Bundesumweltministerin Svenja Schulze will, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Verkehrssektor deutlich steigt. Dies sei nötig, um die in den nächsten Jahrzehnten Autos, Busse, Lastwagen und Flugzeuge antreibenden Systeme möglichst nachhaltig zu machen. Schulze will den Einsatz von Ökostrom, Biokraftstoffen und synthetischen Kraftstoffen vorantreiben, im Pkw-Bereich sieht sie aber den reinen E-Antrieb als zentrale Lösung.
Ein Entwurf der Umweltministerin zur Umsetzung der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien im Verkehr sieht bisher vor, das Ziel eines Anteils von 14 Prozent schon 2026 statt wie vorgeschrieben 2030 zu erreichen. Schulze will diese Woche eine Erweiterung vorlegen. „Bis 2030 will ich 20 Prozent erneuerbare Energien im Verkehr erreichen, also wesentlich mehr als die EU-Vorgaben“, schrieb die SPD-Politikerin in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt.
In der Automobilbranche ist strittig, welche Antriebstechnologie in welchem Bereich die beste Lösung ist. „Nicht zuletzt, weil sich dahinter erhebliche wirtschaftliche Chancen verbergen“, so Schulze. Ein Großteil der deutschen Unternehmen habe zu lange darauf gesetzt, dass Autos und Lkw noch jahrzehntelang mit Verbrennungsmotoren fahren. Jetzt werde wegen der Klimakrise und der Luftverschmutzung in Städten aber umgesteuert. Der Wettbewerb um die besten Lösungen sei international in vollem Gange.
„Für das Auto ist der elektrische Antrieb die beste Lösung“
Da Ökostrom nicht unbegrenzt verfügbar sei, müsse er so effizient wie möglich eingesetzt werden, betonte Schulze. Das gelte auch für aus erneuerbaren Energien gewonnenen grünen Wasserstoff. Für die Produktion von Letzterem sehe ihr Gesetzesvorschlag „erhebliche Anreize“ vor. Der Einsatz solle dabei vor allem dort gefördert werden, wo es keine guten Alternativen gibt: im Flugzeug-, Schiffs- und Lkw-Tank. „Für das Auto hingegen ist der elektrische Antrieb die beste Lösung“, so die Umweltministerin. Sie begründete dies mit der für die gleiche Verkehrsstrecke gegenüber synthetischen Kraftstoffen „mindestens fünfmal“ höheren Effizienz. Ihr Vorschlag stärke daher auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität.
Schulze merkte an, dass trotz mehr Elektroautos noch Millionen Verbrenner auf den deutschen Straßen unterwegs sein werden – auch diese müssten möglichst klima- und umweltfreundlich angetrieben werden. Ihr Gesetzesentwurf sehe vor, die Förderung für Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen deutlich zu begrenzen. Sie wolle stattdessen den Anteil wirklich nachhaltiger Alternativen steigern, den fortschrittlicher Biokraftstoffe aus Reststoffen zum Beispiel. Aber auch abfallbasierte Biokraftstoffe, die vor allem aus verbrauchten Speiseölen hergestellt werden, sollten weiter eine wichtige Rolle spielen.
Deutschland sollte „nicht alles fördern, was auf den ersten Blick klimafreundlich erscheint – bei genauerem Hinsehen jedoch in ökologischer und sozialer Hinsicht mehr schadet als nutzt“, betonte Schulze abschließend. Ihr Vorschlag lasse offen, welche Technologien am Ende das Rennen machen, schaffe aber Anreize, in fortschrittlichere, umwelt- und klimafreundliche Optionen zu investieren.
bensch meint
Was ist eigentlich mit Biogas? Das vermisse ich immer in all den Plänen.
NiLa meint
Ist in den Plänen enthalten, Urlaub eben nicht stark genug.
Lewellyn meint
Das ist ja einfach. Fördert doch einfach statt dem bisherigen Stückwerk die Kombi PV, Akkus, Wallbox und E-Auto, damit die Leute, die ein Haus haben, sich ne PV aufs Dach schrauben und den ins Auto packen.
Schon könnten Millionen E-Autos in D mit EE-Strom fahren.
NiLa meint
Nur dass diese Pflanzen eben nicht grundsätzlich in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln stehen. Einfach und verständlich gesprochen: Getreide wird zu Nahrung für Mensch und Tier verarbeitet, die Reststoffe zu Kraftstoff.
Lektüretipp: https://bnn.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/kit-forscher-nennen-eu-klimaplan-schlecht-fuer-die-erde
Gegenwind ist Grundlage jeder Diskussion, sonst wäre es keine Diskussion sondern eine Echokammer.
Frau Schulze ist Umweltministerin. Sie soll die Umwelt schützen. Das kann man u.a. tun, indem man Palmöl im Biokraftstoff verhindert. Hat sie nicht getan, andere Umweltminister haben das durchaus geschafft UND haben bereits wesentlich mehr Biokraftstoff durchgesetzt. Also: Fehlbesetzung. Das zeigt sich auch in anderen „Projekten“.
NiLa meint
Das sollte unter meinen Post von heute morgen.
Andi EE meint
@NiLa
„Das kann man u.a. tun, indem man Palmöl im Biokraftstoff verhindert. Hat sie nicht getan, andere Umweltminister haben das durchaus geschafft UND haben bereits wesentlich mehr Biokraftstoff durchgesetzt.“
Für mich ist das Nationalismus übelster Sorte. Motto: Die Monokultur ist nur im Ausland schädlich.
Populismus in Reinkultur, das böse, böse Ausland ist so viel schlechter als wir guten Deutschen. Ich gebe dir mal ein Beispiel, Diesel, Deutschland hat mit seiner Ingenieurskunst die Welt sauber gefahren. Wenn wir doch endlich mal begreifen würden, dass der Lobbyismus im eigenen Land uns die Dinge immer um mindestens den Faktor 2 schönrechnen und um den gleichen Faktor im Ausland abwerten lässt. Einige Länder tun sich bei diesem Schema leider explizit hervor, ich nehme meins nicht aus.
NiLa meint
@ Andi: Raps (z.B.) ist keineswegs schädlich sondern ein wichtiger Teil der Fruchtfolge UND sehr hilfreich für Bienen. Also nein: Biokraftstoff von europäischen Äckern ist keineswegs ein „Kimakiller“, eine Palmöl Monokultur schon.
Das hat nichts mit Nationalismus zu tun.
Andi EE meint
@NiLa
Die Palmöl-Pflanze ist auch für ein paar Tierarten gut.
„Also nein: Biokraftstoff von europäischen Äckern ist keineswegs ein „Kimakiller“, eine Palmöl Monokultur schon.“
Sondern? Dieses Rapspfänzchen speichert doch kein CO2 im Vergleich zu einem Wald auf der gleichen Fläche. Dieses absurde Argument kannst du nur bringen, weil wir längst einen riesigen Prozentsatz der Landwirtschaft geopfert haben (Wald gerodet). Ich könnte die Argumentation umdrehen, all das was wir gerodet haben, könnten wir aufforsten und diesen bescheuerten Raps für Pkws vergessen.
NiLa meint
Es ist zwecklos mit Ihnen zu diskutieren. Ich versuche es trotzdem noch mal: Rapsöl spart CO2-Emissionen. Wir haben allein in D >50 Millionen Verbrenner Fahrzeuge auf der Straße. Die verschwinden nicht über Nacht. Man kann sie aber mit Biokraftstoff aus z.B. Rapsöl klimaschonend betreiben.
Ja, Aufforstung würde dem Klima noch mehr bringen. Und nein, realistisch ist das nicht. Diese Flächen werden dann eher zu Brachland verkommen mit einen geringeren ökologischen Nutzen als blühende Rapsfelder.
Und ja, auch wirtschaftliche Interessen der Bauern zählen. Klimaschutz ist wichtig, aber es ist Aufgabe der Politik, einen Interessenausgleich zu schaffen. Sonst geht es ziemlich schnell bergab mit der Sympathie für den Klimaschutz.
Rene meint
@NiLa: Das ist leider nicht so eindeutig, dass Raps so hilfreich für Bienen ist:
https://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/raps-bienenweide-oder-bienentod-art-9877824
NiLa meint
@ Rene: das liegt aber nicht am Raps, sondern an den verwendeten Pestiziden, die dieser angeblich braucht. Aber eben nur angeblich. Werden Raps und Getreidefelder in nicht zu breiten Streifen nebeneinander angelegt, ist das ein Paradies für Insekten und Vögel bei gleichzeitigen Rückgang von Schädlingen. Die Uni Göttingen hat dazu mal einen umfassenden Feldversuch gemacht.
(Und die nicht essbaren Teile des Getreides können auch gleich zu Biosprit verarbeitet werden ;) )
RICHTIG gemacht ist Kraftstoff aus Anbaumasse also kein Umweltproblem sondern kann Wirtschaft und Biodiversität durchaus beiden förderlich sein.
hermann meint
Die Schulz ist zum schlapp lachen.
Ökostrom aus heimischer Produktion ist zur Zeit viel zu knapp um ihn in E-Autos zu verheizen.
Erst wenn alle Kühlschränke, Herde, Waschmaschinen, Produktionsmaschinen und sonstige notwendigen Verbraucher mit EE aus D versorgt sind, darf auch das E Auto naschen. Bis dahin ist Hybrid (ohne Plugin) klimafreundlicher .
Ebi meint
Hier ist nur einer zum schlapp lachen.
hermann meint
Ich weiß, Du :))
Andi meint
Kindergarten:
Ebi hat’s aber zuerst gesagt…
;)
MichaelEV meint
Super, dass die regenerativen und klimaneutralen Kraftstoffe so umfangreich vorhanden sind!
Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie verlogen diese Diskussion ist:
Unser Strom ist NOCH nicht sauber, also lasst uns weiter dreckigen fossilen Kraftstoff verbrennen!
Würden „Kühlschränke, Herde, Waschmaschinen, Produktionsmaschinen und sonstige notwendigen Verbraucher“ alle ihren Strom über zertifizierte Ökostromanbieter beziehen, würde es auch genug Ökostrom aus heimischer Produktion geben. Ganz einfach!
bensch meint
Care to elaborate…? Erneuerbare müssen massiv ausgebaut werden, soviel ist klar.
Der Diktator meint
Die Regierung soll eine vernünftig hohe CO2 Steuer einführen und verlangen, dass auch bei den Pseudoökokraftstoffen der CO2 Anteil richtig ausgerechnet wird.
Den Rest macht der Markt selbst.
Andi EE meint
Schön wärs, in Frankreich ist das normale Volk Amok gelaufen (Gelbwesten). Das kann man als Gradmesser nehmen, wieviel der Bürger bereit sind, für den Klimaschutz zu zahlen. In Europa sind alle Klimaschützer, aber sobald es ans Zahlen geht, verliert man mindestens 60% der Bevölkerung.
Und bei der Industrie enden halt alle guten Vorsätze an der Grenze. Sobald sich mein Produkt verteuert, weil die im Ausland günstiger produzieren können, will man vom Klimaschutz nichts mehr wissen. Das ist der Grund, wieso es für viele Firmen Ausnahmebedingungen z.B. beim Strom gibt.
Der Diktator meint
Deshalb muss der CO2 Steuer ein CO2 Zoll beistehen. Und in der EU sollten wir eine einheitliche CO2 Regelung haben.
Wir müssen, aus reinem Selbstschutz, diesen Weg gehen, sonst haben wir bald noch mehr steinewerfende Neuankommlinge und zusätzlich Klagen von Leuten am Hals deren Inseln im Meer versinken. So können wir entgegnen: wir grün, wir nix Klimaerwärmung. Zusätzlich schützt die Klimahysterie als Nebenwirkung unsere Umwelt.
NiLa meint
Frau Schulze und ihre Vorgänger haben es anders als die Umweltminister anderer Länder nicht hingekriegt, den Anteil von Biokraftstoffen zu erhöhen MIT Biomasse aber OHNE Palmöl. Jetzt behauptet sie, Biokraftstoffe aus Anbaumasse seien grundsätzlich klimaschädlich. Die Frau ist eine einzige Fehlbesetzung.
stdwanze meint
Biokraftstoffe die durch Pflanzen gewonnen werden die in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen stehen ist unverantwortlich. Gerne mal zum Thema nutzbare Agrarflächen und deren Entwicklung über die Zeit im Verhältnis zur Weltbevölkerung informieren. Hat schon nen Grund wieso wir in Europa nicht mehr über Milch, Butter und Weizenberge sprechen.
PS: Auch hier wieder, kaum hat der Tag angefangen, schon ein Kommentar im Lieblings EV Blog mit Gegenwind garantiert; NiLa was treibt sie an?
PPS: Führungskräfte pauschal als Fehlbesetzung zu verunglimpfen spricht immer viel, waren Sie schon mal in einer solchen Rolle? Waren sie mal Accountable für etwas?
hermann meint
“ Accountable “ , LOL
Der Diktator meint
Die steigende Weltbevölkerung ist doch das größte Übel für die Umwelt und das Klima.
Wir leben im Lebensmittelüberfluss hier gäbe es kein Problem mit mehr Bio im Tank.
Die hungernden hungern nicht weil es zu wenig Agrarflächen gibt, sondern weil sie zu viele sind und sie die Nahrung mit ihren Vormittelaltermethoden nicht ausreichend produzieren können.
Nein, ich habe keine Lösung für den Weltfrieden.
stdwanze meint
„Die hungernden hungern nicht weil es zu wenig Agrarflächen gibt, sondern weil sie zu viele sind und sie die Nahrung mit ihren Vormittelaltermethoden nicht ausreichend produzieren können.“
Genau das meine Ich. Bitte erst informieren.
Flo meint
@NiLa: Hier ein Lesetipp: https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/biosprit
EdgarW meint
@Flo danke, werd ich mir bookmarken
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