Die Bundesregierung hat im Juni ihren Anteil an der von der Industrie mitgetragenen „Umweltbonus“-Förderung verdoppelt. Die Kaufprämie für Elektroautos beträgt jetzt bis zu 9000 Euro netto. Seit Sommer schließt der Umweltbonus die Inanspruchnahme weiterer Förderungen aus – das soll sich nach Protesten wieder ändern, der Vorgang dazu verzögert sich aber. Die Autobranche kritisiert das Durcheinander bei der E-Auto-Prämie.
„Komplizierte Verfahren bremsen den Hochlauf der Elektromobilität und schaden den Kunden“, warnte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller. „In der Umsetzung darf es kein langwieriges bürokratisches Verfahren geben“, sagte sie dem Handelsblatt.
Der gemeinsam von Bund und Industrie gewährte Umweltbonus war 2016 als 4000-Euro-Nettozuschuss für den Kauf eines Elektroautos gestartet. Im Februar dieses Jahres stieg die Fördersumme zunächst auf 6000 Euro, im Juni im Rahmen des Coronavirus-Konjunkturpakets dann auf bis zu 9000 Euro. Die jüngste Erweiterung der E-Auto-Kaufprämie wird nicht mehr zur Hälfte von den Herstellern finanziert, die Bundesregierung gewährt stattdessen nun bis zu 6000 Euro.
Um eine Überforderung zu vermeiden, beschloss das Wirtschaftsministerium im Sommer ein Kumulationsverbot, der Umweltbonus kann seitdem nicht mehr mit anderen Anreizen – etwa denen einzelner Bundesländer – kombiniert werden. Nach breiter Kritik gab die Bundesregierung bekannt, die Kombination von Förderungen beim E-Auto-Kauf wieder möglich zu machen. Die dazu nötigen Regelungen lassen allerdings noch auf sich warten. Für private Käufer und Flottenbetreiber geht es dabei mitunter um Tausende Euro an Fördermitteln.
Auch die Hersteller hoffen, dass die Doppelförderung bei Elektroautos möglichst bald wieder erlaubt ist. Der Automobilverband befürchtet laut dem Handelsblatt, dass wegen des Chaos um die Kaufprämie weniger Stromer verkauft werden. Die Branche ist aber auf einen steigenden Absatz von lokal emissionsfreien reinen E-Autos sowie der ebenfalls geförderten Plug-in-Hybridfahrzeuge angewiesen, um die verschärften CO2-Vorgaben in der EU zu erfüllen. „Die staatliche Förderung ist ein wichtiger Anreiz für unsere Kunden, auf Elektromobilität umzusteigen“, betonte die VDA-Präsidentin.
Neben der Abschaffung des Kumulationsverbots will der Autoverband eine weitere Änderung: Für die Förderung ist nicht die Regelung am Tag des Vertragsabschlusses für ein Elektroauto maßgeblich, sondern der Stand am Tag der Auslieferung. Das Problem: Einige Elektroautos haben sehr lange Lieferzeiten, der Auslieferungstag als Stichtag ist daher problematisch und sorgt bei Interessenten für Unsicherheit. „Um jetzt keine Kaufzurückhaltung auszulösen, ist eine Stichtagsregelung notwendig“, forderte Müller.
Thrawn meint
Der VDA wieder, der ist lustig.
Waren und sind sie doch selbst die größten Bremser, stellen sie es nun so hin, als wären die Behörden schuld. Gibt es einen verkommeneren Haufen von Industrielobby als die? Und das will was heißen…
Kein Wunder, dass VW im Frühjahr ernsthaft überlegt hat, aus dem Verein aus zu treten. Das hätte denen ein gutes Stück ihrer Macht gekostet. Schade!
Carlo meint
Schöne verdrehte Welt. Die Autoindustrie macht sich Sorgen um die Förderung. Dabei sind sie es, die durch ihre elend langen Lieferzeiten die Verkäufe reduzieren. Ein Fahrzeug mit 12-15 Monaten Lieferzeit kommt für mich nicht in Frage.
Aber so ist Deutschland. Immer sind die anderen schuld anstatt Mal vor der eigenen Haustür zu kehren.
Den Herstelleranteil kann man ja eh nicht als wirklich glauben. Der wird bei den Fahrzeugen hat schließlich vorher oben drauf gepackt. Hätte man sich auch sparen können.
Andi EE meint
Die beste Förderung der E-Mobilität, ist die Bestrafung der Verbrennung.
EMfan meint
Ja genau, „Bestrafung“ ist das was wir alle wollen und brauchen. Glückwunsch zu dieser genialen Idee.
Jörg2 meint
Wofür braucht die Autoindustrie Klarheit über die Förderung, welche der Käufer erhält?
Hat man die Befürchtung zuwenig den Verkaufspreis anzuheben?
Oder sorgt man sich um das Wohl des Kunden?
Stefan meint
Sie sagen, durch die unklare Förderungshöhe würden weniger E-Autos verkauft. Dabei sind die Lieferzeiten wohl in vielen Fällen das größere Hindernis. Beim ID.3 werden noch nicht mal alle Modellvarianten angeboten. Der ID.4 wird noch gar nicht geliefert …
Peter W meint
Dass bei der Förderung mehr Klarheit gefordert wird ist verständlich.
Nur ein Beispiel: Der eUp konnte nur noch bis Anfang September geordert werden. Die Auslieferung soll bis Dezember 2021 für alle bestellten Fahrzeuge abgeschlossen sein.
Die Frage, ob der Fördertopf bis Dezember 2021 leer ist kann niemand beantworten, genau so unsicher ist, ob die Auslieferung tatsächlich noch 2021 stattfindet. Was passiert, wenn das Auto erst im Januar 2022 geliefert wird? Was machen diejenigen, die sich einen eUp für 20.000 Euro nicht leisten können, und fest mit der Förderung gerechnet haben?
EMfan meint
Wer sich ein Auto nur durch eine staatliche Förderung leisten kann, der sollte überlegen ob er sich überhaupt ein Auto leisten kann.