichen Einsatz. Hier trifft „60“ nur sls Spitzenwert zu.
Eugen meint
Das meiste am Dieselpreis sind Steuern, das Geld landet dann ja wieder beim Staat und über Umwegen wieder bei klammen Kommunen, dürfte so gesehen ein Nullsummenspiel sein.
Swissli meint
Was sollen Wasserstoff-Hybridbusse sein? Das sind ganz normale H2 Brennstoffzellen Busse ausgerüstet mit einer 36 kwh Pufferbatterie um genug Leistung an den E-Motor zu liefern.
Leser meint
Kann man diese Pufferbatterie eigentlich auch direkt an der Steckdose wieder aufladen?
Leser meint
Das wäre zumindest super, und etwas Brot für die ewigen Wasserstoff-Effizienz-Kritiker..
Thomas meint
Energiebedarf Fahrzeugebene: 430 kWh/100km
Strombedarf Systemebene (bei 70% für Erzeugung&Transport): > 600 kWh/100km
Wow, das ist wirklich übel. Sogar für ein Wasserstoffprojekt.
Jörg2 meint
Da sind sie wieder: „größte“, „erlebbar machen“ und „Fördermittel“….
(Den Busgästen wünsche ich, dass sich die Technik schön im Hintergrund hält und nicht „erlebbar“ wird. Was für ein dusseliges Politikergeschwätz…)
Ansonsten: Eine feine Lösung für ein geschlossenens System ohne Konkurrenz und Kostendruck.
Swissli meint
Ich seh diese H2 Bus- und LKW Projekte inzwischen pragmatisch. Wenn Regierung und Bevölkerung in Deutschland so auf H2 Projekt Subventionen abfahren, sollen sie die Millliarden halt weiter relativ sinnlos verjubeln. Auch wenn das Fazit all dieser Testflotten schon lange absehbar ist: zu teuer im Betrieb (Herstellung H2 mit Erneuerbaren) und energiepolitisch (Wirkungsgrad, Stromverschwendung) höchst problematisch. Am Ende wird es kleine Nischenanwendungen im Transportbereich geben. Der ganze H2 Zirkus ist einfach eine milliardenteure Nischenfindung finanziert vom Steuerzahler :)
Jörg2 meint
@Swissli
Jo!
Die Nische wird immer da sein, wo die Kosten egal sind oder um´s Verrecken nichts anderes geht.
Für beides fallen mir nicht wirklich Szenarien ein, die irgendwas mit Massenmarkt zu tun haben und eine flächendeckende H2-Betankungsinfrastruktur ernähren könnten.
kritGeist meint
„Bevölkerung in Deutschland so auf H2 Projekt Subventionen abfahren, sollen sie die Millliarden halt weiter relativ sinnlos verjubeln“ – besser nicht!
Die Bevölkerung will eine gute Stadt/Dorf-Anbindung an den öffentlichen Verkehr, zu einem guten Ticketpreis, von teuren Prestige-Projekten (ala Maut, S21, BER, HH-Oper, einzelen H2-Tankstellen), hat mehr inzwischen genug, kann sich aber nicht durchsetzen, weil weiter (unfähige) Parteien als CD(S)U regieren.
Die sinnlos verjubelten Mrd. unsere Steuergelder!!! haben wir schon zu Genüge, Scheuer ist aber immer noch auf seinem Stuhl, an dem nicht mal einer sägt.
wwwchrisde meint
H2 mag sicher seine Berechtigung im zukünftigen Antriebsmix haben und da sehe ich persönlich auch vor allem Schwerlast- und Dauerverkehr wie Busse (eher Überland und Reise) sowie die Schiffe als adäquate Zielgruppe.
Das Wichtigste, nämlich die Energiequelle, wird im Artikel nicht erwähnt. Aktuell ist der verwendete Wasserstoff ein Nebenprodukt der chemischen Industrie und von daher NICHT CO2 neutral, lediglich lokal emmissionsfrei.
Da muss noch nachgelegt werden und da werden leider keine konkreten Ideen der RVK sichtbar.
RR meint
Irgendwo muss man anfangen. Jetzt entsteht ein Druck, den Wasserstoff aus regenerativem Strom zu erzeugen.
eBiker meint
Das Wichtigste was du übersiehst – obwohl du es schreibst – der Wasserstoff ist ein Nebenprodukt – man könnte auch einfach Abfall sagen.
Heisst das Co2 fällt sowieso an.
Alupo meint
Die chemische Industrie ist einer der ganz großen Wasserstoff Verbraucher.
Deshalb stehen z. B. im BASF-Stammwerk auch 3 riesige Wasserstoff Anlagen (die gewaltige Mengen an CO2 emittieren) . Und es gibt einige H2 Nebenausbeutemengen, die aber alle sofort im Werk verbraucht werden. Ein externes Wasserstoffnetz gibt es nicht und wird es trotz des riesigen Bedarfes am Standort auch niemals geben. Die Kosten dafür wären trotz der gigantischen H2-Mengen einfach gigantisch.
Ich weiß wirklich nicht woher die Märchen herkommen, dass es in der chemischen Industrie verfügbare Wasserstoffmengen aus Nebenausbeuten geben soll. Möglicherweise gibt es Einzelfälle mit Nebenausbeuten, aber das sind dann sehr wenige und mit sehr, sehr kleinen Mengen. Das hochzuskalieren um eine Flotte zu versorgen ist einfach nur eine Verbreitung von Fake News.
Hagen meint
Überall da wo Chlor hergestellt wird, entsteht Wasserstoff als Abfall und wird in der Regel in den Werken selbst gleich verarbeitet. Es eibt sicher was übrig was man anders vermarktet. Aber, Ich geb dir recht das kann bei weitem nicht das decken, was wir für eine H2 flotte in Deutschland benötigen würde. Also heisst es, es muß deutlich mehr H2 hergestellt werden und das nuss auf jeden Fall mit grünem, also abfallstrom aus den erneuerbaren passieren. Da sind wir aber noch lange nicht. Aber ohne Bedarf wird das keiner angehen. Also muss es mit solchen flotten beginnen. Und es macht nur Sinn, das in den Linien einzusetzen, die Land mit Stadt verbinden oder ganz auf dem Land sind. In der Stadt müssen es Batterie Busse werden. Diesel muss einfach nach und nach weniger werden. Und das muss endlich los gehen. Ein Verbrenner verbrennt um was in Bewegung zu setzten. Der Brennstoff kommt nie mehr zurück. Nicht wenn ich Bremse oder auch nicht, wen ich ihn ganz lieb bitte. Beim Elektrobus kann ich bei jedem anfahren an eine Ampel oder an eine Haltestelle wenigstens einen Teil wieder zurück gewinnen. Als allererstes kann man doch Buslinien elektrifizieren. Die teilweise parallel zu Straßenbahnen oder stadtbahnen. Da kann ich rech einfach ladevorrichtungen bauen, die die Busse an den Oberleitungen zwischenladen. Damit kann man auch die Batteriegrößen im Zaum halten.
kritGeist meint
*Daumen hoch* – Genau so ist & das es den (führenden) Politikern, ala Altmeier das bewußt ist, werden riesige Prestige-Projekte bei den Saudis befeuert, neben den Waffendeals. Wenn unsere Regierung grünen Wasserstoff ernsthaft will, soll sie entsprechende Öko-Energie weiter in der (privaten & dezentralen) Breite fördern (Wasser, Wind, Sonne). Oder notfalls näher solche Anlagen bauen, wo es auch Sinn macht, z.B. auf Teneriffa, statt nur Mallorca. Es ist näher & H2 kann per Schiff einfach transportiert werden. Da gibts riesige freie Flächen für Solar & genug Flächen an windigen Küsten & genug Platz für die Fabriken auch.