Ford will sein Pkw-Angebot in Europa bis 2030 komplett auf Elektroautos umstellen, bereits bis Mitte 2026 sollen alle Wagen reine Stromer oder Plug-in-Hybride sein. Dazu gehört ein – oder auch zwei – speziell für die Vorlieben der hiesigen Kunden ausgelegtes E-Mobil. Fords Deutschland-Chef Hans-Jörg Klein hat in einem Interview mit autozeitung.de über die Pläne gesprochen.
Als Erstes kommt ab März mit dem Mustang Mach-E (abgebildet) das neue Batterie-Flaggschiff des US-Herstellers zu den deutschen Kunden. Klein sprach von einer positiven Resonanz auf das bereits bestellbare SUV, für konkrete Markt-Reaktionen sei es aber noch zu früh. Der Deutschland-Chef glaubt an den Erfolg des Mustang Mach-E: Mit ihm gehe das Unternehmen ganz neue Wege, die Kunden werden seiner Ansicht nach „schlicht begeistert sein“. Er sei das Modell schon häufiger gefahren und verspreche, dass es „ein traumhaftes Auto“ sei.
Als Nächstes steht 2022 eine batteriebetriebene Version des Kleintransporters Transit an, im Jahr darauf das für europäische Geschmäcker geplante ganz neue Elektroauto. Für Letzteres modernisiert Ford sein Werk in Köln mit einer Milliarde Dollar (ca. 830 Mio. Euro). Der Standort soll das erste auf Elektrofahrzeuge spezialisierte Produktionszentrum des Herstellers in Europa werden. Die technische Basis des neuen Elektroautos stellt im Rahmen einer Kooperation der Volkswagen-Konzern mit dem Modularen E-Antriebs-Baukasten MEB zur Verfügung. Der E-Ford soll dennoch ein echter Ford werden.
„Das Thema wird manchmal im falschen Kontext gesehen“, stellte Schäfer klar. Ford bekomme einen Antriebsstrang von Volkswagen, entwickele und designe das darauf basierende Fahrzeug aber in seinem europäischen Entwicklungs-Hub in Köln-Merkenich. „Und natürlich wird dieses Fahrzeug unsere Ford-DNA tragen. Es wird also ein echter Ford, und es gibt viel zu tun“, so der Deutschland-Chef. Details verriet er nicht. Berichten zufolge wird der auf MEB basierende Ford ähnlich groß wie die Kombilimousine VW ID.3 ausfallen, jedoch im Crossover-Gewand daherkommen. Die Designer sollen einen am Mustang Mach-E angelehnten, zwischen dem Kleinwagen Fiesta und dem Kompaktmodell Focus positionierten „Mini-Mustang“ planen.
E-Anteil soll deutlich steigen
Ford spreche sich klar für Technologieoffenheit aus, betonte Schäfer – man brauche für unterschiedliche Geldbeutel und Einsatzzwecke verschiedene Antriebslösungen. Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge werde aber deutlich steigen. Bereits Ende 2021 werde Ford 17 elektrifizierte Modelle – also neben dem Mustang Mach-E diverse Hybride – haben. Ab nächstem Jahr erwarte man, dass mehr als die Hälfte der verkauften Fahrzeuge teil- oder vollelektrifizierte Modelle sind. Schäfer deutete an, dass Ford später auch elektrifizierte Reisemobile anbieten will. „Alles, was bei den Pkw eingeführt wird, kommt mit einigem Zeitversatz irgendwann zu den leichten Nutzfahrzeugen“, sagte er dazu.
Mit Blick auf die für mehr Stromer nötige Ladeinfrastruktur meinte Schäfer, dass der Ausbau hier nicht schnell genug vorankomme. Ford errichte selbst „tausende Ladepunkte“, davon allein 750 im Werk Köln, könne damit aber nicht die Fläche bedienen. Dies müsse politisch gewollt und zur Top-Priorität erklärt werden. „Es sollte eine Gesetzgebung zur schnellen Umsetzung von Ladepunkten geben“, findet der deutsche Ford-Manager. Es sei „fundamental wichtig“, stabile politische Rahmenbedingungen zu schaffen.
Neben der Technik für Batterie-Autos, Hybride und klassische Verbrenner treibt Ford laut Schäfer auch E-Fahrzeuge mit zusätzlichem Wasserstoff-Brennstoffzellen-System voran. In Europa habe zwar die Elektrifizierung mit den bisher angekündigten Stromer-Typen „ganz klar die Top-Priorität“, das Unternehmen beschäftige sich jedoch mit der Brennstoffzelle als eine Alternative. Interessant könnte diese Antriebsart werden, wenn sowohl die Technologie als auch die dafür nötige Infrastruktur breiter angeschoben werde.
Active meint
Also die Zusammenarbeit mit VW kann ja nicht schaden machen andere grosse hersteller auch mit anderen autofirmen zusammenarbeiten aber wie schon einige geschrieben haben wird es wohl darauf hinauslaufen das wenn es nicht läuft im Europamarkt zieht sich ford zurück obwohl der Fiesta focus kuga gut vertrieben werden.
Rrl meint
Antwort @ Eugen
Eugen P. meint
Liest sich für mich wie ein Teilrückzug aus Europa, eh nicht besonders lukrativ für Ford. Man bezieht den MEB von VW, labelt sie als Fords, wenn es nicht läuft gibt man den Markt auf und verkauft eben nur noch Pickups, SUVs und (richtige) Mustangs auf dem Heimatkontinent.
Rrl meint
Natürlich geht mit MEB Basis etwas Fertigungstiefe verloren, aber jedes MEB Auto jetzt als umgelabelten VW zu bezeichnen ist Unsinn.
Eugen P. meint
Das war nicht mein Punkt und auch nicht wertend gemeint, aber wenn man eine Plattform zukauft anstatt selbst große Entwicklungskosten zu stemmen, sollte es auch einfacher fallen, den Markt im Zweifel aufzugeben und ich denke darauf wird es hinauslaufen, ähnlich wie bei GM. Da dürfte auch vieles am UK Markt hängen, Ford verkauft sich in Europa meine ich nur in UK und Deutschland ordentlich. Nur für Deutschland wird es auch keinen Focus Kombi mehr geben und den Fiesta wird man wahrscheinlich als erstes einstampfen.
Florian meint
Naja die bisherigen Erfahrung mit umgelabelten VWs als Fordfahrzeuge waren halt auch gut. Der erste Galaxy war im Grunde ja auch ein umgelabelter Sharan.
Dazu erkauft man sich etwas Luft um die Eigenentwicklung voranzutreiben ohne dabei auf verfügbare E-Modelle zu verzichten.