Die Post macht ihre E-Transporter-Tochter StreetScooter zum reinen Betreiber der Bestandsflotte, da sie keine wirtschaftliche Perspektive mehr für das 2014 übernommene Startup sieht. Im Februar hießt es, dass es nach längerer Suche nun mehrere Kaufinteressenten gibt, entschieden ist aber wohl noch nichts. Vorerst wird auch der Bau neuer StreetScooter weiterlaufen.
Gegenüber der Automobilwoche bekräftigte die Post, weiter die Stilllegung der Fertigung ihrer Nutzfahrzeug-Tochter zu planen, allerdings werde dies nun später erfolgen als bisher geplant. „Wir werden die Produktion beenden, wenn alle Fahrzeuge gebaut sind, die wir benötigen“, sagte ein Sprecher der Branchenzeitung. Gebraucht würden noch „mehrere Tausend“ Fahrzeuge.
Bereits 2020 war beschlossen worden, die Fertigung auch 2021 fortzuführen. Damals hieß es, dass es bei der Zulieferung von Teilen einige länger laufende Verträge gebe. Man produziere ausschließlich für eigene Zwecke und sichere so den internen Bedarf, hatte der Vorstandschef der Deutschen Post DHL Group Frank Appel erklärt. Zu den von Medien verbreiteten Spekulationen über verschiedene Kaufwillige schweigt die Post bisher.
Der Logistikkonzern hatte StreetScooter vor etwa sieben Jahren erworben, um seine Zustellflotte zu elektrifizieren. Seitdem wurden gut 14.000 Fahrzeuge gebaut. Der kompakte Elektro-Lieferwagen Work und dessen längere Version Work L wurden ab 2017 auch an Dritte verkauft. Die Einführung zusätzlicher Modelle, darunter in Kooperation mit Ford, war angedacht, dies wird aber wie der Vertrieb in Deutschland und Expansionspläne in andere Länder nicht mehr vorangetrieben. Die Post will in Zukunft von anderen Herstellern E-Transporter beziehen.
Der Kauf von StreetScooter ist für die Post bisher ein Verlustgeschäft. Die durch das Aus der Fertigung verursachten Abschreibungen wurden 2020 mit 400 Millionen Euro beziffert. Der Konzern hat wiederholt erklärt, kein Fahrzeughersteller sein zu wollen. Für StreetScooter wurde daher lange erfolglos nach einem Partner oder Käufer gesucht. Vor wenigen Wochen berichtete das Manager Magazin, dass es mittlerweile mehrere Interessenten für das Startup gibt.
Die aktuellen Kaufinteressenten soll der Hype um die Elektromobilität anziehen. Der chinesische Fahrzeughersteller Chery soll die StreetScooter-Produktion in die Volksrepublik verlagern wollen, um die derzeit noch recht kostspieligen elektrischen Lieferwagen günstiger zu bauen. Die drei anderen Bieter sollen Weiterentwicklungen erwägen, vor allem aber eine lukrative Platzierung am Kapitalmarkt im Visier haben.
Berliner-Ansichtskarte meint
Wenn ich mir den Streetscooter so ansehe, fällt auf, dass der Platz zwischen den Achsen gar nicht genutzt ist, die Batterie hängt „vorn“ drin, noch weiter vorn ist der Motor und davor noch eine Riesenschnauze. Der Streetscooter war ein Prototyp. Warum sieht der E-Transit E-Vito so ganz anders aus (eher wie der Diesel-Transit, bzw. Vito)?
Gleichmäßige Achslasten – Fehlanzeige. Der E-NV200 (NISSAN) machts doch vor – den gibts schon seit ca. 6 Jahren. Die 109PS scheinen etwas schwach (Leaf-Motor) aber er tut sein Ding. Der neue “ Diesel-Berlingo “ der Postfrau (weiter oben zitiert) verbraucht auf der Zustelltour demnächst wieder etwa 12lD /km bei den 200 Starts auf 75km.
Insgesamt verbrät der etwa 6mal mehr Energie, und das noch 100% fossil. Welches „Fossil“ diese Entscheidung getroffen hat, der gehört zur Renaturierung der Ölsandflächen in Kanada!
Absehbar, wie lange der Diesel bei diesen Einsatzzweck halten wird!
Das ist nicht nur „Risikoscheue“ bei der Post, sondern völliger Irrsinn. Einzige Lösung:
Endlich die CO2-Steuer auf den korrekten Wert anheben.
Vanellus meint
Da beschließt man die Einstellung der Produktion und stellt danach fest, dass Street Scooter langfristige Verträge mit Zulieferern hat?
Ach ja, das ist ja die „Freie Wirtschaft“, die immer als so effektiv und effizient gelobt wird.
Jürgen Seibel meint
Leider wieder mal eine Deutsche Totgeburt…
Nostradamus meint
Die Produktionszahlen zeigen ganz deutlich wie wenig dieses Fahrzeug den Kundenwünschen entspricht: in 7 Jahren nur 14.000 Fahrzeuge, das ergibt im durschnitt nur 2.000 Fzg. / Jahr! Für eine echt profitable Produktion das ist absolut unzureichend! Nach meiner Schätzung, für ein sicheres Profit es wäre notwendig ca. 10.000 Fzg. / Jahr. Wo ist der Fehler? Der Fahrzeugkonzept wurde, wahrscheinlich, aufgrund spezifischer Bedürfnisse der Deutsche Post gemacht. Für die anderen Kunden dieses Konzept ist offensichtlich nutzlos. Der Bau von den größeren Nutzfahrzeugen erfolgte mit Ford. Mit der Zeit hat Ford (vermutlich!) festgestellt, dass die e-Fahrzeuge ein lukratives Geschäft sind und hat die Kooperation mit StreetScooter abgesagt. Da die Deutsche Post keine Lust auf Weiterentwicklung eigenen Fahrzeugs hat, die beste und einzelne Lösung ist, diese Sparte zu verkaufen. In Deutschen Interessen liegt, dass diese Produktion in Deutschland bleibt! Das sollte der Hauptkriterium für den Käuferauswahl werden. Die Rolle Deutsche Politik: Der größte Konkurrent Deutscher Autoindustrie, Tesla, bekommt von Staat ein paar Milliarden Fördergelder – warum dann nicht ein Deutsches junge Unternehmen?
Sebastian meint
Die meisten Postler könnten eine Zoe nehmen oder die mit Päckchen einen e-Kangoo… bei mir hat die Postbotin letzte Woche von einem Berlingo Diesel auf einen….. ACHTUNG…. neuen Berlingo Diesel getauscht… In Deutschland gibt es mehr „Schläfer“ als im Islam.
Sebastian meint
Ergänzung: und mit dem Diesel fährt die gute Dame jetzt täglich max. 75 KM und hat täglich über 200 Starts im Motor.
Sebastian meint
Mir schleierhaft warum man die großen nicht offiziell kaufen kann, ich meine den Ford Transit Umbau! Kürzlich konnte ich mit einem DHL Fahrer ausgiebig sprechen und den Wagen anschauen… für viele Handwerker wäre das traumhaft, den fahren zu können. Die Fahrerkabine ist altbekanntes und bewährtes, der Kofferaufbau mit den Regalen wäre für hunderte Handwerksbetriebe direkt 1:1 übertragbar. Der DHL Fahrer meinte er käme im Alltag so ca. 170 KM weit… und die fahren wirklich wie der Henker…
Warum schlafen in Deutschland alle immer so?
Jörg Hielscher meint
Die Autos sind nicht schlecht, aber die Akkukapazität war von Anfang an unzureichend, da hätte es der doppelten oder dreifachen Akkugrösse bedurft, um die Fahrzeuge im Alltag ohne Probleme mit der Reichweite zu betreiben.
Thrawn meint
Meiner Meinung nach eine Erfolgsstory, die aber kaputt geredet wurde. Statt die Chancen zu erkennen und die Erfolge zu sehen, hat man immer Bedenken geäußert und auf die Probleme geschaut, welche zweifelsohne da waren, die aber bei einem derartigen Umbruch nichts Ungewöhnliches sind. Offensichtlich eine -mittlerweile- typisch deutsche Eigenschaft, wie in vielen anderen Dingen auch.
Das Ende vom Lied: die Innovation und die Entwicklung zur Serienreife, also der Aufwand, fällt in Deutschland an, dann kaufen es die Chinesen und ernten den Ertrag. Wie bei der Photovoltaik, Magnetschwebetechnik, etc. Bei der Windkraft ist das wahrscheinlich auch nur noch eine Frage der Zeit.
Heiko Bochem meint
Das entspricht auch ziemlich genau meinen Gedanken. Ich musste auch direkt an den Transrapid denken, welche heute ein toller und ökologisch sinnvoller Ersatz für Kurzstreckenflugzeuge und den heruntergedrosselten ICE4 (250 km/h) wäre.
Das Durchhaltevermögen fehlt hier einfach, sobald etwas Gegenwind kommt. Mit dieser Einstellung fliegen wir noch ordentlich auf die Nase.
Egon Meier meint
kommt es dir eventuell in den Sinn, dass der Transrapid eine fundamentale Fehlenwicklung war?
In China wurde seine Verbreitung auch eingestellt. Viel Geld versenkt in einen konzeptionellen Fehler.
VestersNico meint
„Der Kauf von Street-Scooter ist für die Post ein Verlustgeschäft“ – das ist nicht nur eine Lüge. 1) gar nicht großartig gekauft. 2) die ganzen behördlichen Auflagen zur Inbetriebnahme umgangen. 3) „man produziere ausschließlich für interne Zwecke und sichere so den eigenen Bedarf“ Zitat Frank Appel. Über Porsche-E-Fahrer Günter Schuh und seine Verbindungen sollte man sich mal schlau machen. Aber da liegt ja die Hand von diesem Schäuble drüber. Kotzen könnte man….
Egon Meier meint
„Meiner Meinung nach eine Erfolgsstory, die aber kaputt geredet wurde. Statt die Chancen zu erkennen und die Erfolge zu sehen, hat man immer Bedenken geäußert und auf die Probleme geschaut, welche zweifelsohne da waren, die aber bei einem derartigen Umbruch nichts Ungewöhnliches sind. Offensichtlich eine -mittlerweile- typisch deutsche Eigenschaft, wie in vielen anderen Dingen auch. “
kann .. aber muss nicht. Vielleicht war einfach das Konzept und seine Umsetzung mangelhaft. Auch in USA und China gehen jede Menge Projekte den Bach runter. Warum nicht auch bei uns.
Der Ideengeber war ein Prof. Schuh der – bei aller Sympathie – einiges falsch gemacht hat.
Dieses Konzept ‚mehr als 100km brauch man nicht‘ ist an der Realität gescheitert. Die Streetscooter haben viele Vorteile (meine Post-Paket-Menschen schwärmen von ihnen) aber die liegen im Fahrzeugaufbau und weniger im E-Antrieb.
Also… Projekte müssen scheitern dürfen und das ist nicht schlimm – manchmal nur schade.
Andi EE meint
Für mich ist dein Beitrag symptomatisch für den Zustand von Europa. Frag dich mal, was das Problem von all diesen Firmen ist …
Die arbeiten ALLE mit dem Geld vom Staat. Ich hebe den A … erst wenn der Staat zahlt. Risiko nehm ich schon mal gar nicht, weil die Börse böse ist, die Investoren böse sind, die böse Marktwirtschaft alles kaputt macht. Das Unternehmertum liegt in Europa einfach am Boden. Das ist der Grund, wieso wir keine Googles, Apples, Teslas, Microsofts, … haben. Ja es gibt Ausnahmen, aber nicht viele. Wieso ist die Solarbranche gestorben? Weil man nicht ewig subventionieren konnte. Die Unternehmen hätten doch genug Zeit gehabt ihre Produktion zu automatisieren. Dann hätten 2-3 Firmen in Deutschland überleben und produzieren können. Aber Automatisieren ist halt auch verpönt, wie kommt man da mit den Gewerkschaften klar. Es ist diese technikfeindliche Gesinnung hier. Sobald irgendwas in die Richtung da kommt der Datenschutz und die Gewerkschaft und der Unternehmer schreit nach dem Staat.
Von dem müssen wirklich wegkommen, sonst werden wir noch mehr technologisch noch mehr abgehängt, als wir es eh schon sind. Tragisch ist doch, dass der Professor mit Staatsgeldern das Fahrzeug entwirft (inkl. Studenten). Transrapid, Airbus, Arianespace … dass man diesen Dingen in Europa zujubelt, zeigt wie schlecht es ums Unternehmertum bestellt ist. Wie kann diesen Subventionsempfängern so zujubeln, das ist für mich ein Rätsel. Mit dem Geld vom Staat kann ich auch bequem den Ferrari entwickeln, wenn ich scheitere, ist doch egal, ich hatte ja quasi immer meinen Lohn aus dem Staatshaushalt. Das zeugt sich am Schluss dann auch im Produkt, gut entwickelt, aber meist sauteuer und ohne hohe Subventionen kaum konkurrenzfähig am Markt.
Das gute P/L-Verhältnis wird dir in der Marktwirtschaft aufgezwungen, sonst verkaufst du gar nichts. Wenn dir überall zugeschossen wird, dann lernt man es nie.