Das schwedische Startup Einride hat seinen vor knapp drei Jahren vorgestellten Selbstfahr-Elektro-Lkw aktualisiert. Das Design des ohne Fahrerkabine entworfenen sogenannten „Pod“ wurde optisch nur behutsam verändert. Im Fokus der jüngsten Bekanntmachung stand die weltweite Öffnung der Bestellbücher sowie die Einführung eines neuen Standards für vollautonome Fahrzeuge.
Einride testet den Lkw bereits auf öffentlichen Straßen in Schweden. Die jetzt präsentierte neue Generation ist laut den Entwicklern aerodynamischer, funktionaler und bereitet das Fahrzeug für die Serienfertigung vor. Neben einem weniger kantigen Design verfügt der neue Pod über in die Front integrierte „Hochleistungs-Lichter“. Die hinteren Lichter wurden auf die gesamte Höhe des Frachtraums vergrößert. Kunden wird zudem weiter eine im Vergleich mit heutigen Diesel-Lkw effizientere, sicherere und nachhaltigere sowie kostengünstigere Transportmöglichkeit versprochen.
Da der Pod von Grund auf als Transporter ohne Platz für einen menschlichen Fahrer konzipiert ist, seien die bisherigen Standards für autonome Fahrzeuge nicht geeignet, so Einride. Man habe daher den neuen Standard „Autonomous Electric Transport“ (AET) speziell für Elektro-Transporter ohne menschlichen Fahrer an Bord geschaffen. Die Einstufung der Selbstfahr-Fähigkeit erfolgt bei AET wie bei der für Pkw üblichen „SAE“-Klassifizierung über fünf Stufen beziehungsweise „Levels“:
- AET 1: Automatisierungstechnik für abgesperrte Anlagen mit vorgegebenen, für autonomes Fahren gut geeigneten Routen
- AET 2: Automatisierungstechnik für abgesperrte Anlagen sowie kurze Fahren von Einsatzort zu Einsatzort auf anliegenden öffentlichen Straßen
- AET 3: Automatisierungstechnik für den Einsatz auf öffentlichen Nebenwegen und die Fahrt von Einsatzort zu Einsatzort auf wenig befahrenen Hauptstraßen mit bis zu 45 km/h
- AET 4: Automatisierungstechnik für vollautonomes Fahren auf Schnell- und Hauptstraßen mit bis zu 85 km/h
AET 5 wird von Einride nicht näher beschrieben, dürfte aber für vollautonomes Fahren ohne Einschränkungen stehen – und damit für in absehbarer Zeit nicht auf öffentlichen Straßen erlaubte Technik. Die zu Beginn angebotenen Lösungen reichen je nach gewünschtem Einsatzzweck von AET 1 bis AET 4. Pods mit Fähigkeiten nach AET 1 und 2 sollen ab nächstem Jahr an Kunden übergeben werden, Fahrzeuge nach AET 3 und 4 ab 2022/2023.
Flankierend zum Start der neuen Fahrzeuggeneration haben sich laut Einride mehrere Kunden als Partner für die Markteinführung des Pod verpflichtet. Sie sollen den autonomen Lkw international einsetzen. Die bereits 2017 verkündete Kooperation mit Lidl Schweden werde erweitert, der Discounter habe den Einsatz mehrerer Pods zugesagt. Ein weiterer Partner für Pilotprojekte sei das schwedische Lebensmittelunternehmen Oatly. Darüber hinaus erhalte man künftig auch Unterstützung vom japanischen Reifenhersteller Bridgestone und der schwedischen Batterie-Firma Northvolt.
Einride nannte auch erste Preise: Reservierungen sind für 10.000 Dollar möglich. Der Einsatz von AET-1-Pods werde nach Übergabe mit voraussichtlich 18.000 Dollar pro Monat in Rechnung gestellt. Für AET-2-Fahrzeuge werden 19.000, für AET-3-Fahrzeuge 20.000 und für AET-4-Fahrzeuge 22.500 Dollar monatlich aufgerufen. Der Zugang zu der den Betrieb koordinierenden und die Fahrzeuge mithilfe menschlicher Betreuer aus der Ferne kontrollierenden Einride-Mobilitätsplattform ist in der Abogebühr inbegriffen.
Neben Fahrzeugen ohne Fahrerkabine will Einride auch elektrische Lastwagen im herkömmlichen Format bauen, die direkt von Menschen bedient werden. Details dazu gibt es noch nicht. Auch zu den konkreten technischen Daten seiner Elektro-Transporter schweigt sich das Startup noch aus.