Der Verband der Automobilindustrie (VDA) will einen schnelleren Ausbau der deutschen Elektroauto-Ladeinfrastruktur. Das in einem ersten Schritt bis 2022 formulierte Ausbauziel werden die Autohersteller laut dem VDA schon Ende dieses Jahres erreichen. Der Verband sieht künftig vor allem den Staat in der Verantwortung, insbesondere auch die Landräte und Bürgermeister. Ein neues Elektro-Ladenetz-Ranking für alle Regionen soll zeigen, wie groß der Nachholbedarf ist.
„Die Lademöglichkeiten der vielen neuen E-Autos sind der Schlüssel zum Erfolg der Elektromobilität. Der ‚Masterplan Ladeinfrastruktur‘ der Bundesregierung gibt das Ziel von 1 Mio. öffentlicher Ladepunkte bis 2030 vor. Um das staatlich vorgesehene Ziel zu erreichen, sind künftig rund 2000 neue öffentliche Ladepunkte pro Woche nötig. Aktuell werden aber nur rund 200 neue Ladepunkte im öffentlichen Bereich installiert“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Deutschland sei bereits Europameister bei E-Autos. Aktuell kämen jeden Monat 50.000 neue Fahrzeuge auf die Straße. „Alle neuen E-Autos müssen laden können, sonst können wir die geforderten Klimaziele nicht erreichen“, betonte Müller. „Das Ladenetz-Ranking ist ein Ansporn für alle Kommunen, die Sache nun aktiv in die Hand zu nehmen und schafft eine wichtige Transparenz. Die Landräte und Bürgermeister müssen sich ab jetzt an diesen Zahlen messen lassen.“
Das Ladenetz-Ranking des VDA zeigt zwei Werte, die laut dem Verband für den Ausbau der Elektromobilität entscheidend sind: Der A-Wert steht für die Attraktivität des Ladenetzes im Landkreis oder der Stadt. Er benennt die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu den im Landkreis oder der Stadt zugelassen Autos. Je mehr Ladepunkte vorhanden sind, desto attraktiver ist die Region für die Umstellung auf E-Autos. Derzeit liegt der Mittelwert bei 1486. „Aktuell kommen im Durchschnitt rund 1500 Fahrzeuge im Bestand auf einen öffentlichen E-Ladepunkt. Dieses Verhältnis muss geringer werden, um die Region für den Umstieg auf Elektromobilität attraktiver zu machen“, so Müller.
Der T-Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlichen Ladepunkt teilen müssen. Dazu die VDA-Präsidentin: „Wir brauchen ein ausgewogenes Verhältnis von öffentlichen und privaten Lademöglichkeiten. Beides muss jetzt intensiv ausgebaut werden. Die Kommunen sollten jetzt das Angebot in ihrem Verantwortungsbereich steigern und einen Plan vorlegen, wie sie die Ladeinfrastruktur in ihrem Verantwortungsbereich schnell und engagiert ausbauen wollen. Nach einer Richtlinie der EU sollten sich im Durchschnitt nicht mehr als 10 E-Autos einen Ladepunkt teilen müssen. Schlange stehen beim E-Laden motiviert die Bürgerinnen und Bürger nicht zum Umstieg.“
In Deutschland gibt es laut der Bundesnetzagentur mit Stand Anfang November 32.110 öffentliche Ladepunkte. Es müsse nun auch die Erfassung von privaten Ladepunkten an Haushalten eingerichtet werden, forderte Müller. Dies könne am besten von der Energiewirtschaft organisiert werden.
Das aktuelle VDA-Ladenetz-Ranking
Im A-Wert (Attraktivitäts-Wert) gewinnt der Landkreis Regen, hier steht für 310 Pkw ein öffentlicher Ladepunkt zur Verfügung. Vorne liegen auch Wolfsburg (358), Passau (403), Landau in der Pfalz (418) und Regensburg (434). Schlusslichter in der Attraktivität sind der Landkreis Celle mit 9947 zugelassenen Pkw auf einen Ladepunkt, der Landkreis Prignitz mit 15.188 und die Stadt Krefeld, in der fast 24.000 Pkw auf einen öffentlichen Ladepunkt kommen.
Auch im T-Wert (Teilen-Wert) gewinnt der Landkreis Regen mit 1,9 E-Pkw pro öffentlichem Ladepunkt, gefolgt vom Landkreis Freyung-Grafenau (2,8,) der Stadt Salzgitter (3), dem Kyffhäuserkreis (3,2) und der Uckermark (3,3). Auf den letzten Plätzen liegen Kassel (68), Weimar (69), Wuppertal (78), Stuttgart (88) und Krefeld (199).
Den Status der öffentlichen E-Auto-Ladeinfrastruktur aller Landkreise und Städte will der VDA von nun an quartalsweise aktualisieren, die Auswertung ist hier verfügbar.
Bernd meint
Ein unsinniger Ansatz. Da müsste man auch schon das Verhältnis der privaten Stellplätze mit rein rechnen. Die meisten Ladevorgänge passieren am heimischen Stellplatz. Notfalls an der Schukosteckdose. Ein T Wert ist doch nur für Laternenparker interessant.
Tesla-Fan meint
Tesla hat gewonnen!
Jörg2 meint
Ich kann mich nur wiederholen:
Da, wo es TESLA sehr schwer haben wird: in Citylagen Standorte für Schnelllader finden, da wäre es für die deutschen Autobauer ein Heimspiel, wenn sie die vorhandenen Betriebshöfe von z.B. ihren Händlern nutzen würden um eine 24/7 Schnellladeinfrastruktur für Ballungsgebiete aufzubauen.
Wer wissen möchte, was ich meine:
Google Map aufrufen, ein Ballungsgebiet raussuchen (Duisburg – Bochum – Essen) und nach „VW Autohaus“ suchen und sich dann vorstellen, da würden jeweils 4 Schnellader stehen. Nicht öffentlich (laut Ladesäulenverordnung), ungefördert, nur für VW und seine Marken, anstöpseln, laden, bezahlen über hinterlegte Zahlmethode…. Das Ganze im Navi mit Echtzeitdaten zur Verfügbarkeit… Das Ganze über alle VW/SEAT/SKODA/PORSCHE-Händler in der EU…
Thomas meint
Aber wer will denn schon jedes mal zum laden an einen VW Standort fahren. Selbst wenn die in der Stadt liegen, dann will ich doch trotzdem nicht dort regelmäßig eine halbe Stunde rum stehen. Es wundert mich, dass noch keine Lebensmittel-Kette massiv in den Ausbau gegangen ist. Das sind doch die besten Anlaufstellen. Die meisten Märkte in D werden keinen Lader haben und wenn dann nur einen mit im Schnitt 50 KW. Die Beteiligten an Ionity müssten einfach mehr Gas äh Strom geben und auch in den Städten an besagten Plätzen Lader aufbauen. Da müssen es ja auch nicht 350 KW sein sondern 150 KW sollten ja reichen. Dann natürlich noch die Preise etwas runter.
Jörg2 meint
Vielleicht ist ja auf der anderen Strassenseite der Lieblings-Discounter?
Aber VW kann ja auch gern weiterhin warten, bis irgendjemand das Ladesäulenbauen macht, kann seinen Lobbyverband weiterhin rumheulen lassen, den Kommunen den schwarzen Peter zuschieben und in Schönheit vergehen ….
Oder halt handeln!
Skodafahrer meint
Viele Autohäuser haben ein Platzproblem und sind nicht in einer Citylage sondern in einer Cityrandlage.
Sinnvollerweise sollte man mehr langsame DC Lader (50-100kW) in die Städte bauen, um Elektroautos mit großen Batterien während des Einkaufs zwischenladen zu können.
Mittelfristig wird ein Elektroauto der unteren Mittelklasse 100kWh und langfristig ein Kompaktwagen 100kWh Batteriekapazität haben können. Die Elektroautos der nächsten Generation (wie VW MEB 2. Generation) könnten noch etwas mehr Radstand haben, wenn die Batterien billiger werden. Wodurch man größere Batterien verbauen kann. Daher nützt ein AC-Lader immer weniger.
Jörg2 meint
„Viele Autohäuser haben ein Platzproblem und sind nicht in einer Citylage sondern in einer Cityrandlage.“
Wie ich schon vorschlug: GOOGLE Map, Ballungsraum aussuchen, nach Autohäusern suchen… Das würde die Frage zügig beantworten.
Und, nur weil es nicht bei jedem Standort sinnvoll ist, da zum Laden hinzufahren, so braucht doch jedes Autohaus für sich selbst Lademöglichkeiten. Allein diese für 24/7 zur Verfügung zu stellen, kann nicht so schwer sein. Da ein Softwaredach drüber zu errichten (Echtzeitdaten in die Navi, einfachste Abrechnung über hinterlegtes Zahlungsmittel) sollte nicht so schwer sein.
Aber eigentlich egal. VW macht es nicht und wird seine Gründe dafür haben.
Alea meint
Methodisch dünn. Entscheidend ist nicht die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen. In einem ländlichen Landkreis, wo jedes zweite Haus eine CEE-Drehstromsteckdose an Haus oder Garage hat, brauch ich nicht so viele öffentliche Ladepunkte wie in Berlin oder München, wo es zahlreiche „Laternenparker“ gibt. Zudem kommt es auf den Standort der Ladesäulen an. Stehen Typ2 Ladesäulen irgendwo bei Autohäusern, Gemeindebauhöfen an zugigen Ausfallstraßen, nützen die weit weniger als ein Ladesäule vor einem Kino, Museum oder Freizeitpark. Gerade im Bayerischen Wald (Bayerwald-Landkreis Regen Platz 1im Ranking) ist mir das aufgefallen. Da stehen viele Ladesäulen irgendwo am Gemeindebauhof im Gewrbegebiet, an Ausfallstraßen oder an anderen wenig geeigneten Standorten.
Georg meint
Jetzt sollte der VDA noch die kfw Förderzahlen „Investitionszuschüsse zur Errichtung einer Ladestation für Elektroautos im nicht öffentlich zugänglichen Bereich von Wohngebäuden aus Mitteln des Bundes“ die je Stadt abgerufen werden, direkt erfassen und in die Betrachtung einbauen. Denn in Kleinstädten, auf dem Land, wo fast jede(r) zuhause laden kann, macht es einfach wenig Sinn die öffentliche Ladeinfrastruktur um jeden Preis nach vermeintlich allgemeingültigen Regeln auszubauen.
Hans Meier meint
VDA setzt Druck auf, das Ladesäulen aus Steuergeldern bezahlt werden. Dafür macht er ein Ranking um mit den Fingern auf Gemeinden zeigen zu können, die zu wenig Steuergelder der Bürger investieren, der VDA und Konsorten selber zahlen natürlich keinen Penny, die machen einfach nur Druck & kassieren das so eingesparrte Geld für sich und ihre Aktionäre. (Nachdem man bereits Mil. Subventionen bekommen hat) Geil! So macht die Wirtschaft dem Staat Beine! :) Wird immer besser bei euch in DE mit diesem Lobbyverein. Kosten sozialisieren, Gewinne privatisieren. Und der Staat macht mit.
Kleiner Tipp, wenn ihr es so „sozialisiert“ macht werden in ein paar Jahren 1000e Ladesäulen unbenutzt vergammeln, weil man in der Zwischenzeit gemerkt hat, das man diese doch nicht braucht… Mein Beileid an jeden der ehrlich seine Steuern zahlt in DE.
Christian Brinker meint
Finde ich grds. eine gute Idee, da es ein kleiner weiterer Baustein zur Verbesserung ist. Musste schmunzeln, als ich „Krefeld“ als ein Schlußlicht las… kenne die Stadt gut, mit rd. 230T Einwohnern hat es so dermaßen wenig Ladesäulen, die dann noch nicht einmal in einem verbreiteten Roaming Verbund sind. DAS „anzuprangern“ mit dem neuen System ist gut.
EdgarW meint
Hab ich gesehen, gerade mal 5 Ladepunkte. Krass, dachte ich.
Auf GoingElectric nachgesehen: Es sind weit, weit, weit mehr. So gibt es eine CCS-Säule im Stadtgebiet, die allein schon 5 Ladepunkte (AC und DC) bietet, wenngleich die nicht alle zur selben Zeit nutzbar sein werden. Grundlage dürfte halt dieses wertlose, endlos hinterherhängende und nicht geförderte Säulen nicht berücksichtigende Verzeichnis des Bundes sein. Wegen Irrelevanz hab ich das weder gebookmarkt, noch erinnere ich mich, bei welcher Behörde es gelistet ist.
EdgarW meint
Auch toll ist z.B., dass Hannover nur als Region aufgeführt ist, nicht als Stadt Hannover und Region Hannover. Ginge natürlich, wäre aber wohl zu aufwändig. Mannomannomannoman, VDA halt ;-)
Sascha meint
Interessant wie der VDA versucht das Thema öffentliche Ladeinfrastruktur wieder auf die Kommunen abzuwälzen. Die Kommunen haben die Startinvestitionen getätigt, nun sollten aber die Energieversorger und Automobilhersteller dafür sorgen, dass eine ausreichende Ladeinfrastur vorhanden ist. Gerade die Energieversorger können das wesentlich besser, die EnBW hat dies schon verstanden und bewiesen.
Die vom VDA erstellten Rankings sind auch nur sehr bedingt aussagekräftig. Ich habe bislang noch keine langen Warteschlangen an unseren Ladesäulen gesehen, obwohl der T-Wert über 30 liegt.
GhostRiderLion meint
Der „VDA“ ist jetzt nicht mein „Favorit“ was die bisherige Elektromobilität angeht,
ABER dieses „Ladenetz Ranking“ finde ich interressant!
Es beflügelt vielleicht doch den einen oder anderen Landkreis (bzw. Stadt oder Städte) sich im Ranking nach vorne zu arbeiten.
Besonders wenn sich das Augenmerk nun doch mehr und mehr auf die Elektromobilität konzentriert und somit viel positives mit den „ersten“ Plätzen verbunden wird! ;-)
Peter meint
Es ist vor allem eine schöne Marketingzahl, die bei passender Interpretation zeigt, dass das mit EAutos gar nicht gehen kann. Mann muss es nur richtig lesen. WELT und Focus machen das schon.
Jörg2 meint
So lange nicht auf >25% der Betriebsgelände der VDA-Mitglieder frei zugängliche 24/7 Ladesäulen mit einfachster Freischaltung und Bezahlerei stehen, kann der Kummer nicht so groß sein.
Gern kann der VDA mit seinen Mitgliedern auch eine kleine IT-Bude betreiben, die das Ganze (mit Echtzeitdaten über Verfügbarkeit und Preise) auf die Navi´s der Autos der VGA-Mitglieder bringt.
Die „Staatsbeteiligung“ (also eigentlich die Beteiligung der Bürger) wäre dann die Erlaubnis, die entstehenden Kosten als Betriebsausgaben steuersenkend in Bücher zu nehmen.
Jörg2 meint
Kaufe ein „D“. Verschenke ein „G“
eBiker meint
Was willst du auf einen Betriebsgelände, welches normalerweise nicht für Aussenstehende zugänglich ist, den mit einer frei zugänglichen Ladesäule?
Jörg2 meint
Laden.
Z.B. auf den Kundenparkplätzen der gebundenen Händler.
eBiker meint
Ach das meinste. Dachte im VW Werk ;-)
Auch das macht keinen Sinn. Da wo bei uns die Autohäuser sind, will ich garantiert nicht rumstehen zum Laden.
Lader gehören da hin wo das Auto eh steht.
Also Schnarchlader am Stellplatz (aber bitte ohne Blockiergebühr- ich will nicht Nachts raus zum Abstöpseln), mittelschnelle CCS (50-100kW) beim Einkaufen, und HPC an der Autobahn.
Jörg2 meint
Meine Idee hinter dem Gedankengang war, bevor VW&Co ihre internen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft haben (hier z.B. die Nutzung der Autohäuser zur Bereitstellung von Ladeinfrastruktur) sollen sich mich (Steuerzahler) bitte nicht anbetteln.