Viele Hersteller setzen auf dem Weg zur Elektromobilität zunächst verstärkt auf teilelektrische Modelle, insbesondere Plug-in-Hybridautos mit größerer rein elektrischer und damit lokal emissionsfreier Reichweite. Wegen erhöhter Förderung sind Plug-in-Hybride in Deutschland derzeit sehr gefragt, ihr tatsächlicher Umweltvorteil ist allerdings zunehmend umstritten. Auch der Restwert der Teilzeit-Stromer ist laut Experten fraglich.
„Wir denken, dass die Nachfrage nach Gebrauchtwagen nicht so stark wächst wie das Angebot am Markt“, sagte Andreas Geilenbrügge vom Marktanalysten Schwacke mit Blick auf Plug-in-Hybride im Gespräch mit kfz-betrieb.de. „Wir haben große Bedenken, was die zukünftige Wertentwicklung anbelangt.“ Geilenbrügge argumentierte, dass es für die überwiegend privaten Käufer von Gebrauchtwagen keine Anreize in Form einer Prämie oder vergünstigten Dienstwagenbesteuerung gibt. Aktuell werden über den „Umweltbonus“ in Deutschland zwar auch Plug-in-Hybride bezuschusst, die Kaufprämie dürfte in wenigen Jahren aber wegfallen.
Ein weiterer Aspekt ist laut dem Schwacke-Experten der Verbrauch. Plug-in-Hybride kommen dank der E-Unterstützung auf dem Papier auf äußerst niedrige Normverbräuche, die tatsächlichen Werte lägen aber deutlich darüber, so Geilenbrügge. Das könne bei der Kostenrechnung „für einen negativen Aha-Effekt“ sorgen. Bei Schwacke glaubt man, dass die Restwerte von Plug-in-Hybriden bis 2025 unter Druck bleiben. Ab Mitte des Jahrzehnts würden am Markt dann „normale Nachfrage- und Angebotsmechanismen“ wie heute bei Verbrennern wirken.
Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) sieht die Restwertentwicklung bei Plug-in-Hybriden ebenfalls skeptisch. Die elektrifizierten Modelle seien als Neuwagen meist teurer als vergleichbare reine Verbrenner. Ob sich dieser Preisunterschied bei der Weitervermarktung halten kann, sei jedoch fraglich, meinte Martin Weiss, Leiter der Fahrzeugbewertung bei dem Marktbeobachter, gegenüber kfz-betrieb.de. Auch seien Plug-in-Hybride oft schwerer und hätten teils einen kleineren Kofferraum. Außerdem könnten viele Privatkunden zu Hause nicht laden. „Damit fallen sämtliche Vorteile für die Verbraucher weg, und die Fahrzeuge werden unattraktiver“, sagte Weiss.
Der in diesem Jahr deutlich aufgestockte Umweltbonus habe einen erheblichen Effekt auf die Nachfrage und auf die Wertentwicklung. Insbesondere junge Gebrauchte und Vorführwagen seien im Vergleich mit neuen Autos im Nachteil, so Weiss weiter. „Dadurch, dass die Prämie weniger hoch ist als bei reinen Elektroautos, ist der Effekt bei Plug-in-Hybriden aber weniger stark.“ Für Elektroautos beträgt der gemeinsam von Bund und Industrie finanzierte Umweltbonus aktuell bis 9000 Euro, 6000 Euro davon kommen vom Staat. Plug-in-Hybride werden mit bis 6750 Euro bezuschusst, der Bundesanteil liegt hier bei 4500 Euro.
Michael_O meint
Ich habe den letzten Diesel 2019 angeschafft, und das war genau richtig. Ich fahre seit 6 Jahren und insgesamt 125000km mit zwei Kangoo ZE und seit kurzem einem E-UP in der Stadt fast immer elektrisch. Aber weder meinen 1300kg Lastenanhänger noch meinen 1600kg Wohnwagen kann ein E-Auto vernünftig handhaben.
Im Urlaub Stunden an Ladesäulen zu verbringen, gehört auch nicht zu den Freizeitaktivitäten die ich möchte.
Hybrid brachte auch nicht viele zusätzliche Vorteile, nur mein Euro 5 Diesel musste weg und dank 5000€ von Mercedes für den alten Hyundai plus Restwert und diverser Rabatte zahle ich für die C-Klasse weniger als halb so viel wie für ein vergleichbares E-Auto.
Der nächste wird wieder ein Transporter mit E-Antrieb, denn jetzt nach 9 Jahren und 116000km schwächelt der erste Kangoo ZE schon etwas.
Burkhard meint
Ich sehe aber auch bei reinen E Autos das Proplem eines Gebrautwagens. Also aus heutiger Sicht würde ich mir kein 6 Jahre altes E Auto kaufen mit dem Hintergedanken das ich eventuell in den nächsten 2 Jahren für ein paar tausend Euro einen neuen Akku brauche. Hat darüber eigentlich schon mal einer nachgedacht. Denn jeder Akku, wie beim Handy, macht irgendwann schlapp. Und dann hat man eigentlich einen wirtschaftlichen totalschaden
Jörg2 meint
@Burhard
Wenn ich das richtig im Kopf habe, dann haben da bereits die Prüfgesellschaften („TÜV“) nachgedacht und wollen Prüfverfahren zur Alterungsbestimmung der Fahrakku anbieten.
Weiterhin denken wohl die Autohersteller darüber nach und wollen Zellen verbauen, die mehrere Tausend Ladezyklen aushalten. Bei entsprechend großem Akku (z.B. 70kWh) und einer Zyklenfestigkeit von 5.000 Vollzyklen, dürften ein Akkusterben auf Grund normaler Nutzung (ergibt ca. 1,5 Mio km) innerhalb von 6 Jahren ausgeschlossen sein.
Und ich vermute, die Anbieter von Anschlussgarantien (wie im Gebraucht-Verbrennermarkt üblich) denken da auch schön kräftig drüber nach.
Ich würde sagen, das Risiko ist ähnlich wie bei Verbrennern. Ein Motortotalschaden ist da auch nicht so erfreulich.
Und, wie bei Verbrennern, je mehr Komponenten verbaut sind umso höher ist die Gefahr das irgendetwas rumnervt. Was nicht da ist, kann nicht klappern…
Ich würde daher NICHT zu einem elektromotorgetriebenen Gebrauchtwagen tendieren, der seinen kleinen Akku per Brennstoffzelle befüllen muss. Oder zu einem Konstrukt, bei dem in einem 8-Gang-Automatikgetriebe eine zusätzliche E-Maschine verbaut ist….
Nachbemerkung:
Es geisterten mal enorme Ersatz-Akkukosten für den SMART durch die Presse. Man hatte damals vergessen, sich in der Preisliste auch die Rücknahmevergütung für den Altakku anzusehen und die Diff zu bilden. Der enorme Preis für den Ersatzakku war damals ein Abwehrpreis für Akkukäufer, die sich das gute Stück in den Keller hängen wollten (und keinen Altakku auf den Tisch legen konnten).
Joachim meint
Man sollte bedenken, das die Öko oder Kaufprämie erstmal aus eigener Tasche bezahlt werden muß. Diese Summen wie sie teilweise von 6 – 100000 € im Raum stehen hat doch kaum jemand. Die heutige Generation 2000 plus macht deswegen vielleicht Schulden um sich ein Elektro zu kaufen und zu hoffen das man die Prämie auch zurück bekommt. Vielleicht sollte man das anders lösen, dann würde auch der Anreiz suf Öko schlendern leichter fallen – aber da muß man wohl studiert sein.
hu.ms meint
Bei dem thema kann ich eigentiich nur den auf einem e-kona gesehenen aufkleber zitieren:
„Auspuff-Auto war gestern“.
Dieter Blickran meint
Na dann. Aus der selbstgewählten Blase heraus erblickt man eben nur schwer das Licht..
MichaelEV meint
Na dann. Diese Selbsterkenntnis führt hoffentlich bei ihnen zur Besserung…
Wilfried Gorkens meint
Ich sehe das mit grooßer Gelassenheit. Wenn ich meinen PHEV nach 7, 8, 9 Jahren mit 150.000 km + verkaufen werde, ist zum einen der Restwert ohnehin überschaubar, zum anderen wird mein Händler ihn ins Ausland weiterverkaufen bzw. das kann mir natürlich letztendlich egal sein. Ein paar Tausend Euronen werde ich schon noch dafür bekommen und mehr erwarte ich für das bis dahin ja intensiv von mir genutzte Fahrzeug auch nicht.
Thrawn meint
Heißt also, man sollte sich keinen neuen PHEV kaufen, sondern erst, wenn er gebraucht ist. Ui, die Botschaft wird unseren Herstellern aber nicht gefallen….
Den größten Restwertverust haben eh immer die Neuwagen. Einmal das Ding einen Tag zugelassen, -Schupp- schon sind 15% des sauer verdienten Geldes weg. Eine Geldvernichtungsmaschine. Am besten, man braucht keines.
Outlander meint
„Bei Plug-in-Hybridautos drohen laut Experten Restwertverluste“
Da muss man kein Experte sein um das zu wissen.
Wer kauft heute ein gebrauchtes „Hybrid“ Laptop?
Vor ein paar Jahren hat man eine klassische Festplatte + einer kleinen SSD (für den schnellen Systemstart und die schnellere Arbeitsgeschwindigkeit) verbaut.
Die Dinger waren nach zwei drei Jahren obsolet.
Genauso wird es beim KFZ kommen.
Was soll ich in fünf Jahren mit 30 km (elektrischer)Reichweite anfangen, wenn jedes 0815 Elektroauto gut 400 für den gleichen (Gebraucht Preis) bietet?
Aus heutiger Sicht mag ein PHEV irgendwie noch Sinn machen, aber als Gebrauchtwagen 0,0
Eugen P. meint
30 Km reichen doch um den Motor vor Kurzstrecken zu bewahren, längere Strecken fahre ich wie mit einem normalen Auto auch und die Vorteile des E-Kennzeichens nehme ich gerne mit. Damit bietet der PHEV zumindest Vorteile ggü. dem normalen Verbrenner. Bei aktuellen E-Autos reden wir auch eher von 200 bis 300 Km echter Reichweite und die elektrische Reichweite der PHEVs steigt auch.
In 5 Jahren hat ein PHEV vll. eine höhere elektrische Reichweite als die ersten i3, Leaf oder E-Golf, wer soll diese Krücken dann noch kaufen und da reden wir von Autos die teils keine 10 Jahre alt sind.
TwizyundZoefahrer meint
@Eugen, na dann definieren sie mal “ normales Auto“.
Sepp meint
In fünf Jahren gibt es keinen PHEV mehr zu kaufen.
xordinary meint
In fünf Jahren werden hoffentlich kaum mehr Hybride neu entwickelt. Obwohl, wenn ich mir so die Aussagen unserer deutschen „Premium“-Hersteller anschaue, würde mich das nicht wundern …
Eugen P. meint
Reinen E-Autos drohen auch hohe Wertverluste, einerseits durch den technischen Fortschritt, andererseits dadurch, dass wer nicht zu Hause laden kann, nichts mit einem gebrauchten E-Auto anfangen kann, da kann der Gebrauchtwagenmarkt durch Leasingrückäufer schnell überlaufen; solange E-Autos gefördert werden ist einen Neuwagen zu leasen attraktiver als gebraucht zu kaufen.
Von den Plugin-Hybriden ist zu erwarten, dass private Zweitbesitzer sie eher „artgerecht“ halten und wer viel Kurzstrecke aber auch regelmäßig Langstrecke fährt, für den ist der PHEV gebraucht die bessere Anschaffung. Damit konkurrieren gebrauchte PHEV bei den Hausbesitzern mit gebrauchten E-Autos, wenn die PHEV im Wert verfallen, umso besser für diese Käufer.
ShullBit meint
«Reinen E-Autos drohen auch hohe Wertverluste, einerseits durch den technischen Fortschritt, andererseits dadurch, dass wer nicht zu Hause laden kann, nichts mit einem gebrauchten E-Auto anfangen kann»
Gut die Hälfte aller Autos parkt heute vor einem Einfamilienhaus, Doppelhaus oder Reihenhaus, wo es in aller Regel schon heute kein Problem ist, Strom ans Auto zu bekommen. Selbst wenn wir eine extrem gute Dynamik bei den E-Auto-Verkäufen hätten, würde deren Anteil der E-Autos am gesamten PKW-Bestand in Deutschland auch 2025 erst bei höchstens 20% liegen (Ende 2020 liegt er voraussichtlich erst bei ca. 0,3%).
Es ist deshalb völlig unlogisch zu behaupten, dass es nicht genug Nachfrage geben kann, weil nicht genug Menschen Lademöglichkeiten hätten. In der Realität werden wir bis 2025 natürlich auch noch Fortschritte erzielen, was Laden am Arbeitsplatz, in Mietwohnanlagen, beim Einkaufen usw. anbetrifft. Sicher: Wir werden in 2025 nicht bei 100% sein und es wird weiter Menschen geben, für die Elektromobilität noch nicht passt. Aber für mindestens 70% der Autobesitzer dürfte Elektromobilität dann ohne nennenswerte Einschränkungen möglich sein. Dem steht ein Neu- und Gebrauchtwagenangebot gegenüber, das maximal 20% bedienen kann. Gleichzeitig wird sich abzeichnen, dass beim erneuten Kauf eines Verbrenners als Neu- oder Gebrauchtwagen massive Wertverluste drohen, weil das eine aussterbende Technologie ist.
McGybrush meint
Die Frage ist nicht ob gebrauchte eAutos gefragt sind sondern „welche“.
Also in 5 Jahren werden sicher viele auch ein gebrauchten ID.3 haben wollen. Da dann 400km bei Neuwagen normal sind wird der ID.3 mit grosser Batterie sicher besser gefragt sein als der mit kleiner.
Skeptiker meint
Wertverluste drohen bei jedem Auto.
Beim PHEV sind die Verluste eben viel höher.
Eugen P. meint
Wobei 300 Km bei einem Kleinwagen besser ist als 400 Km bei einem Mittelklassewagen, insofern glaube ich, dass eher die Kleinwagen als Zweit- und Drittwagen gefragt sind als reichenweiteschwache Mittelklassewagen um den Kombi oder SUV zu ersetzen, insbesondere wenn irgendwann 600 bis 800 Km Standard sind.
Thrawn meint
PHEV Akkus haben aufgrund ihrer geringen Größe nach der gleichen Laufzeit wesentlich mehr Ladezyklen hinter sich als reine BEVs mit größeren Akkus.
Somit ist die zu erwartende Lebensdauer des Akkus bei einem gebrauchten PHEV auch noch ein höheres Risiko.
Noch ein Grund mehr, von PHEVs Abstand zu nehmen. Man kann es drehen wie man will, es wird nicht besser. Am Ende profitiert nur der Hersteller. Also: Finger weg von PHEVs, egal ob neu oder gebraucht!
Peter W meint
Die 6750 Euro Förderung und der Steuervorteil für Geschäftswagen darf gerne vom Restwert abgezogen werden. Für viele Firmen ist der Restwert oft genau so hoch wie der Kaufpreis, da darf man für diesen Umweltkrücken auch etwas bestraft werden.
Rene meint
Und auch da könnten sich BMW und Daimler bald eine blutige Nase holen, wenn die ganzen Leasingrückläufer wieder auf dem Hof stehen. Der augenblickliche Aufschwung könnte hart zurückschlagen.
Jörg2 meint
@Rene
Da haben eher die Händler Trauer. In der Regel stehen die im Risiko.
VW hat es im Dieselskandal vorgemacht. Die Leasingrückläufer standen, unverkäuflich zu den kalkulierten Weiterverkaufspreisen nach Leasingrücknahme, wie Blei bei den Händlern. Die VW-Bank hat die Händler im Regen stehen lassen. Einige Pleiten großer VW-Häuser sind darauf zurück zu führen.
Ich vermute, bei anderen Marken wird es ähnlich ablaufen.
Herbs meint
Sind denn nach 2015 viele VW AHs pleite gegangen?
Ehrliche Frage – ich kenne zumindest keine, das hat aber logischerweise keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Jörg2 meint
Ja.
Die Spitze bisher war WICHERT in HH.
Zur Zeit ist das Insolvenzrecht ja ausgehebelt (bis 31.12., ich vermute es kommt die Verlängerung). Die Auftragslage in den Restrukurierungskanzleien lässt darauf schließen, dass nach Inkraftsetzung des Insolvenzrechtes das Autohaussterben richtig losgeht.
ExExperte meint
Bei uns hier im Süden mussten letztes Jahr einige VW Händler Insolvenz anmelden, allerdings ging der Geschäftsbetrieb weiter, keiner der Händler musste letztendlich schließen. Durch das Agenturmodel bleibt in Zukunft auch das Restwertrisiko beim Hersteller.
Jörg2 meint
(„Insolvenz“ bedeutet in der Regel die Weiterführung des Geschäftsbetriebes. Wenn die Kasse total leer ist, wird auch kein Verfahren mehr eröffnet. Ziel des Verfahrens ist die Begleichung aller Schulden aus dem laufenden Betrieb. Manchmal klappt das zu 100%, oft nur zu Bruchteilen und fast immer gibt es aus dem Verfahren heraus einen Eigentümerwechsel oder die Einstellung des Geschäftsbetriebes nach einiger Zeit. Eine Rückgabe/Freigabe an den Schuldner erfolgt eher selten.)
Stocki meint
PlugIn-Hybride sind ein klassischer Fall von „Aufs falsche Pferd gesetzt“. Vor allem BMW wird daran stark zu knabbern haben mit ihrer „elektrifizierten“ Flotte.
alupo meint
Heute gilt für die allermeisten Auspuffautokäufe schon, dass deren Käufer auf das falsche Pferd gesetzt haben.
Einig merken das früher, andere später. Käufer von Plugin Hybriden merken es aber definitiv „zu spät“. Aber das betrifft nur diejenigen, denen der Wertverlust weh tun wird. Das sind sicher nicht alle Käufer.