Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur nimmt weiter an Fahrt auf: 39.538 öffentliche Ladepunkte sind aktuell im Ladesäulenregister des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gemeldet, jeder siebte davon ist ein DC-Schnelllader. Damit sind innerhalb von drei Monaten trotz anhaltender Coronavirus-Pandemie rund 3800 neue Ladepunkte hinzugekommen.
Automobilbranche, Ladesäulenbetreiber und Kommunen sind laut dem BDEW in der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) – ein Beratungsgremium der Bundesregierung – zu dem Schluss gekommen, dass ein starrer Schlüssel von 1:10 Ladepunkte pro E-Fahrzeuge, wie von der EU-Kommission empfohlen, bei steigendem Marktanteil von E-Fahrzeugen zu kurz greife und der Hochlauf vielmehr als „moving target“ zu verstehen sei.
„Der Ausbaubedarf der Ladeinfrastruktur ist keine starre Zahl, sondern ein dynamisches System. Es ist mehr als fraglich, ob wir bis 2030 eine Million Ladepunkte brauchen, denn das wäre ein Szenario, das von mittlerweile überholten Voraussetzungen ausgeht: 900.000 Normalladepunkten á 11 kW. Die Forderung nach einer Million öffentlicher Ladepunkte berücksichtigt keinerlei Entwicklung: Immer mehr Fahrzeuge können ja heute schon schneller laden. Diese Dynamik müssen wir beim Ausbau der Ladeinfrastruktur berücksichtigen“, sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae.
Wichtig sei, dass die Ladeinfrastruktur den tatsächlichen Bedarf abdeckt und sichergestellt ist, dass immer ausreichend Möglichkeiten zum Laden gegeben sind. Aus Sicht des BDEW ist der dynamische Hochlauf von Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur wichtig: „Welche Fahrzeuge kommen auf dem Markt: Wie viele vollelektrische Fahrzeuge, die die öffentlichen Ladesäulen wirklich brauchen, und wie viele Plug-in-Hybride, die nur selten öffentlich Strom tanken? Wie viele private Ladestationen werden parallel gebaut? Um eine Über-Subventionierung zu vermeiden, müssen wir die Ladetechnologien der Fahrzeuge und das Ladeverhalten der E-Mobilisten im Blick behalten“, so Andreae.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse marktgetrieben erfolgen, sich also am tatsächlichen Bedarf der Kunden orientieren. „Wir brauchen für den Erfolg der Elektromobilität einen stabilen, kundenfreundlichen und verlässlichen Hochlauf der Ladeinfrastruktur. Für die Unternehmen, die diese aufbauen, ist wichtig, dass ein Geschäftsmodell dahinter liegt“, betonte die BDEW-Vorsitzende.
Der Erfolg der Elektromobilität entscheide sich vor allem im privaten Bereich, so der BDEW weiter. Daher brauche es hier in Deutschland schnelle Fortschritte. Die große Nachfrage nach dem Förderprogramm der Bundesregierung für private Ladestationen sei deshalb eine sehr gute Nachricht. „Auch der Zubau öffentlicher Ladesäulen muss weitergehen. Den Löwenanteil aller heute schon bestehenden Ladesäulen hat im Übrigen die Energiewirtschaft aufgebaut“, merkte Andreae an.
10-Punkte-Plan des BDEW
Damit der schnelle und stabile Ausbau des Ladenetzes gelingt, hat der BDEW einen 10-Punkte-Plan mit Empfehlungen für die Bundesregierung erstellt. Zentral sei, dass alle Akteure noch stärker Hand in Hand arbeiten. Das gelte insbesondere auch für die Flächenverfügbarkeit: Bund, Länder und Kommunen seien gefragt, die möglichen Flächen für neue Ladesäulen-Standorte kurzfristig und unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Zudem müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
Die private Ladeinfrastruktur biete trotz des Anstiegs an privaten Ladepunkten auch weiterhin großes Potenzial. „Ein noch ungehobener Schatz liegt beispielsweise beim Laden beim Arbeitgeber. Hierzu gehört die Ausstattung der Firmenfahrzeug-Inhaber mit einer Lade- statt mit einer Tankkarte. Oder eine einfache Regelung für die komplizierte Eigenstrom-Abgrenzung, die beim Arbeitnehmer mit PV-Anlage zu Hause nötig ist“, so der BDEW.
Entscheidend für eine klimafreundliche Mobilität sei auch ausreichend grüner Strom. Um den steigenden Bedarf zu bedienen, brauche es dringend einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Dass die Bundesregierung plant, 1000 Schnellladestandorte auszuschreiben, um den Hochlauf weiter zu beschleunigen, sei ein richtiger und wichtiger Schritt, erklärte der BDEW. Zentral seien hierbei drei Punkte: Das Programm müsse diskriminierungsfrei allen Marktteilnehmern unkompliziert offenstehen, das Ausschreibungsdesign müsse geklärt und das Programm rasch umgesetzt werden.
Gleichzeitig müsse für die Betreiber eine klare Wettbewerbsperspektive parallel zum 1000-Standorte-Programm gegeben sein. Das Programm werde den Bedarf nicht decken, daher müsse weiter massiv in Ladeinfrastruktur investiert werden. „Und wir brauchen ein Szenario, wie es nach dem Ende der Förderung bei der Schnellladeinfrastruktur weitergehen wird“, forderte der BDEW.
ID.alist meint
Ich glaube die wichtigere Zahl momentan ist, wie viele Karten braucht man um an alle diesen 40.000 Ladepunkte laden zu können?
Ich hatte bis jetzt keine Probleme eine Ladesäule zu finden, aber ich musste schon zur nächste Säule fahren, weil ich an der erst Beste mit meinen Karten nicht laden könnte.
wambo_13 meint
wirklich?
Als meine Zoe neu war(2019), bin ich einwenig durch die Gegend gefahren. Von Berlin nach Hamburg/Hannover/Frankfurt.
Bei einer reichweite bei rund 100-130km hab ich keine Säule gefunden die nicht mit ENBW/Maingau und im größten notfall die vattenfallKArte freischaltbar war.
Also im Normalfall haben 2 zu 95-99% gereich.
Stefan meint
Ich habe EnBW und Ladenetz. Ich war an Frankenhöhe Nord und dort habe ich die E-On-Säule nach vergeblichen Versuchen mit EnBW-App dann per Kreditkarte freigeschaltet. Auf die EnBW-Karte hat die Säule aber nicht reagiert. Auf den Autobahnen in BaWü ist dank EnBW das Netz viel dichter als z.B. auf der Bayrischen A6 oder A9 Nürnberg-Berlin.
Sebastian meint
Eine flächendeckende Massentauglichkeit von BEVs erreichen wir, wenn an jedem Discounter 4 dieser Säulen wie in dem Bild oben stehen. Wenn ein Auto parkt (daheim oder auf Arbeit) bitte ganz banale 3,7 kW Lademöglichkeiten anbieten. Für die Fernreisen sind wir aktuell schon gut versorgt… mit der EnBW App kann man eigentlich auf den üblichen Hauptrouten an JEDEM Rasthof und jeder BAB Tankstelle auch Strom erwerben. Auf Dauer muss das alles natürlich ausgebaut werden, aber da mache ich mir keine Sorgen.
Wenn der Dreiklang Arbeit-Wohnen-Einkaufen gut funktioniert, wird sich e-mobilität brutal etablieren. Die Anfänge wurden gemacht, jetzt gilt es die nächsten Jahre massiv auszubauen.
UweP meint
Es ist vor allem wichtig, das eine errichtete Ladestation auch zuverlässig funktioniert. Das ist notwendig für die Akzeptanz der E-Mobilität.
Viele Autos pendeln regelmäßig zwischen zwei Punkten, Arbeit und zu Hause. Wenn an einem Platz zuverlässig geladen werden kann, genügt das. Dann fehlen nur noch die Ladestationen für die Langstrecken…
MiguelS NL meint
Zu den aktuell rund 40.000 öffentlichen Ladepunkten kommen die Ladepunkten der BEV-Fahrer. Aktuell rund 345.000 BEV, ich schätze mindestens mindestens jeder zweite hat einen Ladepunkt zu Hause, im Büro…d.h rund 170.000 extra
Bis Ende des Jahres kommen da noch rund 200.000 hinzu.
D.h bis Ende des Jahres rund 400.000 Ladepunkte in D.
Bis Ende 2022 eine Million Ladepunkte. Anzahl Tankstellen aktuell rund 14.000
DerOssi meint
Da siehst du wie unausgereift BEVs sind, wenn den 45 Millionen ICEs 14 Tankstellen reichen… zumal jede Tankstelle auch ca. 6 Säulen bedeutet…
Oder was willst du uns mit deinem Vergleich sagen?
DerOssi meint
14.000 natürlich
Peter W meint
Der Vergleich hinkt. Wenn man jedem Verbrennerbesitzer unterstellt, dass er mindestens eine Steckdose hat, an der er seine 12 V-Batterie nachladen kann, dann haben wir 45 Millionen Ladestellen für Verbrenner plus 84.000 Zapfsäulen.
Dieser Vergleich macht aber keinen Sinn. Ein Vorteil des BEV ist doch, dass man es laden kann während es ohnehin rum steht.
DerOssi meint
@Peter W:
Ich tanke auch nur, wenn ich stehe ????
Ernst beiseite, natürlich hinkt der Vergleich, aber sag das MiguelS NL… er hat angefangen Ladepunkte den Tankstellen gegenüber zu stellen… das wollte ich ohm nur vor Augen führen
ElektroMat meint
Das heist das der jetzige Ausbau vollkomen reicht – Die 1Mio Ladepunkte die die Regierung 2010 beschlossen hat gehen auf die Annahme zurück das ein E-Auto nur 100km Reichweite schafft und mit ma 11KW laden kann – Das war Technik vor 11 Jahren. Die Weiterentwicklung in der Technik wurde nicht berücksichtigt. Ich hab im Umkreis von 30km hier am Land 1 BenzinTankstelle mit 8 Säulen zu der ich extra fahren muss. Strom hab ich zu Hause und im gleichen Umkreis hab ich ca. 20 Ladepunkte mit insgesamt etwa 100 Anschlüssen – davon momentan nur einer Belegt. Warum hier mehr Geld rein Pumpen? Wer soll die Säulen auslasten? Wenn die Säulen dauerbesetzt sind wird der Betreiber eh eine neue dazustellen um sich kein Geschäft entgehen zu lassen.